Hamburger Schachklub von 1830 e.V.

Königlich in Fantasie und Logik

Offener Spielbetrieb, auch für Gäste: Jeweils Dienstag & Freitag von 18:30 – 22:00 Uhr bieten wir einen offenen Spielabend an! Wir freuen uns über alle Interessierten, die uns kennenlernen möchten. Wir bitten um Anmeldung über schachklub@hsk1830.de.

HMM 2024, Bezirksliga D: HSK 16 – Großhansdorf 2

Vor dem Bericht ein kleines Vorwort: Wenn im nachfolgenden nur das Wort Spieler verwendet wird, so schließt dieses sowohl weibliche als auch männliche Schachspieler ein, zumal wir mit Annica Garny eine willkommene Spielerin in unseren Reihen haben, die in dieser Runde erstmalig für uns erfolgreich im Einsatz war – Begründung siehe später.

In der 2. Runde der HMM ging es für HSK 16 gegen einen „Hammer“-Gegner in der Bezirksliga D. Allein schon der Blick auf die DWZ-Zahlen berechtigt für das gewählte Attribut:

HSK 16        Großhansdorf 2        DWZ-Differenz

1932 42              1846-47                  +        96
1748-28              1839-70                  –         91
1608-50              1933-91                  –      338
1574-35              1727-42                  –      153
1549-64              1691-29                  –      142
1525-46              1529-29                  –           4
1468-40              1753-101                –      285
1432-87              1614-80                  –      182

Danach war eigentlich nur an Brett 6 (Frederik Fuhrmann) ein ausgeglichenes Spiel zu erwarten, bei allen anderen Spielern lag bis auf Brett 1 das deutliche Übergewicht bei Großhansdorf 2. Insofern ist das Attribut „erfolgreich“ auch berechtigt bei uns für erzielte Remis-Ergebnisse.

Zudem zeigte sich bereits im Vorfeld des Wettkampfes eine weitere zusätzliche Schwächung in unserer Mannschaft, da von den 11 Mannschaftsspielern nur sieben verfügbar waren – vornehmlich Spieler an den vorderen Brettern fehlten – und unser Mannschaftsführer Nico für Ersatz sorgen musste.

Insofern danken wir sowohl Nico für seinen Einsatz („Ich habe nun nach diversen Gesprächen Oliver Reiner als unser 8. Brett gewonnen.“) als auch unserem Ersatzspieler Oliver Reiner für seinen immensen Kampfgeist in unserer Mannschaft – er beendete als Vorletzter mit den meisten Zügen (über 60) die Partie!

Der Anfang des Wettkampfs verlief ähnlich wie der vorangegangene: 2 : 0 – Rückstand.

Sebastian Weihrauch war nach anstrengender beruflicher Tätigkeit direkt nach der Arbeit zum HSK-Schachzentrum gekommen und musste in einer Skandinavischen Partie bereits nach 16 Zügen das Handtuch werfen, da er bei der Angriffsabwehr des Schwarzen nicht die korrekten Züge fand:

Ausgangsstellung im 14. Zug:

 

Nach 14. …  Dd5, 15. Kb1 (besser b3) Sc4 und jetzt 16. De2? (statt Dd3) fällt nach … Db5! die weiße Dame. Eigenkommentar „Oh Mann, nach 16 Zügen eine Taktik übersehen und die Partie eingestellt. Ätzend!“

Bald darauf gab auch Thomas Knuth seine Partie auf, ob wohl es in den ersten Eröffnungszügen eine Chance gab, besser aus der Eröffnung herauszukommen. Nur wer von unserer Spielklasse kann dabei schon in der Eröffnung etliche Züge im Voraus sehen, wie der Angriff optimal fortgesetzt werden kann? Danach lief die Partie im Gleichstand bis zum 12. Zug weiter. Dann setzte sich die Überlegenheit des fast 300 DWZ-Punkte höheren Spielers durch und er gewann immer mehr Vorteile bis im 18. Zug Thomas eine Figur gegen einen Bauern verlor und drei Züge später auch noch ein Qualitätsverlust (Turm gegen Läufer). Thomas gab folgerichtig die Partie verloren.

Dann die ersten Höhepunkte für HSK 16. Frederik kämpfte 27 Züge mit seinem Gegner, in denen keiner die Oberhand gewann und dann einigten sie sich auf Remis in folgender Stellung:

 

Der erste „Knaller“ gelang Annica, die bereits im 10. Zug einen Bauern gewann und ihre Position in den weiteren 10 Zügen halten und leicht verbessern konnte. Eigenkommentar: „Remis – `nen Bauer mehr, aber bisschen zu lange überlegt und kritische Stellung. Hätte ich gewusst, was mein Gegner als nächstes ziehen würde, hätte ich’s ggf. nicht angeboten.“

Die Stellung vor dem Bauerngewinn:

8.… Sxe5 9. dxe5 Sg4 10. Sf3 Sxe5  11. Sxe5 Lxe5

Nach vier Partien stand es 1 : 3 und mein Nebenmann, Nico Müller, hatte bei meinem Blick auf sein Brett eine erfolgreiche Stellung erreicht, die einen ersten Gewinn versprach. Danach war ich wieder intensiv mit meiner eigenen Partie beschäftigt, so dass ich den weiteren Verlauf nicht verfolgen konnte. Bei meinem nächsten Blick nach rechts war das Brett plötzlich wieder aufgebaut und meine Augen richteten sich auf Nico. Der antwortete mit einem „Daumen-nach-unten“ Hinweis, was ich kaum glauben konnte. Was war passiert?

