HSK Klubturnier 2009
Klubturnier
2009, der Dienstag
(Andreas Albers)
Runde 1
Pünktlich um 19
Uhr eröffnet Turnierleiter Andreas Schild mit einer kurzen Ansprache
das diesjährige Klubturnier. Bis auf zwei Ausnahmen sind alle an den
Brettern und die beiden Nachzügler sollen schnell nachkommen.
Ich werde
versuchen in den folgenden Wochen einen kleinen Überblick über die
jeweiligen Spieltage zu geben. Sollte jemand eine hübsche Partie oder
Stellung haben, schicke er sie mir bitte zu, dann haben wir noch ein
paar mehr Eindrücke.
B1: Eine
interessante Zusammenstellung der Gruppe. Topfavorit Stephan
Kappus kommt mit vielen Lorbeeren der Vergangenheit, muss
aber selber erst mal sehen, wie viel
er in den gut 10 Jahren Schachpause noch behalten hat.
Seine Auftaktpartie gegen Vadym Salenko
wurde zu einem schweren Ringkampf, in dem Vadym allerdings innerlich zu
früh den halben Punkt eingetragen hatte. Statt die schwarzen
Gewinnversuche ernst zu nehmen, kümmerte er sich lieber um Papierkram
und wurde so doch noch um einen Teilerfolg gebracht, als er eine
Fesselung übersah und einen Bauern verlor.
Jamshid Atri, der zweite
Favorit machte gleich zu Beginn klar, dass alles, wirklich alles,
möglich ist bei ihm: Blitzschnelles Spiel, Nebenvarianten und nach 8
Zügen ein klingelndes Handy ergaben die erste Kurzpartie dieses
Turniers. Sein Gegner, Björn Hackbarth hatte
nicht wirklich viel zu diesem Erfolg beigetragen, ein paar Züge
gemacht, dann kamen die Schiedsrichter und erklärten die Partie für
beendet. Leider gibt es keine Möglichkeit für andere Auslegungen,
selbst wenn, wie in diesem Fall, auch der „gewinnende“ Spieler lieber
weiterspielen möchte. Dies war also die erste große Überraschung!
Boguslaw Krupa
und Norbert Schönfisch boten wiederum gutes
Kampfschach und lange Zeit war nicht klar, wer eigentlich besser steht.
Gegen Ende der Partie ließen Norberts Kräfte ein wenig nach und so
konnte Boguslaw doch noch den schwer erarbeiteten ganzen Punkt
einstreichen.
Christian
Purniel Umpierre und Wilhelm Graffenberger haben ihre Partie
drei Tage später gespielt. Christian hat selbst ein für ihn sehr
kritisches Scheinopfer im Mittelspiel gesehen, doch Wilhelm ließ seine
Chance aus:
Purniel
Umpierre,Christian (1948) - Graffenberger,Wilhelm (1811)
HSK-Klubturnier B1–Klasse Hamburg (1.4), 15.09.2009
Nach dem letzten
Zug 20.Sd2 spielte Wilhelm 20...Df6
und die Partie blieb zunächst im
Gleichgewicht. Mit 20...Sxd3! 21.Lxd3
c4+ 22.Kh1 cxd3 (oder auch 22...Tf2 ) hätte
er Christian zittern lassen können! Mir selbst gelang ein interessanter
Gewinn, der allerdings bei weitem nicht so klar war, die die 19 Züge
vermuten lassen:
Albers,Andreas
(2007) - Weise,Markus (1686) [B34]
Klubturnier B1
(1), 15.09.2009 [A.A.]
