Am Freitag, 19.4.2024, war es soweit. Ein Abend, auf den ich mich schon seit Wochen gefreut hatte, stand auf dem Programm. Wir durften nach Wilhelmsburg. Doch so ein Wettkampf beginnt eigentlich viel früher, wenn über die Mannschaftsaufstellung nachgedacht wird.
Wir hatten viele Ausfälle zu verkraften. Unser erstes Brett David Goldmann hat sich in der Landesliga festgespielt. John Christensen, unser Brett 2, lebt in Randers, DK, und konnte diesen Freitag nicht zu uns kommen. Malte Schachts HSK 18, woher wir sonst unsere Ersatzspieler rekrutieren, hatte selbst einen Wettkampf, stand also nicht zur Verfügung. Ivan Ahryzkov und Davyd Derhay, unsere Bretter 5 und 8 mussten ausgerechnet diesen Freitag für das HSK U14-Team spielen. Frank Neldner war am Bodensee im Urlaub und auch Peter Grotrian konnte nicht.
Schon seit Wochen hatte ich verfolgt, dass mein Freund Hartmut Zieher in eben dieser 5. Runde nicht in der Oberliga gespielt hatte, und somit für uns spielberechtigt war. Vielen Dank Hartmut, dass du bereit warst und uns unterstützt hast. Und dann haben wir ja noch Sebastian Kurch, den besten Captain der Welt, der nach achtundzwanzig Telefonaten mit Andi Albers und Florian Kugler zwei weitere hochkarätige Ersatzleute gefunden hatte. Wir durften also mit zwei Niederlagen an Brett 1 und 2 und drei Siegen an den Brettern 6, 7 und 8 rechnen. In der Mitte mussten wir 1,5 Punkte machen. Das war der Plan.
Wie aber sah die Wirklichkeit aus?
Nach einer Stunde gewann Florian Kugler an Brett 7 kampflos. Das tat weh. Seit Jahren konnte Florian seine erste Partie spielen und hatte sich wirklich darauf gefreut, mal wieder am Brett zu sitzen und Schach spielen zu können und dann sowas. Uns tat das allen sehr leid, wir hoffen, dass du Florian, nicht zu sehr frustriert bist und würden uns freuen, wenn du uns noch einmal zur Verfügung stehen würdest. Vielen Dank für deinen Einsatz. Wir führten 1:0.
Wenig später, übertrieben gesagt, zumindest eine Vorentscheidung, Tim Borgstädt spielte an Brett 5 und einigte sich mit Thorsten Fellberg auf Remis. Viel war nicht passiert in dieser Partie, Remis war voll im Plansoll.
Um 20.30 Uhr verlor ich meine Partie gegen Hauke Reddmann. Ich hatte Hauke erlaubt einen Springer auf e4 zu platzieren, den ich nicht mehr vertreiben oder abtauschen konnte. So ein Vorteil reicht für Hauke aus. Ich verlor mehrere Bauern und gab auf. Wie geplant, Stand jetzt 1,5:1,5.
Ich hatte nun ausgiebig Zeit, mir die anderen Partien anzusehen. Es sah gut aus. Am zweiten Brett hatte Christian Wolf gegen Riccardo Staak eine Qualität mehr, doch die war offensichtlich schwer vergiftet. Riccardos Angriff war sehr, sehr stark und Christians König hatte keine Chancen.
Um 21 Uhr lagen wir hinten, doch schon wenige Augenblicke später hatte Elvin Bachschisade gegen Lothar Welsch wieder für den Ausgleich gesorgt. Elvin hat eine tolle Partie gespielt. Ich habe noch nie so starke weiße Läufer auf den Diagonalen a1-h8 und a2-g8 gesehen wie in dieser Partie, der schwarze König auf f8 konnte einem leidtun. Eine Glanzpartie von Elvin und ein ganz wichtiger Punkt für uns. Genau wie geplant.
Eine halbe Stunde später endete zunächst die Partie an Brett 6 zwischen Jörg Werner und unserem Andi Albers mit dem erwarteten Gewinn von Andi. Er hatte schon recht früh einen Bauern gewonnen und nun demonstriert, wie man diesen Vorteil in einen ganzen Punkt verwandelt. Beide Kontrahenten hatten noch zwei Türme und einen Springer, aber Andis waren viel aktiver, der Gewinn war folgerichtig. Vielen Dank, Andi, für deinen Einsatz bei uns. Wiederum nur Augenblicke später der Ausgleich. Sebastian Kurch hatte sich am vierten Brett gegen Justus Fellberg schon den ganzen Abend schwergetan. Das sah am Ende furchtbar aus für seinen König und das war es auch. Nun ja, wir hatten unsere geplanten 1,5 an den Brettern 3, 4 und 5 geschafft.
Beim Stand von 3,5:3,5 musste Brett 8 entscheiden. Für uns spielte Hartmut Zieher gegen Ranvir Singh Khattar. Viele Zuschauer und natürlich viel Zuversicht auf unserer Seite. Hartmut hatte einen Bauern mehr und beherrschte das Brett. Doch dann, ein Missgeschick von Hartmut: Ranvir konnte für einen Moment glänzen und gewann den Bauern vermeintlich zurück. Hatte er womöglich auch noch Angriff gegen Hartmuts König? Jetzt zeigte sich doch die ganze Routine von Hartmut, er blieb völlig ruhig, brachte seinen König in Sicherheit und gewann am Ende die Dame von Ranvir, worauf dieser aufgab. Danke, Hartmut. Wir haben uns sehr über deinen Einsatz gefreut.
Wir hatten 4,5:3,5 gewonnen und trafen uns auf ein Bier beim Italiener, den wir schnell leer getrunken hatten.
Das war ein Kraftakt gegen den Abstieg. Wir freuen uns auf den nächsten Wettkampf am 3. Mai zuhause gegen Pinnebergs zweite Mannschaft.
Alle Details beim Hamburger Schachverband.
Text: Armin Meibauer
Foto: Sebastian Kurch
Diagramme: Christian Wolf