C 3: Bericht des selbstkritischen Turniersiegers
Der erste Blick auf die Tabelle der
Gruppe C3 scheint eine klare Sprache zu sprechen, doch ging es in dieser Gruppe sehr viel
knapper zu, als man aus der Tabelle entnehmen kann. Sehr viele Hängepartien führten
dazu, dass die Tabelle lange Zeit wenig Aussagekraft besaß.
Sieger wurde mit 7,5 Punkten aus 8 Partien Milton Fernandes. Was
letztendlich souverän aussieht, war nicht so klar: Wegen der Hängepartien musste Milton
noch gegen Dr. Hanns Schulz-Mirbach und Helmut Jürgens spielen und in der letzten Runde
gegen Ralf Blittkowsky. In einer sehr interessanten Partie erspielte sich Milton früh
einen Mehrbauern gegen Schulz-Mirbach - nur um dann in der Folgezeit in eine sehr
eingeengte Stellung gedrängt zu werden, die Schulz-Mirbach eigentlich in ein Endspiel mit
Qualitätsvorteil und besserer Bauernstruktur hätte führen können. Doch dieser bot dann
überraschend Remis, was sofort angenommen wurde. Gegen Helmut Jürgens sollte dann die
Turnierentscheidung fallen, als dieser inkorrekt eine Figur opferte und dann auch verlor;
dass Ralf in der letzten Runde nicht erschien, sei hier nur eine ärgerliche Randnotiz.
Zweiter mit 6 Punkten aus 8 wurde Dr. Hanns Schulz-Mirbach. Er spielte
ein für ihn typisches Turnier: sehr solide Partieführung und keine einzige Niederlage.
Für den ersten Platz reichte es nicht ganz, da er vielleicht zu oft Remis spielte und
vielleicht die eine oder andere Partie - wie die gegen Milton - hätte auskämpfen
müssen. In allen anderen Partien gelang es ihm sonst immer, mit klarem Vorteil in das
Endspiel abzuwickeln, da er Ungenauigkeiten im Spiel seiner Gegner zumeist ausnutzte. Doch
auch für ihn hat es zum Aufstieg gereicht.
Mit 2 Siegen, 4 Remisen und einem kampflosen Sieg und einer kampflosen Niederlage
erspielte sich Ralf Blittkowsky den dritten Platz. Lange Zeit sah es so
aus, als sei der Turniersieg nur über Ralf zu vergeben, denn bis Mitte des Turniers hatte
er den Platz an der Sonne inne. Doch zu viele Unentschieden führten dazu, dass
Schulz-Mirbach an ihm vorbeizog. Ein etwaiger Sieg gegen Milton hätte ihm aber noch den
zweiten Platz bescheren können, doch sein Nichtantreten - aus welchen Gründen auch immer
- verhinderte dies.
Einen sehr guten vierten Platz sicherte sich Helmut Jürgens. Mit nur
drei Niederlagen brachte er es auf 4 Punkte. Gestärkt durch viele Teilnahmen am
Klubturnier ließ ihn sein Gespür für Stellungen selten im Stich: grobe Schnitzer
wurden, wie in der Partie gegen Stefan, sofort ausgenutzt und der Sieg eingefahren.
Maurice Prager ist denkbar schlecht in das Klubturnier gestartet: 0 aus 3
gegen die drei Ersten der Endtabelle warfen ihn weit zurück, so dass die begehrten
Aufstiegsplätze früh außerhalb der Reichweite zu sein schienen. Doch ab dann spielte
Maurice stark und eilte von Sieg zu Sieg. In der Partie gegen Helmut, in der »nichts los
ist«, verlor er - durch die WM-Auslosung abgelenkt (?) - dann gegen einen direkten
Konkurrenten um die oberen Plätze. 50% sind respektabel, doch für ihn wohl zu wenig,
außerdem musste ihm der Sieg gegen Karlheinz aus der Wertung genommen werden
Mit 3 Siegen gegen die Plätze 7 bis 9 erreichte Werner Haak den 6.