Nach Jahren hatte
ich mich mal wieder dazu durchgerungen die Klubmeisterschaft
mitzuspielen. Gleich in Runde 1 wartete mit Markus Weise ein
unbeschriebenes Blatt auf mich. Markus, auch in anderen Sportarten
nicht so ganz unerfolgreich ist noch nicht lange im Klub, widmet
allerdings seinem schachlichen Werdegang relativ viel Zeit und ist
aufmerksamer Schüler seines Trainers Alexander Bodnar. Leider konnte
ich vor der Partie nicht im mindesten erahnen, was er für eine
Eröffnung spielen würde. 1.e4 c5 2.Sf3 g6 Oh ha,
gleich mal kreativ, ich habe mal in einem Buch vom
"Hyper-beschleunigten-Drachen" gelesen. 3.d4 cxd4 4.Sxd4 [4.Dxd4
Sf6 5.e5 Sc6 6.Da4 Irgendwie so etwas kannte ich noch aus Partien von
Hendrik Kues aus seinen HSK 2 Zeiten, aber mir war eher nach anderen
Stellungen.] 4...Sc6 nun bremsen wir ein wenig
runter zum "beschleunigten Drachen". Ich war schon mal beruhigt, weil
ich offensichtlich nicht in irgendeine Falle gelaufen war. [4...Lg7
5.Sc3 d6 6.Le3 Sf6 7.f3 und plötzlich ist man wieder in der ganz
normalen Drachen-Hauptvariante angekommen.] 5.Sc3 [5.c4
ist die grundsätzliche Alternative, die zu einem schwerblütigen
positionellen Kampf führt.] 5...Lg7 6.Le3 Sf6 7.Sxc6 [7.Lc4
habe ich auch schon mit Erfolg gespielt, aber ich wollte mal was Neues
ausprobieren.] 7...bxc6 8.e5 Sg8 dieser Zug sieht
auf den ersten Blick wie ein Anfängerzug aus, aber es gehört in das
schwarze Konzept. Der weiße Bauer wurde in Feindesland gelockt, nun
zieht der Provokateur sich zurück und der arme einzelne Bauer muss
hoffen, dass seine Truppen schnell genug nachrücken, damit er nicht
plötzlich massakriert wird. [8...Sh5 geht leider nicht, wegen 9.g4+-] 9.Ld4
[9.f4!? ist mit Sicherheit eine gute Alternative, allein
schon, weil Garri Kasparov so gespielt hat. Ich habe hier lange
nachgedacht und mich dennoch dagegen entschieden.] 9...f6 und
schon geht es dem frechen Burschen an den Kragen 10.De2 [10.f4
geht mit Zugumstellung in die Kasparov-Partie über. Ich hatte irgendwie
ein wenig Sorgen meine Stellung zu überreizen und am Ende für mein
naives Spiel bestraft zu werden. Wieder was gelernt.]
10...fxe5 [10...Da5 ist ab jetzt und im gesamten
beschleunigten Drachen ein wichtiges Motiv. Die Dame steht hier gut und
kann vor allem auf b4 immer für Unruhe sorgen; 10...a5 mit der Idee La6
hatte ich in der Partie ein wenig befürchtet, aber im Nachhinein ist
das wohl auch nicht so schlimm. 11.De3 La6 12.Lxa6 Txa6 13.Td1 und
Schwarz hängt immer noch weit in der Entwicklung zurück] 11.Lxe5
Sf6 12.Dc4 ich wollte Schwarz an der kurzen Rochade hindern,
aber die Dame steht hier natürlich auch nicht so berühmt. 12...Da5
in der Partie war ich beruhigt, weil diese Idee a5 und La6
mir Angst machte. In der Analyse mit Alexandar Bodnar stellten wir
allerdings fest, dass auch dieser Damenzug seine Vorzüge hat.
[12...a5!? 13.Db3 d6 14.Ld4 e5 15.Lb6 De7 16.Da4 Ld7 17.Lxa5 0–0 und
für den geopferten a-Bauern hat Schwarz seinen König in Sicherheit
gebracht und sehr viele Zentrumsbauern.] 13.f4 Lb7 14.Le2 vielleicht
ein wenig voreilig.
[14.Td1!?] 14...d6?!
vielleicht noch nicht richtig schlecht, aber es gab schöne
Alternativen. [14...d5!? 15.Dd3 c5! 16.Lf3 0–0 17.Lxf6 Lxf6 18.Lxd5+
Lxd5 19.Dxd5+ Kg7 und Schwarz bekommt genügend Gegenspiel durch den
Doppelangriff auf c3 und die harmonierenden schwarzen Türme.; 14...c5
15.0–0 d5 16.Dd3 und wieder eine Stellung, in der Schwarz schon mal
viele seiner Probleme gelöst hat.] 15.b4 ein
wichtiger Zwischenzug 15...Db6?! [15...Da3 Dieses
Motiv brachte Alexander in die Diskussion. Ich hatte es verworfen, weil
ich Db2 nicht als Drohung ansah und den Druck auf c3 völlig übersehen
hatte. Markus hingegen hatte diesen Zug wegen der Idee Ta1–b1–b3
verworfen und auch danebengelegen, denn nach Tb3 geht einfach Dc1+. Zum
Beispiel 16.Ld4 d5 17.Dd3 0–0 18.0–0 (ist
vielleicht besser. 18.Tb1 ) 18...a5! 19.Tab1;
15...Dc7 ich wollte jetzt immer mit 16.Sd5 zaubern, aber so gut ist das
vielleicht gar nicht. 16...Sxd5 (16...Dd7 17.Sxf6+ Lxf6 (17...exf6
18.Lc3 d5 und auch hier droht Schwarz allmählich die
Initiative zu übernehmen.) 18.Lxf6 exf6² das gefiel mir
noch am Besten.) 17.Lxg7 Tg8 18.Lh6 a5 Schwarz sollte die gröbsten
Sorgen los sein; 15...Dd8 16.Td1 ist auch nicht so ganz zu verachten,
aber bis zu etwas Greifbarem ist es noch weit.] 16.Ld4 c5?
