Hamburger Schachklub von 1830 e.V.

Königlich in Fantasie und Logik

Offener Spielbetrieb, auch für Gäste: Jeweils Dienstag & Freitag von 18:30 – 22:00 Uhr bieten wir einen offenen Spielabend an! Wir freuen uns über alle Interessierten, die uns kennenlernen möchten. Wir bitten um Anmeldung über schachklub@hsk1830.de.

Kiek mol wedder in: Pascal Echt gewinnt den HSK-Turnierklassiker

Erstmals seit 2020 fand in diesem Jahr wieder unser beliebter Turnierklassiker „Kiek mol wedder in“ statt, in dem Trainingspartien unter Turnierbedingungen gespielt werden. Wie für mich, der ich seit meinem Eintritt in den HSK 2017 fast jedes Jahr dabei gewesen bin, war es sicherlich auch für die anderen erprobten Teilnehmer wundervoll, endlich wieder inkieken zu können. Die Turnier-Neuzugänge werden ebenfalls von dieser besonderen Gelegenheit zum Training und der besonderen Atmosphäre begeistert gewesen sein, für die man Turnierdirektor Hanns Schulz-Mirbach nur danken kann. Herzlichen Dank, Hanns, für die stets professionelle Organisation, angenehme Kommunikation – und nicht zuletzt dafür, dass du etliche Male zwei Partien simultan gespielt hast, damit ein weiterer Spieler teilnehmen konnte, ohne dir aber im doppelten Gewinnfalle doppelte Punktgewinne zuzurechnen. Das hat mir geholfen. 😉

„Kiek mol wedder in“ begann bereits am 20. Januar und endete am vergangen Freitag, am 7. Juli, mit der 24. Runde und meinem knappen Sieg vor Hanns und Stanislaw Frackowiak, die mir lange im Nacken gesessen hatten, die ich aber schließlich mit einer Dreier-Siegesserie abhängen konnte. Ich möchte an dieser Stelle nicht den Turnierverlauf beschreiben, zumal dies auf der von Hanns gut gepflegten Turnierseite unter „Berichte“ bereits geschehen ist. Stattdessen werde ich kurz meine persönliche „Kiek mol wedder in“-Story erzählen, die auch, aber nicht ausschließlich eine schachliche ist.

Sie begann mit einer besonderen Herausforderung. Wie der eine oder andere im direkten Gespräch mit mir bereits erfahren hat, hatte ich seit meiner COVID-Erkrankung Ende Oktober 2022 eine ganze Weile mit Long Covid und auch dem berüchtigten Brainfog zu kämpfen. Da im Schach zunächst nichts mehr ging – ich spielte plötzlich wieder wie ein blutiger Anfänger, und zwar wie ein sehr schlechter –, musste ich aus mehreren Turnieren aussteigen, darunter das HSK-Klubturnier und die Eimsbütteler Herbstmeisterschaft. Nachdem ich mir, medizinischem Expertenrat folgend, eine lange Pause von allem und jedem gegönnt hatte, sollte es Anfang dieses Jahres wieder losgehen mit Arbeit, Sport, Unternehmungen und natürlich auch mit Schach. Für meine Mannschaft HSK XIII in der HMM anzutreten traute ich mich noch nicht; ich wollte erst Gewissheit haben, dass mein Kopf wieder funktionierte. Doch wie sollte ich sie bekommen? Als ich auf der HSK-Website sah, dass „Kiek mol wedder in“ bald wieder stattfinden würde, jubilierte ich; das würde der Weg sein.

