- Runde Bezirksliga D: HSK 18 – HSK 16 oder Klein gegen Groß
Die Ergänzung in der Überschrift zu den spielenden Mannschaften habe ich einer bekannten Fernsehsendung entnommen, wobei hier „Klein“ im Sinne von „Jung“ zu verstehen ist und „Groß“ eben „ältere“ Spieler und Spielerinnen meint. In der Körpergröße unterscheiden sich jüngere Männer heute ja schon gar nicht mehr von der älteren Generation und auch vom schachlichen Können war in diesem Wettkampf kein Unterschied zu entdecken. Beide Mannschaften hatten im Vergleich zum ersten Wettkampf an den vorderen Brettern mit ihren ausgesetzten Spielern aufgerüstet, so dass ein spannender Wettkampf zu erwarten war.
Als Erste beendeten Annica Garny und Linus Advani ihre Partie. Von der DWZ-Wertzahl her hatte Annica leichte Vorteile. Entscheidend wird aber wohl ihre Turniererfahrung gewesen sein, dokumentiert in der wesentlich höheren Zahl ausgewerteter Turniere, die bereits im 9. Zug zu einem Bauerngewinn führte. Und diesen frühen Vorteil ließ sich Annica im weiteren Verlauf der Partie nicht mehr nehmen, den sie kontinuierlich ausbaute. Im 14. und 16. Zug kamen zwei weitere Bauern dazu, so dass sie in das beginnende Endspiel mit drei Mehrbauern ging. Auch wenn einer der Mehrbauern wieder verloren ging, so hatte Annica einen Bauern bereits zur siebten Reihe vorgearbeitet, den Linus durch Tausch gegen einen Turm schlagen musste. Nach weiteren drei Zügen war die Partie dann für Annica gewonnen durch Aufgabe.
- … Txd7 27. Dxd7 Tc5 28. Tb1 Dxg2? 29. Thg1! Schwarz gibt auf.
So gut der Wettkampf für HSK 16 anfing, so schnell war der Vorsprung wieder dahin.
Bis zum 22. Zug verlief die Partie zwischen Mykhailo Babychev und Frederik Fuhrmann in ausgeglichenen Bahnen. Dann sicherte Mykhailo scheinbar seine beiden angegriffenen Figuren, Turm und Läufer, mit seiner Dame, um seine mit dem Turm auf f6 errungene Springereroberung festzumachen. Es drohte beim Wegzug des Läufers sowohl Grundlinienmatt oder der Turmverlust, d.h. Qualitätsverlust. Leider fiel Frederik die korrekte Zugfolge zum Ausgleich nicht ein.
- … Txf6 23. Te8 Df3! Dc1+? (der Läufer kann das Schach blocken und damit ist der Springergewinn gesichert; Lf1!); besser wäre gewesen:
- … Txe2! 24. Txf7+ Dxf7 25. Dxe2 Dxa2 ausgeglichene Stellung
An Brett 4 kämpfte ich gegen Cornelius Möller wiederum mit schwarzen Figuren. Cornelius wählte eine italienische Eröffnung. Bis zum 18. Zug verlief die Partie ausgeglichen. Dann blockte ich den Bauern b2 mit meinem Läufer auf b3. Dieser wurde nun vom Springer angegriffen Sd2. Ich glaubte die Blockade mit Sa5 halten zu können. Welch ein Trugschluss!
- Sd1? (zum Figurengewinn hätte geführt: Sxb3! Sxb3 20. Lc4+!)
Zu meinem Glück hat Cornelius meinen Patzer nicht gesehen – so wie ich auch in der Partie nicht – und so setzten wir in der Partie mit zahlreichem Figurentausch fort, an dessen Ende ich einen Mehrbauern hatte. Doch dieser hätte vermutlich auch bei korrekter Spielweise nicht zum Sieg gereicht. Der weiße König kam zu stark ins Zentrum und der verbliebene weiße Bauer auf b4 blieb ein starker „Störfaktor“, den mein König immer im Auge behalten musste. Wir spielten noch bis zum 39. Zug, dann war die Stellung wirklich Remis.
Stellung im 34. Zug:
Gleich neben mir spielte Alexander Hildebrandt (Weiß) gegen Bogdan Gorbatschow. Bogdan lenkte mit seinem ersten Zug in eine Caro-Kann-Eröffnung ein, die beide bis zum 15. Zug in üblichen Zügen spielten. Nachdem beide kurz rochiert hatten, wollte Alexander wohl auf der Damenflügelseite angreifen und zog c4. Bogdan verstärkte seinen Damenangriff auf den Bauern d4 mit einer Turmverstärkung auf der d-Linie. Nun wollte Alexander die Dame auf der d-Linie mit seinem c-Bauern weiter zurückdrängen, übersah dabei aber, dass seine eigene Dame nach dem Schlagen des c-Bauern vom gegnerischen Turm angegriffen war. Und so wie in seiner Erstrunden-Partie führte ein c-Bauernzug zum Nachteil, der in der weiteren Folge nicht mehr ausgeglichen werden konnte.
- c5? (besser Tad1) Dxc5!
Nach Abtausch sämtlicher Leichtfiguren und von Dame und einem Turm fiel auch ein zweiter Bauer. Der Nachteil von zwei Bauern konnte im Turmendspiel mit 2 gegen 4 Bauern nicht mehr aufgefangen werden und Alexander gab im 48. Zug die Partie auf.
Jetzt lagen wir 2,5 : 1,5 zurück.
