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Markus Lindinger ist Klubmeister
Der Turnierverlauf in der A-Klasse

Meine Teilnahme am Klubturnier 2006 in der A-Klasse wurde erst durch den Vorstand ermöglicht, der meinen Antrag auf einen Platz in dieser Gruppe annahm. Dafür möchte ich zunächst allen Beteiligten herzlich danken! Selbstverständlich war dies keinesfalls, da sich auch andere starke Spieler beworben hatten. Ich hätte sonst in der B-Klasse spielen müssen, wäre dort dann aber als ELO- bzw. DWZ-Favorit in einer unbequemen Lage gewesen, da man eigentlich mehr verlieren als gewinnen kann, wenn nach oben keine Luft mehr ist. Umso mehr ziehe ich den Hut vor Markus Lindinger, der diese Rolle in der A-Klasse innehatte und ihr auch voll gerecht wurde: Markus wurde Klubmeister mit einem vollen Zähler Vorsprung. Rein rechnerisch war dies acht Tage vor Turnierende allerdings noch nicht entschieden. Neben Markus hatten Björn Bente, Michael Lucas und der Verfasser dieses Artikels in diesem Stadium noch Titelchancen. Nach meiner klaren Niederlage gegen Markus am 7. Dezember war dann aber doch für alle offensichtlich: Der stärkste Spieler ist verdient Meister geworden. Ich darf dies wohl auch im Namen der anderen Mitspieler feststellen. Noch einmal herzlichen Glückwunsch, Markus!

Es hatte sich schon frühzeitig eine Hackordnung gebildet, die bis zum Schluss erhalten bleiben sollte. So hatten sich an der Tabellenspitze die bereits genannten vier Spieler nach drei oder vier Runden etwas abgesetzt, während die übrigen sechs Teilnehmer sich um Platz fünf ein spannendes Rennen zu liefern begannen. Dieser Eindruck wird untermauert durch die in der Abschlusstabelle ausgewiesenen Punktestände: Zwischen Platz fünf und Platz zehn betrug der Abstand gerade einmal 1,5 Punkte, während zwischen Platz fünf und Platz vier bereits ein voller Zähler lag. Zwischen Platz fünf und Platz drei gab es sogar 1,5 Punkte Abstand. Auf jeden Fall erwähnt zu werden verdient die starke Leistung von Vizemeister Björn Bente, der als einziger Spieler keine Partie verlor. Andererseits ist klar: Mit nur drei Siegen kann man nicht Meister werden! Nach einer gegen William Klarner gewonnenen hochdramatischen Zeitnotschlacht konnte ich einem sehr stark aufspielenden Michael Lucas quasi mit dem letzten Zug des gesamten Turniers noch den dritten Podestplatz entreißen. Platz fünf ging am Ende an Frank Bracker, der damit eine reguläre Spielberechtigung für die A-Klasse des Klubturniers 2007 besitzt! Auch diese Entscheidung war knapp, denn bei einem Sieg in der letzten Runde gegen mich hätte William Klarner noch den fünften Platz errungen! Neben William traf der Abstieg David-Geffrey Meier, der gerade bei den Liga-Aufstiegsturnieren mit sechs Punkten aus sieben Partien einen sehr schönen Erfolg errungen hatte, Hans-Jürgen Schulz, einen von Terminproblemen geplagten Michael Fehling sowie einen glücklos agierenden Henning Fraas. Aber noch ist nicht aller Tage Abend, es gibt auch 2007 wieder den Antragsweg!

2005 gab es in der A-Klasse zwei Rücktritte während des laufenden Turniers. In diesem Jahr waren dagegen sämtliche Partien pünktlich zum 15.12. gespielt. Das ist auf jeden Fall eine sehr positive Nachricht, aus Sicht der Spieler ebenso, wie sicherlich auch für die Turnierleitung und den Vorstand. Dennoch ergaben sich zur Mitte des Turniers auch in diesem Jahr einige Schieflagen, von denen der eine Spieler mehr, der andere dagegen weniger betroffen war. Konkret war es in meinem Fall z.B. so, dass ich nicht nur einige abgesagte Partien vor mir her schob, die sich terminlich kaum noch unterbringen ließen, sondern diverse Kommunikationsprobleme hatten auch dazu geführt, dass ich mich zu diesem Zeitpunkt bereits mehrfach vergeblich auf einen Spielabend vorbereitet hatte oder gar im Schachzentrum erschienen war, ohne, wie eigentlich geplant, spielen zu können. Die Bereinigung dieser Situation erfolgte erst, als unser Vorsitzender irgendwann begann, “Druck zu machen”. Am Ende musste ich drei Partien innerhalb von fünf Tagen spielen und “nebenher” auch noch meiner Arbeit nachgehen. Dass ich ausgerechnet die dritte dieser Partien als einzige im ganzen Turnier verlor, hat an sich zwar keine Bedeutung, da ich die Fehler in dieser Partie wohl auch unter besseren Rahmenbedingungen gemacht hätte, aber Symbolkraft für meine zwischenzeitlich missliche Lage hat dies allemal.

