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Norddeutsche Meisterschaft U16 - Was wächst da heran?

Mittlerweile ist es schon eine ganze Zeit her und die Mädels der HSK U14w Mannschaft haben bereits nachgelegt, aber dennoch sollte dieser Bericht noch erscheinen. Nach einigen organisatorischen Schwierigkeiten (Klassenreise aber vor allem das Hochwasser) fuhren vier Jungs (Stefan Schnock, Robin Stellwagen, Hendrik Möller und Rashed Akram) und ein Betreuer (meine Wenigkeit) Anfang September nach Magdeburg, um sich endlich mal wieder für die Deutsche Meisterschaft zu qualifizieren.

Durch die angespannte Hochwasserlage war es einigen Mannschaften (darunter auch unsere Freunde von Königsspringer) anscheinend zu unsicher sich auf die Fahrt zu begeben und so startete das Turnier nur mit 13 statt eigentlich 18 Mannschaften. Der zur Qualifikation nötige 4. Platz war das erklärte Ziel des Teams und nachdem ich im letzten Jahr an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden, einmal als Betreuer der U-16 und dann mit der U-12 Mannschaft, jeweils in der letzten Runde die Quali verpasste, hatte auch mich der Ehrgeiz gepackt, das „Leverkusen-Syndrom“ loszuwerden.

 

Auf Platz 4 gesetzt bekamen wir mit Norderstedt einen Auftaktgegner, der sich in typischer Underdog-Manier sehr stark wehrte, aber glücklicher Weise nach 3-4 Stunden einbrach, so das am Ende ein recht klar aussehender 3-1 Sieg heraussprang. Im Nachhinein war es wohl der beste Wettkampf der Norderstedter um Coach Andreas Kohtz, denn die Mannschaft kam nicht wieder auf die Beine und beendete das Turnier in den unteren Regionen. Bereits am Nachmittag wartete mit Hannover eine richtige Topmannschaft auf uns. Nachdem bei Stefan die Eröffnung daneben gegangen war sah ich bereits dunkle Wolken aufziehen doch unsere beiden Torjäger an den hinteren Brettern Hendrik und Rashed hatten beschlossen den ersten Tag mit 100% zu beenden und so war es Robin am Ende vergönnt den nötigen halben Punkt zu erzittern. Ein Auftakt nach Maß, aber nun hatten wir das Problem des Schweizer Systems, dass man kaum noch schwache Gegner bekommen würden.

Die dritte Runde brachte dann die Spitzenpaarung Rüdersdorf gegen HSK und diesmal wurden uns unsere Grenzen aufgezeigt. Robin und Rashed holten aus ihren Weißpartien nicht mehr als zwei Remisen heraus und Hendrik stellte innerhalb von 10 Zügen zwei Bauern mit dem selben Trick ein. Stefan hatte zum zweiten Mal in drei Runden, den Start verplant und nur mit Mühe die Partie überhaupt am Leben gehalten. In einem völlig unklaren Endspiel umging Stefan dann alle remisigen Stellungen, um den Wettkampf zu retten und verlor darauf hin die Partie. Mit 4-2 Punkten waren wir wieder auf dem Boden der Tatsachen und es stand wieder richtig Arbeit auf dem Programm. Das wir in den letzten vier Runden keinen Mannschaftskampf, noch nicht mal eine einzige Partie verlieren sollten war nicht wirklich abzusehen.

Zunächst wurde Wismar sicher mit 3½ -½ besiegt und es wäre sogar die Höchststrafe drin gewesen. Während unsere Hamburger Freunde vom SKJE an diesem Abend das Fußball-Turnier gewannen und damit das von ihnen proklamierte Ziel erreichten (schachlich ging diesmal bei ihnen leider gar nichts), brachten wir uns im Magdeburger Cinemax (schöne Grüße an Silke S.!) mit dem Action-Streifen „Der Anschlag“ in die richtige Stimmung für das anstehende Duell mit „Aufbau Elbe Magdeburg“ (dieser Verein heißt wirklich so und hat sich nicht, wie meine Spieler vermuteten aufgrund der aktuellen Lage so genannt). Mit dem aktuellen deutschen U-16 Meister und der deutschen Vizemeisterin U14w an den Spitzenbrettern waren wir nicht gerade in der Favoriten-Rolle und konnten so „befreit aufspielen“. An Brett 3 hatte Hendrik die Botschaft des gestrigen Films am besten verstanden und so flogen seinem Gegner bereits nach 10 Zügen die Trümmer seiner Königsstellung um die Ohren. Doch als der gegnerische Mannschaftsführer mir schon zur Führung gratulierte verpasste Hendrik im Kugelhagel die endgültige Niederstreckung des schwarzen Königs und ließ noch einen zweiten Knockout aus, so das Schwarz schlicht mit einer Mehrfigur zurückblieb. Doch wenn der Stürmer vor dem leeren Tor steht... Völlig überrascht von der eigenen Rettung stellte Hendriks Gegner unbedrängt seine Figur wieder ein und wurde nun endgültig erlegt. Ein Remis von Rashed untermauerte unsere Führung und Robin machte in seiner besten Turnierleistung den Sack entgültig zu. Mit Hilfe einer nächtlichen Vorbereitung endete ein Morra-Gambit mit schwarzem Mehrbauern und überschaubarer weißer Initiative. Nach ein paar Stunden umsichtiger Verteidigung fiel ein zweiter Bauer und wir hatten gewonnen. Das Stefan in einer nicht gerade hochwertigen, aber spannenden Partie gegen den Elo-stärksten Spieler des Turniers lange am Drücker war und am Ende ein wenig unglücklich nur einen halben Punkt einfuhr, war für den Wettkampf nicht mehr wichtig, steigerte aber die Zuversicht und das Selbstvertrauen. Nach diesen beiden Siegen meinte es nun auch noch Fortuna gut mit uns und bescherte uns statt der sehr starken Wilhelmshavener mit Aschersleben eine Mannschaft, die mit Hilfe des Schweizer System gerade nach oben gespült worden war und die eigentlich geschlagen werden musste.

