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Reisebericht zur DVM 2017 U10 in Magdeburg

DVM U10 in Magdeburg 2017

Ein Reisebericht

von Ole Poeck

Los ging es Mittwoch Vormittag am HBF gleich mit einem kleinen Schreckmoment. Bennit hatte sich mit Magenproblemen kurzfristig krank gemeldet, aber seine Mutter war optimistisch, dass man noch am selben Tag nachreisen könne, was dann auch zum Glück gut klappte und ihm ging es dann auch wieder besser, so dass er zur zweiten Runde einsteigen konnte. Und Familie Modali hatte sich zunächst wegen einer verpassten Bahn verspätet und dann im Gleis geirrt und der Zug sollte doch jede Sekunde losfahren... Aber buchstäblich im letzten Moment erreichten alle zum Glück noch den richtigen Zug. Unsere Reisegruppe mit 25 Personen war guter Stimmung und voller Vorfreude auf das Turnier. Die Bahnfahrt verlief problemlos, allerdings war der Zug nach Magdeburg ziemlich überfüllt - mit Schachspielern aus dem ganzen Norden!

Da Bessie mit dem Auto vorausgefahren war, waren die organisatorischen Details bei unserer Ankunft im Hotel schon alle erledigt, so dass wir sofort die Zimmer beziehen konnten, was sehr gut war, denn die erste Runde sollte ja schon bald losgehen.

Zum Maritim Hotel selbst kann ich nicht viel sagen. Es ist ein großes Hotel, das eigenwilliger weise nur 4 Fahrstühle für mehr als 1000 Personen bei 7 Stockwerken zur Verfügung stellt und kein einziges Treppenhaus (außer als Fluchtweg). Dass es so zu Stoßzeiten immerzu Gedränge und langen Wartezeiten vor den Fahrstühlen gab, kann da nicht verwundern.

Für so eine Mammutveranstaltung ist das Hotel dennoch gut gewappnet gewesen und alles wirkte für die Umstände gut organisiert. Auch an den Zimmern gibt es nichts auszusetzen und sowohl Magdeburg als auch das Hotel stehen schon als Ausrichter für 2018 fest.

Ein Kritikpunkt kann hier allerdings nicht verschwiegen werden, denn der Spielsaal war einfach bei 60 Mannschaften rappel voll, es waren aber 80 Mannschaften gemeldet. Die Notlösung die je hinteren 20 Mannschaften in einem anderen Raum eine Etage höher spielen zu lassen, konnte nicht überzeugen. Viele Kinder suchten vor jeder Runde immer überhaupt erst den Spielort und für uns Betreuer war es - gerade wenn man Mannschaften in beiden Räumen hat, was bei uns und 4 Teams in jeder Runde der Fall war - ausgesprochen schwer die Übersicht zu behalten. Hier sollte nächstes Jahr eine bessere Lösung gefunden werden!

Ein weiterer Minuspunkt (allerdings auch der letzte!) den ich hier verteilen muss betrifft die Regelung, dass die Betreuer und Trainer nicht als Mannschaftsführer während der Runden fungieren durften und uns selbst die Selbstverständlichkeit sich durch den Turniersaal zu bewegen, um die eigene(n) Mannschaft(en) zu beobachten verboten wurde. Ein Trainer der nicht einmal zuschauen darf, kann seine Arbeit nur schwer verrichten...

Ansonsten war das Turnier aber hervorragend organisiert. Alle Runden begannen äußerst pünktlich, es gab keinen einzigen nennenswerten Vorfall der zu Problemen geführt hätte im ganzen Turnier! Auch die Lautstärke im Spielsaal war jederzeit während den Runden auf einem erstaunlich niedrigen Level, so dass konzentriertes Schach wirklich gut gespielt werden konnte. Auch die Auslosungen und Tabellenstände waren immer zeitnah einsehbar, sowohl online als auch vor dem Hauptspielsaal. Hier kann man den Organisatoren nur ein Kompliment machen, ein so großes Turnier so reibungslos über die Bühne zu bringen ist eine starke Leistung!

Zum Schach!

HSK 1: Volle Konzentration vor Rundenbeginn

Wir waren mit 4 Teams vor Ort, unsere Erste, HSK I, mit Barne, Luca, Zion und Mika war die nominell klar stärkste Mannschaft von uns, die sich berechtigte Hoffnungen auf einen der vorderen Plätze machte und mit Christopher einen erfahrenen Trainer an der Seite hatte. HSK II war meine Mannschaft mit Tristan, Denzell, Nikki und Theodor. Wir waren im hinteren Mittelfeld gesetzt, aber wollten in der vorderen Hälfte landen. Beide Mannschaften spielten das Turnier ohne Ersatzspieler in eben dieser Reihenfolge durch. HSK III führte Bennit an, dahinter Romeo, Jonas, Nikolas und Raimund als Ersatzspieler. Hier war das Ziel vor allem Erfahrungen zu sammeln und einige gute Kämpfe abzuliefern, betreut wurde die Mannschaft von Henrike.