Der Königsweg zur Vermeidung solcher Probleme besteht in mehr und früherer persönlicher Ansprache der Betroffenen. Bei einem Turnier mit hundert Teilnehmern setzt die Turnierleitung hier zu Recht hauptsächlich auf Eigenverantwortung der Spieler. Auch Christian Zickelbein kann sich erst dann darum kümmern, wenn die Probleme eine gewisse Größenordnung erreicht haben, da ansonsten andere Dinge höhere Priorität für ihn haben. Die Lösung könnte sein, dass sich in jeder Gruppe ein Teilnehmer bereit erklärt, eine Art Bindeglied zwischen Turnierleitung bzw. Turnierordnung und den Teilnehmern zu bilden, mit ähnlichem Aufgabenfeld wie ein Mannschaftsführer, der engen Kontakt zu seinen Mitspielern hält. In der Praxis würde dies bedeuten, das späte “Druckmachen” durch den Vorsitzenden im Rahmen einer konkreten Verantwortung in die Gruppen zu dezentralisieren und kontinuierlich umzusetzen. Dieses “Amt” könnte durchaus als Möglichkeit für die Turnierleitung in der Turnierordnung erwähnt werden. Ich wäre jedenfalls bereit, mich in solcher Weise zu engagieren. Darüber hinaus können kleine Ergänzungen der Turnierordnung vielleicht nicht schaden. Eine Begrenzung der Partienzahl je Woche und Spieler auf zwei Partien wäre nicht schlecht. Auch meine ich, dass niemand gezwungen werden darf, an zwei aufeinander folgenden Werktagen zu spielen.

Die meisten Spieler in der A-Klasse hatten wohl zunächst das Ziel, Platz fünf zu erreichen. Um dies sicher aus eigener Kraft zu schaffen, würde man fünf Punkte benötigen, das war von vornherein klar. Für mich persönlich rechnete ich in diesem relativ ausgeglichenen Teilnehmerfeld mit diversen Remisen. Dabei würde der eine oder andere Sieg aufgrund gegnerischer Fehler herausspringen, auch dies sind Erfahrungswerte. Folgerichtig aus einer überlegenen Eröffnungsbehandlung heraus entwickelte Siege sind dagegen selten, wenn, wie in meinem Fall, das Eröffnungswissen mit den Jahren relativ schmal geworden ist. Der zielführende Weg zu fünf Punkten bestand deshalb darin, möglichst wenig Niederlagen zu kassieren. Da meine Verluste gegen Spieler dieser Güteklasse sich häufig entweder aus einer Überschätzung der eigenen Stellung oder aus einer hiermit zusammenhängenden Zeitnot ergeben, beschloss ich vor Turnierbeginn, es ruhiger angehen zu lassen und nicht mehr als ein Remis von meinen Partien zu erwarten. Das war keine ganz schlechte Strategie! Die nachfolgenden Eindrücke sind zwangsläufig subjektiv gefärbt, da ich wenig andere Partien zu sehen bekam. Ich hoffe, es wird trotzdem allen gerecht und gibt auch den nicht direkt beteiligten Lesern lebendige Eindrücke vom Spielgeschehen.