Es gelang mir natürlich nicht die Euphorie über den gerade errungenen Sieg auf ein vernünftiges Niveau zu senken („Das nächste Spiel ist das wichtigste!“ „Noch haben wir gar nichts erreicht!“ bla, bla, bla) und so wurde ich doch ein wenig blaß als ich nach einer Stunde zum ersten Mal den Spielsaal betrat und höchstens einen Punkt auf den vier Brettern sah. Ich beschloß, den Ort des Schreckens zu verlassen und abzuwarten wie die Jungs mit dieser Situation umgehen würden. Meine Teamchef-Kollegen munterten mich aber bald auf und meldeten ein Kippen nach dem anderen. Die Mannschaft riß sich zusammen und ließ sich das in den Runden zuvor erarbeitete nicht wieder kaputtmachen. Am Ende stand ein 4-0 für uns und die sichere Qualifikation, aber vor allem die Erkenntnis, das dieses Team auch mal „ein Spiel umbiegen“ kann.

 

Beim wohlverdienten Abendessen beim Italiener wurde natürlich die Frage diskutiert, ob in der letzten Runde nochmal gekämpft werden müsste/sollte/wollte. Aber alle waren sich schnell einig, dass dieses Wochenende mit dem Titel „Norddeutscher Meister“ gekrönt werden sollte. Diesen Titel hatte noch nicht mal das legendäre Deutsche Meisterteam um Hannes Langrock, Oliver Frackowiak und Helge Colpe vor einigen Jahren geholt. Trotz der Zielsetzung für den nächsten Morgen wurde natürlich ein wenig gefeiert, aber das hatten sich auch alle verdient.

 

Der nächste Morgen brachte dann einen verdienten 2½ -1½ Sieg, der vielleicht sogar ein wenig höher hätte ausfallen können, wenn Hendrik nicht in sehr guter Stellung mit seinem Remis den Matchpoint schoß, damit aber den Brettpreis seiner Gegnerin überlassen hätte. Am Ende war uns dies aber doch reichlich egal, denn immerhin waren wir mit einem Mannschaftspunkt Vorsprung Meister geworden und hatten souverän die Fahrkarte zur „Deutschen“ gelöst.

 

Am Hamburger Hauptbahnhof angekommen erwarteten uns Familie Stejskal mit Janina, die jeden Tag mit uns in regem SMS-Kontakt stand und so zeigte, wie sehr sie zum Team gehört. Eine richtig tolle Truppe hat sich da gebildet, bereits eine Woche später wirbelte sie beim Elmshorner „Floraturnier“ die Erwachsenen durcheinander (diesmal mit Janina für Rashed) und wenig später wurde beim „CD-Schnellturnier mit der Eisenbahn“ der Schachelschweine ein weiteres Turnier gewonnen (wenn auch sehr glücklich und unter Mithilfe der lange führenden SKJE`ler). Die gesamte Mannschaft schlägt sich nun im Klubturnier durch die Gruppen, hat allerdings mit fünf Remisen in der ersten Runde erst mal ganz ganz „save“ begonnen. Warten wir ab was die nächsten Runden bringen und vor allem freuen wir uns alle auf die Deutsche Meisterschaft Ende Dezember, wo wir mit einer ähnlich geschlossenen Mannschaftsleistung sicher ein gehöriges Wort bei der Titelvergabe mitsprechen werden.

 

Teamchef Andreas Albers



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