E 1 - die Oldies
Hinsichtlich der Höhe des Alters stellten die Teilnehmer dieser Gruppe sicher alle
anderen in den Schatten; bei einem Durchschnittsalter von 66,7 Jahren gab es nur noch
zwei, die von Berufstätigkeit beansprucht wurden. Da nimmt es nicht wunder, dass wir
mehrfach von der Turnierleitung Lob einheimsen konnten, weil wir an den ersehnten
Spielabenden fast immer vollzählig (und pünktlich) anwesend waren. Und die einzige
krankheitsbedingte Partieverschiebung war noch nicht einmal den Älteren geschuldet.
Eine betagte, aber kernige Truppe also.
Alter geht ja gemeinhin mit Erfahrung einher; für unsere Erfahrung mit dem Schach oder gar mit Schachturnieren gilt das
freilich nicht. Gibt es doch mehrere unter uns, die erst im Ruhestand, wo Fantasie und Logik
vielleicht schon nachlassen, zu dem königlichen Spiel gestoßen sind, und viele hatten im
Vorjahr gerade erst ihr erstes Klubturnier bestritten. Zwei starteten ganz ohne eine
solche Erfahrung. Einer von ihnen verdient es, hier als der Aufsteiger der Truppe
hervorgehoben zu werden: Rolf Röhricht hatte nach schwierigem Anfängerstart nach der
5. Runde erst einen Punkt errungen, steigerte sich aber so, dass er nach der 9. Runde
mit fünf Punkten auf Rang 5 einen Platz in der oberen Tabellenhälfte und aus dem Stand
eine DWZ von mehr als 1000 errang. Man stelle sich vor, das Turnier hätte noch mehr
Runden gehabt und er hätte seinen Siegeszug fortgesetzt!
Bei der Besetzung der ersten beiden Plätze gab es im Laufe des Turniers keine übermäßig spannenden Entwicklungen.
Oliver Hemp und Gerd Becker - in der Vorab-Bewertung nahe beieinander - waren bis nach der
4. Runde als einzige ohne Punktverlust und bis nach der 7. bzw. 8. Runde ungeschlagen
(Das Remis der beiden in der 6. Runde wurde von einer spitzen Zunge augenzwinkernd als
abgesprochen beargwöhnt, war es aber keineswegs!). So konnten sie beide am Ende die
Aufstiegsplätze besetzen.
Oliver Hemp wurde dabei allerdings noch einmal hart bedrängt von Klaus Elsner, der nach einer schwächeren Phase in den letzten
Spielen noch einmal zeigte, was ein echter Oldie kann, indem er den anderen dreien (Karl
Jesnita, Walter Schruhl, Erika Tiencken), die sich nach der 7. Runde noch gute Chancen
auf Platz 3 ausrechnen konnten, das Nachsehen gab und Oliver nur deshalb den Vortritt
lassen musste, weil dieser gegen obere Tabellenplätze besser gepunktet hatte.
Aber auch unsere vier Damen spielten wacker mit, belegten zwar einträchtig die Plätze 7 bis 10,
waren dennoch für einige Überraschungen gut, insbesondere gegenüber der männlichen
Konkurrenz. Untereinander schenkten sie sich nichts, wobei Erika Tiencken die meisten
Punkte erzielte und auch Waltraut Brewke hier ihren Punkt gegen Gabriele Remmert
sammelte, deren Stunde aber in der letzten Runde schlug. Gerade die letzte Runde hatte
es in sich, als die beiden Erstplatzierten, Gerd Becker und Oliver Hemp, die weibliche
Power zu spüren bekamen. Oliver verlor gegen Gabriele Remmert, die einen
Läuferspieß gegen die schwarze Dame und König setzen konnte, und der Erstplatzierte,
Gerd Becker, wurde auch noch deutlich zurechtgestutzt: Annemarie Bockhold hat ihn im
Finale nach allen Regeln der Kunst überrollt, wie man in der nachfolgenden Partie
sehen kann. Die Eröffnung soll hier nicht bewertet werden. Aber den Zug 9
Sxe4
hätte der Trainer Frank Palm sicher als Beispiel für Gier bei
Unterentwicklung bezeichnet, die schreckliche Folgen hat. Nach dem Zug 12. Sf5
wäre es angezeigt gewesen aufzugeben, dann wären weitere katastrophale Fehler (z.B.
15...Sf6 statt Sb6) unterblieben. Hat Annemarie Bockhold etwa durch die angebotene
Schokolade Gerd Becker zum Weiterspielen ermuntert?
Gerd Becker
Bockhold,Annemarie (914) - Becker,Gerd (1028) [C42]
HSK Klubturnier E1-Klasse, 13.12.2007
[Andreas Schild]
1.e4 e5 2.Sf3 d6 3.Lc4 h6 4.Sc3 Sf6 5.d4 exd4 6.Sxd4 a6 7.Lf4 b5 8.Lb3 Lb7 9.Sd5
9...Sxe4?
[gleich 9...c5 wäre wohl besser gewesen und nicht erst im 11. Zug; 10.Sf5 c4 11.0-0 cxb3 12.axb3 g6 13.Sxf6+ Dxf6 14.Sxd6+ Lxd6 15.Lxd6 Dxb2 16.e5] 10.De2! Le7 11.Dxe4 c5 12.Sf5 0-0 13.Sdxe7+ Kh8 14.Dxb7 Sd7 15.Ld5 Sf6 16.Dxa8 Die Sicherung des Materialvorteils hatte wohl Vorrang vor dem weiteren Angriff [16.Sg6+ Kg8 (16...fxg6 17.Dxg7#) 17.Lxd6 Sxd5 18.Dxd5 Te8+ 19.Sge7+ Kh8 20.0-0-0] 16...Dxa8 17.Lxa8 Txa8 18.Td1 d5 19.Sxd5 Td8 20.Kf1? [20.Sxf6 Txd1+ 21.Kxd1 gxf6 22.Sxh6] 20...Kh7 21.Sc7 [21.Sxf6+! gxf6 22.Txd8] 21...Td4 22.g3 g5 23.Le3 Kg6 24.Sd6 Tb4 25.Sxa6 Txb2 26.Sxc5 b4 27.h4 Txc2 28.Sce4 Sg4 29.h5+ Kh7 30.Sxf7 1-0