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Start-Ziel-Sieg der U12-Waschbären in Magdeburg

Vom 26. bis 30. Dezember fanden die Deutschen Jugendvereinsmeisterschaften der Altersklassen U10 bis U16 in Magdeburg statt. Zum ersten Mal war ich als Coach dabei und betreute unsere U12 – das Waschbären-Team - bestehend aus Isaac Garner, Da Huo, Valentin Genov, Bahne Fuhrmann und Felix Kort. Wir starteten als Nr. 1 der Setzliste, doch einige Mannschaften rangierten knapp hinter uns und bei so jungen Spielern sagen die Zahlen häufig nichts aus. Das sollte sich bewahrheiten, denn mit Dresden-Leuben erwies sich eine Mannschaft als härtester Konkurrent, die nur an Nr. 7 gesetzt war.

 

Nach zwei sicheren Auftaktsiegen mit jeweils 3:1 gegen Dortmund-Brackel, genau wie der HSK eine Hochburg des Jugendschachs, und Borussia Lichtenberg, folgte ein knapper Sieg mit 2,5:1,5 gegen Empor Berlin.

Der gestrenge Blick des Coaches während des Kampfes gegen Empor Berlin

Der gestrenge Blick des Coaches während des Kampfes gegen Empor Berlin

 

Hier profitierten wir von unseren Siegen an den hinteren Brettern. Felix Kort errang seinen einzigen, aber dafür eminent wichtigen Sieg im Turnier und Bahne Fuhrmann war zu Beginn der DVM von niemanden zu stoppen. Ein schöner Schlusspunkt gelang ihm in der zweiten Runde gegen Lichtenberg:

 

Zobel,Christian (1364) - Fuhrmann,Bahne (1584)

DVM U12 2018 Magdeburg (2.4), 27.12.2018

 

Stellung nach 24.b4:

Stellung nach 24.b4

Bahne hat eine Qualität mehr und setzt den Schlusspunkt. 24...Lh3! Das forciert das Matt auf der zweiten Reihe. 25.Lxh3 Dxh2# 0-1

 

In der vierten Runde trafen wir im Spitzenkampf auf die bis dahin groß auftrumpfende Mannschaft Dresden-Leuben, die dank der besseren Zweitwertung sogar vor uns lag. Im Nachhinein betrachtet verlief das Match recht einseitig. Bahne setzte dank einer guten Vorbereitung gegen das auf dieser Ebene ständig anzutreffende Londoner System die Zeichen früh auf Sieg, Da Huo nutzte auf seine typische Art einen Fehler seines Gegners taktisch aus und gewann sicher, aber den Höhepunkt der Runde lieferte Isaac, der seinem Gegner in einer Italienischen Partie überhaupt keine Chance ließ. „Das kannst du in deinem nächsten Buch über Italienisch als Modellpartie aufnehmen“, meinte sein Vater Michael, als er am vorletzten Tag anreiste. Ich hatte eigentlich nicht vor, noch ein Buch über Italienisch zu schreiben :-)

 

In der fünften Runde folgte unsere schlechteste Leistung im Turnier. Das 2:2 gegen SF Nordost Berlin kostete mich ganz schön viele Nerven und zeigte, genau wie das ganze Turnier, dass das Coachen und Zusehen deutlich nervenaufreibender ist, als selbst zu spielen. Nachdem Bahne nach einem ungewollten Figurenopfer etwas glücklich ein Dauerschach fand und Felix leider eine Qualität einstellte, musste an den vorderen Brettern unbedingt ein Sieg her und den besorgte mit einer weiteren Klasseleistung Isaac am Spitzenbrett. Schön, wie er in der folgenden Stellung Material gewann:

 

Gutewort,Paul Emil (1635) - Garner,Isaac (1852)

DVM U12 2018 Magdeburg (5.1), 29.12.2018

 

Stellung nach 35.Kh2:

Stellung nach 35.Kh2

Isaac hat seinen Gegner überspielt und fand jetzt einen schönen Zug, um den Sack zuzumachen. 35...Dg5! Schwarz droht matt auf g1 und nebenbei das Schlagen des gefesselten Bauern f4. Weiß verliert sehr viel Material. 36.Tg2 Lxf4+ 37.Txf4 Dxf4+ Schwarz steht auf Gewinn. Weiß könnte aufgeben, verlängerte die Partie aber unnötig bis zum Matt im 78. Zug.

 

In der sechsten Runde bekamen wir mit DJK Aachen einen nominell einfachen Gegner zugelost.

Das Team vor dem Kampf gegen DJK Aachen

Das Team vor dem Kampf gegen DJK Aachen

 

Zu Beginn hätte dem Coach ein wenig Baldrian gutgetan. Bahne ging langsam die Puste aus und er stand nach der Eröffnung glatt auf Verlust. Außerdem wehrte sich Isaacs Gegner am Spitzenbrett vehementer als erwartet. Meine Nerven beruhigte ausgerechnet der Aachener Spieler an Brett drei, der durch ein simples Abzugsschach die Dame einstellte. Nachdem Da Huo seine Gegnerin im Griff hatte, war mir klar, dass ein Remis am Spitzenbrett reichen wird. Es wurde sogar ein Sieg, da Isaac die zerfledderte Bauernstruktur seines Gegners nutzte, um in ein gewonnenes Endspiel zu transformieren – eine weitere starke Leistung vom Waschbär Nr. 1. Da sogar Bahne letztendlich den Spieß drehen konnte, bzw. sein Gegner in Schönheit starb, anstatt prosaisch mit einer Mehrfigur weiterzuspielen, sprang ein zu hohes 4:0 heraus.