Meine erste Partie spielte ich mit Schwarz gegen Michael Lucas. Es war ein ereignisloser Holländischer Stonewall, der nach zweiundzwanzig Zügen auf Vorschlag von Michael ins Remis einmündete. Im weiteren Turnierverlauf zeigte sich, dass ich mit diesem Ausgang der Partie gut bedient war, denn Michael präsentierte sich in ganz starker Verfassung. Dem späteren Klubmeister brachte er gar die einzige Niederlage bei:

Lindinger,Markus (2314) - Lucas,Michael (2100) [E83]
HSK Klubturnier 2006 Hamburg (8), 01.12.2006
[Analyse IM Salov]

1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 5.f3 0-0 6.Le3 Sc6 7.Sge2 a6 0:07 8.Tb1 0:10 8...e5 0:15 9.Dd2 [9.d5 Sa5 10.Sg3 c5 11.Le2 h5 12.Lg5 Ld7 13.0-0 Dc7 14.Dd2²] 9...Tb8 0:32 10.d5 Se7 11.Sc1 0:40 [11.Sg3 c5 12.Ld3 Ld7 13.0-0 b5 14.a3÷] 11...Sh5 0:44 [11...c5!=] 12.Sd3 f5 13.Le2 0:45 13...Sf6 [13...b5! 14.cxb5 axb5 15.Sb4 Sf4„] 14.Lg5? 0:57 [14.0-0 b6 15.b4 Ld7 16.c5 fxe4 17.fxe4 bxc5 18.bxc5 Txb1 19.Txb1 Sg4 20.Lg5 Lf6 21.h3 Lxg5 22.Dxg5 Sf6 23.c6 Lc8 24.a4±] 14...Ld7 15.c5 1:07 15...Tf7 0:55 16.b4 Df8 17.Kd1? 1:27 [17.0-0 h6 18.Le3 g5 19.Tbc1 Sg6 20.cxd6 cxd6 21.exf5 Lxf5 22.g3 e4!=] 17...h6 1:01 18.Lh4 1:30 18...De8 1:09 19.Sb2 1:38 19...g5 20.Le1 1:39 20...Sg6 1:21 21.Sc4 Lf8 22.cxd6 [22.h4 g4 23.Lf1 gxf3 24.gxf3 dxc5 25.bxc5 Lxc5 26.Dxh6 Sf4 27.Dg5+ Kh8 28.Ld2 Sh7 29.Dg3 Tg7 30.Dh2 La4+ 31.Ke1÷] 22...Lxd6 23.Kc2 Lf8 1:14 24.Se3 fxe4 25.fxe4 1:17 25...b5! 26.g3 Remisangebot (1:54) 26...c5 1:22 27.dxc6 1:57 27...Lxc6? [27...Le6! 28.Sed5 Dxc6 29.Dd3 Sxe4!³] 28.Ld3 [28.Sed5 Td8 29.De3 Lxd5 30.Sxd5 Sxd5 31.exd5 Txd5 32.Lc3 e4 33.Tbd1 Dc6 34.Kb1 Td3!³] 28...Td7 29.De2 Tbd8 30.Sed5 Lxd5 31.exd5 e4 32.Lxe4 Sxe4 [32...Te7!µ] 33.Dxe4 Te7 34.Dd3 Se5 35.Df5 Sc4 36.Kb3 Te5 37.Df2 a5 38.a3 axb4 39.axb4 Ta8 40.Ld2 1:59 40...Ta3+ 1:34 41.Kc2 Dg6+ 42.Kc1 Dd3 Aufgabe Weiß (Rest 0:27/0:53) 0-1

Nach dem Remis gegen Michael spielte ich gegen Henning Fraas und gegen Frank Bracker jeweils ziemlich schwache Partien, in denen ich in Nachteil geriet. Dennoch konnte ich beide Partien gewinnen, womit der vor Turnierbeginn von mir eingeplante Prozentsatz an (unverdientem) Glück statistisch gesehen aufgebraucht war! Markus Lindinger musste sich in diesen ersten Runden mit seinen beiden härtesten Konkurrenten aus der ELO-Liste auseinandersetzen, was er mit einem Remis gegen Björn Bente (ausgekämpft bis tief ins Endspiel hinein) sowie einer gewonnenen Kurzpartie gegen Michael Fehling auch erfolgreich bewerkstelligte.

