B 2: Die Chaosgruppe - eine Turniergeschichte
Gewonnen hat diese kleinste Gruppe
unseres Turniers, gestartet mit zehn, angekommen am letzten Spieltag mit nur noch sechs
Teilnehmern - eigentlich gewonnen? - Florian Lezynski. Dass man die Tabelle hinter der
offiziellen Endtabelle auch anders lesen könnte, zeigt ein Blick auf die chaotische
Geschichte dieser Gruppe, an deren Beispiel unsere (meine) Einladungs- und
Zulassungspraxis zum Klubturnier wirklich überprüft werden muss.
Zum offiziellen Meldeschluss hatten wir 23 für die B-Klasse mit Fug und Recht
spielberechtigte Teilnehmer. Die Turnierordnung schreibt mit ihrem realistischen Zeitplan
für den Herbst Gruppen mit zehn Teilnehmern vor. Drei ausschließen, überreden, in der
C-Klasse zu spielen? Einigen Talenten in der höheren Spielklasse eine Chance geben? Ein
paar Anträge auf Zulassung - es lagen genug vor, sie aber rissen neue Löcher in die
Gruppen der C-Klasse - annehmen? Gäste einladen, die das Niveau der B-Klasse (bestimmt
auch für die ELO-Auswertung) halten oder gar steigern könnten? Gäste müssten
vermutlich früher und offener eingeladen werden, aber auch so könnte das grundsätzliche
Problem der Gruppenstrukturen nicht gelöst werden. Wir haben also versucht, drei
annähernd gleichstarke B-Gruppen zu bilden und die berechtigten Teilnehmer durch
Zulassungen zu ergänzen.
Aber ausgerechnet in der B 2 am Freitag war dieses in früheren Jahren erfolgreiche
Verfahren fatal. Zunächst zog Karin Chin vom SC Diogenes ihre Zusage zurück, als die das
Teilnehmerfeld sah: Sie hatte gehofft, nicht vor allem gegen Jugendliche spielen zu
müssen, die sie in vielen Jugendturnieren ohnehin schon trifft. In der Tat fehlte die
richtige Mischung. Der Versuch, Karin durch Johnny Kjetzae zu ersetzen, glückte nur eine
Runde lang. Nach einer sang- und klanglosen Niederlage in 23 Zügen gegen Alice Winnicki,
die ihn 5 ELO- und 15 DWZ-Punkte kostete, meldete auch er sich wieder ab. Da
warens nur noch neun.
Ricardo Quibael und Oliver Klewin, beide aus der C-Klasse korrekt aufgestiegen, kamen
immerhin auf zwei Partien, aber beide schieden mit ½ aus 2 aus dem Turnier aus. Mit
Ricardo habe ich nicht gesprochen, Oliver war aus beruflichen Gründen - er arbeitet nicht
in Hamburg - auf den Freitag als Spieltag angewiesen und musste passen, als ihm zu viele
Freitag-Partien abgesagt wurden. Da warens nur noch sieben (von
elf, genau gerechnet), und sie mussten ihre verbliebenen Partien spielen, ohne dass noch
ein Gefühl von einem Turnierzusammenhang aufkommen konnte: Lücken im festgelegten Plan
der Ansetzungen für jede Runde aufgrund der Rücktritte, darüber hinaus
Partieverlegungen führten dazu, dass jeder sein eigenes Turnier spielte - oder eben nicht
mehr spielte. Als es wegen einiger verlegter Partien immer enger wurde, sah auch Janina
Maria Stejskal (mit 2 aus 5) keine Möglichkeit mehr, ihre Klausuren im Abiturjahr mit den
in knapper Zeit zu erledigenden restlichen Partien zu vereinbaren und trat zurück, zumal
ihr aufgrund der Rücktritte auch eine Gewinnpartie aus ihrem Turnierresultat gestrichen
werden musste. Da warens nur noch sechs, denn Janina hatte aufgrund
der Streichungen in der Tat gegen die verbleibenden Teilnehmer weniger als die Hälfte der
Partien gespielt, obwohl sie insgesamt - wäre alle zehn im Feld geblieben - schon mehr
als die Hälfte, nämlich fünf, gespielt hatte.
