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HSK Klubturnier 2009

Klubturnier 2009, der Dienstag                            (Andreas Albers)

 

Runde 5

 


Nach den Herbstferien und der 4. Runde, bei der ich leider nicht anwesend sein konnte geht es nun also weiter. Wir wollen heute mal mit der D-Klasse anfangen, denn hier herrscht noch die meiste Spannung im Kampf um die Spitze!

 

D1:

Nach drei souveränen Siegen gab es nun den ersten Rückschlag für Tabellenführer Bernd Schmechel.

Dr. Nicole Lehmkuhl hatte mit Schwarz zwar einige Probleme gegen Bernds "Wunderwaffe" (1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3 a3!?), konnte allerdings die erste Unachtsamkeit von Bernd nutzen, um den Angriffsdruck zu neutra­lisieren. Auch das Zeitmanagement scheint Nicole immer besser in den Griff zu bekommen und so wundert es mich nicht, dass sie mittler­weile mit 3,5/4 die Führung übernommen hat. Relativ gleich gut steht Sylvia Badih da, die bei 2,5/3 liegt und als einzige Nicole einen halben Punkt abnehmen konnte und diesmal gegen Jasmin Rothe erfolgreich war. Neben Jasmin wird vor allem Andre Arscholl mit seinem Tur­nier bisher nicht zufrieden sein, der gegen das druckvolle Spiel von Uwe Harms lange Wider­stand leistete und dann doch Material einstellte.

Man darf gespannt sein, wie die letzten 3 Run­den ausgehen, ob Bernd den Angriff der Amazonen Sylvia und Nicole noch abwehren kann, oder am Ende doch den Mädels den Gruppen­sieg überlassen muss.

 

C1:

Andreas Schild hatte seine 5. Runde bereits vorgespielt und weilte diese Woche bei der Hamburger Seniorenmeisterschaft. Aber da Andreas 5/5 hat und dabei gegen alle direkten Tabellennachbarn schon gespielt hat ist der Gruppensieg hier praktisch schon vergeben.

Spannend ist hingegen der Kampf um Platz 2, denn zwischen 2 und Platz 7 liegt gerade einmal ein halber Punkt. Momentan ist Bernd Klawitter der "Silberanwärter", Bernd spielte ebenfalls die Seniorenmeisterschaft und war somit diese Woche nicht aktiv. Punktgleich und 5 Partien gespielt (Bernd hat bereits 6) hat Peter Heunemann, der diesmal auf "Fire on Board" verzichtete und stattdessen gegen Wolfgang Hübner eine ruhige Partie anlegte, um dann doch sein bekanntes taktisches Gift auszulegen.

Reinhard Ahrens und Gunnar Klingenhof erlebten in ihrer Partie viele Höhen und Tiefen, mit einer ganzen Reihe von interessanten Motiven. Am Ende erwies sich das Qualitätsopfer von Gunnar als nicht nachhaltig genug und Reinhard kam so zu seinem zweiten Sieg.

 

B1:

Auch hier mag an der absoluten Spitze keine echte Spannung aufkommen. Zu stark spielt Stephan Kappus seinen Stiefel herunter. 5/5 sind eine makellose Bilanz und verdienen Respekt. Allerdings stehen die Duelle gegen die Plätze 2-5 noch aus. Wer weiß, vielleicht geht ja doch noch was.

Ein seltsamer Sieg gelang mal wieder Jamshid, diesmal mit dem Königsgambit gegen Boguslaw Krupa.

  

 

Atri,Jamshid (2059) - Krupa,Boguslaw (1861)

