HSK 29 zu Gast bei Altona/Finkenwerder, 7. Runde

Beim Altonaer Schachklub mussten wir zwei Stammspieler ersetzen. Solche Verluste können wir kaum auffangen. Schon gar nicht dann, wenn oben eingesetzte Spieler verhindert sind, was man am 0:8 gegen die SVg Blankenese 4 gut erkennen konnte. Denn wir bleiben unserer Linie treu, nur Stammersatz einzusetzen. Das waren heute Dietrich und – zum ersten Mal in dieser Saison – Regina.

Altona bestreitet seine Wettkämpfe in einem urigen Kellerzimmer unterhalb der Lesser-Passage. Die Spieler haben genügend Platz. Getränke gibt es kostenlos, ein sehr gastfreundlicher Verein. Die in der Verbands-Schachszene für Gesprächsstoff sorgenden Bilder mit freizügigen Motiven sind verschwunden.

Bereits 20.25 Uhr muss Wilhelm an Brett 2 etwas eingestellt haben, der Gegner stellte rasch seinen König vor die in Anfangsstellung zurück beorderten Figuren. 0:1. Um 21.00 Uhr erlitt Helmut an Brett 4 das gleiche Schicksal. Helmut merkt dazu an: „Mit Schwarz habe ich die Damenbauer-Eröffnung von Weiß gut überstanden. Im Übergang zum Mittelspiel habe ich die Chance zu einem verlockenden Springerangriff auf dem Damenflügel in ihrer möglichen Wirkung überschätzt und musste den Springer dann gegen einen angreifenden Bauern abtauschen. Alternativ dazu hätte ein Rückzug des Springers meinen ganzen Damenflügel nur unzureichend gedeckt der weißen Dame überlassen. Mein Figurenrückstand hat Weiß einen andauernden Angriff ermöglicht und führte bei mir zu weiterem Qualitätsverlust. Im Übergang zum Endspiel hatte Weiß einen ganzen Turm Vorsprung. Somit chancenlos habe ich das Spiel dann aufgeben müssen.“ 0:2

Wann Dietrich an Brett 7 in materialmäßig aussichtsloser Stellung das Spiellokal verließ, lässt sich nicht mehr feststellen, 0:3.

Regina war an Brett 8 einem drohenden (und zwingenden) Figurenverlust durch Fesselung ihres c6-Springers durch den Lb5 glücklich mit a6 und b5 entgangen. Sie konnte irgendwann ihrem Gegner einen Doppelbauern auf f3 verpassen, weil dieser auf f3 nicht mit der Dame wiedernehmen konnte. Dank der offenen g-Linie bekam sie starken Angriff. Sie hätte sich den von ihr gefangenen Turm einfach schnappen können und wäre in ein paar Zügen siegreich durchgedrungen. Doch lockte sie ein vermeintlich tödliches Schach mit ihrer Dame auf c2 – doch der Bauer des Weißen war leider noch vom La4 gedeckt. Sofortige Aufgabe und 0:4. Für eine Quasi-Anfängerin mit einstelliger Einsatzzahl dennoch nicht so schlecht als Einstand in der HMM.

Gegen 22.00 Uhr meldete mir Ole seinen Spielverlust an Brett 6. 0:5. Andreas sagt zu seinem siegreichen Spiel an Brett 5: „An Brett 6 kam die Weressow-Eröffnung aufs Brett, in der sich beide Spieler nicht auskannten. Zumindest zeigt die Analyse, dass abwechselnd nicht die besten Züge aufs Brett kamen. In der Folge wurden drei Leichtfiguren und die Damen abgetauscht. Spielentscheidend waren zwei schwache Züge meines Gegners (Züge 22 und 23), die mir einen Bauerngewinn in der h-Linie bescherten, zunächst zulasten eines Doppelbauern. Sogleich bot sich die Gelegenheit, den Doppelbauern mit zwingendem Läufertausch aufzulösen. So ergab sich nach 26 Zügen mit vier Türmen auf dem Brett eine 4:3-Bauernmehrheit für mich auf dem Damenflügel, mit rückständigem Bauer in der d-Linie. Auf dem Königsflügel hatten beide Spieler zwei verbundene Bauern. Ein Turmpaar habe ich sogleich in der e-Linie abgetauscht. Nach 30 Zügen stand ich also deutlich auf Gewinn. Nur habe ich mangels Spielpraxis nicht die Routine, den Vorteil problemlos zu verwerten. Mir kam sehr gelegen, dass ich auf der Suche nach der richtigen Fortsetzung (mein erster Plan, mit dem Turm in der h-Linie zu agieren, musste erkennbar scheitern) genügend Zeit hatte, weil mein Gegner nach ca. 15 Zügen regelmäßig vergaß, die Uhr zu drücken. Nachdem durch einen dritten Fehler von Weiß im Zug 39 mir ein weiterer Freibauer verblieb, in der Folge insgesamt zwei auf f6 und c4, gab mein Gegner nach 44 Zügen auf. Damit hatte ich gegen 22 Uhr auf 1:5 verkürzt.

Marianne schaffte es an Brett 7 nicht mehr, einen frühen Figuren-Einsteller wettzumachen. 1:6. Ich spielte noch und lehnte ein Remis-Angebot meines Gegners bei materiellem Gleichstand ab. Warum, und wie kam es dazu? In der Reti-Eröffnung passiert meist am Anfang nicht viel, der schwarze Spieler muss nur aufpassen, dass er nicht unnötig Tempi verliert. So war es auch hier: Wir tauschten früh Damen und Figuren, doch besetzte ich schnell mit Türmen offene Linien. Auf der vom lettischen Weltklasse-Trainer Zigurds Lanka sogenannten „Fressreihe“ (die siebte bzw. zweite Reihe) drohte ich Bauerngewinne, was seine Türme zu Verteidigern deklassierte. Nach einem Turmtausch floh sein König in die falsche Richtung, wo es – selbst bei reduziertem Material – kein Entkommen vor Turm, Bauern und Läufern geben konnte. Warum ich in der folgenden Stellung nicht den verheerenden Abzug Lf7+ mit Läufergewinn gespielt habe, wurde ich sogleich nach der Partie gefragt. Diesen (einzigen) Abzug ohne Turmtausch hatte ich nicht gesehen, doch hatte ich ohnehin vor, schneller, nämlich mit Errichtung eines Mattnetzes, zu gewinnen und mich daher schon innerlich auf einen Zug festgelegt, und zwar auf welchen?

Diagramm

Richtig! Ganz einfach Tg8. Dann kann ich ruhig Ld3 und Le2 ein Matt mit Th4 vorbereiten, sein Läufer muss ja f3 verlassen, sonst geht er nach dem drohenden Abzug verloren. Sein Turm kann nicht rechtzeitig helfen. Stünde er schon auf c7, wäre alles anders. Als ein paar Züge später mein Turm auf g4 stand und sein König auf h3, gab mein Gegner auf. 2:6 um 22:55 Uhr.



Dr. Dieter Floren

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