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NMM U16 2012 in Berlin

Am Mittwoch, dem 5. September, brach die U16 Truppe des HSK mit Julian Kramer, Jean Louis Sander, Lars Hinrich und Michael Elbracht mitsamt ihren Betreuern Malte Colpe und meiner Wenigkeit Richtung Berlin auf, um die Qualifikation für die DVM zu schaffen sowie nach Möglichkeit den Titel des Norddeutschen Vereinsmeisters U16 an sich zu reißen. Vor uns lag eine fünfstündige Odyssee nach Berlin-Grünau, die mit Regionalzügen der Deutschen Bahn zu bestreiten war. Ein Highlight bot uns hier eine Schaffnerin, die, als Jean Louis ihr die Fahrkarte mit dem Wort „hier“ überreichte, schnauzte: „Ich bin kein Hund!“, was mir mal wieder offenbarte, dass Freundlichkeit seitens des Services bei der Deutschen Bahn im Preis nicht inbegriffen ist. Nichtsdestoweniger setzten wir die Fahrt unbeirrt fort und erreichten nach dem Umsteigen in Schwerin um kurz vor 21:00 Uhr Berlin. Mit Fastfoodspeisen gestärkt, versuchten wir ein Großraumtaxi zum Spielort zu organisieren, was nach langer Zeit dann auch mehr oder weniger funktionierte. Als wir irgendwann nach 22 Uhr am Zielort angelangt waren, wurden wir als letzte eintrudelnde Mannschaft mit offenen Armen empfangen. Nachdem wir Quartier bezogen hatten, verschafften Malte und ich uns noch einen Überblick über die Lage des Spielortes, um festzustellen, dass es sich um sehr dezentrale Lokalitäten handelte. Kurz darauf gingen wir zu Bett.

 

NVM 2012

 

„Dezentrale Lokalitäten“: Der Fotograf, einer der beiden Teamchefs und Chronist der Berliner Tage, hat offenbar keinen Blick für einen der schönsten Plätze in Berlin: Grünau, aber schöner ist natürlich unser Team (v.l.):

Michael Elbracht, Julian Kramer, Julian Grötzbach, Lars Hinrichs, Jean-Louis Sander und Coach Malte Colpe; nicht im Bild, sondern hinter der Kamera: Martin Günter.

 

Donnerstag sollte dann der erste Großkampftag werden, um 8:30 Uhr wurden die Bretter zur 1. Runde freigegeben. Als an Nr. 1 gesetzte Mannschaft hatten wir als unseren ersten Gegner den USV Potsdam (die Nr. 9). Wir spielten in der Besetzung Julian Kramer, Lars Hinrichs, Jean-Louis Sander Sander, Michael Elbracht. Hierbei ist zu erwähnen, dass wir aufgrund seiner Klassenreise die ersten 4 Runden ohne Julian Grötzbach antraten. Julian Kramer bescherte uns eine 1:0 Führung, durch ein Versehen von Jean Louis glichen unsere Gegner jedoch zum 1:1 aus. Ein Remis von Lars und ein Sieg von Michael, welcher seine Erfahrung geltend machen konnte, brachten uns ein knapper 2½:1½-Sieg.

Eine Zitterpartie erwartete uns auch nach der kurzen Mittagspause, als wir gegen den Stader SV, Setzlistenplatz 6, gelost wurden. Malte und ich brachen nach Rundenbeginn auf, um Proviant für die kommenden Tage zu sichern. Mit sowohl vitaminreicher als auch zuckerreicher Nahrung kehrten wir erfolgreich zurück, fanden dann aber kritische Stellungen auf den Brettern unserer Jungs vor. Als Julian unerwartet gegen einen 200 Punkte schwächeren Spieler unterlag, war die 1:0 Führung für den Stader SV perfekt. Doch auch an den anderen Brettern sah es nicht berauschend aus, Lars‘ Gegner hatte sich einen leichten Vorteil erarbeitet, Jean Louis schien unter Druck und Michaels Stellung drohte nach zuvor aussichtsreicher Lage zu kippen. Erst eine gierige Tat von Michaels Kontrahenten ermöglichte einen Figurengewinn im Endspiel, der zum Sieg führte. 1:1! Lars konnte den Druck des Gegners durch den Tausch von Läufer gegen Springer abwehren und so ein weiteres Remis sichern. Nun lag es an Jean Louis und der erledigte seinen Job bestens. Im entscheidenden Moment schlug er zurück und erlangte gewinnbringenden Vorteil. 2½:1½ lautete der Endstand, ein weiterer knapper Sieg. Den Abend ließ man dann entspannt ausklingen, während Malte mit den Jungs entspannte, gelang es mir beim Blitzturnier eine Pringles Dose für die Mannschaft zu erspielen.

 

Am Freitag stand uns dann der Lübecker SV (Nr. 8) bevor, eine vermeintlich lösbare Aufgabe. Doch es kam anders. Julian hatte die Partie die ganze Zeit im Griff, übte Druck aus, doch ein Qualitätsopfer des Gegners rettete diesen ins Remis. Als Lars‘ Stellung nach sehr aussichtsreicher Position auch kippte und er den Angriff des Gegners nicht mehr abwehren konnte, lagen unsere Hoffnungen nun auf Jean Louis und Michael. Da Michael mal wieder einen Springer erbeutet hatte, sah es durchaus nach einem Sieg am 4. Brett aus. Jean Louis jedoch musste bald die Qualität geben und als seine Niederlage nicht mehr zu verhindern war, lagen wir schon ½:2½ zurück. So stellte Michael dann auch seine Gewinnversuche ein und gab sich mit einem Remis zufrieden. Eine bittere 1:3-Niederlage in Runde 3 für uns!