B1–Klasse Hamburg (5.3), 03.11.2009

1.e4 e5 2.f4 d5 3.exd5 e4 4.d3 Dxd5 5.De2 Sf6 6.Sc3 Lb4 7.Ld2 Lxc3 8.Lxc3 Lf5 9.Lxf6 gxf6 10.g4 Ld7 11.Lg2 Da5+ 12.Dd2 Db6 13.0–0–0 Sc6 14.Lxe4 Lxg4 15.Lxc6+ Dxc6 16.Te1+ Kd7 17.Se2 Tae8 18.Sg3 Le6 19.b3 f5 20.Te5 Thg8 21.The1 Kd8 22.Kb2 Dd7 23.De3 b6 24.Te2 h6 25.Kc3 Dd6 26.Dd4 Tg4 27.Sxf5 Dxd4+ 28.Sxd4 Txf4 29.Sxe6+ Eine seltsame Partie: Jamshid spielte hochkonzentriert und druckvoll. Boguslaw stand die gesamte Partie über mit dem Rücken zur Wand und verteidigte sich mit Zähnen und Klauen. Aber nun wanderte die Hand zur Aufgabe über das Brett. Was war passiert? Boguslaw musste dem dauernden Druck Tribut zollen und verlor nun die Übersicht. Nach dem das Brett aufgebaut war, realisierte er, dass er keine Qualität, sondern lediglich einen Bauern eingestellt hatte. Keine Frage, dass Weiß großen Vorteil hat, aber aufgeben muss man vielleicht noch nicht direkt. 1–0

 

Markus Weise hat sich mittlerweile richtig warm gespielt und einige Achtungserfolge in der Gruppe gesammelt, nun kam ein herber Rück­schlag gegen unseren Gast von Königsspringer Hamburg Norbert Schönfisch. Norbert konnte in einer Art Katalanisch schnell Druck auf den schwarzen Damenflügel machen und nutzte diesmal seine Chance. In der Vergangenheit hatte Norbert ja einige konditionelle Schwächen gezeigt, diesmal hielt er dem Druck stand und gewann mit zwei Mehrbauern im Endspiel sou­verän.

 

Vadym Salenko spielte mal wieder seinen ge­liebten Colle-Aufbau, lullte Björn Hackbarth erfolgreich ein und landete einen überraschend plötzlichen Sieg nach nicht einmal 20 Zügen:

 

Salenko,Vadym (1976) - Hackbarth,Björn (1537)

B1–Klasse Hamburg (5.1), 03.11.2009 [A.A.]

1.d4 d5 2.Sf3 Sc6 3.e3 Sf6 4.Ld3 Lg4 5.Sbd2 e6 6.0–0 Ld6 7.h3 Lf5 8.Te1 0–0 9.e4 dxe4 10.Sxe4 Sxe4 11.Lxe4 Lxe4 12.Txe4 Le7 13.Lf4 Dd5 14.De2 Dd7 15.c4 Ld6 16.Ld2 Tae8 17.Te1 Lb4? Nach einem mehr oder we­nig ruhigen Eröffnungsverlauf versucht Schwarz jetzt aktiv zu werden und wird augen­blicklich ausgekontert:

 

 

 

[17...Le7 und Weiß steht bestimmt besser, aber er muss noch viel zeigen.] 18.d5! und schon ist Schluss! 1–0

 

 

In der längsten Partie des Tages kämpfte der Autor dieses Berichts um die letzte Chance, noch aus eigener Kraft die Gruppe zu gewinnen. Schon früh musste ich mich von diesen Ambitionen verabschieden und stattdessen noch die letzte Konzentration aufbringen, um ein verlorenes Endspiel doch noch zum Remis zu führen. Christian Purniel Umpierre haderte mit seinem Schicksal und der vergebenen Chance.

 

Purniel Umpierre,Christian (1975) - Albers,Andreas (2007) [A06]

Klubturnier B1 (5), 03.11.2009 [A.A.]

1.Sf3 Wie Christian mir nach der Partie mitteilte hatte er keine große Lust meine Vorbereitung zu testen und dachte sich: "Ich greife mal auf meine früheren Systeme zurück". Hat gut ge­klappt, ich musste viel Zeit reinstecken und war mit dem Ergebnis nach der Eröffnung alles an­dere als zufrieden. 1...Sf6 2.b3 d5 3.Lb2 c5 4.e3 e6 5.Se5 Sbd7 6.Lb5 a6 7.Lxd7+ Sxd7 8.Sxd7 Lxd7 9.0–0 Lb5 10.d3 Bis hierhin hatte ich bereits eine Stunde verbraucht und konnte die Probleme dennoch nicht lösen. Wie ich meinen Läufer f8 entwickeln sollte wusste ich immer noch nicht. Wohl oder übel musste ich doch f6 spielen. 10...f6 11.f4 Dc7 12.c4 dxc4 13.dxc4 Lc6 14.Sc3 Df7 15.e4 Le7 Auch wenn die Computer nichts Entscheidendes sehen, denke ich, dass Weiß hier mindestens das leichtere Spiel hat. Dazu der Druck auf der Uhr, ich fühlte mich wirklich unwohl. Zum Glück for­ciert Christian jetzt das Spiel, so dass ich we­nigstens einfache Züge suchen kann, die die Drohungen abwehren.

