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Mit allen Hundertwassern gewaschen - der HSK ist Norddeutscher Meister U16!

Bereits die Teilnehmerliste brachte uns Betreuer ein seltsames Gefühl.

 

Wann waren wir schon mal mit unserer Mannschaft an Position 1 gesetzt gewesen? Und wie würde das Team mit dieser Favoritenrolle umgehen? All diese Fragen beschäftigten Robin und mich am ersten Abend in Magdeburg. Über die Stadt Magdeburg kann man ja denken wie man will, schachlich hat es sich für uns meist als gutes Pflaster erwiesen, bereits vor drei Jahren wurden wir dort in einer vom Hochwasser beeinträchtigten Meisterschaft Norddeutscher Meister mit der Besetzung Stefan Schnock, Hendrik Möller, Janina Stejskal und ?, ja genau, Robin Stellwagen. Dieses Team das mittlerweile den Kern der Jugendbundesliga bildet und den Sprung bei den Herren bis in die 2. Bundesliga gepackt hat, wirbelte damals erfolgreich die Konkurrenz durcheinander. Im Jahr darauf verkauften wir uns etwas unter wert, waren aber dennoch nicht völlig unzufrieden.
Ein erstes Highlight für mich auf der Fahrt nach Magdeburg ist immer das Umsteigen am schönsten Bahnhof des Landes. Der vom Österreichischen Künstler Friedensreich Hundertwasser entworfene und gebaute Bahnhof ist einfach einmalig.

 

Der Uelzener Bahnhof ...

 

Danach also wieder die Elbe hinauf nach Magdeburg zu unserem Freund Markus Schwenke, der uns im letzten Jahr auch in Dresden zu einigen Lachern verholfen hatte. Für dieses Jahr hatte Markus sich ein paar ganz besondere Schmankerl ausgedacht: neben dem üblichen Fußballturnier organisierte er für einen Abend eine Silmutanveranstaltung mit der Großmeisterin Tatjana Melamed, bei der es als einziger Spielerin unserem Jungsstar Milana Smolkina gelang ein Remis zu erkämpfen.

 

Einziges Remis beim Silmutan durch Milana

 

Und als absolutes Highlight gelang eine Sponsoring-Veranstaltung mit dem Restaurant „Pizza-Hut“, das uns eine gesamte Etage für uns reservierte und alle (!!!) Teilnehmer und Betreuer zum Pizza essen einlud. Und zwar nicht zu einer Pizza, nein, der Abend stand unter dem berüchtigten „All you can eat“. Man stelle sich eine Pizzeria vor in der 200 Kinder + Betreuer, soviel Pizza essen, wie sie können, ein Bild für die Götter! Gerüchten nach zu urteilen, soll der Laden an seine eisernen Teigreserven gegangen sein, was ich gut glauben kann, hat doch schon unser Kleinster, Beini Ma allein 5 Stücke der köstlichen Pizza verdrückt (was bei uns Betreuern die Frage aufkommen ließ: „Wo steckt der Kerl das eigentlich hin?“
So verbrachten alle den Abend, an dem Klinsis Jungs eine unschöne Begegnung mit den Slowakei hatten, in ausgelassener Stimmung, die kurzzeitig die Anspannung vor der letzten Runde vergessen ließ.

 

Doch zurück zum Schachlichen:
Da ich selber mich hauptsächlich, um die U16 gekümmert habe, hier eine kurze Darstellung vom parallel stattfindenden U12 Turnier, an dem wir ebenfalls mit einer Mannschaft teilnahmen. Unsere beiden Spitzenbretter Beini und Milana waren letztes Jahr Deutscher Meister in dieser Altersklasse doch ihre beiden Mitstreiter Harout und Malte sind rausgewachsen und so mussten sie den Nachwuchs heranführen. Für die beiden Geschwister Boris (10) und Diana Gabere (7),
war es das erste, bzw. zweite große Turnier und so ging es natürlich hauptsächlich ums Erfahrungen sammeln und das taten beide. Beide schaffen es schon sehr gut, sich auf eine lange Partie zu konzentrieren und ließen leider einige Chancen aus, aber am Ende hatten beide jeweils einmal gewonnen und in den Analysen nach den Partien viel von ihrem Coach Helge Colpe gelernt.

