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HSK U20 enttäuscht bei der DVM

Robin Stellwagen, Spitzenbrett des HSK in der Jugend-Bundesliga und auch im Finale der Deutschen Vereinsmeisterschaften U20, erzählt folgend von den vier Tagen in Berlin - in der Hoffnung, dass nur die Erinnerung an die schöne Schneelandschaft bleibt und der Blick wieder frei wird für die nächste DVM 2006. Er hatte den Eindruck, dass das HSK Team in Berlin versagt hat, und dieses Gefühl will er sich aus den Knochen schütteln. Deshalb fällt seine Erzählung vielleicht manchmal etwas zu schwarz aus. Unsere Leser sollten sich an die von Robin ausgewählten Diagramme halten: Hier zeigt er jeden Spieler im „Lichtblick“, deren es doch bei allem Schatten über dem Turnier doch auch einige gegeben hat. Sie bei der nächsten Gelegenheit zu vermehren und ihre Folge am besten gar nicht abreißen zu lassen, ist sicher Robins Ziel.

 

(Text: ChZ)

 

 

Die Geschenke waren gerade eingesackt und das Weihnachtsessen mit der Familie war fast schon verdaut, da trafen sich am 2. Weihnachtstag Robin Stellwagen, Hendrik Möller, Stefan Schnock, Janina Stejskal, Vadym Salenko, Philipp Müller und als ihr Betreuer HaChri Stejskal am Hauptbahnhof, um sich zusammen zur Deutschen Vereinsmeisterschaft U20 nach Berlin aufzumachen.

Durch den 2. Platz in der Jugendbundesligasaison 04/05 wurde dies ermöglicht. Gesetzt waren wir an Platz 5, allerdings nur auf Grund unserer „hohen“ ELO-Zahlen. Trotzdem gingen wir dementsprechend ermutigt in das Turnier und setzen uns das Ziel, im ersten Tabellendrittel zu landen.

 

Runde 1: Desaster Nr.1! Hamburger SK von 1830 e.V. 1 ½ - 4 ½ SV Sangerhausen

 

Wir bekamen den SV Sangerhausen zugelost und freuten uns, schon einen leichten Gegner abzumachen. Doch zu keinem Zeitpunkt des Wettkampfs waren die zwei Mannschaftspunkte auf den Brettern. Die Sangerhausener waren einfach besser, nur Philipp konnte Dustin Richter in der Zeitnot durch seine Erfahrung niederstrecken (Allerdings war die Stellung davor mehr als kritisch). Janina konnte sich in einer schlechteren Stellung ins Remis retten, weil ihr Gegner das Dauerschach der wohl besseren schwarzen Stellung vorzog. An 1-3 machten wir die klassische lange Rochade, obwohl Hendrik an 2 sogar eine Qualle mehr hatte, aber er konnte vermutlich die Schreckenserlebnisse von Robin und Stefan nicht verarbeiten. Vadyms Partie war auch schnell vorbei, Vorbote weiterer schlimmer Partien …
Auch der OSC Baden-Baden und der SV Glückauf Rüdersdorf kamen über ein 3-3 gegen verhältnismäßig „schwache Gegner“ nicht hinaus, was deutlich machte, dass kein Team einem anderen überlegen war.

 

Runde 2: Pflichtsieg Nr. 1! FSV Großenseebach 1 ½ - 4 ½ Hamburger SK von 1830 e.V.

 

Die Stimmung beim Mittagessen war im Keller, aber noch war ja nichts verloren. Motiviert gingen wir an die Bretter und Robin schlachtete Stefan Süß vom FSV Großenseebach in 22 Zügen ab, wodurch wir in Führung gingen. Die Erfahrung und Spielstärke setzten sich bei Hendrik, Stefan und Philipp nach einiger Zeit und wilden Stellungsschwankungen durch. Janina konnte ihren Angriff leider nicht zu Ende bringen und Vadym willigte ins Remis ein.
In dieser Runde konnten die Favoriten sich auch in den übrigen Wettkämpfen durchsetzen. Nur der HSK-Post SV Hannover musste ins 3-3 gegen die SG Bochum 31 einwilligen, wodurch von den ersten 5 Gesetzten nur noch der SV Medizin Erfurt ungeschlagen war. Dieser traf in der 3 Runde auf Sangerhausen, die ihre gute Form wiederum in einen Sieg umgewandelt hatten.