Dass auch Janina aus der Wertung genommen werden musste, freute den späteren
Turniersieger, denn auch Florian Lezynski hatte gegen sie verloren. Mit 5
aus 7 statt 4 ½ aus 5 läge er immer noch vor, obwohl die Spielerin, der sogar drei
Partien und damit die Hälfte ihres Scores, nämlich 2 ½ aus 3, gestrichen werden
mussten, nämlich Alice Winnicki mit 5 aus 8 zumindest auf dieselbe
positive Punktzahl gekommen war. Und relativ am besten stünde Haroutioun Dalakian
da: Mit 3 aus 5 hätte er, hätte er alle Partien spielen können, vielleicht noch
gewinnen können. Dazu allerdings hätte er seine derzeitige Neigung, mit Remisen an ELO-
und DWZ-Punkten zu gewinnen - in diesem Turnier + 11,80 und +43 - überwinden und die
restlichen Partien wirklich gewinnen müssen. Aber sie fanden ja nicht statt. Gewonnen
also hat Florian Lezynski, verloren hat in dieser Gruppe das Klubturnier, dessen
geschriebene und ungeschriebene Regeln bedacht und dann, ggf. in einer neuen Fassung,
wieder von allen beachtet werden müssen.
Außer Haroutioun hat auch Philipp Müller mit 2 ½ aus 3 (zuzüglich einer weiteren gestrichenen Gewinnpartie) an ELO- und DWZ-Punkten zugelegt (+3,50 und +35). Er wird zufriedener sein als Phil Wiese, der als ELO-Jäger an den Start ging, aber nur die halbe Strecke laufen konnte. Er hat sich sein erstes Klubturnier sicher anders vorgestellt. Was er aber an DWZ-Punkten eingestellt hat (-43), hat er sich bei seinem vorzüglichen Travemünder Open vermutlich zurückgeholt.
Die Datenbank des Turniers bietet bisher 16 der 30 nach der Tabelle zu erwartenden tatsächlich gespielten Partien. Dennoch ist es nicht einmal die Hälfte, denn sie enthält auch Partien, die aus der Tabelle gestrichen sind. Unsere Absicht, die Partien ausnahmslos zu erfassen, um sie für eine gute Berichterstattung und auch zu Trainingszwecken zu nutzen, ist also nur partiell verwirklicht worden. Auch andere Gruppen, in denen regelmäßig gespielt worden ist, weisen übrigens eine ähnliche Diskrepanz - abgesehen von den D- und E-Klassen, die Olaf Ahrens betreut hat - auf. Die Ordnung der Partieformulare, wie wir sie beim Schachfestival geleistet haben, hat hier offensichtlich gefehlt. Wir haben also Anlass, darüber nachzudenken, wie die Organisation des Klubturniers verbessert werden kann, indem die Kommunikation derer, die das Turnier als Verantwortliche begleiten, mit den Teilnehmern, aber auch untereinander verbessert werden kann. Unser Klubturnier hat seit dem Bestehen des HSK Schachzentrums eine Größe, dass ein ehrenamtlicher Schachwart allein die Aufgabe, es an inzwischen drei (!) Spieltagen zu leiten, nicht erfüllen kann. Er braucht ein Team, in dem jeder nicht nur bestenfalls seinen eigenen Job sieht, sondern die Ambition hat, gemeinsam mit den anderen im Team für die besten Rahmenbedingungen des Turniers und für eine gute Atmosphäre zu sorgen. Dann werden auch die Turnierteilnehmer die erwartete Zuverlässigkeit entwickeln und die Organisationsaufgaben wieder erleichtern.
Aber natürlich wurde auch in der B 2 Schach gespielt, wie die Datenbank belegt. Ich möchte die persönliche Leistung des Turniersiegers nicht schmälern, indem ich feststelle, dass er in den fünf gewerteten Partien viermal Weiß hatte und in der einzigen Schwarzpartie gegen den Zweiten verloren hat, sondern mein Hinweis auf die ungleiche Farbverteilung aufgrund der vier Rücktritte soll die Problematik eines solchen Turniers unter sportlichem Aspekt noch einmal verdeutlichen. Mit ein paar Zitaten von zwei Kombinationen aus der Datenbank der Gruppe will ich im Gegenzug zeigen, wie Florian Lezynski seine jungen Kontrahenten in den vier Weißpartien, für die er insgesamt nur 116 Züge brauchte, bezwungen hat. Bei Bedarf könnten noch zwei nachgeliefert werden
ChZ
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