 

16.f5 0–0 17.Dg4 exf5 18.Dxf5 Ld6 19.Sd5 Ld7 20.Df3 De6 21.Tad1 Lc6 22.Tfe1 Le5 die letzten schwarzen Läuferzüge waren so aus der Not geboren, wie sie aussehen. Der weiße Vorteil steht außer Frage, aber ich wollte we­nigstens den nervigen Lb2 tauschen. Dass ich dabei den Bauern c5 einstelle, hatte ich aller­dings übersehen. 23.Lxe5 Dxe5 24.De3 Tfe8 25.Dxc5 Kh8 26.Df2 Tad8 27.g3 Ld7 28.Df4 Dxf4 29.gxf4 Kg8 30.Kf2 Kf7 31.Td3 Lc6 32.Tee3 Te6 33.h4 g6 34.e5 fxe5 35.fxe5 Kg7 36.Kg3 Kh6 37.Sb4 Tde8 38.Sxc6 Txc6 39.Td7 b5 40.cxb5 axb5 41.Td5 b4 42.Tb5 Tc2 43.Txb4 Txa2 44.Tb7 Te6 Bis hierhin eine gute Vorstellung von Weiß. Wenigstens hatte ich meinen Rückstand auf der Uhr wieder ein­geholt. Und Turmendspiele bieten ja immer wieder gute Rettungschancen. 45.Tc3? Chris­tian ist bereit den e-Bauern für Mattangriff zu opfern, aber zum Glück habe ich noch einen Zwischenzug.

[45.Td3!? g5 46.Td6 wollte Christian nach der Partie verbessern und in der Tat hat diese Stellung einige Vorteile im Vergleich zum Partieverlauf. 45.b4 ganz schnöde ist sicher der sauberste Weg.]

 

 

45...g5! ein wichtiger Zug, denn nun kann Schwarz wenigsten den weißen h-Bauern vernichten und sich voll und ganz um die anderen weißen Bauern kümmern.

Christian versank in langes Nachdenken, bei dem er immer wieder den Kopf schüttelte. Nach der langen Leidenszeit wuchs meine Zuversicht. [45...Txe5?? war die gestellte Falle, die aber auch mit 45.Td3 funktioniert hätte. 46.Tcc7!+- und Schwarz muss schon einen Turm opfern, um nicht mattgesetzt zu werden.] 46.hxg5+ Kxg5 47.Txh7 Txe5 Während der Partie war ich mir gar nicht so sicher, ob diese Stellung wirklich remis ist, aber es war die beste Chance. Nun muss ich noch meinen König zum weißen Bauern eskortieren und dann sollte der Punkt geteilt werden. 48.Thc7 Kf5 49.Kf3 Ke6 50.Te3 Kd6 [50...Txe3+ war mir nicht so klar, wie die Partiefolge. Aber der schwarze König ist schon nah genug dran. 51.Kxe3 Kd6 52.Tc4 Tb2 53.b4 Kd5 54.Kd3 Td2+ 55.Kc3 Tc2+ 56.Kxc2 Kxc4 ist auch remis.] 51.Tcc3 Td5 52.Ke4 Th2 53.Ted3 und nun fügt Weiß sich in sein Schicksal und tauscht in ein "totes" Bauernendspiel. 53...Th4+ 54.Ke3 Th3+ 55.Ke2 Thxd3 56.Txd3 Txd3 57.Kxd3 Kd5 ein paar Züge noch, um zu schauen, wie das mit den Schlüsselfeldern ist und dann ist auch dieser Abend beendet. 58.Kc2 Kc6 59.Kc3 Kc5 60.b4+ Kb5 61.Kb3 Kb6 ½–½

 

Die ersten 5 Spieler trennt nun jeweils ein halber Punkt und Jamshid und ich müssen uns schon gegenseitig die Daumen drücken, in den letzten beiden Partien gegen Stephan. Schauen wir, was bis dahin noch alles passiert.

 

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