jetzt verliert er die Nerven! Bis hierhin eine interessante Partie mit
vielen Ideen. Aber so langsam wurde die Zeit bei Markus knapp und
vielleicht half auch ein wenig der Druck, den 250 Ratingpunkte mehr
ausmachen... [16...Dc7 17.Sd5 ist wieder dasselbe wie eben.(17.0–0
und die Partie geht weiter); 16...d5 ist
auch noch ein Zug, über den man nachdenken kann. 17.Lxb6 dxc4 18.Ld4
ich mag die weiße Stellung, aber Schwarz hat mit a5 und c5 noch zwei
Pfeile im Köcher, die unangenehmer sind, je länger man hin schaut.] 17.bxc5
dxc5 18.Lxc5 [18.Tb1 Fritz, der Spielverderber spielt noch
für die Galerie und noch schöner 18...Ld5 19.Dd3 Le4 20.Lxf6 Lxd3
21.Lxg7 De6 22.cxd3 Tg8 aber bei aller Liebe: Das können die
Siliziumkristalle unter sich ausmachen, ich nehme lieber einfach den
Bauern mit.] 18...La6??
[18...Da5!? es
ist immer noch nicht zu spät. z.B. 19.Lb4 Db6 20.Db5+ Kf8 21.Dxb6 axb6
22.0–0 Sd5! funktioniert leider, weil das schuppige Monster auf g7 zum
Leben erweckt wird. 23.Sxd5 Lxd5 24.Tad1 Lxa2 25.f5 und Weiß hat
Vorteil, wegen des besseren Königs, aber vorbei ist das Ganze noch
nicht; 18...Dc7 19.Sb5 und jetzt wird es ein Schrecken ohne Ende...] 19.Da4+
Dann schon lieber Ende mit Schrecken. Fazit: Eine gute
Partie von Schwarz, Markus wird mit Sicherheit noch für die eine oder
andere Überraschung in diesem Turnier sorgen. Trotzdem gibt es
natürlich schlimmeres als nach 19 Zügen seine Auftaktpartie gewonnen zu
haben. Schauen wir was die nächste Runde bringt... 1–0
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C1: In dieser
„Gruppe der Funktionäre“ fanden alle Partien der ersten Runde statt und
auch hier gab es gleich zu Beginn eine fette Überraschung:
Peter Heunemann setzte
Vorstandsbeisitzer Gunnar Klingenhof
nach nur 17 Zügen mit Schwarz in der französischen Abtauschvariante
matt, das ist gar nicht so einfach!
Turnierleiter
und 2. Vorsitzender Andreas Schild
gelang eine hübsche Königsgambit-Partie gegen Bernd
Klawitter, dessen schwarzer König bis zum Ende in der Mitte
hängen blieb und dort erlegt wurde.
Schatzmeister Reinhard Ahrens rechnete mal wieder
ziemlich genau und kam bei einer Abtauschkombination zu einem
Läuferüberschuss gegen Roland Bischoff.
Dieser verteidigte sich noch lange zäh, aber das Materialdefizit war
einfach zu groß.
Topfavorit in
dieser Gruppe ist sicherlich Wolfgang Nagel,
der allerdings mit Ulrich Kibilka
durchaus einige Mühe hatte. Am Ende wurde es aber doch ein sicherer
Sieg.
Und last but not
least kam Axel Horstmann zu seinem
ersten Sieg gegen Georg-Walter Hübner.
Soweit ich es gesehen habe, eine sehr konzentrierte Vorstellung von
Axel, der erst seine Figuren optimal postierte und dann zu taktischen
Schlägen ausholte.
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D1: Hier gab es das
einzige Remis überhaupt am ersten Spieltag! Nicole
Lehmkuhl hatte mal wieder wunderschön angegriffen, Figuren
geopfert und sich auf die Jagd nach dem schwarzen König gemacht, dabei
allerdings vermutlich erneut so viel Zeit investiert, dass die Früchte
dieser Arbeit nicht eingetragen werden konnten. Sylvia
Badih war aufgrund der Angriffswellen sicherlich heilfroh, am
Ende mit einem halben Punkt davon gekommen zu sein, auch wenn sie
objektiv klar auf Gewinn stand.
Bernd Schmechel holte einen Sieg gegen André Arscholl, an dem auch nicht viel zu deuteln war
und Thomas Knuth kam zu einem Auftaktsieg
(vorgezogene Partie der 4. Runde) gegen die dritte Frau im Bunde, Marianne Graffenberger, die sich tapfer
wehrte, aber doch anerkennen musste, dass Thomas an diesem Tag der
bessere Spieler war.
Fazit: Ein guter Turnierauftakt mit schönen Partien, nur einer verlegten Partie, einigen Überraschungen und vielen tollen Angriffspartien.
Weiter
so, Jungs und Mädels!