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6. Runde:  Michael Kopylov und Klaus Berg an der Spitze

Der Freitag, 20. Oktober, stellt noch einmal hohe Anforderungen an alle Teilnehmer: Die zweite Doppelrunde ist angesagt. Alle saßen pünktlich um 10 Uhr an den für die 6. Runde aufgebauten Brettern und nahmen gefasst die Ankündigung entgegen, dass sie am Wochenende der FBL weichen und die letzten beiden Runden im Jugendraum spielen müssen, der bisher als Analyseraum genutzt wurde. Meine Andeutung, dass die große Form, zu der Schachspieler manchmal erst bei der Analyse auflaufen, sich dem genius loci entsprechend gleich auf die Turnierpartien übertragen könnte, wurde mit einem freundlichen Lächeln quittiert.
Christoph Engelbert brachte heute seine Gäste, unsere dänischen Freunde Jens-Ove und Klaus, zur Runde und lieferte eine weitere Erklärung für ihre gute Form: Jens-Ove hat heute schon 13 km Jogging hinter sich, und sonst gehört der Fußweg von 6 km vom HSK Schachzentrum zu seinem Domizil zu ihrem täglichen Programm, wohlgemerkt: hin und zurück! Das erinnert mich an Artur Jussupows Spaziergänge von Altona zum Patriotischen Gebäude in der Innenstadt, in dem er 1991 unser SKA-Turnier (vor Matthias Wahls) gewann.

  Teilnehmer Pkte   Teilnehmer Pkte Ergebnis
1 Abel, Dennes (2½) - Kopylov, Michael (3½) ½ - ½
2 Berg, Klaus (3½) - Breuer, Stefan (2) ½ - ½
3 Sawatzki, Frank (2) - Pajeken, Wolfgang (2½) 1 - 0
4 Chevelevitch, Dr. Evgueni (2½) - Bakker, Sven (1½) ½ - ½
5 Breutigam, Martin (1½) - Fries-Nielsen, Jens-Ove (3½) 1 - 0

Rangliste

Rg Teilnehmer ELO S R V Pkte SoBerg
1. Kopylov, Michael 2469 3 2 1 4.0 10.75
2. Berg, Klaus 2392 2 4 0 4.0 10.25
3. Fries-Nielsen, Jens-Ove 2380 2 3 1 3.5 11.00
4. Chevelevitch, Dr. Evgueni 2431 1 4 1 3.0 8.75
4. Abel, Dennes 2286 1 4 1 3.0 8.75
6. Sawatzki, Frank 2386 2 2 2 3.0 8.00
7. Breutigam, Martin 2387 2 1 3 2.5 8.50
8. Breuer, Stefan 2330 2 1 3 2.5 7.00
9. Pajeken, Wolfgang 2360 2 1 3 2.5 6.00
10. Bakker, Sven 2237 1 2 3 2.0 7.00

11.05 - die erste Entscheidung, Michael Kopylov und Dennes Abel meinen es offenbar gut mit dem Chronisten und ermöglichen ihm eine frühe Arbeit am ersten der beiden heute fälligen Bulletins … Schon nach neun Zügen bot Michael mit Schwarz Remis, Dennes versuchte mit 10.g3-g4 noch eine kleine Drohgebärde, aber vier Züge später schickte er sich in die Turnierstrategie des Meisters, Kraft für die Runde am Nachmittag zu sparen und ein Remis mit Schwarz auch gegen den Turnier-Youngster als gutes Resultat zu werten.

Auch die zweite Partie endete mit einem Remis, denn Evgueni Chevelevitch erreichte nichts gegen Sven Bakkers Caro-Kann, der schnell vollen Ausgleich bekam, so dass Evgueni nach 24 Zügen Remis anbot.

 Die erste Entscheidung erreichte Frank Sawatzki, der Wolfgang Pajekens Remisangebot im 10. Zug ablehnte, dann seinen Angriffsläufer gegen einen Springer tauschte, um aufgrund der besseren Entwicklung seiner Figuren den isolierten Bd5 belagern und gewinnen zu können. Mit 3 aus 6 wahrt Frank theoretisch die Chance auf eine Norm, allerdings hat er für die nächsten drei Punkte nur noch drei Partien … Nach glänzendem Start mit 2 ½ aus 3 stellte Wolfgang eine bittere lange Rochade aufs Brett, gleichwohl ist er guten Mutes: „Wann ist das nächste Turnier? Ich bin dabei!“

Klaus Berg sah ich gegen Stefan Breuer nach dessen freiwillig eine schwierige Stellung hinnehmenden Eröffnungsbehandlung (1.d4 d6 2.e4 e5) klar in Vorteil, doch er spielte für mein Gefühl recht vorsichtig und hatte zwar immer einen kleinen Vorteil, der aber letztlich nicht zum Sieg reichte, weil sich Stefan ausgezeichnet verteidigte:

18...Sf6 [18...Sxf2 19.Sxf2 Lc5 scheitert an 20.La3] 19.Scxe5 Sxe5 20.Lxe5 Lxe5 21.Txe5 Td6 22.Tde1 Sd7 23.T5e3 Tf6 24.g3 g5 25.Kg2 a5 26.T1e2 b6 27.Te4 Td5 28.h4 h6 29.hxg5 hxg5 30.g4 Sc5 31.Sxc5 Txc5 32.Te5 Txe5 33.Txe5 Tg6 34.Kf3 Tg8 35.Ke4 Kf6 36.Tb5 Td8 (=) 37.f4 gxf4 38.g5+ Ke7 39.Kxf4 Td4+ 40.Ke3 Tg4 41.c4 Kd6 42.Kf3 Tg1 43.Kf2 Tg4 44.Kf3 Tg1 45.Kf2 ½-½

Die längste Partie lieferten sich die beiden Meister Martin Breutigam und Jens-Ove Fries-Nielsen, für die das Turnier bisher ganz unterschiedlich gelaufen war. Die kritische Stellung der Partie ergab sich nach 20 Zügen, als Jens-Ove mit g7-g5 die Öffnung der f-Linie und sich auf f5 einen schwachen Bauern einhandelte. Martin ließ sich diese Chance nicht entgehen, gewann zunächst einen Bauern, dann das Endspiel und erhielt das Lob seines fairen Gegners, der sich selbst mit der Ansage Mut machte, dass nun das Gewinnen wieder leichter falle. Tatsächlich hat Jens-Ove zum ersten Mal die Führung abgegeben - an Michael Kopylov und Klaus Berg, der die dänische Fahne weiter hochhält.

20...g5 21.f4 exf3 22.Txf3 Sd7 23.Sc3 Sc7 24.Txa8 Sxa8 25.Df2 De6 26.Se2 Dg6 27.Se1 Sc7 28.Sg3 f4 29.exf4 gxf4 30.Txf4 Txf4 31.Dxf4 Se6 32.Dd6 Sdf8 33.Dxc6 Db1 34.Dc3

34...Sxd4 35.Dxd4 Dxe1+ 36.Sf1 Da5 37.b4 Da2 38.Se3 Db1+ 39.Kf2 Se6 40.Dxd5 Db2+ 41.Kg1 Db1+ 42.Sf1 Kf7 43.b5 Ke7 44.h3 Db2 45.Sg3 1-0

Das Rennen um den Turniersieg ist noch völlig offen, IM-Normen sind nur noch für drei Spieler möglich - mit drei Siegen aus drei Partien. Wer soll das schaffen!?

(Text: Christian Zickelbein)

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