Die Saison beginnt für uns mit einem HSK-internen Duell gegen HSK 23. In der letzten Saison gab es das Dolce Vita für uns. Sowohl Mannschaft als auch die meisten Einzelspieler waren vom Erfolg verwöhnt. In der neuen Saison und in der höheren Liga müssen wir uns jetzt wohl wieder auf deutlich ungemütlichere Winde einstellen. Mit folgender Crew soll das Schiff heute auf Kurs gehalten werden:
1. Jonny Skibb
2. Jörg Spreu
3. Omar El Khyari
4. Linus Advani
5. Dieter Wichmann
6. Harald Meyer
7. Horst Feis
8. Rolf Lohkamp
Beim ersten Mannschaftskampf nicht dabei sind Astrid von Holten und Gerald Deckers.
Dieter Wichmann unterläuft früh in der Eröffnung ein kleiner Fingerfehler. Durch verwechselte Zugreihenfolge kommt er mit den weißen Steinen in eher ungewollte Gewässer. Aber nichts Dramatisches. Die Maler-Legende Bob Ross würde es wohl als „happy little accident“ bezeichnen. Im 15ten Zug werden über die offene d-Linie die Damen getauscht. Im 27ten Zug steht ein Springer-Endspiel auf dem Brett. Eine Handvoll Bauern tummeln sich einigermaßen symetrisch verteilt auf dem Brett und im 30ten Zug einigt sich Wichmann mit seinem Gegner Dekobi Kwedi auf Remis. 0,5 : 0,5 aus mannschaftlicher Sicht.
Horst Feis spielt gegen die gegnerische Caro-Kann-Verteidigung (1.e4 c6) mit sofortigem 2.c4. In Feis’ gewohnt schneller Manier werden die Züge ausgeführt und schnell leert sich auch das Brett. Im Turm- und Leichtfigurenendspiel hat Feis eine 4:3 Bauernmehrheit am Königsflügel. Am Damenflügel sieht er sich seinerseits einer gegnerischen 2:1 Bauernmehrheit gegenüber. Feis gelingt es, einen gegnerischen Bauern am Damenflügel abzugreifen und die restlichen Bauern am Damenflügel zu eliminieren. Es kommt zum Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern. Feis dabei mit verbleibender 3:2 Bauernmehrheit am Königsflügel. Die Remisbreite bei ungleichfarbigen Läufern ist allerdings gewaltig und auch hier kann Feis’ Gegner Volker Krause recht mühelos das Remis halten. 1:1 in der Mannschaftswertung.
Ich (Jörg Spreu) spiele gegen Nils Altenburg. Altenburg ist mir als starker und routinierter Spieler bekannt. Insbesondere mit den schwarzen Steinen erwarte ich eine schwierige Aufgabe. Ich mache mir aber das zu eigen, was ich der Mannschaft gegen den favorisierten Gegner mit auf dem Weg gegeben habe: Konzentriert spielen, an die eigene Stärke glauben, und ohne Angst und Ehrfurcht am Brett sitzen. Altenburg kann mit Weiß einen leichten Eröffnungsvorteil reklamieren und diesen auch eine ganze Weile mit durch die Partie schleppen. So ab dem 14ten Zug kippt es aber so langsam und so ab dem 20ten Zug schätze ich meine Stellung als ausgeglichen ein. Einiges an Material fliegt vom Brett. Endspiel mit jeweils Turm und Springer. Dazu stehen eine Handvoll Bauern und ein Remisangebot auf dem Brett. Hände werden gereicht und es steht insgesamt 1,5 : 1,5.
Jonny Skibb hat sich eröffnungsmäßig auf seinen Gegner vorbereitet. Als ich nach wenigen Zügen mal auf Skibbs Brett gucke, scheint sein Gegner Andy Albers die von Skibb erwartete Eröffnung gespielt zu haben. Zumindest den ersten Zügen nach. Skibb geht mit Weiß von der Französischen Verteidigung (1. e4 e6) in den Königsindischen Angriff über. Skibb gerät allerdings unter Druck. Mit einer Niederlage werden die guten Züge verscharrt, und die schlechten Züge überleben. Hier überlebt ein unbedarfter Springerzug, der Skibb jäh die Partie kostet. Figurenverlust. Kurze Zeit später bekommt ein Sarg Arbeit und der weiße König wird zu Grabe getragen. 1,5 : 2,5 gegen uns.
Auch bei Linus Advani sieht es mit Schwarz düster aus. Als ich bei Advani aufs Brett gucke, fehlt schon eine Figur. Aber im Schwerfigurenendspiel steht der gegnerische weiße König etwas entblößt und ich hoffe noch auf irgendein Schelmenstück Advanis. Zumal Advanis Gegner Arend Bothe nicht mehr so viel Zeit auf der Uhr hat. Bothe lässt sich aber nicht beeindrucken, spielt seinen Vorteil eiskalt runter und Advanis Stern sinkt. 1,5 : 3,5 gegen uns.