HSK 4: Unser U8 TeamUnd dann hatten wir noch eine reine U8 Mannschaft am Start mit David, Florian, Quentin, Kristina und Antonia als Ersatz. Die Erwartungen an diese Mannschaft waren ähnlich wie die an unsere Dritte, wobei schon mit einem Auge auf einen U8 Preis geschielt wurde. Um diese Mannschaft kümmerte sich Bessie.

Der Zeitplan war ambitioniert und straff, aber letztlich mit 7 Runden in 3 Tagen durchaus in Ordnung. Am Mittwoch, dem Anreisetag wurden 2 Partien gespielt, am Donnerstag dann sogar 3 und am Schlusstag dann nochmal 2 gefolgt von einer Siegerehrung bei der alle 80 Mannschaften und deren Betreuer geehrt wurden, was eine schöne runde Sache ergab.

Letztlich hat leider keine unserer Mannschaften völlig überzeugt, aber auch keine Mannschaft wirklich enttäuscht.

Unser HSK I spielte meist vorne mit und hatte in der entscheidenden letzten Runde gute Chancen auf einen Sieg, der Platz 4 in der Tabelle bedeutet hätte, was ein sensationelles Ergebnis gewesen wäre. Leider sollte es am Ende nicht sein, und wenn der abschließende Platz 9 eine kleine Enttäuschung darstellt, zeigt das nur, welche Ansprüche und Möglichkeiten da waren.

Stark spielte Barne an Brett 1 mit 4.5/7 gegen sehr gute Gegner. Ganz stark war Luca an Brett 2 mit großartigen 6/7 und auch die 5.5/7 von Mika an Brett 4 ragen heraus. Mika hätte auch in der U8 spielen können, wurde aber zu Recht als Verstärkung für die erste gesehen. Zion konnte an Brett 3 die Erwartungen mit 2/7 leider nicht ganz erfüllen und ihm fiel auch die undankbare Rolle zu die entscheidende letzte laufende Partie mit Mehrfigur unglücklich auf Zeit zu verlieren, aber auch das gehört (leider) zum Schach dazu.

Mein Team spielte lange deutlich über den Erwartungen, insbesondere Denzell mit 4/7 und Nikki mit 5/7 erwiesen sich mit kompromisslosem (und manchmal leider auch tollkühnen) Angriffsschach als Punktemaschinen. Theodor mit 3/7 an 4 war die Unerfahrenheit in manchen Momenten noch anzumerken, aber er spielte immer mit viel Optimismus und holte viele entscheidende Punkte. Tristan mit 1/7 hatte am Spitzenbrett nicht viel zu lachen. Er hatte durchgehend sehr starke Gegner, oft hatten die gegnerischen Mannschaften genau einen guten Spieler und der spielte eben an 1. Hinzu kam noch etwas Pech und schon gab es eine Null nach der nächsten. Aber Tristan blieb tapfer und steigerte sich im Turnierverlauf was die Qualität seines Spiels angeht trotz der Niederlagenserie sogar noch. Dass er dann endlich in der letzten Runde seinen ersten Punkt holte war hochverdient und sorgte für Erleichterung und Freude im ganzen Team!

Leider patzten die anderen in eben dieser letzten Runde alle - Denzell kam in einer Nebenvariante des Evans-Gambit böse unter die Räder, was passieren kann. Nikki verlor leider bei Mehrturm und Angriff die Übersicht und übersah einen trickreichen Mattangriff des Gegners und Theodor verlor ein eigentlich gewonnenes Endspiel leider noch.

So wurde das Happy End - Tristan gewinnt in Runde 7 und holt den entscheidenden Punkt für den Mannschaftssieg - leider nicht vollendet. Der 44. Platz in der Endtabelle ist da etwas schade, denn mit dem möglichen Sieg wäre ein Top20 Platz drin gewesen, was für das Team und die Leistungen eigentlich verdient gewesen wäre. Aber auch das gehört zum Schach dazu.

2017 DVM U10 HSK 2

Henrikes HSK III hatte ein hartes Turnier und leider nur wenig Erfolgserlebnisse als Mannschaft, am Ende stand Platz 74 zu Buche. Immerhin wurde in Runde 2 ein 4:0 eingefahren, was schön und durchaus bemerkenswert ist. Ansonsten kamen noch 2 Unentschieden hinzu. Bennit holte am Spitzenbrett gute 3/6 und Romeo holte mit starken 4/7 das beste Ergebnis des Teams. Die hinteren Bretter konnten da nicht ganz mithalten. Jonas mit 1/7 und Nikolas mit 1/6 haben einiges an Lehrgeld gezahlt und Ersatzspieler Raimund konnte leider bei seinen beiden Einsätzen nicht punkten (0/2). Allerdings holte er im Ersatzspielerturnier einen Punkt, so dass keiner mit einer Null nach Hause fuhr!

