HSK 14 vollendet Traumstart

HSK 14 gewann in der vierten Runde auch die vierte Begegnung am Stück. Dieses Mal gelang uns ein 5.5:2.5-Sieg beim schweren Auswärtsspiel in Marmstorf. Damit verteidigten wir die Tabellenführung und konnten den Vorsprung nach einem sehr überraschenden Ausrutscher von Topfavorit Pinneberg sogar vervierfachen. Statt einem halben trennen uns nun zwei BP vom ersten Verfolger aus Blankenese, es bleibt also weiterhin extrem eng und spannend in der Bezirksliga B.

Nachdem wir in den ersten drei Runden stets der Favorit waren, erwartete uns in Marmstorf zum ersten Mal ein gleichstarker Gegner. Der Gastgeber hatte in der letzten Runde gegen unsere Vereinskameraden von HSK 13 gewonnen und zwei Punkte mit nach Harburg entführt. Diese galt es nun in die Schellingstraße zurückzuholen, und so machten wir uns hochmotiviert auf den langen Weg nach Harburg. Unser Team bildeten dabei: Tom Wolfram, David Chyzynski, Philip Chakhnovitch, Felix Ihlenfeldt, Topscorer Boriss Garbers, Daniel Thung, Constanze Wulf und Kristina Reich; sie half bereits zum dritten und damit letzten Mal bei uns aus. In Zukunft werden wir leider ohne ihre tatkräftige Unterstützung auskommen müssen.

Für den ersten Schmunzler des Abends sorgte die Spielerpaarung am dritten Brett. Philip musste gegen einen seiner Dozenten an der Uni antreten und wir philosophierten den größten Teil der Hinfahrt darüber, welches Ergebnis sein Wohlwollen erregen würde. Wir einigten uns schließlich darauf, dass ein Sieg den besten Eindruck hinterlassen würde, wer Schach spielen kann, muss doch auch was im Kopf haben.

Es dauerte lange bis die erste Partie beendet wurde. Es ging schon steil auf 22 Uhr zu, als am 2. Brett das erste Ergebnis notiert wurde. David wählte mit Schwarz die Nimzowitsch Verteidigung und konnte die Eröffnung zunächst auch ausgeglichen gestalten. Dann aber schlich sich ein ungenauer Springerzug ein, der Weiß starke Initiative erlaubte. Doch anstatt diese in Ruhe auszunutzen, entschied sich Davids Gegner zu einem viel zu optimistischen Figurenopfer. Daraufhin zeigte David einmal mehr, warum er der wahrscheinlich zäheste Spieler im gesamten Kader von HSK 14 ist. Denn war das Figurenopfer auch inkorrekt, musste er es erstmal am Brett widerlegen können. Dies gelang David und er verteidigte sich zehn Züge lang absolut makellos. Doch als die gröbste Gefahr schon vorüber schien und sich nur noch Schwerfiguren auf dem Brett befanden, fand David nicht die entscheidende Ressource seiner Verteidigung und willigte in einer deutlich besseren Stellung in ein Remis ein. Eine Punkteteilung, die ich vor dem Wettkampf sofort unterschrieben hätte, war David doch 200 Punkte schwächer, die so aber nun etwas unglücklich war. 0.5:0.5

Am achten Brett gelang es Kristina, direkt in der Eröffnung einen Bauern zu gewinnen. Ihr Gegner war offensichtlich nicht völlig vertraut mit dem Paulsen Sizilianer und wählte die falschen Felder für die weißen Figuren. Im Rahmen des Bauerngewinns wurden zudem noch die Damen getauscht, Kristina befand sich also schon sehr schnell in einem sehr angenehmen Endspiel. Doch auch das musste erstmal gewonnen werden, doch ihr Gegner zeigte zwar Kämpferqualitäten, konnte am Ergebnis aber trotzdem nichts verändern. Kristina ließ nichts mehr anbrennen und sorgte für die erste Führung des Abends. 1.5:0.5

Doch diese sollte nicht lange Bestand haben. An Brett 6 entwickelte sich ein Anti-Meraner, jedoch erlaubte sich Weiß einige sehr seltsam aussehende Manöver am Damenflügel. Dadurch gelang es Danu, sich mit den schwarzen Figuren Vorteil zu verschaffen. Doch ähnlich wie am zweiten Brett, überschätzte auch er seine gute Stellung etwas und opferte eine Figur auf h3. Der darauffolgende Königsangriff sah zwar vielversprechend aus, hatte jedoch nicht die nötige Durchschlagskraft. Nachdem Danu die Damen tauschen musste, gab er schließlich auf. 1.5:1.5 Ausgleich.