 

Runde 3: Desaster Nr. 2! Hamburger SK von 1830 e.V. 1 - 5 SK König Tegel

 

Jetzt sollten wir aber wieder ins Turnier zurückkommen!. Aber gegen den SK König Tegel war es noch grausamer als zuvor. Die Mittelachse brach komplett weg: Nachdem Stefan seine Dame opfern und Janina sich einer Lehrbuch-Massage hingeben musste, flog bei Vadym noch ein Bauer weg und damit gingen auch diese drei Brettpunkte an unsere Gegner. Philipp kam nicht über ein Remis hinaus, und auch Hendrik musste nach langem Kampf in ein Remis einwilligen. Robin griff dann zur voll kranken Brechstange und musste seinem Gegner die Hand reichen.
Der SV Medizin Erfurt zeigte den Sangerhausenern, wo sie hingehören, und hatte jetzt einen Mannschaftspunkt Vorsprung auf die Verfolger, den OSC Baden-Baden (gewann gegen HSK-Post SV Hannover) und SV Glückauf Rüdersdorf (gewann gegen die SG Bochum).

 


In der 6. Runde konnte Vadym nach 49...Txa4??
leicht gewinnen, wie?


Nach 38.g4?? brach Philipp in der 2. Runde

Weiß mit makelloser Technik das Genick.

 

Runde 4: Pflichtsieg Nr. 2! Hamburger SK von 1830 e.V. 4 - 2 SG Porz

 

Es war wieder Nachmittag, und da waren wir wohl immer ehrgeiziger als am Morgen. Die SG Porz wurde geschlagen, aber souverän war dies leider immer noch nicht. Robin konnte seinen Angriff am Damenflügel nicht zum Gewinn führen und übersah dann den entscheidenden Moment zum Kombinieren, sodass wiederum nach einem wahnwitzigen Opfer die Punkteteilung anstand. Hendrik überspielte seinen Gegner in der Eröffnung, verlor dann aber den Faden und konnte seinen Gegner dennoch matt setzen, weil dieser nicht die bessere Stellung haben wollte. Stefan hatte sich den c3-Italiener noch mal genauer angeguckt und griff mit …h6 zum soliden Aufbau und zeigte seinem Gegner, wer der bessere Spieler ist. Ein Remis war bei Janina immer drin und sollte es auch bleiben. Vadym spielte wiederum wie vom anderen Stern, sodass sein Punktverlust nicht überraschend war. Philipp siegte, weil der Gegner keine Ideen mehr hatte und war mit 3 ½ der bislang beste Spieler im Team.
Der Spitzenkampf OSC Baden-Baden gegen SV Medizin Erfurt spiegelte die Ausgeglichenheit der Top-Teams wider: 3 - 3. Alle anderen Favoriten siegten souverän, sodass in der 5 Runde die Vorentscheidung zum Meistertitel fallen sollte … Glückauf Rüdersdorf und Medizin Erfurt führten das Feld mit 7 Mannschaftspunkten an und mussten in der 5 Runde gegeneinander antreten.