 

Malte (l.) und sein Bruder, U12 Coach Helge

 

Vorne ließen Beini (6/7) und Milli (7/7) nicht viel anbrennen und so sprangen am Ende zwei Siege und 4 Unentschieden heraus bei nur einer einzigen Niederlage. Beini könnte sogar noch ein Jahr in der U12 spielen, aber er klopft auch schon kräftig an die Tür zur U16. Aber mit Boris und Diana braucht uns nicht bange um die Zukunft zu sein, wir haben zwei hoffnungsvolle Talente, die nachrücken!
Der Kampf um die vier Qualifikationsplätze zur Deutschen Meisterschaft wurde von zwei Städten entschieden, die beiden Kieler Vereine Meerbauer und Doppelbauer wurden eingerahmt von den topgesetzten Ricklingern, die sich mit einem starken Schlussspurt gerade noch qualifizieren konnten und dem Meister HSK (aber Hannover!). Besonders schön war für mich zu sehen, dass sowohl zwischen den Kieler Betreuern, aber auch den Kindern, trotz der Trennung vor einiger Zeit, keine zu tiefen Wunden geblieben sind. Man lud sich nach bestandener Quali gegenseitig zum Eis ein und feierte den großen Erfolg!

 

Nun aber zu unserem Turnier, wie bereits erwähnt als Favoriten gestartet mit zwei lockeren 3,5-0,5 Siegen gegen Hettstedt und Melle überstanden wir den ersten Tag ebenso unbeschadet wie unsere Verfolger vom SKJE und aus Wilhelmshaven. Turniertag 2 sollte sogar noch ruhiger werden, obwohl stärkere Gegner warteten. Die an Nummer 6 gesetzten Berliner von TuS Makkabi wurden ebenso mit 4-0 zum Mittagsessen geschickt, wie am Nachmittag die SG Nordhorn. Unsere Jungs nutzten jede sich bietenden Möglichkeit um zuzuschlagen und bewiesen Coolneß vor dem Tor. Da mittlerweile SKJE und Wilhelmhaven gegeneinander 2-2 gespielt hatten, kamen wir bereits auf einen Mannschaftspunkt Vorsprung. Robin und ich gingen diesen Abend in die Spätvorstellung des CinemaxX, um uns mit unserem Freund und alten HSKler Steve Berger mit „Sin City“ beibringen zu lassen, wie man mit echten Gegnern umgehen sollte (Eine alte Tradition, seit wir beim letzten Titel gemeinsam einen Actionfilm namens „Der Anschlag“ gesehen und danach den Topfavoriten Aufbau Elbe Magdeburg zerlegt hatten).
Vorher hatten wir bei einem kleinen Stadtbummel ganz in der Nähe eine wundervolle Entdeckung gemacht:

Das kommt mir aber bekannt vor

 

