Auch in dieser durch Corona verlängerten Saison gibt es vom 07.-10.07. wieder eine Endrunde, in der die stärkste Schachliga der Welt ihren Meister ausspielt. Dieses Jahr findet das sehr stark besetzte Event im VIP-Bereich des Weserstadions statt. Dadurch, dass die Spielansetzungen die Mannschaftsspielstärken berücksichtigen, sind die letzten Runden wahre Meisterrunden. Mit Baden-Baden, Viernheim und Solingen spielen die ersten drei Mannschaften alle noch gegeneinander. Da nur max. 1 Mannschaftspunkt zwischen diesen Teams Unterschied existiert, ist für Hochspannung gesorgt.
Wie ist nun unser Hamburger Schachklub beteiligt?
Wir haben aktuell eine junge Mannschaft, die auf Platz 10 eher nach unten schauen muss, aber durchaus in der Lage unangenehme Nadelstiche zu setzen. Dies bewiesen wir gestern und heute in den Runden 11 und 12. Gestern ging es den absoluten Meisterschaftsanwärter und Rekordmeister Baden-Baden, die selbst in “ersatzgeschwächter” Aufstellung einen besseren ELO-Schnitt von 180 Punkten (2690 gegen 2510) gegen uns hatten. Ein Riesenunterschied im Schach. Es entwickelte sich dennoch ein enges Gefecht, das dann aber mit einer achtbaren 3-5 Niederlage endete. Eine besonders schöne Partie spielte unser neuestes GM-Talent Frederik Svane, der gegen den immer noch sehr starken GM Adams aus England eine Glanzgewinnpartie spielte.
Am heutigen Freitag verstärkte uns gegen die viertplatzierte Mannschaft aus Deizisau GM Grandelius aus Schweden, der schon in der Eröffnung die große deutsche GM-Hoffnung Keymer mit dem in der Najdorf-Variante der Sizilianischen Verteidigung sehr unüblichen Zug 6.Tg1 zum Grübeln brachte. Nach einer Zugwiederholung endete die Partie in einem Remis. Auch gegen die Mannschaft aus Baden-Württemberg waren wir Außenseiter, auch wenn die durchschnittliche ELO-Differenz mit 70 Punkten deutlich kleiner war als am Vortag. Der ausgeglichene Kampf begann mit einigen Remisen und erreichte dann durch den Sieg von IM Frederik Svane gegen den deutschen Nationalspieler GM Kollars den ersten HSK-Höhepunkt. Die letzten 3 Partien standen unklar, weshalb ein Mannschaftserfolg zwar möglich schien, aber sehr unklar war.
Nach einem weiteren sicher erspielten Remis durch IM Kramer (zwei Remisen gegen nominell deutlich höher notierte Spieler!) war es an GM Ernst aus Holland, sich in einer seiner höchst eigenwilligen Stellungen in ein Remis zu retten. Dabei sah die Stellung, wie das Foto zeigt, nach dem weißen Zug 27.Lc4 und den weißen Schwerfiguren auf der 7.Reihe sehr gefährlich für Schwarz aus. Diese komplizierten Stellungen, die durch einen falschen Zug auch komplett anders als erwartet ausgehen können, mit nur noch 2 Minuten auf der Uhr zu spielen, ist die Spezialität unseres Spielers. Auch diesmal gelang ihm nach 27.- Dxb2 (vielleicht besser 27.- Dd4) 28.Lxa6 Tc8 29.Dxc8+ Txc8 30.Txc8+ Ka7 31.Lxb7 Lxb7 32.Tcc7 den Remisausgang zu betreten, denn 32.- Db1+ 33.Kh2 Df1 droht Matt auf g2, was nur noch durch das (ungewöhnliche) Dauerschach der Türme zu verhindern ist. Somit stand es 4-3 und auch in der letzten Partie geschah eine wundersame Wandlung.
Unser GM Heinemann bäumte sich mit Minusbauern aber einem weit vorgerücktem d-Freibauern gegen die Niederlage auf. Er nutzte, wie auf dem Foto zu sehen, eine Unachtsamkeit seines Gegners aus, indem er die sehr unglückliche Konstellation der weißen drei Figuren (nach dem letzten weißen Zug 33.Tc3??, notwendig war 33.Td5 +) mit dem Springeropferzug 33.- Se1+!! zur Siegstellung ausnutzte. Nach dem möglichen Schlagen 34.Sxe1 ist der d-Bauer nach 34.- d2 nicht mehr von seiner Umwandlung in eine Dame abzuhalten, da alle drei Figuren zwar sehr nah um den kleinen Bauern herum, aber zu ungünstig stehen. Weiß opferte also mit 34.Kf1 Sxr3 seinen Springer und gab nach weiteren 11 Zügen auf. Damit stand der 5-3 Sieg fest. Eine schöne Mannschaftsleistung, mit der der HSK auch in der nächsten Saison unzweifelhaft in der ersten Bundesliga spielt.
Am Samstag geht es entspannt gegen unseren Reisepartner aus Kiel und gegen den FC Bayern München. Am letzten Spieltag steht noch der Münchener SC 36 auf dem Spielplan. Die Meisterschaft ist dabei im Mittelfeld so eng, dass am Ende der Saison für den HSK noch Platz 5 oder 11 drin ist.