Meine ersten Partien waren ein einziges Desaster, aber ich ließ mich nicht entmutigen, machte weiter und wurde in Runde 7 endlich mit dem ersten Sieg belohnt. Von da an wurde es immer besser, von einzelnen Rückschlägen abgesehen, ich bekam wieder Selbstvertrauen, stieg in der Turniertabelle auf, lag bald in Führung, verlor sie zwar, konnte sie aber wiedergewinnen und wie erwähnt in den letzten drei Runden sichern. Auch meine zwei Einsätze in der HMM im April und Mai verliefen erfolgreich, ich konnte mich gegen nominell deutlich stärkere Gegner gut behaupten und spielte jeweils remis. Wie entlastend all dies war, ist kaum zu beschreiben. Meine anfängliche Sorge, vielleicht dauerhaft oder zumindest lange mit einer Einschränkung leben zu müssen und nicht mehr Schach spielen zu können, bin ich nun los. Es fehlen zwar sicherlich noch zehn, 15 Prozent von meiner Vor-COVID-Form, aber ich bin fest entschlossen, mir auch sie zurückzuholen, und tue einiges dafür.

Warum berichte ich dies? Natürlich nicht um Mitleid zu heischen, sondern um zwei Botschaften auszusenden. Die eine geht an andere Long-Covid-Betroffene: Es ist möglich, aus dieser Lage herauszukommen, wenn man geduldig daran arbeitet und sich von Rückschlägen nicht entmutigen lässt. Ich habe das geschafft, und ihr könnt das ebenfalls schaffen! Die zweite Botschaft geht an alle anderen: Denkt an die Betroffenen, seid verständnisvoll und geduldig mit ihnen, und unterstützt sie in ihrem Bemühen, wieder die Alten zu werden! Das ist umso wichtiger, als wir in einer schwierigen Zeit leben, in der von der Gemeinschaftlichkeit, in der wir uns früher aufgehoben fühlen konnten, nicht mehr viel übrig ist. Aber wie Hölderlin in seinem berühmten Patmos-Gedicht sagt: Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch. Und das Rettende sind in diesem Fall wir, wenn wir für andere da sind und so zumindest einen Teil der verlorenen Gemeinschaftlichkeit wiedergewinnen.

Nach diesen pathetischen Appellen soll es nun aber auch noch ganz nüchtern um Schach gehen. Ich möchte euch zwei meiner in „Kiek mol wedder in“ gespielten Partien zeigen, mit denen ich zwar nicht vollauf, aber ziemlich zufrieden bin – vor allem mit den Mattkombinationen, die ich gefunden habe. Da ich bereits so viel geschrieben habe und es auch gerade sehr heiß ist, erspare ich euch wie mir lange kommentierte Notationen und Diagramme und belasse es bei kurzen Einleitungen und GIFS der Partien.

Die eine spielte ich in Runde 12 mit Schwarz gegen Jonas Krebber, einen Neuzugang im HSK, der sich gleich stark präsentierte und von dem ich annehme, dass er einmal ein sehr guter Spieler werden wird. Ich antwortete auf 1.e4 mit Pirc und profitierte davon, die Theorie besser zu kennen, als das bei Jonas der Fall sein konnte. Ein vorgerückter Freibauer und ein fieser Trick brachten mir am Ende den Sieg.

Die zweite Partie war die der letzten Turnierrunde. Ich spielte ebenfalls mit Schwarz gegen Gerd Becker, einen erfahrenen Spieler, der aber wohl mit der von mir gewählten Antwort auf das Londoner System nicht vertraut und vor allem auf mein Überrumpelungsschach nicht vorbereitet war. Endlich konnte ich einmal wieder schön, fast lehrbuchhaft mehrfach opfern und so ein Matt in zwei erreichen!

Nach dem weißen Zug Sd4 folgte welche schöne Opferkombination?

Endergebnis: Echt vs. COVID, Krebber und Becker 3 : 0. 😉

 

Foto: Eva Maria Zickelbein

Die 24. und letzte Runde von „Kiek mol wedder in“ 2023. Vorn links Turnierdirektor Hanns Schulz-Mirbach

 

Foto: Eva Maria Zickelbein

Turniersieger Pascal Echt

Link zur Turnierseite mit Abschlusstabelle und weiteren Berichten.

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