Doch nun sollten die harten Brocken auch am Schachbrett kommen. Als erstes unsere Freunde aus Wilhelmshaven, mittlerweile unter neuem Trainer, aber immer noch mit der gefürchteten Lubbe-Flügelzange an den Brettern 1+3. Am Tag zuvor hatten Niiclas Huschenbeth und Armin Schmidt die Skandinavier der beiden Brüder locker auspräpariert, leider hatten wir diesmal Schwarz gegen die beiden. Aber Florian Held ließ es sich nicht nehmen an Brett 2 dem dritten Spieler der Wilhelmshavener, Jakob Konrad eine empfindliche Niederlage im „Skandi“ zuzufügen. Unser Youngster, Malte Colpe hatte gegen Alexander Lubbe wenig Probleme und fuhr bald das 2-0 ein und als Arne Bracker als Abräumer am letzten Brett das 3-0 schoss war auch dieser Wettkampf entschieden. Frank Bracker bezog die erste Niederlage im gesamten Turnier, aber es gibt auch dankbarere Aufgaben als mit Schwarz gegen den immerhin 2165 Elo-Punkte schweren Niko Lubbe anzutreten. Am Nachmittag stand nun das große Titelduell mit dem SKJE auf dem Programm. Wieder Schwarz für Frank, mit Niclas Huschenbeth, das vielleicht größte Talent Norddeutschlands als Gegner, eine aussichtslose Lage. Aber andererseits ist Niclas einer von Franks Lieblingsgegnern. Die letzten drei Duelle hatte Frank gewonnen und so waren wir sehr zuversichtlich. Ebenso an Brett 4, denn Leo Meise (unser Ersatzmann), war in bestechender Form, ganz im Gegensatz zu Tilmann Stellfeld, dem auf diesem Turnier gar nichts gelang. Eine sichere 1 am letzten Brett und ein schnelles Schwarzremis an Brett 3 von Malte gegen Armin Schmidt, ließen sich gut an. Florian brachte seinen Gegner Wesal Moshtael, ins schwitzen und auch Frank wehrte sich erfolgreich gegen Niclas Angriffe. Am Ende entkam Wesal doch noch ins Remis und Frank stellte in der 5.Stunde einen Bauern ein und damit die Partie. Ein tolles Duell von beiden Mannschaften mit einem leistungsgerechten 2-2 am Ende. Vor dem großen Fressen bei Pizza-Hut, noch schnell auf die Auslosung geschaut, ach was, ein weiteres Hamburger Derby. Königsspringer hatte sich im Laufe des Turniers teuer verkauft (unter anderem ein 2-2 gegen SKJE geholt) und war ebenfalls so gut wie qualifiziert. Von der Papierform her waren wir an jedem Brett Favorit, aber solche Matches sind ja meist die schwierigsten. Schon früh sahen wir ausgerechnet bei Leo dunkle Wolken aufziehen, eine Niederlage bahnte sich an. Und auch an Brett 3 war die Sache lange Zeit unklar. Umso wichtiger, dass Malte eine sichere 1 gegen Daniel Maiorov einfuhr und sein Turnier mit 5/6 abschloß (davon 4,5 mit Schwarz!) und auch unser Spitzenbrett Frank fand wieder in die Erfolgsspur und besiegt Max Borgmeyer sicher. Damit war der Meistertitel bereits unter Dach und Fach und es störte niemanden mehr, das Leo seine Partie wenig später aufgeben musste. Arne war mittlerweile in ein Aussichtsloses Bauernendspiel gerutscht und ich gratulierte meinem Trainerkollegen Boris Bruhn schon fast zu geschafften Qualifikation, als das unglaubliche noch wahr wurde. Arnes Gegner verrechnete sich und mute ins Dauerschach einwilligen. Am Ende ein glücklicher Sieg für uns und eine noch unglücklichere Niederlage für unsere Freunde aus Niendorf, die so auf Platz 5 rutschten und hoffen müssen einen Freiplatz für die Deutsche Meisterschaft zu bekommen, den sie sich verdient hätten. Direkt qualifiziert haben sich neben uns, die Vizemeister von SKJE, die SG Nordhorn und das Überraschungsteam aus Stade, die in der vorletzten Runde sensationell Wilhelmshaven wegputzten.
Doch trotz dieser letzten Partie kann man wohl sagen, das wir verdient das Turnier gewonnen haben, ganze drei Partien gingen in den sieben Runden an den Gegner, das ist nicht viel und macht Hoffnung auf mehr.
Auch wenn es mir nicht gefällt, die CDU hatte auf ihrer Wahlkampfveranstaltung in Magdeburg in diesen Tagen das Motto auf den Autos stehen:

 

Team Zukunft

 

Andi Albers

 

Und weitere Impressionen ...

 

Arne

Florian

Frank

Leo

 

Die HSK U12 Mannschaft

 

Der Empfang am Hauptbahnhof

 

Fotos: HSK



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