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9. Runde: Dänischer Doppelsieg

  Teilnehmer Pkte   Teilnehmer Pkte Ergebnis
1 Bakker, Sven (2) - Abel, Dennes (4) ½ - ½
2 Pajeken, Wolfgang (3) - Fries-Nielsen, Jens-Ove (5) ½ - ½
3 Breuer, Stefan (3½) - Breutigam, Martin (4½) ½ - ½
4 Kopylov, Michael (4½) - Chevelevitch, Dr. Evgueni (4) ½ - ½
5 Berg, Klaus (5) - Sawatzki, Frank (4½) ½ - ½

Fünf Remispartien in der letzten Runde täuschen auf den ersten Blick: Fast alle Partien wurden ausgespielt. Mit der letzten Partie verteidigte Klaus Berg den dänischen Doppelsieg gegen Frank Sawatzki, der alles versuchte, mit einem Sieg statt Klaus doch noch zu Jens-Ove Fries-Nielsen aufzuschließen. Die Helden waren also auch am letzten Tag nicht müde, aber die Turnierorganisatoren sind’s und fassen sich heute entsprechend kurz. Morgen werden wir einen genaueren Blick auf die letzte Runde werfen, und natürlich werden wir auch einen abschließenden zusammenfassen Turnierbericht veröffentlichen. Wir danken den Teilnehmern, dass sie angekündigt haben, mit einigen Analysen seine schachliche Qualität zu steigern. Und wir danken allen noch einmal für das zugleich freundschaftliche und kämpferische Turnier, mit dem sie die Hamburger Zuschauer begeistert haben. Frank Sawatzki sagte zum Abschied, es sei das schönste Turnier gewesen, an das er sich erinnern könne. Wir hoffen auch auf eine Fortsetzung der von Karsten Müller initiierten Kooperation mit dem Niedersächsischen Schachverband, für dessen Förderung des Turniers ich im Namen des Klubs noch einmal Dank sage. Persönlich möchte ich außer allen Teilnehmern besonders zwei Mitgliedern des Klubs danken, die mir während des ganzen Turniers zur Seite gestanden haben: Ohne unseren Webmaster Gerd Joppe am Computer und Vladimir Loupatty in Haus und Küche hätte ich selbst die schöne, aber auch arbeitsreiche Woche nicht durchgehalten.
Mein Schlusswort für die täglichen Rundenberichte, geschrieben am 22. Oktober, stelle ich nun an den Anfang eines nur kurzen Rückblicks auf das Turnier, der sich nicht an jeden vor ein paar Monaten gefassten Vorsatz hält, sondern sich in nur äußerst knapper Darstellung auf die Tabelle verweist, nicht einmal die einzelnen Teilnehmer charakterisiert oder besser mit einer Partie vorstellt, die sie für uns analysiert haben.

Rangliste

Rg Teilnehmer ELO S R V Pkte SoBerg
1. Fries-Nielsen, Jens-Ove 2380 3 5 1 5.5 23.00
2. Berg, Klaus 2392 2 7 0 5.5 22.75
3. Kopylov, Michael 2469 3 4 2 5.0 22.50
4. Breutigam, Martin 2387 4 2 3 5.0 21.25
5. Sawatzki, Frank 2386 3 4 2 5.0 21.25
6. Abel, Dennes 2286 1 7 1 4.5 20.75
7. Chevelevitch, Dr. Evgueni 2431 1 7 1 4.5 20.25
8. Breuer, Stefan 2330 2 4 3 4.0 17.00
9. Pajeken, Wolfgang 2360 2 3 4 3.5 13.75
10. Bakker, Sven 2237 1 3 5 2.5 12.00

Dürfen wir aufgrund der Tatsache, dass keiner der Teilnehmer die IM-Norm von 6,0 Punkten aus 9 Partien erreicht hat, annehmen, dass nicht einmal die Internationalen Meister auf ihrem Niveau gespielt haben? Müssen wir gar einen Misserfolg des Turniers feststellen? Wer Turniere allein unter dem Aspekt der in ihnen erzielten Normen betrachtet, könnte auf diese Idee kommen, doch halte ich solche Wertung für ganz falsch. Das Feld war eben sehr ausgeglichen und hat fast auf einem Niveau gespielt, was auch in dem geringen Abstand von nur einem Punkt von Platz 1 bis 7 zum Ausdruck kommt, so dass sich keiner entscheidend absetzen konnte und der Turniersieg lange offen war. Vier Internationale Meister und drei FIDE-Meister schenkten sich und den „Normenjägern“ nichts: Es wurde (fast in allen Partien) hart gekämpft und intensiv miteinander analysiert, Partien und Analysen fanden das Interesse der Kiebitze. Es ist ein Jammer, dass wir hier keine der Partieanalysen veröffentlichen können, die uns unsere niedersächsischen Schachfreunde geschickt haben. Sie spiegeln nicht nur die kämpferische Einstellung der Teilnehmer wider, sondern zeigen auch die selbstkritische Haltung gegenüber der eigenen Leistung und Fairness gegenüber der Leistung des Gegners - und deshalb wäre aus diesen Analysen einiges zu lernen, was für die Entwicklung junger Schachspieler bedeutungsvoll ist.