 

Runde 5: Alles oder nichts …

 

Wir freuten uns, dass wir zum HSK-Post SV Hannover hochgelost wurden, denn jetzt konnten wir doch noch beweisen, dass wir gegen eine starke Mannschaft mithalten konnten. Hochmotiviert ging die Mannschaft an die Bretter, obwohl die Vorbereitung eher spärlich war. Hinten sollte gepunktet werden und vorne müssen wir eben halten war die Devise, wie eigentlich in jedem Wettkampf, nur dass es nie geklappt hatte … Sehr wichtig ist dieser Wettkampf auch noch aus einem anderen Grund, weil die Hannoveraner unser direkter Kontrahent in der JBL 05/06 sind und zur Zeit mit drei Brettpunkten Vorsprung vor uns den 1. Platz belegen. An den Brettern 1 und 3 waren wir in der Vorbereitung, doch Hendrik wurde vom Schotten überrascht. Alles aber kein Problem, weil Hendrik das mit Dirk Sebastian mal gemacht hatte. Janina bekam wie erwartet Philidor, aber Jasmin Laake tauschte sehr früh die Damen, was uns einen halben Punkt an diesem Brett in greifbare Nähe brachte. Bei Vadym stand nach 30 Zügen wieder die 1 für den Gegner und bei Philipp stand der Gegner besser, weil der Sizilianer wiederum nicht so sauber gespielt worden war. Robin machte großen Druck und auch Stefan kam in eine aussichtsreiche Stellung. Hendrik hingegen wurde auf Grund seiner inaktiven Figuren zur Aufgabe gezwungen. Zwei Punkte für den Gegner, aber Janina machte ebenfalls Druck und ihre Gegnerin musste eine Figur spucken. Philipp geriet in ein verlorenes Endspiel, das sein Gegner aber auf Grund mangelhafter Technik nicht zum Gewinn führen konnte: Remis.
Jetzt lag es an Robin und Stefan die Hannoveraner Klatsche aus der JBL-Saison (1-5) abzuwehren. Doch es sollte eben nicht sein. Robin übersah eine wunderbare taktische Chance, mehrere Figuren für das entscheidende Feld d5 zu opfern, und so verpuffte sein Angriff, sodass die Punkteteilung gegen Nikolas Nüsken nicht mehr zu vermeiden war.

 


Hier zog Robin 22.Df6, aber wie hätte er sich

klaren Vorteil sich sichern können?


Mit 29.Td5?? schoss Jasmin Laake einen Bock
- wie erlegte ihn Janina?

 

Stefan stand ebenfalls riesig, musste aber nach sehr langem Kampf dennoch aufgeben, weil Lukas Hoffmann sich zu gut verteidigte und mit seinen Figuren besser lavierte. Janina hatte immer noch ihre Figur mehr, verlor aber leider in der zweiten Zeitnotphase den Faden und stellte alles wieder zurück ein. Remis.
Es war nicht unsere Meisterschaft, obwohl das Endergebnis zu hoch für die Füchse aus Hannover ausgefallen ist: HSK-Post SV Hannover 4 ½ zu 1 ½ Hamburger SK von 1830 e.V.

 

Doch nicht nur bei uns gab es ein Feuerwerk auf dem Brett, Medizin Erfurt ging vollkommen gegen die starken Rüdersdorfer unter und der OSC Baden-Baden konnte mit einem 6-0! Sieg König Tegel auf die Plätze verweisen und seine eigenen Titelansprüche nachdrücklich in Erinnerung rufen. Glückauf Rüdersdorf führte mit einem Mannschaftspunkt vor dem OSC Baden-Baden, die beiden trafen sich zum Spitzenduell in der 6 Runde.

 

Runde 6: Pflichtsieg Nr. 3! SK König Plauen 2 - 4 Hamburger SK von 1830 e.V.

 

Und wieder war es Nachmittag und diesmal bekamen wir den SK König Plauen vorgesetzt. Wir gewannen verdient, weil bei diesem Mal auch die Achse 3-5 hielt. Drei Siege (Vadym!!!, Janina und Stefan) gaben der Mannschaft Rückhalt, und so rundete der souveräne Sieg von Robin diesen gelungenen Mannschaftskampf ab. Die Niederlage von Hendrik war sehr ärgerlich und Philipps war insofern verdient, als er den Sizilianer wieder falsch behandelte. Aber das war nicht so schlimm, denn wir konnten wieder ausgleichen und lagen mit 6-6 im Mittelfeld. Jetzt ein Sieg und wir könnten noch einigermaßen froh sein …
Im Titelkampf setzte sich der OSC Baden-Baden gegen Glückauf Rüdersdorf souverän mit 4-2 durch. Medizin Erfurt schlug HSK-Post SV Hannover, wonach die Plätze 1 und 2 eigentlich schon vergeben waren, aber man weiß ja nie.

