Zurück

7. Runde: Keine Normen für die Normenjäger

  Teilnehmer Pkte   Teilnehmer Pkte Ergebnis
1 Fries-Nielsen, Jens-Ove (3½) - Abel, Dennes (3) ½ - ½
2 Bakker, Sven (2) - Breutigam, Martin (2½) 0 - 1
3 Pajeken, Wolfgang (2½) - Chevelevitch, Dr. Evgueni (3) ½ - ½
4 Breuer, Stefan (2½) - Sawatzki, Frank (3) ½ - ½
5 Kopylov, Michael (4) - Berg, Klaus (4) ½ - ½

Rangliste

Rg Teilnehmer ELO S R V Pkte SoBerg
1. Kopylov, Michael 2469 3 3 1 4.5 15.50
2. Berg, Klaus 2392 2 5 0 4.5 14.25
3. Fries-Nielsen, Jens-Ove 2380 2 4 1 4.0 14.50
4. Abel, Dennes 2286 1 5 1 3.5 12.75
5. Chevelevitch, Dr. Evgueni 2431 1 5 1 3.5 12.00
6. Breutigam, Martin 2387 3 1 3 3.5 11.75
7. Sawatzki, Frank 2386 2 3 2 3.5 10.75
8. Breuer, Stefan 2330 2 2 3 3.0 9.50
9. Pajeken, Wolfgang 2360 2 2 3 3.0 8.50
10. Bakker, Sven 2237 1 2 4 2.0 8.00

Nach sieben Runden ist die Normenjagd abgeblasen, aber gekämpft wird weiter. Die vier Remisen der 7. Runde lassen in der Ergebnisliste die spannenden und dramatischen Auseinandersetzungen in fast allen Partien nicht erkennen, deshalb brauchen wir wie immer ein paar Stellungsbilder in unserem hastigen Bulletin - und die Partien verdienten eine genauere Analyse, als wir sie hier, selbst mit der Hilfe von Fritz 9, bieten können. Allenfalls gelingen uns erste Hinweise. Was in der Analyse möglich ist, haben wir ahnen können, als wir einen Augenblick zuschauen konnten, als Karsten Müller - zum ersten Mal zu Besuch bei unserem Turnier - zum niedersächsischen Duell zwischen Stefan Breuer und Frank Sawatzki anregte und die beiden Kontrahenten darstellten, was alles sie gesehen, aber nicht aufs Brett gebracht hatten.

Nur eine Partie war schnell beendet, die beiden Spitzenreiter Michael Kopylov und Klaus Berg trennten sich nach 12 Zügen auf Bobby Fischers Spuren friedlich und behaupteten auf diese Weise ihre gemeinsame Führung, weil ihr Verfolger Jens-Ove Fries-Nielsen nicht gewinnen konnte, obwohl er mit seinen Springern sehenswert die Qualität gewonnen hatte und mit Dame und Turm in die schwarze Stellung eingedrungen war, weil Dennes Abel sich aggressiv und einfallsreich verteidigte:

Nach dem letzten Zug 24.Sd5 folgte in der Diagrammstellung 24...Dg6 25.Sc7 Te7 26.Sf5 Txe4 27.Txe4 Dxf5 28.g4 Dg6 29.f5 Df6 30.Se8 Db2 31.Lh4 Sg5 32.Lxg5 hxg5 33.Sxd6 Sf6 34.Sc4 Dxc2 35.Txd8 Sxe4 36.Sd2 Dc5+ 37.Kg2 Sf6 38.Sc4 Sd5 39.De8 b5 40.Td7

40...bxc4 41.Dxf7+ Kh7 42.Dh5+ Kg8 43.Df7+ Kh7 44.Dh5+ Kg8 45.Df7+ ½-½

Wie Dennes Abel verlor auch Frank Sawatzki durch die Remise gegen seinen Landsmann Stefan Breuer in der schon erwähnten Partie die letzte theoretische Normchance: "Nicht geschoben, aber trotzdem Remis!" waren Stefans Worte, als er mir die Partieformulare brachte. Hier die Stellung, in der die beiden die Kampfhandlungen einstellten und eine von vielen Varianten, die sie überlegt und dann doch lieber nicht gespielt hatten:

Frank nahm Stefans Remisangebot nach 21.Le3 an, doch Karsten Müller sah in der folgenden Variante, als ich sie mit Fritz 9 prüfte, doch noch gewissen Chancen für schwarze „Versuche“: 21…Te7 22.d4 Tce8 23.dxc5 Dxa2 24.Ld4 Te2 25.Df3 Lxd4+ 26.Txd4 Txb2 27.Td7 f5 28.Txb7 Txh2 29.Txa7 Dxa7 30.Dd5+ Df7 31.Dxf7+ Kxf7 32.Kxh2 ½-½

Mehr als Gewinnchancen hatte Wolfgang Pajeken gegen Evgueni Chevelevitch in der Stellung, in der er sich nach einer groß gespielten Partie für Dauerschach entschied.

Nach 25...g4 folgte in der Diagrammstellung 26.Txc8 Lxc8 27.fxg4 hxg4 28.Sxg4 Lxg4 29.hxg4 Sxg4 30.Lxg4 Txg4 31.Tf3 Sg6 32.De2 Kg8 33.Th3 Tg5 34.Th5 Lf6 35.Txg5 Lxg5 36.Dg4 Kh7 37.Lf2 Lh4 38.Lxb6 De8 39.Sc3 Le1 40.a4 Db8 41.Dd7+ Kh6 42.Lc7 Df8 43.Lxd6 Df6 44.De6 Dg5 45.Se2 f3 46.Dh3+ Sh4

47.De6+ [47.Kf1 fxe2+ 48.Kxe1 Df4 49.Kxe2 Dxe4+ 50.De3+ Dxe3+ 51.Kxe3 Sf5+ 52.Ke4 Sxd6+ 53.Kxe5+-] 47...Sg6 48.Dh3+ Sh4 49.De6+ ½-½

Die einzige Entscheidung fiel in der Partie zwischen Sven Bakker und Martin Breutigam. Als ich die folgende Diagrammstellung bei einem sehr flüchtigen Besuch im Turniersaal auf dem Brett entdeckte, sah ich zwar die Möglichkeit, den angegriffenen Tc4 zu opfern, aber ich hielt es für ein Notopfer, aber es war eine echte Chance oder führte sogar zu besserem Spiel für Schwarz:

Nach dem letzten Zug 29.Ld3 ging es in der Diagrammstellung so weiter: 29...bxa3 30.Lxc4 axb2 31.e3 Le6 32.Lxe6 fxe6 33.exd4 a3 34.Kg2 [34.Ta1 bxa1D 35.Txa1 Ta8 36.Ta2] 34...a2 35.Tb1 axb1D 36.Txb1 Tb8 37.Kf3 Kf7 38.Ke3 Ke7 39.Kd3 Kd6 40.Kc3 Kd5 41.Txb2 [41.f3] 41...Txb2 42.Kxb2 Kxd4 43.Kc2 Ke4 44.Kd2 Kf3 45.Ke1 Kg2 0-1

Mit seinem zweiten Sieg heute scheint Martin die persönliche Wende im Turnier geschafft zu haben, während Sven weiterhin die rote Laterne mit sich herumschleppen muss. Zum Glück braucht er nur über die Straße - und wird mit einem großen Topf Nudeln getröstet.

Harte Rechner könnten das Turnier aufgrund der verpassten IM-Normen für einen Misserfolg halten. Wir sehen es anders: Alle Teilnehmer liefern sich spannende Partien, es herrscht eine gute Atmosphäre - und Wolfgang Pajeken hat trotz seiner langen Rochade in den letzten Tagen Lust auf das nächste Turnier. Und wenn sich auch die Niedersachsen bei uns wohl fühlen, werden wir sicher noch viel zusammen machen können.

(Text: Christian Zickelbein)

Zurück