Christian Zickelbein

 

Breutigam,Martin (2387) - Fries-Nielsen,Jens-Ove (2380) [A84]
[Breutigam]

1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sf3 c6 4.e3 f5 5.Ld3 Sf6 6.0-0 Ld6 7.b3 De7 8.Lb2 0-0 9.Dc1 Der geplante Abtausch der schwarzfeldrigen Läufer ist gegen den Stonewall-Aufbau bekanntlich ein strategisches Standardverfahren; anschließend sollen die dann schwach gewordenen dunklen Felder im schwarzen Lager ausgebeutet werden. 9...a5 10.La3 Lb4 Diesem Zug schickte Jens-Ove sein erstes Remisangebot hinterher. Er führte, glaube ich, zu diesem Zeitpunkt schon die Tabelle an, während ich ganz unten herumhing. Klar, dass ich ablehnen musste, zumal nach meinen bis dahin gezeigten Leistungen. 11.Lxb4 axb4 12.c5?! Dem Bauern b4 auf diese Weise die Rückendeckung abzuschneiden, ist zu plump. Ich hatte Jens-Oves starke Antwort einfach nicht gewürdigt. Besser war [12.a3 Se4 13.Db2 mit leichtem Vorteil.] 12...Sfd7! Weil nun f5 gedeckt ist, steht e5-e4 nichts im Wege. 13.Dd2 e5 14.Le2 e4 15.Se1 Die Stellung ist etwa ausgeglichen. Schwarz muss sich um seinen Damenflügel kümmern, andererseits gibt ihm der Bauer e4 gewissen Raumvorteil. Einen direkten Königsangriff bräuchte Weiß aber nicht zu fürchten, weil ja der schwarzfeldrige Angriffsläufer schon vom Brett verschwunden ist. 15...b6 16.cxb6 Sxb6 17.Sc2 La6 18.Lxa6 Sxa6 19.a3 bxa3 20.Txa3

20...g5? Verfehlte Aktivität. Nun wird der Punkt f5 schwach. Besser war [20...Sc7 21.Db4 Sc8! mit gleichem Spiel.] 21.f4! Der Vorstoß f5-f4 musste natürlich gestoppt werden. 21...exf3 22.Txf3 Sd7 23.Sc3 Sc7 24.Txa8 Sxa8 25.Df2 Nun zeigt sich, dass Schwarz den f-Bauern nicht mehr lange halten kann. 25...De6 26.Se2! Der soll nach g3. 26...Dg6 [Oder 26...Kg7 27.Sg3 Kg6 28.Se1 nebst h2-h4 und ggf. Se1-d3.] 27.Se1 Sc7 28.Sg3 f4 29.exf4 gxf4 30.Txf4 Txf4 31.Dxf4 Se6 32.Dd6 Sdf8?! Verliert einen weiteren Bauern. Längeren Widerstand ermöglichte [32...Sef8] 33.Dxc6 Db1 34.Dc3 Sxd4 35.Dxd4 Dxe1+ 36.Sf1 Da5 37.b4 Da2 38.Se3 Db1+ 39.Kf2 Se6 40.Dxd5 Db2+ 41.Kg1 Db1+ 42.Sf1 Kf7 43.b5 Ke7 44.h3 Db2 45.Sg3 Schwarz gab auf, denn auch das Springerendspiel nach [45.Sg3 Dd4+ 46.Dxd4 Sxd4 47.b6 wäre chancenlos, z.B. 47...Kd6 48.Se4+ Kc6 49.Sf6 h6 50.Kf2 Kxb6 51.Kg3 Kc6 52.Sg8 h5 53.Kh4 Se6 54.g3 Sg7 55.Kg5 und Sg8-f6xh5.] 1-0

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