HSK-Klubturnier 2021
Persönlicher Turnierbericht aus der Gruppe D1
von Michael Schenk
Nach über anderthalb Jahren coronabedingter Abstinenz endlich wieder ein echtes OTB-Turnier im Hamburger Schachklub von 1830! – Innerhalb kürzester Zeit waren die 72 Plätze “ausgebucht” und die Teilnehmer konnten auf neun Turniergruppen verteilt werden. Gespielt wurde – anfangs noch im 3G-, später dann im 2G-Modus – Dienstags, Donnerstags und Freitags mit jeweils maximal 24 Teilnehmern im “Großen Spielsaal” in der Schellingstraße. Nach sechs Runden in je dreimal zwei offiziellen Turnierwochen immer gefolgt von einer Woche für Nachholpartien fanden schließlich die letzten Partien Ende November/Anfang Dezember statt. Bereits vor der siebten Runde stand der HSK-Klubmeister 2021 Jakob Weihrauch mit uneinholbaren 6 aus 6 Punkten fest, während in anderen Gruppen auch am Ende durchaus noch um Sieg oder Platzierung gekämpft wurde. Vollkommen unangefochten aber steht ein weiteres Mal das Organisationsteam Frauke Neubauer, Mark Bölke und Nico Müller auf dem Treppchen. Ihnen gebührt der Dank dafür, dass in diesen auch für das Vereinsschach sehr schwierigen Zeiten ein echtes Traditionsturnier reibungslos und zur großen Freude aller Teilnehmer durchgeführt werden konnte!
Auch als kleines Dankeschön habe ich die Zeit zwischen den Jahren genutzt, um meine Eindrücke aus diesem Turnier festzuhalten und einen (persönlichen) Turnierbericht zu verfassen. Ich wünsche allen Lesern viel Vergnügen und natürlich darum, mir die Fehler in meinen schachlichen “Analysen” nachzusehen …
Für mich als Spieler (und im Vergleich wohl eher “frischem” Vereinsmitglied) war dies nach 2019 das zweite Klubturnier. Durch meinen damaligen Sieg in der E2-Gruppe war ich jetzt in die Gruppe D1 “aufgestiegen” und sah mich natürlich mit entsprechend stärkeren Gegnern konfrontiert. Der einzige Vorteil, den ich eventuell verbuchen hätte können, dass ich nach langer Pause schon wieder etwas Turnierluft geschnuppert hatte: Nachdem nämlich mein ursprünglicher Erstrundengegner Vladimir Reich leider aus persönlichen Gründen vom Turnier zurückgetreten war und ich meine zweite Partie in die zweite Nachspielwoche verlegen musste, ging es Anfang Oktober statt zum Klubturnier zum DSAM-Finale 2020 (!) nach Magdeburg. In Hamburg war zwischenzeitlich mit Oliver Reiner ein Nachrücker für Vladimir gefunden, so dass ich, wenn auch mit etwas Verspätung in das Klubturnier einsteigen konnte:
1. Runde (14.10.2021) Schenk,M – Reiner,O 1-0
Chessbase Link
Meinen nächsten Gegner Pascal Echt kannte ich bereits aus dem H.O.T und dem HSK Online-GrandPrix #18:30. Unser bisheriger lichess-Score mit 1:3 zu Pascals Gunsten und ein Blick auf seine Online-Wertung verhieß einen starken Gegner. In letzter Zeit schien er gerne zur Pirc-Verteidigung zu greifen, so beispielsweise auch in seinem Erstrundenmatch gegen Frank Neldner, welches Remis ausgegangen war. Es war also zu vermuten, dass ich hier mit meinen üblichen Königsgambit-Ideen – ich hatte wieder Weiß – nicht zum Zuge kommen sollte, so dass ich mich (eigentlich zum ersten Mal, denn tatsächlich spiele ich ja noch nicht wirklich lange Vereins- bzw. Turnierschach und bin da wahrlich kein Profi) ein wenig auf die Pirc-Verteidigung vorbereitete:
3. Runde (19.10.2021) Schenk,M – Echt,P ½-½
Nach dieser Partie ahnte ich bereits: Sollte ich mich im weiteren Turnierverlauf überhaupt in Richtung Gruppensieg durcharbeiten können, würde es möglicherweise dieser halbe Punkt sein, der am Ende fehlte …
Gegen den DWZ-Favoriten unserer Gruppe Nils Altenburg musste ich mit den schwarzen Figuren ans Brett. Laut den in der Chessbase-Datenbank verfügbaren Partien musste ich hier mit dem von mir eher ungeliebten 1.d4 rechnen, was ich bisher zumeist – eher dilletantisch und ohne größere Theoriekenntnisse – mit 1. … Sf6, also “königsindisch” beantwortet hatte. – Höchste Zeit also, mal etwas “Neues” auszuprobieren:
4. Runde (26.10.2021) Altenburg,N – Schenk,M 0-1