Es sieht nicht gut aus. Der Spielbogen guckt grimmig. Aber drei Partien laufen noch. El Khyari und Lohkamp stehen gut. Meyers Partie ist ein Swing State. So zumindest meine oberfllächliche Einschätzung. Es könnte noch was gehen.
El Khyaris Partie ist die nächste, die in die Entscheidung läuft. Beide Könige rochieren kurz. Auf dem Brett sieht es erstmal verhalten aus. Aber dann schiebt El Khyari seine weißen Bauern nach vorne. Weiße Bauern auf e6 und f5. El Khyaris Dame taucht auf Dg4 auf, ein weißer Springer auf Sh5. Beide weißen Läufer schielen auf die gegnerische Königsstellung. Ein weißer Turm schließt sich auch noch der Reihe der Unglücksboten an. Die gegnerischen Figuren kleben auf der Grundlinie, haben kaum Raum und stehen passiv. El Khyaris Gegner Boris Hoffmann versucht zusammenzuhalten, was wohl nicht mehr so wirklich zusammenzuhalten ist. Hoffmanns Barrikaden brechen. Materialverlust und kurz später das komplette Zusammenfallen der Stellung. El Khyari verkürzt mit dieser beeindruckenden Angriffspartie auf ein mannschaftliches 2,5 : 3,5.
Harald Meyer spielt mit Schwarz und Albins Gegengambit (1. d4 d5 2. c4 e5) eine wohl eher seltener anzutreffende Eröffnung. Nach Damentausch im 24ten Zug kommt es zum Turm- und Springer-Endspiel. Meyers Gegner mit 6:5 Bauernmehrheit. Meyer also mit Bauer weniger. Aber für Meyers Figuren winken recht aussichtsreiche Felder und es ist wohl noch alles gut in der Remisbreite. Statt strategisch solider zu spielen, sieht Meyer im 30ten Zug eine Möglichkeit, durch vorübergehendes Springeropfer einen Bauern zu gewinnen. Ganz koscher sieht das aber nicht aus. Und kurz später kann Meyers Gegner Sebastian Karpe dann nicht nur den Bauern zurückerobern, sondern auch den Turmtausch erzwingen, und in ein gewonnenes Bauernendspiel abwickeln. 2,5 : 4,5 gegen uns. Der Mannschaftskampf ist entschieden.
Rolf Lohkamps Partie ist die letzte des Abends. Lohkamp geht mit Schwarz in die Sizilianische Verteidigung (1. e4 c5) und steht schon nach wenigen Zügen recht angenehm. Für den Gegner läuft etwas falsch in der Eröffnung; bereits im 11ten Zug kann Lohkamp mit einem Doppelangriff einen gegnerischen Läufer abgreifen. Von Kompensation für den Gegner weit und breit nichts zu sehen. Entschieden ist die Partie aber noch nicht. Denn hüben wie drüben unterläuft den Kontrahenten im späteren Verlauf die ein oder andere gröbere Unsauberkeit. Nach wechselnden Material- und Stellungsverhältnissen spielt Lohkamp am Ende mit Turm und Bauern gegen Läufer und Bauern. Lohkamps Gegner Henrik Schröder kann seine Freibauern zwar gefährlich auf die 5te, 6te und kurzfristig sogar 7te Reihe vorpreschen lassen, letztlich wartet auf die Bauern aber nur die Geißel. Lohkamp pflückt die Bauern gerade noch ab, und im 54ten Zug gibt Lohkamp geschickt die Qualität zurück und wickelt in ein klar gewonnenes Bauernendspiel ab. Endstand 3,5 : 4,5 gegen uns.
Trotz des starken Gegners wollten wir an diesem Abend auf jeden Fall mindestens einen Mannschaftspunkt mitnehmen. So bleibt nur die bittere, knappe und wohl auch vermeidbare Niederlage. Es gab aber auch viele Lichtblicke am heutigen Abend, und so kann auch Positives mitgenommen werden und optimistisch nach vorne geblickt werden.
Unabhängig vom Ergebnis war es ein gelungener Schachabend. Der gegnerische Mannschaftsführer Sebastian Karpe hat den Abend wohl gut zusammengefasst: „Trotz aller Konkurrenz ein sehr freundschaftlicher Kampf“.
Ende Februar wartet mit Großhandsdorf III der nächste und vermutlich nochmal etwas schwierigere Gegner. Auch diese Aufgabe muss getreu dem Motto „viel Feind, viel Ehr“ angegangen werden.