Am Nachmittag sollte unsere Aufgabe der Treptower SV aus Berlin werden und ein Sieg war die einzig denkbare Antwort auf unsere Niederlage in der 3. Runde. Zufrieden mit den Eröffnungen legte ich mich ein wenig aufs Ohr und es dauerte nicht lange da stürmten unsere Jungs schon in mein Zimmer und feierten ihre Siege. Nach kurzer Zeit führten wir schon 2½:½! Julian und Lars hatten die Fehler ihrer Gegner eiskalt ausgenutzt und Michael hatte mit einem Remis den Mannschaftssieg abgesichert. Bald darauf gab sich Jean Louis auch mit einem Remis zufrieden und stellte so den Endstand von 3:1 her. Durch diesen Sieg meldeten wir uns zurück ins Turnier.

 

Es war klar, dass uns ab der nächsten Runde Julian Grötzbach zur Verfügung stehen würde, den wir schon sehnsüchtig erwarteten, weil er unser Team noch einmal deutlich verstärken würde. Der Abend war dann zur freien Verfügung und wir nutzten die Gelegenheit, um uns in einer Pizzeria mit gutem Essen zu stärken. Danach ließen wir den Abend beim Fußballspiel der Deutschen Nationalmannschaft ausklingen, bis wir um 22:30 Uhr mit der Ankunft von Julian Grötzbach unser Team komplettieren konnten. Und so legte Julian los:

 

Finke,Maurice (1836) - Grötzbach,Julian (1999)

NDVM u16 2012 Berlin (6.2), 08.09.2012

 

1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sc3 Sf6 4.e3 e6 5.Sf3 Sbd7 6.Dc2 Ld6 7.b3 0–0 8.Ld3 Te8 9.Lb2 e5 10.cxd5 cxd5 11.dxe5 Sxe5 12.Le2 Sxf3+ 13.Lxf3

 

Dia01 NVM 2012

 

13...d4 14.Sd1 Da5+ 15.Kf1 Lf5 16.De2 Tac8 17.Kg1 Tc2 18.Df1 Dd2 19.e4 Sxe4 20.Lxd4 Dxd4 21.Se3 Sxf2 0–1

 

Samstagmorgens trafen wir in der Aufstellung Julian, Julian, Lars, Jean Louis im Spitzenspiel auf den noch ungeschlagenen SV Lingen. Um Titelchancen zu wahren, musste ein Sieg her und als nomineller Favorit gingen wir durchaus optimistisch in die Partie. Jean Louis ließ dem Morra-Gambit seiner Gegnerin ohne jedes Mitleid keine Chance. 1:0 für den HSK. Da Julian Kramer leider immer noch nicht zu seiner Form gefunden hatte, musste er sich am Spitzenbrett bald darauf geschlagen gegeben und der Mannschaftskampf war wieder völlig offen. Unser neues Brett 2 Julian Grötzbach zeigte, warum es lohnte, ihn wenigstens für die letzten Kämpfe einzusetzen, er holte den vollen Punkt (s.o.) Lars Hinrichs kämpfte zwar noch tapfer für ein Remis, jedoch bot das Endspiel zum Ende hin nur wenig Chancen. So mussten wir in der Schlussbilanz ein 2:2 akzeptieren, auch wenn wir uns mehr erhofft hatten. Der HSK stand nun in der Tabelle nach 5 Runden auf Rang 4 hinter dem SV Lingen, dem SK Wildeshausen und Rochade Göttingen.

In Runde 6 kam es dann zur Paarung von SK Wildeshausen (Setzliste Nr. 2) gegen den HSK - ein enges Match stand in Aussicht. Was folgte war jedoch eine überzeugende Vorstellung unsererseits. Julian Kramer remisierte gegen einen ebenbürtigen Gegner, genauso wie Lars. Julian Grötzbach und Jean Louis siegten und so schlugen wir Wildeshausen überzeugend mit 3:1. Nun waren wir Dritter in der Tabelle, und die Qualifikation zur DVM war so gut wie sicher. Den Sieg feierten wir beim Asia Imbiss und ließen den letzten Abend so sehr entspannt enden.

In der Schlussrunde am Sonntag hatten wir es mit dem Cöthener FC zu tun. Da wir klarer Favorit waren, nahmen wir eine taktische Änderung in der Mannschaftsaufstellung vor und ließen Julian Kramer aussetzen, dadurch rückten alle ein Brett vor und Michael Elbracht setzte wie in den Runden 1-4 wieder an Brett 4 ein. Ein schneller Sieg von ihm gegen einen chancenlosen Gegner brachte uns 1:0 in Führung. Die restlichen Bretter ließen das Turnier dann mit einem mannschaftsdienlichen Remis austrudeln und bescherten uns so einen soliden 2½ 1½-Sieg, der uns den 2. Platz sicherte. Damit erreichten wir unser Hauptziel: die Teilnahme an der DVM U16! Die Rückfahrt verlief dann ohne große Probleme, um 19:26 Uhr betraten wir endlich wieder hamburgischen Boden. Die Hamburger Delegation in Berlin würde ich im Nachhinein als ziemlich bunte Truppe beschreiben und der Mannschaft muss man eingestehen, dass sie Malte und mich immer auf Trab halten konnte und für viele Lacher gut war. Insgesamt hoffe ich im Namen aller zu sprechen, wenn ich von einem erfolgreichen Turnier für unser Team rede, zu dem jeder unserer Spieler einen erheblichen Teil beigetragen hat.

 

Text und Foto: Martin Grünter



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