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„Das neue Gesicht des Klubs“

Wer kennt ihn nicht: 1,80 groß, sportlich, gut aussehend und total schachverrückt? – Sie wissen nicht, wen ich meine? Stimmt, bei über 450 Mitgliedern in unserem Klub gibt es ja auch einige von dieser Art. Ich meine aber den, der vorzugsweise freitags in den Klub kommt, mich zuhause zur Weißglut treibt und Sie wahrscheinlich lediglich bei ihren Schachanalysen nervt, indem er lästige Fragen stellt – genau, richtig erraten, ich meine natürlich meinen Bruder, Arne!

 

Nein, ganz so schlimm ist es natürlich nicht! Seitdem wir beide dieses Jahr am Gymnasium Buckhorn erfolgreich unser Abi („Abi09!“) bestanden haben, geht es etwas entspannter zuhause zu, obwohl wir (das heißt, meine Familie außer Arne) immer noch mit dem Gedanken spielen, ihn einfach abzuschieben …

Da kam uns die Zeit nach dem Abitur, also die Zeit, in der man für sein Vaterland gerade stehen sollte, gerade richtig.

Doch was soll man mit einem Jungen -Mann möchte ich zu ihm noch nicht sagen -im zarten Alter von 20 Jahren machen, der sich immer noch fest an sein Eigenheim klammert?

Der Bund hätte ihn zwar mit Sicherheit vorzüglich gedrillt, doch wir konnten ihn ja nicht gleich ins kalte Wasser schmeißen (obwohl diese Prozedur, wenn es alleine nach mir gegangen wäre, unausweichlich gewesen wäre -meine Mutter ist aber wohl zu einfühlsam).

 

Schließlich kam die rettende Idee, woher denn auch sonst, aus dem Klub – genauer gesagt von Christian, der meinem Bruder ein FSJ vorschlug.

FSJ? Häh, was is dat’n? Nun ja, es ist schlicht und ergreifend ein freiwilliges soziales Jahr! Das Neue daran ist wohl, dass dieses FSJ nun auch im Sport absolviert werden darf.

Da ja schon seit längerem das Gerücht grassiert, dass unser aller liebstes Hobby, das Schachspiel (Sie erinnern sich?) nun auch nicht nur als Denksport, sondern eben auch als Sport tituliert werden darf, hat mein Bruder mal wieder Schwein gehabt.

 

Damit wären wir wieder beim Thema, meinem Bruder. Was aber qualifiziert ihn eigentlich, dazu ab dem 1. August das neue Gesicht des Klubs zu werden? Über diese Frage musste ich lange nachdenken, bevor ich überhaupt etwas Konstruktives zu Papier bringen konnte (die Leute, die Arne kennen, werden schon wissen, was ich meine …).

 

Nun ja … Zunächst einmal hat er einen tollen Bruder (kleiner Scherz) …, der es durch zahlreiche gemeinsame Trainingseinheiten und Blitzpartien irgendwie geschafft hat, seinen Bruder schachlich zu formen, ich meine, der es geschafft hat, ihn attraktiv zu machen – für den Klub und schließlich eben auch für unsere Oberliga-Mannschaft und sogar die 2. Bundesliga.

 

Doch dieses Kunststück hätte ich natürlich nicht alleine bewerkstelligen können, und so ist hier auch unsere Schulschachgruppe am Gymnasium Buckhorn, damals unter der Leitung von Gert Blankenburg und bis heute unter Fritz Fegebank, anzuführen.

Weiter ging es mit dem Training im Klub unter Andreas Albers und parallel dazu beim Kadertraining unter Wolfgang Pajeken und Karsten Müller.

Es war also nur eine Frage der Zeit, bis sich einige Erfolge einstellten -die jüngsten sind wohl die Erfolge unserer HSK Mannschaften auf den DVM, den Deutschen Vereins-Meisterschaften), auf denen wir mit der U20, also unserer Jugendbundesliga-Mannschaft 2006 Deutscher Vizemeister, 2007 gar Deutscher Meister (!) und 2008 wieder Deutscher Vizemeister werden konnten.

Auch wenn ich Arnes Spiel als durchaus wechselhaft bezeichnen würde, so war er doch immer eine tragende Größe in unsern Mannschaften. 2009 hatte er sein Spiel sogar soweit unter Kontrolle, dass er auch Hamburger Jugendmeister werden konnte.

 

All das macht aus meinem Bruder natürlich noch keinen wahren Schachmeister, aber es befähigt ihn schon dazu, ein FSJ in unserem Schachklub absolvieren zu dürfen. Und an seiner Spielstärke soll er während dieses Jahres ja auch noch ordentlich pfeilen, sodass vielleicht in ein paar Jahren aus meinem Bruder doch noch ein wahrer Schachmeister wird (obwohl ich mir das noch nicht so richtig vorstellen kann).

 

„Arne Bracker: In seinem freiwilligen sozialen Jahr im HSK wird sein Arbeitsplatz wohl des Öfteren so aussehen …“ schreibt Wolfgang Pajeken im Bildbericht seines Kompakttrainings à la Felix Magath. Doch täuscht er sich ein wenig über die Aufgaben des FSJler: Sein eigenes sportliches Training muss er wie andere auch in seiner Freizeit leisten: Er ist kein verkappter Profi wie die Soldaten der Sportkompanie, sondern vor allem für seine Kinder und Jugendlichen da. Aber auch Lehren nützt der eigenen Qualifikation!

 

Viel wichtiger werden in seinem Jahr als FSJler aber wohl erstmal seine Schachgruppen sein, von denen einige im Klub und andere als HSK Partnerschulen betreut werden sollen. Lehren und anderen, gerade auch jüngeren Menschen, etwas beizubringen gehört ja auch irgendwie zum Erwachsenwerden, und es macht meinem Bruder obendrein großen Spaß. Mit dem angestrebten Erwerb der C-Trainerlizenz und durch diverse Angebote der Hamburger Sportjugend (FSJ-Treffen, Seminare etc.) erhofft er sich auch eine pädagogische Fortbildung. Und.

Ich wünsche ihm viel Freude bei seiner Arbeit als Trainer, Jugendleiter und Organisator in unserem Klub.

 

Frank Bracker



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