"Da wird doch nichts mehr schief gehen, da kann
selbst ich zum anfeuern kommen!" meinte Carlstedt-Fan Rolf Sander, der
heute zu Besuch kam. Vor Jahren noch mit Familie Carlstedt durch die
norwegischen Wälder gezogen, nun wollte auch Rolf zeuge werden, wenn
Jonathan seine letzte Norm holt. Und tatsächlich sieht es mehr als gut
aus. Mit einem erneuten Schwarzsieg in der Tarrasch-Variante, diesmal gegen
Malte Colpe ist Jonathan nun bis auf einen Punkt (aus den letzten 4 Runden) an
die Norm herangerückt. Auch wenn natürlich noch einige schwere
Brocken auf dem Programm stehen und der junge Mann sicher nicht zu früh
jubeln wird, es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn das noch schief
gehen sollte.
Enger wird es dagegen schon für Niclas Huschenbeths Turnierziel, die
dritte GM-Norm! Nach der Niederlage in Runde 2 gegen Jonny schienen die
Träume schon fast geplatzt, aber der Deutsche Meister steckte nicht auf,
sondern griff noch wütender an und fand so in die Erfolgsspur. In den
letzten 3 Runden gab es gegen die drei Großmeister nur Siege und
plötzlich scheinen 3 / 4 in den letzten Runden nicht mehr ganz
unwahrscheinlich. Gestern ging es in einer Sizilianischen Kampfpartie gegen
Zigurds Lanka wieder hoch her. Um Zug 20 herum lehnte Niclas ein Remisangebot
seines Gegners ab und zeigte damit wieder einmal seine kämpferische
Einstellung, die ihm schon viele Erfolge beschert hat.
Die erste beendete Partie war das Kampfremis zwischen Steve Berger und Klaus
Berg, die sich eine sehr scharfe Partie lieferten und auch in der Analyse noch
nicht ganz klar darüber waren, ob dass denn jetzt alles so korrekt gewesen
war. Großmeister Karsten Müller, der heute und morgen die
Partiekommentierung übernommen hat, hat einige interessante Anregungen
gefunden, die für Spieler und Zuschauer sicher lehrreich sein werden.
Unglücklich läuft das Turnier bisher für Jens Ove Fries Nielsen,
der wie schon gegen Jonathan, jetzt auch gegen Dorian Rogozenco sehr gut
Chancen ungenutzt verstreichen ließ und diesmal sogar am Ende ganz mit
leeren Händen da stand. Dorian hat mit 3,5 Punkten jetzt die Verfolgung
der beiden Führenden aufgenommen und wird sicher noch ein gehöriges
Wort um den Turniersieg mitsprechen.
Auch wenn zwischendurch vielleicht ein wenig mehr drin war, ist das
erkämpfte Remis von Arne gegen GM Igors Rausis sicher als Erfolg zu
werten. In der Eröffnung völlig überrascht fand der junge
Hamburger aber doch ein gutes Konzept gegen den ungewöhnlichen schwarzen
Aufbau und hatte ein paar Mal vielleicht sogar Chancen auf Vorteil zu spielen.
2 / 5 sind für Arne in diesem starken Feld auf jeden Fall in Ordnung, auch
wenn er sich selbst sicher mehr vorgenommen hat.
Im B-Turnier ist Hauke Reddmann als Topfavorit seiner Favoritenrolle mehr als
gerecht geworden und in der vorletzten Runde ist ihm sogar eine Partie
gelungen, die seinen hohen Ansprüchen gerecht wurde. Heute geht dieses
Turnier zu Ende und der 1. Platz ist Hauke nicht mehr zu nehmen. Um Platz 2
wird hingegen noch gekämpft.
Im C-Turnier war Kevin Mike Hopson gestern drauf und dran den Führenden
Peter Rädisch vom Thron zu stoßen, aber selbst zwei Mehrbauern
konnten Peters Widerstandskraft nicht brechen und am Ende hatte er sich ein
wichtiges Remis erkämpft. Eine hübsche Kurzpartie gelang Alexander
Baberz, der gegen Niels Ladda die erste Französischpartie seines Lebens
spielte und taktisch die bessere Übersicht behielt. Auch hier wird heute
die letzte Runde gespielt, bevor fast alle Spieler sich morgen nach Bergedorf
stürzen, nicht nur, um dort wieder beim GM-Turnier zuzuschauen, sondern um
selbst beim RAMADA-Cup an die Bretter zu gehen.
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