Die Zuschauer waren heute zuerst etwas enttäuscht.
"Wo sind die Spieler?" fragte Michael Richter, IM aus Berlin und
Leiter eines Chessbase-Seminars im Ramada-Hotel. In der Tat waren heute nur
drei von 5 Tischen besetzt. Klaus Berg konnte seine Partie gegen Dorian
Rogozenco heute nicht spielen und musste aus gesundheitlichen Gründen
aufgeben. Schade für das ganze Turnier, aber es ging einfach nicht mehr.
Klaus wird sich morgen auf den Heimweg nach Dänemark machen und dort das
Krankenhaus aufsuchen. Hoffen wir auf positive Nachrichten und dass wir Klaus
bald wieder gesund und gut gelaunt, wie wir ihn kennen, in Hamburg
begrüßen dürfen! Auch Dorian hätte seinen Sieg
natürlich lieber am Brett erkämpft, aber manchmal kann man es einfach
nicht ändern.
Die zweite nicht in Bergedorf stattfindende Partie wurde bereits am Vormittag
im HSK Schachzentrum zwischen Igors Rausis und Steve Berger ausgetragen.
Aufgrund eines Mannschaftskampfes in Tschechien musste Igors seine Runde
bereits vorspielen und duellierte sich in einer französischen Partie mit
Steve über drei Stunden lang. Am Ende konnte keine der beiden Seiten mehr
Fortschritte erzielen, so dass das Remis unterschrieben wurde. Steve machte
sich nach der Partie auf nach Bergedorf und kam gerade rechtzeitig, um Jonathan
Carlstedt zum nächsten Remis zu gratulieren.Zigurds Lanka wollte die
Eröffnungskünste im Carlstedtschen Drachen nicht antesten und
unterbreitete ein frühes Friedensangebot. Doch für die Partie morgen
gegen Dorian hat Jonathan angekündigt bis zum letzten Blutstropfen
kämpfen zu wollen, es wird also noch mal spannend im Rennen um den
Turniersieg.
Dass es wirklich sehr spannend wird, dafür sorgte Niclas Huschenbeth, der
gegen Malte Colpe eine weitere Partie gewinnen konnte. Malte überraschte
Niclas mit dem altehrwürdigen Jänisch-Gambit "Da hast Du mich
ganz gut erwischt!" war Niclas nach der Partie mit dem
Eröffnungsverlauf nicht ganz zufrieden. Aber im Laufe des Mittelspiels
übernahm der Deutsche Meister immer mehr die Kontrolle und setze am Ende
mit Dh7 noch einen hübschen taktischen Nadelstich. Dieser Sieg bedeutet
für Niclas, dass nur noch ein einziges Remis zur Erreichung einer letzten
Großmeister-Norm fehlt. In der letzten Runde geht es gegen Steve Berger
mit Schwarz, mal schauen, ob Steve noch einmal die Nerven testen will.
In der längsten Partie des Tages trafen Arne Bracker und Jens-Ove
Fries-Nielsen aufeinander. In einem Holländer sahen sich beide nach der
Eröffnung leicht im Vorteil, aber nach ein paar ungenauen Zügen
konnte Jens-Ove doch die Initiative an sich reißen und letztlich
gewinnen. "Das ist ein tolles Turnier. Ich bin mit meinem Ergebnis noch
nicht ganz zufrieden, aber ich habe gemerkt, dass ich mit diesen Gegnern
mithalten kann. Ich brauche mehr Praxis gegen diese Kategorie!" zog Arne
bereits nach acht Runden ein kleines Fazit für sich.
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Morgen früh um 10 Uhr geht es also in die letzte
Runde. Niclas Huschenbeth wird sicher nicht nur nach dem wichtigen halben Punkt
streben, sondern auch mit einem Auge schauen, was Dorian gegen Jonathan
fabriziert, denn neben den Normen gibt es ja auch noch Geldpreise zu gewinnen,
und die Lorbeeren für den Turniersieg hätte er sicher auch gern.
Jens-Ove und Zigurds werden noch eine Partie ganz ohne Druck spielen, und Malte
Colpe und Arne Bracker werden sicher noch einmal alles geben, um zumindest
dieses Prestigeduell für sich zu entscheiden.
Ein schönes Turnier geht zu Ende. Der Autor dieser Zeilen bedankt sich an
dieser Stelle bei allen seinen Helfern, vor allem Jakob und Philipp Balcerak,
Karsten Müller und Matthias Bach, die sich bereit erklärt haben, die
Partien des Turnieres zu kommentieren! Die Anmerkungen von Matthias zu den
Partien Bracker - Fries-Nielsen und Huschenbeth - Colpe sind übrigens als
Live-Kommentare entstanden, nicht computergestützt und daher kaum
fehlerfrei, dafür aber direkt aus dem Kopfe eines HSK Meisterspielers
entsprungen. Viel Spaß damit
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