4. Runde: Harter Kampf um Turniersieg und Normen
Bevor wir die 4. Runde darstellen, ist ein Rückblick auf die 2. Runde erforderlich: Haben wir einen frevelhaften Versuch gemacht, Stefan Breuer seinen verdienten Sieg im Bauern-endspiel gegen Sven Bakker noch streitig zu machen? Jedenfalls haben wir seinen letzten Zug, der Sven zur Aufgabe veranlasste, verdorben. Hier die Korrektur:
49.c3! [49.c4 Mit diesem Zug beendeten wir die Partie bei ihrer flüchtigen Eingabe für das Bulletin der 2. Runde, doch zu unserem Glück haben wir aufmerksame Leser. Stefan Breuer bestand auf seinem Partiezug 49.c3 der gewinnt, während Schwarz nach 49.c4 49...bxc4 50.Kxc4 Kd6 51.Kb5 Ke5 dem weißen König ein totes Rennen liefert!; 49.c3 Kb6 50.c4 bxc4 51.Kxc4 Kc6 52.Kb4 Kd5 und Schwarz kommt zu spät, daher Aufgabe] 1-0
Stefan Breuer knüpfte in seiner Partie der 4. Runde mit Schwarz gegen Dennes Abel an diese Endspielleistung an. Er lehnte im 24. Zug ein Remisangebot seines jungen Landsmanns (1 ½ aus 3) ab und spielte ein gleiches Endspiel auf Gewinn, das wenige Züge später zu einem Schwerfigurenendspiel, dann zu einem Turmendspiel wurde, in dem er weiter Druck machte und schließlich den entscheidenden Bauern gewann. Ob Dennes die Partie nicht doch hätte halten können, wird GM Karsten Müller beurteilen, wenn er hoffentlich am Freitag zum ersten Mal nach seiner Erkältung unser Turnier besucht. Seine Grüße gelten allen Teilnehmern, besonders Dennes, der bei ihm hätte wohnen sollen. Mit diesem Sieg wahrt Stefan Chancen auf eine IM-Norm, verlangt allerdings sind nun 4 aus 5 ...
Auch Evgueni Chevelevitch kam mit seinem ersten Sieg gegen Martin Breutigam auf 2 aus 4 und muss nach seinem schwierigen Start ins Turnier die angestrebte Norm noch nicht ganz abschreiben. Schon in der Eröffnung gewann er nach einem ungenauen Zug Martins durch eine kleine Kombination einen Bauern und ließ sich die Partie nicht mehr aus der Hand nehmen.
10...Sd7? ermöglichte 11.Sxd5! Sc5 12.Sxc7+ Dxc7 13.dxc5 Td8 14.De4 Sxe3 15.Dxe3 Lxc5 16.De2 und Schwarz hat keinerlei Kompensation.
Trotz seiner Niederlage in einem für meine Augen fast gleichen Turmendspiel hat Wolfgang Pajeken nach vier Runden noch die besten Chancen auf eine IM-Norm. Heute allerdings musste er sich Michael Kopylov beugen, der die aktiveren Positionen seines Turms und seines Königs meisterhaft nutzte, um Schwächen zu schaffen und einen Bauern zu gewinnen. Auch der Versuch eines aktiven Gegenspiels rettete nichts.
21.Kf2 f5 22.Ke3 fxe4 23.Kxe4 Kf6 24.f4 h5 25.Tc8 b4 26.Tf8+ Kg7 27.Tb8 Tc7 28.Txb4 Tc2 29.Kf3 Tc5 30.Ta4 a5 31.Ke4 Kf6 32.b3 e6 33.dxe6 Kxe6 34.g3 d5+ 35.Kd4 Kd6 36.Kd3 Kc6 37.f5 gxf5 38.Tf4 Tc1 39.Txf5 Ta1 40.a4 h4 41.gxh4 Td1+ 42.Kc3 Tc1+ 43.Kd4 Td1+ 44.Ke5 Td3 45.h5 Txb3 46.h4 Te3+ 47.Kf6 Te4 48.Kg5 Te8 49.h6 d4 50.h7 Td8 51.Txa5 d3 52.Tf5 d2 53.Tf1 Td5+ 54.Kg4 Td4+ 55.Kg3 Td3+ 56.Kg2 Td8 57.Td1 Th8 58.Txd2 Txh7 59.Kg3 Ta7 60.h5 Txa4 61.h6 Kc7 62.h7 Ta8 63.Th2 Th8 64.Kf4 Kd7 65.Kg5 1-0
Die Turnierstrategie unserer beiden dänischen Schachfreunde, gestern trotz der beiden Doppelrunden eher einen ruhigen Tag zu verleben, scheint sich bewährt zu haben. Heute schlugen sie beide zu.
Zur ersten Entscheidung trug allerdings Jens-Ove Fries-Nielsens Gegner Frank Sawatzki bei, der gegen die Pirc-Verteidigung schon in der Eröffnung viel Zeit verbrauchte, die ihm dann in der kritischen Phase fehlte, so dass es statt zu einem möglichen Remis durch Zugwiederholung zu einem schnellen Zusammenbruch kam:
Mit 21.Dxd6 hatte Frank einen Bauern erobert, aber offenbar die schwarzen Konterchancen nicht richtig eingeschätzt: 21...Dg5 22.g3 Se5 23.Te3? [23.h4 Sf3+ (23...Dg4 24.Te3 Sh5 25.Kg2 Sf4+=) 24.Kf1 Sh2+ 25.Kg1 Sf3+=] 23...Sxh3+ 24.Kg2 Sxf2! 25.Tde1 Td8 26.Dc5 Dh5 0-1
Klaus Berg hatte mehr Arbeit, um zu einem ganzen Punkt zukommen. Sven Bakker hatte wieder Caro-Kann gespielt und ein ausgeglichenes Turmendspiel erreicht, das eigentlich kaum zu verlieren war. Auf unserer Homepage hatte ich Sven gestern schon zum Klassiker ernannt, hatte er doch in Merijn van Delfts Training "Lernen von den Klassikern" seinen Endspielsieg gegen Michael Kopylov, den der Trainingskreis vorher miterlebt hatte, kommentiert. Nun müsste er vielleicht eine Trainingsveranstaltung zum Turmendspiel vorbereiten - die Bedeutung dieses Endspiel-Typs hat die 4. Runde wieder einmal eindrucksvoll unterstrichen. Aber vermutlich brauche vor allen anderen ich diese Lektion dringend, bin ich mir doch meiner Aussagen zu den drei Turmendspielen nicht allzu sicher.
Nach vier Runden liegen drei Internationale Meister vorn: Die Normenjäger habens schwer in unserem starken Feld - und am Donnerstag, 19. Oktober, um 16 Uhr haben sie alle in der 5. Runde starke Gegner, aber folglich auch die Chance, die Führung zu erobern:
Breutigam | - | Abel | |
Fries-Nielsen | - | Chevelevitch | |
Bakker | - | Sawatzki | |
Pajeken | - | Berg | |
Breuer | - | Kopylov |
Am Freitag, 20. Oktober, gibt es wieder eine Doppelrunde um 10 und um 16 Uhr, am Sonnabend wird um 16 Uhr, am Sonntag um 10 Uhr gespielt. Am Wochenende spielt auch die Frauen-Bundesliga im HSK Schachzentrum. Das HSK Team und sein Reisepartner SK Doppelbauer Kiel treffen auf den Meister und den Vizemeister (u.a. mit Elisabeth Pähtz).
(Text: Christian Zickelbein)