Hamburger Schachklub von 1830 e.V.

Königlich in Fantasie und Logik

Offener Spielbetrieb, auch für Gäste: Jeweils Dienstag & Freitag von 18:30 – 22:00 Uhr bieten wir einen offenen Spielabend an! Wir freuen uns über alle Interessierten, die uns kennenlernen möchten. Wir bitten um Anmeldung über schachklub@hsk1830.de.

Der HSK feiert ersten Sieg in der FBL

Am 13. und 14. November reisten wir nach Schwäbisch Hall, um die Begegnungen der 3. und 4. Runde in der Frauenbundesliga zu absolvieren. Das sportliche Ziel lag auf der Hand. Gegen die Aufsteigerinnen aus Bayern München sollte ein Sieg her und wenn es ideal läuft, ärgert man die Gastgeberinnen, die neben Baden-Baden als Titelkandidatinnen Nr. 1 gehandelt werden. Alle Fotos: Georgios Souleidis

Leider misslang der Saisonauftakt im Oktober mit null Punkten aus den Kämpfen gegen Deizisau und Baden-Baden, so dass – zumindest bei mir – in der zweiten Doppelrunde der Saison 22/23 ein leichter Druck zu spüren war. Gemäß der nominellen Erwartung hoffte ich auf einen (glatten) Sieg gegen München am Samstag, um unbelastet in das Match gegen Schwäbisch Hall am Sonntag zu gehen.

Aber zuerst stand eine lange Fahrt auf dem Programm, denn die Bausparkassenstadt liegt ja nicht um die Ecke. Den Freitag verbrachte ich mit Lyubka Genova und Constanze Wulf größtenteils “on the road”. Mit Flixtrain bis Stuttgart und von dort mit Nahverkehrszügen bis Schwäbisch Hall lautete die Route. Am späten Abend gönnten wir uns leckeres Sushi, bevor ich Constanze auf das Match gegen München vorbereitete. Nachdem sie mir mitteilte, dass sie gerne Skandinavisch spielt, vermittelte ich ihr im Crashkurs eine Bluff-Variante aus meinem reichhaltigen YouTube-Repertoire an zweifelhaften Eröffnungen. Und siehe da, genau diese Variante kam am nächsten Tag auf das Brett!

vlnr.(vorne): Constanze Wulf, Sarah Papp, Antonia Ziegenfuß, Zsoka Gaal; vlnr. (hinten): Monika Socko, Georgios Souleidis und Lyubka Genova

Der Kampf gegen Bayern München startete am Samstag um 14 Uhr. Wir gingen wenig überraschend als Favoritinnen ins Rennen, doch was heißt das schon? An sechs Brettern, im Gegensatz zu den acht Brettern bei den Männern in der Schachbundesliga, ist der Zufallsfaktor deutlich gewichteter. Es lief aber von Beginn an gut für uns. Sarah hatte sich gegen die zweifelhafte Eröffnung ihrer Gegnerin gut vorbereitet und früh sehr großen Vorteil. Eine ähnliche Entwicklung konnte ich bei Antonia und Constanze beobachten, während Monika, Zsoka und Lyubka solide bis minimal bessere Stellungen verwalteten.

Der Nachmittag gestaltete sich zum Glück wenig dramatisch und nach und nach verwerteten unsere Spielerinnen ihre gute Positionen. Als Erste kam Sarah erfreut aus dem Spielsaal. Ihre Gegnerin Marharyta Khrapko hatte in ihrer Verzweiflung eine Figur geopfert, um nur einige Züge später aufzugeben. Antonia erhöhte auf 2:0, nachdem sie ihrer Kontrahentin Carolin Dirmeier früh Material abnahm und es nie wieder hergab. Ungefähr zeitgleich gewannen auch Monika und Zsoka, so dass der standesgemäße Sieg früh gefeiert werden konnte. Lyubka versuchte anschließend ein Turmendspiel mit jeweiligen Freibauern zu gewinnen, doch hier täuschte der Eindruck. Ihrer Gegnerin Nikola Mayrhuber hielt das Gleichgewicht und verdiente sich den halben Punkt.

