.

Offenes HSK Eloturnier - ein guter Test für die Jugend

Das HSK Eloturnier ist quasi als direkte Ergänzung zum HSK DWZ Open konzipiert, soll doch durch diese beiden Angebote (beinahe) allen HSK Spielern die Möglichkeit geboten werden, genau die richtige Herausforderung zu finden, um sich weiter zu entwickeln. Dies gilt natürlich auch für die Jugendlichen des Klubs, und so fand sich bis auf Arne Bracker und Jonathan Carlstedt beinahe der gesamte Stamm der Jugendbundesliga zur diesjährigen Auflage ein. Frank Brackers Ziel konnte nur der Turniersieg sein, Malte Colpe und Harout Dalakian sollten ihr Elokonto weiter aufstocken, Jonas Lampert gegen starke Gegner wichtige Erfahrungen sammeln und Julian und Daniel Grötzbach wie auch Finn Jonathan Gröning bekamen zum ersten Mal die Chance, sich in einem so schweren Turnier zu beweisen. Kurz und gut, die Rechnung der Jugendtrainer ist fast komplett aufgegangen!

 

Kurzbilanz der Jugend

Frank Bracker: „Wenn Du so weiter spielst, bist du bald IM!“ war die motivierende Einschätzung von FM Wolfgang Pajeken am Morgen nach der 5 Runde. Frank hatte am Abend zuvor das zweite ausgeglichene Endspiel bis zum bitteren Ende ausgekämpft und kurz vor dem Gewinn gestanden, aber wie auch in Runde 3 verteidigte sein Gegner sich einfach zu genau, wieder nur Remis. Aber der Kampfgeist, gerade auch in Stellungen, die dem Supertaktiker eigentlich gar nicht liegen, hat nicht nur Wolfgang beeindruckt. Eine bittere Schlussrundenniederlage gegen Turniersieger Bernd Wronn brachte Frank um den angestrebten Platz an der Sonne. Aber die Platzierung war auch ihm gar nicht so wichtig, die Partien zeugten alle von großer Präzision, und so wissen alle, dass hier der nächste Titelträger des Klubs heranwächst.

Malte Colpe spielte nur 6 Partien und verlor davon keine. Alleine das spricht bei so eine Turnier schon für ihn. Dass Malte eines der größten Talente des Klubs ist, ist bekannt. Manchmal fehlen der allerletzte Killerinstinkt und der große Wille, sich selbst zu quälen, aber wenn es auch so reicht? Im nächsten Jahr wartet ein Brett der Oberliga auf den jungen Mann, wir sind alle gespannt.

Harout Dalakian: Immer top vorbereitet und motiviert, aber manchmal lässt die Konzentration ein wenig nach, und dann knallt es. Gemeinsam mit Malte wird Harout in den nächsten Jahren die JBL anführen, er entwickelt sich auch als Trainer immer weiter.

Jonas Lampert: „Schau Dir das an, der Knirps hat gespielt wie eine Maschine, das war echt geil!“ Wenn Union-Urgestein Andreas Förster so eine seiner Niederlagen kommentiert, dann muss etwas passiert sein. Voller Anerkennung zeigte Andreas seine Partie gegen Jonas und bekannte danach: „Der hat diese ruhige Stellung einfach besser verstanden als ich, so eine Niederlage tut nicht weh.“ Jonas zeigte wieder einmal, was für ein Potenzial er hat, und dass die tolle Saison in der Oberliga keine Eintagsfliege war.

Julian Grötzbach: Genau wie Malte, Jonas und sein Bruder spielte Julian eine Partie weniger, weil am Freitag noch die Schule rief. Aber diese Strategie scheint gut zu laufen, schon im Sommer in Dresden drehten die „Grötzies“, wie sie liebevoll genannt werden, toll auf und schlugen reihenweise starke Gegner. Julian durfte in Runde 4 mit Hauke Reddmann und damit seinem ersten Titelträger die Klingen kreuzen, eine tolle Erfahrung und alleine damit hätte sich das Turnier schon gelohnt. Aber es ging noch mehr: Ein toller Sieg gegen HSK-Haudegen Hans Jürgen Schulz und insgesamt 3 ½ / 6 sind eine echte Sensation und der Jugendpreis die gerechte Belohnung dafür.