Philip machte sich derweil daran, sein geplantes Vorhaben in die Tat umzusetzen. Die Eröffnung ergab ein angenommenes Damengambit mit etwas ungewöhnlicher Zugreihenfolge. So richtig Fahrt nahm die Partie aber erst auf, als Schwarz sich für die kurze Rochade entschied, komplett ohne schützende Figuren. Philip ließ sich nicht lange bitten und entkorkte den Grötzbachschen Spezialzug Lxh7+!. Danach fiel die schwarze Königsstellung in sich zusammen und Philip stellte die Führung wieder her. 2.5:1.5. Mit dieser überzeugenden Leistung sollte er sich doch, neben dem wichtigen Punkt, auch einen guten Eindruck für die Vorlesung gesichert haben.

Am Spitzenbrett entschied sich Tom in seinem ersten Saisoneinsatz für die Variante: e4 c5 Sf3 e6 g3. Diese Variante erfreut sich in der Jugend es HSK sehr großer Beliebtheit. Der Grund dafür ist, dass Lars Hinrichs mit ihr das Kunststück gelang, GM Vladimir Potkin (Elo 2600) einen halben Punkt abzunehmen. Und auch in dieser Partie schien sie zu fruchten, denn Schwarz war scheinbar nicht ganz so vertraut mit ihr wie Tom. So kam es, dass Weiß deutlichen Raumvorteil erobern konnte und die schwarzen Figuren schlecht koordiniert waren, während die weißen Steine hervorragend miteinander harmonierten. Dies konnte Tom bald in einen Bauerngewinn ummünzen, und auch danach blieb er weiter druckvoll. So gelang ihm einige Züge später ein Qualitätsgewinn, der schließlich zur Aufgabe des Gegners führte. Einstand nach Maß! Somit führten wir nun mit 3.5:1.5

Den entscheidenden Punkt holte, wie so oft in der Saison, Boriss am fünften Brett. In einer scharf geführten Pirc Partie mit Angriffen auf beiden Flügeln war der schwarze Angriff etwas zu zögerlich vorgetragen, und so gelang es Boriss, ihn erfolgreich abzuwehren. Seinen eigenen Angriff trug er dagegen mit größerer Konsequenz vor, konnte einen Bauern gewinnen und Schwarz in ein verlorenes Endspiel zwingen. Dort zeigte er einige technische Defizite, aber nichtsdestotrotz reichte es für den vorentscheidenden Punkt zum 4.5:1.5.

An meinem vierten Brett entwickelte sich eine typische Najdorf Partie. Lange gegen kurze Rochade und beide Seiten versuchen einen gefährlichen Königsangriff zu starten. Weiß wählte zu Beginn jedoch eine falsche Zugreihenfolge und so konnte ich klaren Vorteil erringen. In der kritischen Phase der Partie griff ich jedoch einmal dramatisch fehl und verspielte sämtliche Initiative. Diese ist jedoch grade bei Najdorf extrem entscheidend und so schaffte es mein Gegner einen Bauern zu gewinnen und mich in ein verlorenes Endspiel zu drängen. Lange Gegenwehr meinerseits änderte nichts mehr am Ergebnis und Marmstorf konnte noch etwas Ergebniskosmetik betreiben. Nur noch 4.5:2.5

Den Schlusspunkt setzte Constanze an Brett 7. Zunächst entwickelte sich ein sehr ausgeglichener Skandinavier, bis die Bedenkzeit von Constanze langsam knapper wurde. Da verlor sie etwas die Kontrolle über die Partie und hatte ein wenig Glück, dass ihr Gegner einige Chancen ausließ. Ein Gefallen, den sie nicht erwiderte. Den ersten Fehler von Schwarz nutzte sie direkt aus, um in deutlich besseres Endspiel abzuwickeln. Doch die immer knappe werdende Zeit sorgte für eine sehr wilde Endspielführung, wo beide Seiten einige Chancen liegen ließen. Am Ende behielt Constanze die Nerven und sorgte für den 5.5:2.5 Endstand. Damit gelang ihr der lang ersehnte erste (erspielte) Sieg für ihr neues Team. Ich gratuliere herzlich und bin mir sicher, dass noch viele folgen werden.

Nach diesem unterm Strich sehr erfolgreichen Mannschaftskampf steht eine längere Pause an. Und es gibt sicherlich keinen schöneren Ort diese zu verbringen als an der Tabellenspitze. Oder um es mit den lyrischen Worten eines Landesliga Spielers im Team zu sagen: Nirgendwo ist die Sonne heller als auf der Spitze des Berges. Mit diesem schönen Schlusswort verabschieden wir uns in die Frühjahrspause, um neue Kräfte für die schweren Aufgaben, die noch vor uns liegen, zu sammeln.



Felix Ihlenfeldt

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