Besenthal,Klaus-Günther (2198) - Fraas,Henning (2152)
HSK Klubturnier 2006 Hamburg (1), 10.10.2006
[Besenthal,Klaus-Günther]

31.g3

[Reine Verlegenheit! Nach 31.... Td4 ist der Bauernverlust amtlich. Auch dann allerdings hat Weiß noch Remischancen, wenn er, nach Generalabtausch auf c4, seinen verbliebenen Turm aktiviert. Der schwarze König muss in der Nähe der Schwäche g7 bleiben.] 31...Sxc4 [Ein echter Blackout, nach dem Weiß leichtes Spiel zum Gewinn hat.] 32.gxf4 Sb2+ 33.Kf3 Lc6 34.fxe5 Kxe5+ 35.Ke3 Le8 36.Sc4+ Sxc4+ 37.Txc4 Lc6 38.Tc5+ Kf6 39.Kf4 Ke6 40.a4 Kd6 41.Te5 Ld7 42.Te3 Le6 43.Tg3 1-0
Dies war eine Weichenstellung für beide Spieler: Henning agierte nach eigener Aussage auch weiterhin häufig glücklos und belegte am Ende gar nur Platz zehn. Ich dagegen hatte nach dieser Partie das Gefühl, dass die angestrebten fünf Punkte sich realisieren lassen würden. Mein schwaches Spiel verdrängte ich einfach. Es ist für jeden Sportler sinnvoll, gemachte Fehler zunächst auszublenden und erst nach dem Turnier zu analysieren. Sonst ist das nur eine Belastung für kommende Aufgaben!

Besenthal,Klaus-Günther (2198) - Bracker,Frank (2079)
HSK Klubturnier 2006 Hamburg (3), 13.10.2006
[Besenthal,Klaus-Günther]

23.... a5

[Darauf folgt ein Überfall, gegen den sich Schwarz wohl zäher hätte verteidigen können.] 24.h5 Dd8 25.hxg6 hxg6 26.Txf8 Dxf8 27.Kg2 b4 28.Th1 Lf5 29.Lxf5 gxf5 30.Dh6+ 1-0

Wer sich die DWZ-Entwicklung von Frank im Internet anschaut, der kann davon ausgehen, dass die Zeiten für solche Siege bald abgelaufen sein werden!

Fehling,Michael (2227) - Lindinger,Markus (2314) [B42]
HSK Klubturnier 2006 Hamburg (3), 13.10.2006

1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 a6 5.Ld3 Lc5 6.Sb3 La7 7.c4 Sc6 8.Sc3 d6 9.0-0 Sge7 10.De2 0-0 11.Le3 e5 12.Sd5 Le6 13.Tfd1 a5 14.c5 [Weiß bleibt konsequent in der Vorwärtsbewegung, doch dies wird widerlegt.] a4 15.cxd6 Dxd6 16.Lc4 Lxd5 17.Lxd5 Sxd5 18.Txd5 Dc7 19.Sc5 Sb4 20.Lh6 gxh6 0-1

In die Partie gegen Björn Bente ging ich natürlich schon aufgrund der DWZ-Differenz mit der Zielsetzung “Remis”. Erfreulicherweise traf ich auf einen friedlich gestimmten Gegner und konnte dieses Ergebnis rasch realisieren. Von dem, was Björn hier geschafft hat, habe ich jahrzehntelang geträumt: In einem solchen Teilnehmerfeld ohne Niederlage zu bleiben. Zuletzt gelungen ist es mir vor knapp dreißig Jahren bei dem von Harro Dahlgrün organisierten Königsgambit-Thematurnier der damaligen HSV-Schachteilung...

Dann folgten die schon beschriebenen Terminschwierigkeiten, so dass mir die Partie gegen Hans-Jürgen Schulz fast wie ein “Neustart” in das Turnier vorkam. Auch gegen mich opferte Schachfreund Schulz wieder einen Bauern auf Position. Diese wurde dann für ihn so stark, dass ich am Ende mit einem Bauern weniger dastand. Die rechtzeitige Aktivierung meiner verbliebenen Figuren im Endspiel führte aber zu einer Situation, in der mein Gegner lieber Remis anbot, was ich gern annahm. Auch wenn der älteste Teilnehmer im Feld in der unteren Tabellenhälfte landete: Der erreichte DWZ-/ELO-Zugewinn untermauert seine starke Leistung. Das hat Vorbildcharakter für alle anderen!