Daniel Grötzbach spielte genau wie sein Bruder ein unglaubliches Turnier, der Trainer bedauerte immer mehr, dass er durch die Turnierorganisation zu wenig Zeit für die Analyse hatte, aber es fanden sich zum Glück immer starke Spieler, die mit Rat und Tat zur Seite standen. Lutz Franke vermittelte so die wichtigen Weisheiten: „Zwei Läufer sind zwei Läufer und wenn du nichts mehr hast in der Stellung, hast Du immer noch zwei Läufer!“ und „Es ist immer von Vorteil die bessere Dame zu haben!“ In der letzten Runde zwang er den starken Andreas Verweyen über die volle Distanz und musste sich nur denkbar knapp geschlagen geben. Die beiden Brüder schafften es keine Partie ohne Gegenwehr zu verlieren, und das ist bei dieser Gegnerschaft mehr als ein Erfolg!

Finn Gröning: Das Jahr in Dresden hat ihm schachlich gut getan und in der Kreisliga der Erwachsenen war er mit 8/8 offensichtlich unterfordert. Da kam das Eloturnier gerade richtig, um den Boden der Tatsachen wieder zu erkennen. Diese Gegner sind halt doch von anderem Kaliber, und es muss noch ein wenig gearbeitet werden, um hier voll mithalten zu können. Aber Finn ist ehrgeizig und wächst an diesen Herausforderungen. Jetzt geht es erstmal mit den Sonderklassen zur Norddeutschen Meisterschaft und da wird die Erfahrung dringender gebraucht als irgendwelche DWZ-Punkte.

 

Soviel zu unseren Talenten, nun noch ein paar Worte zum Turnier selbst, hauptsächlich sorgten drei Spieler für Aufsehen und positive Schlagzeilen:

 

1. Bernd Wronn, FC St. Pauli.

Souveräner Turniersieger mit sehr starken 6,5/7. Bernd zeigt eine wirklich vorbildliche Einstellung am Brett und kniet sich auch in schlechte Stellungen immer zu 100% rein. Gleich in der ersten Runde hatte Peter Bahr ihn auf der Schippe, aber Bernd verteidigte sich extrem zäh und nahm dann auch noch die Taube auf dem Dach, also den ganzen Punkt mit. In der letzten Runde drehte er nach verdorbener Eröffnung den Spieß gegen Frank Bracker noch um und krönte sich somit selbst. Herzlichen Glückwunsch!

 

2. Mohammadreza Ghadimi, SAbt Gehörlose SPV.

Mit tollem Angriffsschach und seiner sympathischen Art gewann er die Herzen der Zuschauer im HSK Schachzentrum im Sturm. Jeden Morgen kam er aus Kiel angereist und war dennoch immer hellwach. Seine Partien sind allesamt ein Genuss, und wir werden ihn hoffentlich noch öfters bei uns begrüßen können. Der höchste Elogewinn im ganzen Turnier spricht eine klare Sprache.

 

3. Sebastian Kaphle, Werder Bremen.

Der junge Mann, den wir schon von vielen Meisterschaften in der Jugend kennen, drehte ordentlich auf und hielt nicht nur gegen Wolfgang Pajeken den halben Punkt fest. Zwischendurch hatte ich sogar einen Sprung nach ganz vorne für möglich gehalten, aber in der letzten Runde brachte Ghadimi ihm seine erste Niederlage bei. Sebastian genoss das Förderungsprogramm von Werder Bremen, ist aber nach einer Saison zu seinem niedersächsischen Vereine zurückgekehrt.

 

Das Turnier war von erfreulich großem Kampfgeist geprägt, 7 entschiedene Partien an den ersten 8 Brettern der letzten Runde sind ein gutes Zeugnis für dieses Turnier, das nach einer Wiederholung im kommenden Jahr förmlich schreit.

 

Andreas Albers



.