 

Runde 7: Desaster Nr. 3 oder schlimmer geht es immer!

 

Es scheint alles nicht wahr zu sein, aber vormittags mussten wir immer passen … Der SF Köln-Mülheim sollte der Gegner heißen, und wir hatten mal wieder schlagbare Gegner. Was dann aber im Wettkampf passierte, ist eigentlich nicht in Worte zu fassen, aber versuchen kann man es ja: Robin machte sehr schnell mit Schwarz Remis und beendete sein Turnier mit 3,5/7 an Brett 1. Philipp bekam am 6. Brett wieder seinen Minoritätsangriff am Damenflügel und konnte diesen leider wiederum nicht mit einem Sieg abschließen, sodass nur noch das Remis als Konsequenz blieb. Hendrik hatte sich etwas verspielt und musste ums Remis kämpfen, bot an, aber der Gegner wollte das noch sehen. Stefan spielte solide und hatte nen Halben sicher, als er begann die a-Linie zu öffnen, um noch zum Angriff anzusetzen. Janina spielte wohl zum ersten Mal mit Zentrum, und es sah auch immer ganz gut aus. Vadym hingegen kam mit seinem Holländer nicht sehr weit und hatte nur noch unkoordinierbare Figuren, als er die Brechstange rausholte … Doch dann schlug an allen Brettern der Blitz ein! (Die Zeitnot ist echt was Tolles) Hendrik foppte seinen Gegner, und dieser verlor daraufhin die Dame.

 


39.Txe4?? und Hendrik knipste die Lichter aus!


Wie gewann Stefan in der 6. Runde?

 

Vadym sah sich gezwungen seinen König doch zu „opfern“ und gratulierte seinem Gegner zum Sieg. 2-2 Stefan hatte die a-Linie geöffnet, sah es aber wohl als besser an, sie dem Gegner zu überlassen, der auch bald schon die d-Linie beherrschte. Dann flog im 40. Zug auch noch ein Springer ein und Stefan musste die Waffen strecken. Es lag also an Janina den Wettkampf zu retten, wozu ein Sieg notwendig war. Janina hatte viel Druck gemacht, verlor aber offenbar in der zweiten Zeitnot den Faden. Ihr Gegner gewann eine Figur, Janina gewann sie mit einem Turmschach zurück. Dann hatten beide Spieler nur noch etwa eine Minute auf der Uhr für den Rest der Partie. Janina hätte in ein Turmendspiel mit mindestens einem Mehrbauern kommen können, zog jedoch das Remisangebot des Gegners vor, wonach die Pleite der Mannschaft perfekt war: Hamburger SK von 1830 e.V. 2 ½ - 3 ½ SF Köln-Mülheim.
Der 11. Platz sollte es letztendlich sein!

 

Und wer wurde Meister? Der OSC Baden-Baden gewann sehr souverän mit einem 4-2 Sieg über den Abonnementsmeister SG Bochum den Titel. Der Vizemeister kommt aus Erfurt. Dies waren auch die beiden überzeugendsten Teams über das gesamte Turnier gesehen. Glückauf Rüdersdorf und HSK-Post SV Hannover trennten sich 3-3, wodurch die Rüdersdorfer sich über den 3. Tabellenplatz freuen konnten.

 

Als Fazit kann man wohl sagen, dass wir uns an die schöne Schneelandschaft in Berlin zurückerinnern sollten und nicht an die Schreckenserlebnisse auf den Brettern. Unser Weißaufschlag muss noch intensiviert werden, und dann greifen wir vielleicht nächstes Jahr noch einmal an. Denn dann kommen noch die Spitzenspieler der aktuellen U16 Mannschaft ins Team.

 

Robin Stellwagen



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