Die nächste Runde gegen David-Geffrey Meier verschob sich von Freitag auf Sonnabend, was mir einerseits gut gefiel, da man ausgeruht in die Partie geht, andererseits bekamen wir die Heizung nicht in Gang, so dass es im mehrfachen Wortsinn zu einer “Zitterpartie” wurde:

Besenthal,Klaus-Günther (2198) - Meier,David-Geffrey (2182) [C01]
HSK Klubturnier 2006 Hamburg (8), 02.12.2006
[Besenthal,Klaus-Günther]

1.e4 e6 2.d4 d5 3.exd5 exd5 Wer sich darüber informieren möchte, wie auch in dieser Variante Spannungen erzeugt werden können, dem empfehle ich das großartige Buch von Großmeister Wolfgang Uhlmann "Ein Leben lang Französisch". 4.Sc3 Dies ziehe ich dem i.d.R. von der Theorie empfohlenen 4.Ld3 vor, da dann nach 4.... Sc6! 5.Sc3 nicht gut geht wegen 5.... Sb4. 4.Sf3 dagegen lässt u.U. eine Stellung mit heterogenen Rochaden entstehen, in der Schwarz die besseren Angriffschancen hat. 4...Sc6 5.Lb5 a6 Schwarz nimmt den Kampf an. 6.Lxc6+ bxc6 7.Lf4 Se7 8.Dh5 Sg6 Auf 8.... Lf5 wollte ich 9.Sf3 entgegnen, z.B. 9.... Lg6 10.De5 oder 9.... Lxc2 10.0-0 mit Kompensation für den Bauern. 9.Lg3 Lb4 10.Sge2 10.Sf3 De7+ 11.Kd2 wollte ich mich nicht aussetzen, da die Königsstellung mir langfristig nicht sicher zu sein schien. Aber besser wäre 11.Kd1 und Weiß übt mehr Druck aus. Nun dagegen erhält Schwarz die Initiative. 10...0-0 11.0-0 a5 12.Sf4 Sxf4 13.Lxf4 g6 14.Dd1 Te8 15.Te1 Txe1+ 16.Dxe1 Lf5 17.a3 Lf8 18.Dd2 a4 Fixiert die Schwäche b2. 19.Te1 Db8 20.Sd1 Db6 21.c3 c5 22.Se3 Le6 23.dxc5 Dxc5 24.h3 Lg7 25.Sg4 Lxg4 26.hxg4 Dc4 Die Möglichkeit, mit dem Turm auf e7 einzudringen, hätte Schwarz dem Weißen nicht einräumen sollen. 27.Te7 c5 28.De3 Db5 29.Ld6 Die schwarze Antwort auf diesen Zug hatte ich schlicht verschlafen. Möglich war stattdessen 29.Df3. 29...Lf8

30.Txf7 Trotzdem diese Ressource! Auf 30.... Lxd6 käme nun 31.De6. 30...Kxf7 31.Df3+ Ke6 Erzwungen. 32.Lxf8 Für die verlorene Qualität habe ich einen Bauern und den Angriff gegen den schwarzen König. Das stimmte mich ganz optimistisch, die Partie doch retten zu können. 32...Dxb2 Dies führt forciert zum Verlust. Auf der Suche nach Alternativen fanden wir nach der Partie 32.... Dc6 33.c4! oder 32.... c4!?, dies in der Hoffnung, für den schwarzen König eine Festung zu bauen und gleichzeitig die Zentrumsbauern halten zu können. Dann käme 33.De3+ (zwingt den König in die Diagonale der Dame) 33.... Kd7 34.Lb4 in Frage, mit dem Versuch, die Bauern h7 und g6 zu attackieren. 33.De3+ Kd7 34.De7+ Kc8 35.Dxc5+ Kb7 36.Dxd5+ Ka7 37.Lc5+ Kb8 38.Dd8+ Kb7 39.Dd7+ Ka6 40.Dc6+ 1-0

David war alles in allem nicht zufrieden, aber neben einem guten Endspurt bleibt ihm die Genugtuung, dem neuen Klubmeister einen halben Punkt abgeknöpft zu haben.