 

Vor der letzten Runde lagen wir mit zwei Mannschaftspunkten Vorsprung auf Dresden-Leuben in Führung, doch mit Lüneburg wartete ein starker Gegner auf uns, während Dresden auf Dortmund-Brackel traf. Bei einer Niederlage drohte das Abrutschen auf Platz zwei, da Dresden eine sehr gute Zweitwertung aufwies. Es sollte ein Nervenkrimi werden.

 

Bahne war inzwischen ausgelaugt und konnte gegen seinen nominell deutlich schlechteren Gegner keinen Druck aufbauen, ja er stand objektiv sogar schlechter. Außerdem spielte der erst 9-jährige Lüneburer Finn Helms gegen Valentin groß auf und Isaac bekam es mit dem besten Spitzenbrett des Turniers, Jeremy Hommer, zu tun. Da im Parallelkampf Dresden-Leuben früh 2:1 führte und ihre überragende Spielerin an Brett drei, Lena Hentschel, glatt auf Gewinn stand, ahnte ich Böses.

 

Dann kam aber Da Huo. Der kleine Wonneproppen, der immer für gute Laune sorgt, nutzte in der folgenden Stellung einen Fehler seiner Gegnerin Emilia Bildat aus:

 

Huo,Da (1661) - Bildat,Emilia (1634)

DVM U12 2018 Magdeburg (7.2), 30.12.2018

 

Stellung nach 26.Te1:

Stellung nach 26.Te1

Mit seinem letzten Zug stellte Da Huo eine listige Falle auf. 26...T8c7?? Und Emilia fiel rein. Wie nutzte Weiß die Situation aus? 27.exf5 gxf5 28.g5+ Die Pointe. Schwarz verliert den Läufer. 28...Kg7 28...Kf7 29.Lh5++- ändert nichts. 29.Txe6+- und nach einigen weiteren Zügen gab Schwarz auf. 1-0

 

Puhh, aufatmen...Da Huo spielte klammheimlich ein super Turnier. Er war der einzige im Team, der kein Material einstellte – das will was heißen in einem Umfeld, in dem mit der Hergabe von Material nicht gegeizt wird - und mit 5,0 Punkte aus sechs Partien sehr gut scorte.

 

Jetzt war klar, dass ein Remis an Brett drei reichen würde, und so konnte Valentin die Punkteteilung anbieten. Finn Helms nahm aber korrekterweise nicht an, denn er stand objektiv etwas besser. Aus dem Jungen wird was! Zum Glück konnte Valentin den Status quo halten und als Finn in Zeitnot geriet und keine Idee mehr hatte, wie er Valentins Verteidigung durchbrechen soll, nahm er ein weiteres Remisangebot mit nur zwei Minuten auf der Uhr an. Sofort bot Bahne ebenfalls Remis an, was Lüneburgs Brett vier gerne annahm. Damit war klar, wir waren Deutscher Meister!!!

 

Leider verlor Isaac seine letzte Partie gegen Jeremy, der in einem Damenendspiel aber sehr stark spielte - kein Beinbruch. Letztendlich hätte sogar eine Niederlage gereicht, um die DVM zu gewinnen, denn der Parallelkampf zwischen Dresden-Leuben und Dortmund-Brackel drehte sich überraschend und endete 2:2. Hätte ich das mal vorher gewusst!

 

Bei der Siegerehrung durften wir uns nicht nur über „Gold“ für die Mannschaft freuen, sondern auch über die Medaille für das beste Brett vier, nämlich Bahne Fuhrmann, der mit 6,0 Punkten aus sieben Partien herausragte.

Vlnr.: Bahne, Valentin, Da Huo, Isaac, Felix

Vlnr.: Bahne, Valentin, Da Huo, Isaac, Felix

 

Unsere Rückfahrt gestaltete sich feuchtfröhlich. Passend zum Alter der Waschbären gab es vom Jugendwart, Bernhard Jürgens, servierten alkoholfreien Blubbersekt in Plastikbechern, der herrlich süß-aromatisch schmeckte. Was macht man nicht alles mit!

 

Der letzte Höhepunkt dieser schönen vier Tage war der Empfang der Eltern am Hamburger Hauptbahnhof mit Geschenken und einem passenden Banner. Gerne nächstes Jahr wieder.

Vlnr.: Valentin Genov, Isaac Garner, der Coach, Da Huo, Bahne Fuhrmann und Felix Kort

Vlnr.: Valentin Genov, Isaac Garner, der Coach, Da Huo, Bahne Fuhrmann und Felix Kort

 

Link zur Offiziellen Seite.

 

Georgios Souleidis

 

 



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