Platz. Er selbst sieht den Turnierverlauf so: »Den Start in der C-Klasse hatte ich mir
nicht erspielt und wie ich schnell gemerkt habe, war ich in einer starken Gruppe gelandet.
Im Rückblick war das Turnier für mich dann in bester Tradition ein Kampf gegen den
Abstieg. Es stellten sich wieder alle Fehler ein, über die man sich so gerne ärgert:
Bauern eingestellt, Gespenster gesehen usw. Klassisch war z.B. ein Plan, in dem ich ein
Grundlinienmatt berücksichtigen musste. Mitten in der Ausführung habe ich dieses Matt,
obwohl es nicht stimmte, als möglich angesehen und die Partie verloren gegeben. In den
letzten Runden habe ich aber doch noch in das Turnier hineingefunden und wenigstens die
entscheidenden Punkte gegen den Abstieg erspielt. Ich habe das Turnier einmal zum Anlass
genommen, meine DWZ-Entwicklungskurve aufzuzeichnen und festgestellt, dass ich auf einem
Niveau um 1500 angekommen bin, das ich vor ca. 4 Jahren erreicht hatte, allerdings aus
einer anderen Richtung. Die Kurve sieht ein wenig aus wie der Mont Blanc aus einer
bestimmten Perspektive. Danach würde es jetzt tief hinunter ins Tal gehen. Der Gipfel
entstand allerdings in Travemünde 2004 und in den folgenden Mannschaftskämpfen Anfang
2005. Zu der Zeit stimmte einfach vieles und dies ist heute eigentlich wieder so. Es
bleibt also spannend, wie immer«.
Lars Hammann spielte ein durchwachsenes Turnier. Gut gestartet befand er
sich weit oben in der Tabelle und punktete dabei mehr als gut gegen die obere Hälfte;
seine relativ hohe Feinwertung unterstreicht dies. Das leichtere Restprogramm
sollte ihm dann aber zum Verhängnis werden: Gegen die untere Hälfte punktete er
erstaunlich wenig. Für die kampflose Partie gegen Milton entschuldigte er sich am
nächsten Tag, die Wohnungssuche ließ ihn die Partie versäumen. Platz 7 ist vielleicht
ein bisschen enttäuschend nach dem guten Start, aber nächstes Jahr ist sicher mit Lars
zu rechnen, wenn er denn in Hamburg bleibt.
Stefan Puttfarken
erspielte sich mit 2,5 aus 8 einen DWZ-Anstieg um 70 Punkte. Das Turnier war für Stefan
sicherlich nicht einfach, war er doch derjenige mit der niedrigsten DWZ, doch mit ein
bisschen mehr Glück und einem etwas breiteren Eröffnungsrepertoire wäre mehr drin
gewesen; so aber blieb es beim Punkt gegen Lars, Remis gegen Ralf und dem Kurzarbeitssieg
gegen Andrej.
Als einziger ohne Sieg belegt Andrej Martens den 9. Platz. Er ist nicht
mit seinem Abschneiden zufrieden, da das Resultat nicht gerade seine Ambitionen
unterstreicht. Von seiner Zahl und seiner Turniererfahrung her hätte er viel weiter vorne
landen müssen, doch immer wieder verstellten Ungenauigkeiten in der Figurenführung (und
zwei kampflose Niederlagen!) den Weg dorthin. So blieb es dann bei 1,5 Punkten unter
anderem mit den Achtungserfolgen gegen Schulz-Mirbach und Helmut, gegen die er jeweils ein
Remis holte und sein Können hatte aufblitzen lassen können.
Der eigentlich 10. Teilnehmer Karlheinz Sauer, der nur zwei Partien
spielte - Sieg gegen Helmut Jürgens und Niederlage gegen Maurice Prager - sorgte für
große Verwirrung, da keiner wusste, ob er noch spielt oder aus dem Turnier ausgestiegen
ist. Nun wurde er (und seine Partien) letztendlich aus dem Turnier gestrichen
Milton Fernandes
Partien (pdf-Format)