Sarah Papp mit guter Vorbereitung zum vollen Punkt

Die Partie an Brett sechs zwischen Marianne Spiel und Constanze Wulf dauerte am längsten. Zwar lief Spiel in der Eröffnung schnurstracks in eine Verluststellung und hatte zusätzlich schon eine Stunde Bedenkzeit verbraucht, während Constanze in den ersten achten Zügen sich nur an unsere Vorbereitung erinnern musste. In den nachfolgenden taktischen Verwicklungen verpasste sie aber leider, den Sack früh zuzumachen. Es entstand ein ausgeglichenes Bauernendspiel, dass ich mit dem Rest des Teams außerhalb verfolgte und mitanalysierte. “Wenn sie jetzt den macht, gewinnt sie, wenn sie den macht, wird es remis, wenn sie den macht, verliert sie.” Sie machte den, der gewinnt und so feierten wir mit 5,5:0,5 den ersten Saisonsieg. Nicht ganz so viel Glück hatten wir anschließend mit der Wahl des “Italieners”, aber jetzt weiß ich, welche Lokalitäten ich in Zukunft im Voraus in Schwäbisch Hall buche.

Viel Glück mit Constanze, wenig Glück mit dem Italiener

Am Sonntag starteten wir schon um 9 Uhr mit dem Kampf gegen Schwäbisch Hall. Nur am Spitzenbrett hatten wir drei Elo-Pünktchen mehr mit unserer Europameisterin Monika Socko, die gegen Lela Javakhishvili antrat. An den restlichen Brettern gingen die “Bausparfüchsinnen” klar favorisiert ins Rennen. Ich gönnte mir Kaffee und Frühstück und ließ die Mädels machen. Wieder war Sarah als Erste fertig, dieses Mal leider mit dem falschen Ergebnis. Ihre Gegnerin Ekaterina Atalik griff fulminant am Königsflügel an und gewann verdient. Die restlichen Partien verliefen lange überhaupt nicht eindeutig. Constanzes Gegnerin Ana Matnadze hatte zwar satte 557 Elo-Punkte mehr, spielte aber erstaunlich erratisch. Constanze spürte es auch, bestrafte die für Spanien startende Spielerin aber nicht. Am Ende setzte sich Matnadze durch, da war der Kampf aber auch schon gelaufen.

Monika hatte mit Schwarz etwas zu selbstbewusst eine aus meiner Sicht fragwürdige Variante der Bogoindischen Verteidigung gewählt. Das wirkte sich auf den gesamten Verlauf aus, denn Javakishvili spielte sehr stark und nutzte tief im Endspiel die bessere Leichtfigur und den Mehrbauer zum klaren Sieg aus. In der Zwischenzeit hatte Lyubka nach einer sehr ausgeglichenen Partie gegen Irina Bulmaga remisiert. Den einzigen Sieg feierten wir in diesem Kampf an Brett 5. Antonia stand in einer Sizilianischen Partie zwar lange gedrückt gegen Sophie Milliet, doch man merkte, dass die Französin Probleme bei der Verwertung des Vorteils hat bzw. taktisch anfällig ist. In Zeitnot unterlief ihr ein böser Fehler, wonach Antonia einfach einen gegnerischen Turm und den ganzen Punkt einsammelte. Nach den zwei Niederlagen zu Beginn der Saison freut es mich sehr, dass unser einziger Neuzugang dieses Mal doppelt punktete!

Antonia Ziegenfuß gelangen zwei Siege

Zsoka hätte auch mindestens einen halben Punkt verdient gehabt. Sie hatte gegen Meri Arabidze lange eine vorteilhafte Stellung mit einem starken Springer gegen einen dürftigen Läufer – und jeweils Schwerfiguren auf dem Brett. Leider kam es aber zum Abtausch der Leichtfiguren und dann auch noch zu einer schwierigen Transformation. Zsoka hatte eine Dame gegen zwei Türme mit jeweils einigen Bauern. In diesem Fall fand unsere Spielerin nicht den Remisweg und musste nach einem langen Kampf die Segel streichen.

Zsoka spielte hervorragend und der HSK wird noch viel Freude an ihr haben

Nach vier Runden überwintern wir auf dem 9. Platz von 12 Teams in der Frauenbundesliga, doch wir hatten mit unserem Reisepartner Harksheide das schwierigste Auftaktprogramm. Mit der 5./6. Runde geht es am 18. und 19. Februar in Hemer weiter. Dort spielen wir gegen die Gastgeberinnen und den Aufsteiger Solingen.

Bericht über die 3./4. Runde der FBL auf der Webseite des DSB
Alle Infos zur Frauenbundesliga auf der Webseite des DSB
Alle Partien zum Nachspielen auf lichess
Alle Partien zum Nachspielen auf chess24

Neueste Beiträge