HSK IV spielte eigentlich auch ein wirklich gutes Turnier, Platz 54 am Ende war weit über den nominellen Erwartungen. Gerade David und Flo waren nicht nur immer gut drauf, sondern spielten zum Teil schon wirklich erstaunlich starkes Schach. David holte am Spitzenbrett gute 3/7, Florian holte ebenfalls gute 3/7 an Brett 2. Quentin stand am Ende leider nur bei 2/7 an Brett 3, aber wie ungerecht Schach manchmal sein kann zeigt eine Partie, die ich von ihm analysiert habe. Er hatte seinen Gegner nach allen Regeln der Kunst überspielt und hatte eine +10 Stellung ohne bis dahin einen einzigen echten Fehler gemacht zu haben auf dem Brett und lief dann in die einzige Drohung des Gegners und schon war er matt. Aber auch das ist Schach.

Kristina holte gute 3/6 an Brett 4 und Antonia konnte leider bei ihrem einzigen Einsatz nicht punkten. Ihre Partie habe ich ebenfalls analysiert. Sie hatte 14 sehr starke Züge gemacht, aber dann eine Mattdrohung übersehen und eine sehr gute Stellung war dahin.

Leider gelang trotz guter Möglichkeiten auch hier in der letzten Runde kein Sieg - was wie bei der ersten vor allem an der Unerfahrenheit lag - so wurde eine noch bessere Platzierung und ein U8 Preis denkbar knapp verpasst.

Hervorzuheben aus Trainersicht ist, dass die meisten Kinder sehr regelmäßig zur Analyse nach ihren Partien bei mir und Henrike im Analyseraum vorbeikamen und sich interessiert und aufmerksam anschauten wo sie sich verbessern können. Besonders schön war dann zu sehen, wenn einige der Kinder die Tipps und Tricks gleich in den nächsten Runden umsetzen konnten.

Weil der Andrang was das Analysieren angeht oft sehr groß war, entstanden manchmal längere Wartezeiten, die aber immer geduldig abgewartet wurden und nicht selten schauten die Kinder auch bei den Analysen der anderen Partien zu, um auch hier etwas dazuzulernen. Das hat mir sehr gefallen und verdient ein dickes Lob an alle!

Wenn ich beim Lob bin, dann muss ich meine Trainerkollegen loben, denn Christopher (der nebenbei auch die U12 die parallel zu uns spielte mitcoachte, zusammen mit Oliver und sehr souverän zum Titel führte - Riesenglückwunsch dazu Jungs!), Henrike, Bessie und ich haben uns gut ergänzt und die zum Teil herausfordernde DVM mit den beiden Spielsälen gut im Griff gehabt.

Besonders hervorheben möchte ich auch die Rolle der Eltern, die auf mich alle einen sehr positiven Eindruck machten. Praktisch alle ließen ihre Kinder in Ruhe ihre Partien spielen und waren immer da, wenn sie gebraucht wurden, hielten sich sonst aber im Hintergrund, so dass immer das Schach im Mittelpunkt stand. So manches Mal war psychologische Aufbauarbeit nötig, die aber immer wieder gelang. So waren alle Kinder zwischen den Runden und Abends richtig gut drauf und für jede neue Runde wieder hochmotiviert, was alles andere als selbstverständlich ist. Top!

Bleibt mir noch anzufügen, dass die Rückreise ebenfalls problemlos verlief und es bis auf die wenig erfolgreiche letzte Runde ein richtig gutes Turnier war. Aber nächstes Jahr wird der HSK stärker zurückkommen und noch besser abschneiden als dieses Jahr, da bin ich mir sicher. Helfen könnte dabei eine frühzeitige Bekanntgabe der Mannschaften, so dass Raum und Zeit bleibt zusammen mit den Trainern den Teamgeist zu stärken, gezielt zu trainieren und einfach insgesamt optimal vorbereitet ins Turnier zu starten. Auch ein gemeinsames Mannschaftsoutfit (HSK T-Shirts), wie es viele Teams vorgemacht haben, kann hier unterstützend wirken. Alles in allem ein schönes Turnier mit vielen schönen Momenten. Auf ein Neues 2018 - die Kinder sind jedenfalls schon wieder heiß auf Schach!

2017 DVM U10 HSK 2 bei der Siegerehrung



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