Nico hatte mit Turm und Dame die 7. Reihe des Gegners besetzt, der seinen König auf h8 nur durch den Turm auf g8 hinter seinem Bauern schützen konnte. Ansonsten trieb der Gegner seine Bauern auf dem Damenflügel mit Unterstützung seiner Dame nach vorne. Hier die entscheidenden Züge:

33.cxb4 ? (besser Txb4 Dd8 und wieder 34. Tb7, der a2- Bauer ist durch die Dame gesichert) Dg5 34. Dc4 (hier hätte noch h3 geholfen)  De3+   35. Kf1 Te8   36. G3 Dxf3  37. Kg1 Te1+   und Aufgabe. Das unglückliche Ende einer ansonst gut gespielten Partie.

Inzwischen war auch ich im Endspiel angekommen. Mit gut 40 gespielten Zügen war ich erstaunlich lange im Rennen geblieben. Denn immerhin hatte ich mit Joachim Jordt den spielstärksten Spieler der Großhansdorfer als Gegner, was mich bei Bekanntgabe der Aufstellung zu einem sarkastischen Kommentar verleitete – mich dann aber in das Schicksal mit „wat mutt dat mutt“ begeben. Zugleich wählte mein Gegner das Damenbauerspiel (Eröffnung D05 Colle-System), das ich in meiner Jugend selbst öfter gespielt habe, aber nun nicht mehr so gut beherrsche und davor schon mächtig Bammel hatte. Aber ich war gut aus der Eröffnung gekommen und hatte im Mittelspiel versucht, zu tauschen, was zu tauschen ging. Das Ziel ging auf und ins Endspiel ging ich mit ausgeglichener Stellung, allerdings bei erheblich mehr Zeitverbrauch als mein Gegner. Der hatte zeitweilig 40 Minuten Zeitvorsprung, musste dann aber bei einigen Stellungen doch etwas mehr Zeit investieren und kam so auch in etwas schnellere Spielweise als eigentlich nötig war. Im Endspiel versuchte ich auf der Königsflügelseite meinen Mehrbauern auszunutzen, wohingegen mein Gegner die Damenflügelseite für seinen Mehrbauern zum Gewinn ausgesucht hatte. Es kam zur entscheidenden Stellung, in der mein Gegner mit einem Fehlzug mein Remis ermöglichte – was ich allerdings während der Partie nicht realisierte:

Weiß am Zug zog 47. bxc6? (b6 hätte meine Niederlage besiegelt, denn hier hätte mein König bei der Damenumwandlung im Schach gestanden, eine Situation, die ich mit meinem f-Bauern bei der Damenumwandlung gesehen und ausnutzen wollte und mir so das Remis rettete.)

Die letzten Züge waren: 47. … Kg3   48. c7 f2   49. c8D f1D+! Danach bot mir mein Gegner Remis an, was ich freudig annahm. Die leise freudige Reaktion der Großhansdorfer Beobachter signalisierte mir, dass sie damit den Gewinn des Wettkampfes kundtaten. Es stand jetzt 1,5 : 4,5.

Nun waren nur noch zwei Partien am Laufen – unser Ersatzspieler an Brett 8 Oliver Reiner und an Brett 1 Arne Alpers, der einzige mit positivem DWZ-Vorsprung.

Ich hatte bereits erwähnt, dass Oliver die längste Partie an Zügen spielte, an Zeit allerdings vor Arne fertig war – in beiden Sinnen des Wortes. Die Eröffnung mit Caro-Kann bis zum 33. Zug spielten beide ausgeglichen, wobei auch beide eine Möglichkeit zu Spielvorteil ausließen. Insofern war die Remis-Anfrage seitens Oliver berechtigt, wurde aber nicht angenommen. Bis zum 47. Zug erarbeitete sich der Gegner klaren Vorteil, der aber mit dem nächsten Zug total aufgegeben wurde. Also ging es auch hier ins Endspiel, im dem sich wiederum Oliver Vorteil erarbeitete und in nachfolgender Stellung diesen weiter ausbauen hätte können:

Weiß am Zug zieht 52. Th5? (besser wäre g7 gewesen, denn der Bauer kann wegen einer folgenden Springergabel nicht geschlagen werden. im weiteren Verlauf hätten sich Springer und Turm des Gegners um die Abwehr der Bauernumwandlung kümmern müssen und Oliver die Zeit gelassen die restlichen schwarzen Bauern zu eliminieren und seinen verbliebenen zweiten f-Bauern nach vorne zu bringen. Der schwarze König hätte nun wegen seiner Abseitsstellung nicht mehr eingreifen können.)

Die Chance war leider vertan und der bestehende schwarze Vorteil konnte durch Oliver nicht mehr aufgehalten werden. Danke für den enormem Einsatz Oliver!

Nun spielte nur noch Arne. Seine Partie ähnelte in der Eröffnung der meinen und in der Strategie seiner ersten Partie gegen HSK 17 mit einem Vorstoß der beiden Damenflügel-Randbauern. Dies führte nach einigen Figurentauschen dazu, dass Arne einen Bauern gewann und diesen gewinnbringend zum 40. Zug führte, an dem dann sein Gegner den Ernst der Stunde einsah und aufgab – der einzige Gewinnpunkt in diesem Wettkampf – wie gut dass wir so ein Spitzenbrett haben!

Das Fazit aus diesem Wettkampf: trotz drückender DWZ-Überlegenheit unseres Gegners wäre bei konsequenter Ausnutzung aller Chancen auch für uns ein Sieg möglich gewesen. So verabschieden wir uns mit einer klaren 2,5 : 5,5-Niederlage

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