Danach folgte ein weiterer Dämpfer. Bettina Meyer, unser neues Brett 1, spielte mit Weiß gegen Bennit Tietz, der knapp 50 DWZ Punkte mehr hat als Bettina. Bis zum 18. Zug verlief die Partie ausgeglichen. Dann übersah Bettina bei einen Läuferzug, dass dieser neben dem Angriff auf ihren Turm eine noch viel gefährlichere Option beinhaltete: Turm-Spieß auf Dame und König mit Qualitätsgewinn der Dame gegen einen Turm. Bettina glaubte wohl ihren Angriff auf der h-Linie mit dem Wegziehen ihres Turmes fortsetzen zu können, was ihr Bennit aber schnell als Gedankenfehler nachwies:
- Th4? (besser Te1!) Tb1! 20. Sg5 Txc1+ und nach zwei weiteren Zügen gab Bettina die Partie verloren.
Jetzt mussten unsere drei noch laufenden Partie (Sebastian Weihrauch [Schwarz], Knut Sieckmann [Weiß] und Mark Bölke [Schwarz]) die drohende Niederlage beim Stand von 3,5 : 1,5 verhindern.
Der nächste Anlauf konnte den Punkterückstand nicht verkürzen. Sebastian Weihrauch trennte sich von Samuel Wiethüchter, der gut 100 DWZ Punkte mehr hat, Remis. Die Anfangsphase einer sizilianischen Partie verlief ausgeglichen. Sebastian sah seine Partie wie folgt: „nachdem ich einige Zeit hinten drin und auf ziemlich verlorenem Posten stand, sind mir ein paar aktive Verteidigungszüge mit der Dame eingefallen. Als sich der Nebel verzog, stand ich plötzlich in einem Turmendspiel mit Mehrbauern. Ich lehnte erst noch tapfer Remis (im 29. Zug) ab. Einen Zug später sah ich keinen Gewinnweg … und machte – auch etwas erschöpft – dann doch (im 39. Zug) Remis.“
- Tff3 (mehr Möglichkeiten hätte Weiß wohl hier Dxh7+ Kf8 28. g3! gehabt) und zwei weitere Züge später werden dann die Damen getauscht:
29. Dxg6 hxg6 und jetzt steht Schwarz um einen Bauern besser – das hat zum Sieg aber nicht gereicht.
Mit diesem Remis hatte zumindest unser Gegner, HSK 18, bereits das Unentschieden im Wettkampf erreicht.
Neue Hoffnung keimte bei uns auf, als Knut Sieckmann „in einer wilden“ Partie gegen Leon Bannöhr einen weiteren Sieg für uns erreichte. In dieser Partie wechselten sich vor und Nachteil mehrfach ab. Zunächst lag Knut leicht vorn, dann legte Leon mit Schwarz ordentlich vor und erreichte in der Bewertung 3 Punkte mehr, da Weiß einen Läufer gegen zwei Bauern eingetauscht hatte.
Der schwarze König steht hier aufgrund des Läuferopfers schon recht entblößt da und muss sich gegen den weißen Angriff gut verteidigen. Dass dies nicht immer gelingt, zeigt nachfolgende entscheidende Stellung:
Hier stand der König vor der Entscheidung, gehe ich nach h6 oder h8 und entschied sich für das „falsche“ Feld h6 – wie ein Analyseprogramm zeigt. Die nachfolgenden Züge hat Knut dann sehr gut ausgeführt:
- … Kh6 29. Lf4 Sxf4 30. Txf4 Tg7? 31. Tf6+ Kh7 32. Dh5+ Kg8
- Th6 Th7 34. Txh7 Df6 35. The7 Tf8 36. Dh7#
Nun lag die ganze Last eines Wettkampf-Remis für HSK 16 auf Mark Bölkes Schultern. Bis zum 35. Zug gelang dieses Unterfangen auch prächtig. Mark hatte lt. Analyseprogramm bis zum 34. Zug 2,5 Punkte Vorsprung gegen Maximilian Gretzinger (Weiß) herausgearbeitet. Dann wollte Maximilian die Stellung durch Figurentausch vereinfachen und schlug mit seinem Springer einen Bauern um anschließend eine Läufergabel auf Marks König und Turm zu haben. Hätte Mark dieses Unterfangen abgelehnt, wäre wohl der Vorsprung erhalten geblieben. Dennoch hätte der Weg zum Sieg noch etlicher Züge bedurft.
- Sxe6 fxe6? (besser Te7 36. Sxc7 Txe2+ mit anschließendem Txb2)
So aber wurde die Stellung vereinfacht und der Vorteil war dahin. Nach weiteren 13 Zügen verändert sich die Stellungsbewertung nicht mehr und beide einigten sich auch verdient auf Remis, was HSK 18 den Sieg mit 4,5 : 3,5 bescherte und uns, HSK 16, eine weitere knappe Niederlage wie im ersten Wettkampf.
Nun müssen wir im nächsten Wettkampf einmal unsere ersten Mannschafts-Punkte holen, was uns hoffentlich gegen Sasel 2 wie im Vorjahr (6,5 : 1,5) gelingen möge. Doch auch hier müssen wir gewarnt sein. Sasel 2 hat fast die gleichen Spieler, diese aber ordentlich durcheinander gewürfelt und zusätzlich zwei neue starke Spieler in ihren Reihen, so dass sie an den unteren Brettern stärker geworden sind.
Andreas Schild