Meine Nachholpartie gegen Michael Fehling endete nach gut zwanzig Zügen remis, was für zwei Spieler, die mit den “Abendpartien” nach einem anstrengenden Arbeitstag manchmal nicht ganz glücklich sind, zweifellos die nüchternste Lösung war. Auch hier stand ich schlechter, aber bemerkenswerter ist, dass in der Eröffnung der “Showdown” gegen Markus schon einmal geprobt wurde:

Lindinger,Markus (2314) - Besenthal,Klaus-Günther (2198) [A90]
HSK Klubturnier 2006 Hamburg (4), 07.12.2006
[Besenthal,Klaus-Günther]

1.d4 e6 2.c4 f5 3.g3 Sf6 4.Lg2 d5 5.Sh3 c6 6.0-0 Ld6 7.Lf4 Le7 8.Sd2 0-0 9.Dc2 Bis hierhin verlief die Partie identisch mit meinem Spiel gegen Michael Fehling. Dort spielte ich den schrecklichen Zug 9.... Sa6, um danach die prosaische Antwort 10.a3! zu bekommen. 9...Ld7 10.Sf3 Se4 11.Se5 Le8 12.Tad1 Sd7 13.f3 Sd6 14.c5 Sf7 15.Sxf7 Lxf7 16.e4 Lh5 17.e5

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, die erste Druckperiode ganz gut überstanden zu haben. Dass Schwarz jetzt entweder mit g7-g5 oder mit b7-b6 bzw. b7-b5 operieren kann, ist offensichtlich. Nach 17...g5 geht es am Königsflügel nicht recht weiter, so dass als Resultat ein schwacher Bauer auf g5 übrig bleibt. Soweit hatte ich das auch erkannt. Die Schlussfolgerung ist, dass Aktivität nur mit 17...b6 möglich ist. Stattdessen hatte ich den Impuls, den Damenflügel abzuschließen, um dann doch am Königsflügel anzugreifen. Ein echter Aussetzer im logischen Denken.17...b5 18.b4 Ein kühler Konter. Dass 18...a5 an 19.a4 scheitert, sah ich erst jetzt. Gespielt habe ich es zu allem Überfluss dann doch, statt mit 18...a6 ganz zur passiven Verteidigung (zu Gunsten intakter Strukturen) überzugehen. Den Rest spult Markus souverän herunter. Schwarz hat keine Chance mehr. 18...a5 19.a4 bxa4 20.Dxa4 Dc7 21.Ta1 Ta6 22.Sg5 Lf7 23.Tfb1 Tb8 24.Lf1 Ta7 25.Sxf7 Kxf7 26.Ld2 Dc8 27.bxa5 Ld8 28.Ld3 Txb1+ 29.Txb1 Da8 30.a6 Sb8 31.Ta1 Lc7 32.La5 Lxa5 33.Dxa5 Ke7 34.Tb1 Sd7 35.Dd2 h6 36.g4 fxg4 37.fxg4 Dc8 38.g5 hxg5 39.Dxg5+ Kf8 40.Tf1+ Kg8 41.De7 1-0

In der letzten Runde gegen William Klarner wäre normalerweise zu erwarten gewesen, dass ich nicht mehr recht bei der Sache gewesen wäre, denn nach dieser Niederlage war die Luft für mich auf den ersten Blick eigentlich raus. Ich hatte mir die Tabelle jedoch genau angesehen und dabei festgestellt, dass ich mit einem Sieg noch aufs “Treppchen” gelangen würde. Daneben hätte aber vor allem eine unmotivierte Niederlage Frank Bracker um Platz fünf gebracht. Hier wollte ich mir auf keinen Fall etwas nachsagen lassen. So war ich eigentlich voll konzentriert, was nicht verhinderte, dass ich auch hier wieder schlechter stand. Im Doppelturmendspiel konnte ich aber einige Fehler meines Gegners ausnutzen. Am Ende behielt ich dann mit der Dame gegen zwei weit vorgerückte Bauern angesichts nur noch weniger Sekunden auf der Uhr eher zufällig den Überblick. Der zweite Platz von Björn Bente geriet dagegen durch die am Nebentisch laufende Partie Fraas-Fehling auch nicht in indirekte Gefahr. Zwar hätte ein Sieg von Henning meinen Rückstand in der Feinwertung etwas verringert, aber gelangt hätte das nicht. Letztlich gewann sowieso Michael Fehling, der in hochgradig unübersichtlicher taktischer Gemengelage nach der Ablehnung seines Remisangebots noch einmal zeigte, was er wirklich drauf hat!

Klaus-Günther Besenthal

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