Jetzt war es an der Zeit, die Zweitrundenpartie gegen Sebastian Karpe nachzuholen: Auch ihn hatte ich inzwischen als d4-Spieler ausgemacht und warum sollte das, was gegen Nils funktioniert hatte, hier nicht auch möglich sein?! – Also nochmal die Holländische Verteidigung:
2. Runde (02.11.2021) Karpe,S – Schenk,M 0-1
Damit waren vier von sieben Runden gespielt und ich hatte mit 3.5/4 zumindest mein 50%-(Minimal-)Ziel erreicht. – Von den noch zu spielenden Gegnern Frank Neldner, Stanislaw “Stani” Frackowiak und Hauke Blix war Frank dem bisherigen Turnierverlauf nach zu urteilen m.E. am stärksten einzuschätzen. Er hatte zu diesem Zeitpunkt, wenn ich recht erinnere, ebenfalls 3.5/4 mit einem Remis gegen Pascal. Wir standen also einigermaßen gleich und unser Aufeinandertreffen in der 5ten Runde würde vielleicht schon vorentscheidend für einen späteren Gruppensieg sein:
5. Runde (09.11.2021) Schenk,M – Neldner,F ½-½
Tja, ist das der zweite halbe Zähler, der Frank bzw. mir zum “Triumph” fehlen wird? – Eigentlich aber auch egal, denn das Turnier hatte bis zu diesem Zeitpunkt schon sehr großen Spaß gemacht! Und es war nicht zu erwarten, dass sich dies in den letzten noch ausstehenden Partien – egal, wie sie ausgehen würden – ändern sollte.
Von meinem nächsten Gegner wusste ich von Oliver Frackowiak – wir hatten zusammen den HSK-Online GrandPrix #18:30 organisiert – lediglich: “Haha, irgendwann muss jeder gg meinen Papa ran :-)”. Praktisch die erste Frage, die mir Stani an diesem Abend stellte, wie alt ich sei? Und nachdem ich die 50 Jahre zugeben musste, wollte er mich sofort zur zwischen den Jahren stattfindenden Hamburger Senioren Einzelmeisterschaft 2021 überreden … vermutlich hätte ich eine Teilnahme im Familienrat nur schwer durchsetzen können, aber gleichwie: aufgrund der aktuellen Corona-Lage mussten leider sowohl dieses Turnier, als auch das HSK-Weihnachtsopen 2021 abgesagt werden. Umso schöner und wichtiger, dass das HSK-Klubturnier 2021 regulär zu Ende gespielt werden konnte!
6. Runde (16.11.2021) Frackowiak,S – Schenk,M 0-1
Da auch Frank Neldner seine Partie gegen Oliver Reiner gewonnen hatte, musste der Gruppensieg nun im Fernduell ausgespielt werden: Während Frank in seiner letzten Partie gegen Sebastian Karpe (1/6) meinem Gefühl nach eher gewinnen würde (und es am Ende auch tat), war für mich mein letzter Gegner Hauke Blix mit 3/6 schwer einzuschätzen. Wir hatten ein paarmal gegeneinander geblitzt und ich hatte öfter das Nachsehen. Immerhin konnte ich mir in der folgenden letzten Runde die Eröffnung wieder “aussuchen”:
7. Runde (30.11.2021) Schenk,M – Blix,H 1-0
Erwartungsgemäß hatte sich Hauke – der “nebenbei” an fast jedem Spieltag dabei war, um das Orgateam zu unterstützen und z.B. den Turniersaal vorzubereiten, als ein zäher Gegner erwiesen und unsere Partie hätte wohl ebenso 0-1 ausgehen können. – Doch schließlich konnten Frank, der zusammen mit Sebastian nach ihrer Partie noch zum Zuschauen geblieben waren, und ich uns gegenseitig zum geteilten Gesamtsieg in der D1-Gruppe gratulieren!
Was noch folgte, war kurz vor Jahresende am 29.Dezember eine sehr gelungene Online-Siegerehrung! – Moderiert von Frauke und Nico und mit Grußworten von unserem Ehrenvorsitzenden Christian Zickelbein, sowie unserem ersten Vereinsvorstand Thomas Woisin wurde jeder Gruppensieger interviewt, gewürdigt und bekam die Gelegenheit, auf lichess einen interessanten Moment aus einer eigenen Klubturnierpartie vorstellen.
Vielleicht oder sogar wahrscheinlich spreche ich für die allermeisten Teilnehmer des HSK-Klubturniers 2021, wenn ich meine, dass es unter den uns allen bekannten, gegebenen Umständen kaum hätte besser organisiert und durchgeführt werden können! – Neben einem Herzlichen Glückwunsch! an alle anderen Gruppensieger gilt deshalb noch einmal ein großes Danke an all diejenigen, die dieses Turnier als Organisatoren, Schiedsrichter und Helfer ermöglicht haben!
Michael Schenk; Hamburg, den 02.01.2022