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"Bad Chess-Days"

Nach zuletzt vier erfolgreichen Runden fuhr eine recht junge Hamburger Auswahl nach Dielheim, um gegen den Gastgeber SV Hockenheim und dessen Reisepartner SG Trier zu spielen. Auf der Hinfahrt am Freitag Nachmittag wurden alle möglichen Themenfelder über Politik, Wirtschaft bis hin zur Steuerehrlichkeit besprochen. Als wir dann am Freitag Abend im Hotel Leo in Mühlhausen, einem Nachbardorf von Dielheim, angekommen waren, wurde sich neben dem Essen wieder voll auf Schach konzentriert.

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SV Hockenheim - HSK 5:3
Denn am Samstag um 14 Uhr warteten die starken Hockenheimer auf uns. Dass deren Nummer 1 Anatoly Karpov nicht aufkreuzen würde, dachten wir uns, aber gegen die sehr breit aufgestellte Mannschaft des Gastgebers waren wir trotzdem Außenseiter, auch wenn mir Sipke Ernst vor der Partie zuflüsterte "We have chances". Diese Chancen rechnet wir uns mit folgender Aufstellung aus: Robin van Kampen, Martyn Kravtsiv, Sipke Ernst, Rasmus Svane, Jose Fernando "Pepe" Cuenca Jimenez, Jonas Lampert, Thies Heinemann und Jonathan Carlstedt (eurem Berichterstatter). Und in der Tat, die Eröffnungsphase lief zu unseren Gunsten, an allen Brettern hatten wir zumindest aussichtsreiche Stellungen. Im Verlauf des Mittelspiels kippten aber an einigen Brettern die Bewertungen. So "musste" Thies nach normaler Eröffnung eine Figur spucken, ich konnte zwar eine Qualität gewinnen, musste dafür aber eine Menge Druck aushalten. Pepe konnte seine Partie gewinnen, Jonas ließ ein Dauerschach aus und musste relativ bald die Segel streichen. Sipke hatte sich gegen den Deutschen Nationalspieler David Baramidze eine sehr gute Stellung erarbeitet, während Rasmus gegen den anderen Nationalspieler Rainer Buhmann ein wenig unter Druck stand. Unsere Spitzenbretter hatten sehr starke Gegnerschaft, Robins Gegner, Carlsen-Bezwinger Saric, hatte auf ein Mal eine Qualität mehr und Martyns Partie war so unübersichtlich, dass ich keine Bewertung abgeben konnte. Allerdings war mein Tipp an Reinhard zu diesem Zeitpunkt, dass wir wohl 3:5 verlieren würden.
Robin musste nach zäher Verteidigung die Segel streichen, gleiches galt für Rasmus. Sipke hatte seine klar bessere Stellung zu einem wilden Durcheinander werden lassen, an dessen Ende die Punkteteilung stand. Bei der bereits erwähnten Niederlagen von Jonas und der zu erwartenden von Thies, lagen wir 1½:4½ hinten, während ich und Martyn noch spielten. In meiner Partie musste ich einen bangen Moment überstehen, als mein Gegner in Zeitnot hätte gewinnen können, danach spielte ich das Endspiel für meine Verhältnisse ganz gut, verpasste aber den entscheidenden Moment zum Gewinn. Selbigen verpasste Martyn nicht und so ging es, wie zwischenzeitlich prophezeit, 3:5 zu unseren Ungunsten aus. Leider setzte sich damit unsere schwarze Serie gegen Hockenheim fort, gegen die wir seit ihrem Aufstieg in keinem der jetzt fünf Wettkämpfe über drei Brettpunkte hinauskamen.
Beim anschließenden Essen beim Italiener wurde der Tag aufgearbeitet,. iIn diesem Moment fällt mir auf, dass aber auch hier Politik relativ häufig in unserem Themen-Portfolio auftauchte. Gut genährt und motiviert am nächsten Tag alles zu geben, ging es zeitig ins Bett bzw. an die Vorbereitung auf den sonntäglichen Gegner.

HSK - Trier

HSK - SG Trier 3½:4½
Während dieser Bericht entsteht sitzen Pepe, Robin, Jonas, Rasmus, unser Team-Captain Reinhard und ich im Zug auf der Rückfahrt beim mehr als sechsstündigen Blitz-Marathon. Bevor ich also zu ausführlicheren Berichten komme, kurz mein eigenes Ergebnis vorweg,: Eine bittere Niederlage, die viel zu früh feststand.
An den anderen Brettern, entwickelten sich spannendere Kämpfe und noch bevor ich meine Partie aufgab, hatte Jonas in 20 Zügen gegen den ungarischen GM Gonda gewonnen, diesmal gab es trotzdem zu kaum einem Zeitpunkt Grund zur Hoffnung. Zwar hatte Rasmus seinen Gegner schön mit Weiß überspielt, als aber Pepe an einer Stelle eine gute Fortsetzung verpasste, war die 3½:4½ Niederlage nicht mehr zu verhindern. Robin und Martyn an 1 und 2 spielten solide Remis, während Sipke an 3 leider seine Partie verloren geben musste. Nachdem also auch Pepe seine Partie verlor, war es mal wieder an Thies auf den vollen Punkt zu spielen. Allerdings gab es in der Stellung wirklich nichts mehr zu holen, als ein Remis.

In dieser Saison warten wir bisher noch auf das Quäntchen Glück,. dDie Matches in denen wir bessere Stellungen hatten, haben wir zwar wie in Rostock oder Hamburg gewonnen, aber häufig wendete sich das Blatt auch zu unseren Ungunsten, wie an diesem Wochenende oder in Katernberg. Beim abendlichen Essen in der Nähe des Hauptbahnhofs Mannheim, beim Warten auf den Zug, zu dem sich auch der sympathische englische Großmeister David Howell gesellte, beschlossen wir mit überwältigender Mehrheit am Abschlusswochenende gegen Baden Baden zu gewinnen, damit sollte auch dieses Wochenende vergessen sein :-)

Jonathan Carlstedt
 



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