Hamburger Schachklub von 1830 e.V.

Königlich in Fantasie und Logik

Offener Spielbetrieb, auch für Gäste: Jeweils Dienstag & Freitag von 18:30 – 22:00 Uhr bieten wir einen offenen Spielabend an! Wir freuen uns über alle Interessierten, die uns kennenlernen möchten. Wir bitten um Anmeldung über schachklub@hsk1830.de.

HSK 19: „Tod oder Gladiolen“ in der letzten Runde der Kreisliga C

27.04.2023: In der fünften und letzten Runde der Saison geht es für uns zuhause gegen Eimsbüttel III. Da die anderen Mannschaften schon alle ihre Ligaspiele absolviert haben, ist die Ausgangslage klar: Bei einem Sieg oder bei einem Unentschieden verbleiben wir in der Liga; bei einer Niederlage zerrt uns der Abstieg in die Kreisklasse. Ich hatte mir eine entspanntere letzte Runde gewünscht, aber gerade diese „Tod oder Gladiolen“ Spiele haben ja auch ihren ganz besonderen Reiz.

Kurz vor 19:00 Uhr passiert ein kleines Malheur und eine umgekippte Flasche überflutet eines der Bretter. Obwohl in keinster Weise am Malheur beteiligt, hilft die freundliche Eimsbüttelerin Birte Zehner noch beim Trocknen des Brettes.

Ärgerlicher als die umgekippte Flasche ist, dass Dieter Wichmanns Gegner nicht zur Partie kommt, sodass Wichmann keine Wettkampf-Partie spielen kann. Aus mannschaftlicher Sicht überwiegt in diesem konkreten Fall dann aber doch die Freude über die frühe Führung. Heute muss unbedingt gepunktet werden, und da wird zur Not auch ein kampfloser Brettpunkt dankend eingestrichen. 1:0 für uns.

Für Rolf Lohkamp heißt es mal wieder tea time. Wie so oft bringt er mit Weiß Englisch aufs Brett. Er kommt gegen seinen Gegner Jan Oliver Juds zwar noch vernünftig aus der Eröffnung, aber dann fehlt doch recht schnell Material und kurze Zeit später fehlt auch die Hoffnung. Niederlage und 1:1 als mannschaftlicher Zwischenstand. Die diesjährige HMM ist für Lohkamp damit beendet, aber schon bald geht es für ihn schachlich weiter: Im Mai spielt Lohkamp bei einem großen ACO-Senioren-Turnier auf Kos in Griechenland mit. Gute Reise und gute Partien seien ihm gegönnt.


Eckhard Scheider spielt mit Schwarz und bewährter französischer Eröffnung gegen Jens Trzcielinski. In der Vorstoß-Variante werden ein Leichtfiguren- und ein Bauernpaar abgetauscht. Ansonsten ist das Brett noch recht voll, als die Partie im 28. Zug ins Remis läuft. Insgesamt damit 1.5 zu 1.5.

Von Linus Advani kommt leider schlechtere Kunde. Er muss sich seinem Gegner Jörg Holzhausen geschlagen geben, sodass wir 1.5 zu 2.5 zurückliegen.


Auch unser Jonny Skibb spielt Französisch. Es kommt zur Abtauschvariante mit frühem weißen c4. Ein Remisangebot seiner Gegnerin Birte Zehner lehnt Skibb im 25. Zug kämpferisch ab. Im späteren Turmendspiel mit symmetrischer Bauernstruktur weht dann aber nur noch ein lauer Wind übers Brett. Auf ein weiteres Ausspielen wird verzichtet und die Partie läuft nach 39 Zügen doch ins Remis. 2:3 gegen uns.

Gerald Deckers bringt gegen seinen Gegner Hamit Yasar ebenfalls die Französin aufs Brett und läutet damit die französische Woche ein; in allen drei Schwarzpartien (die vierte Partie war die ungespielte kampflose) haben unsere Spieler Französisch gespielt. Durch Materialverlust zeichnet sich für Deckers aber schon früh ein steiniger Weg ab. Am Ende geht die Partie dann auch verloren. 2:4 gegen uns. Die restlichen beiden Partien müssen also gewonnen werden.

Ich (Jörg Spreu) komme mit Weiß ganz vernünftig aus der Eröffnung. Kein großer Vorteil, aber ich fühle mich in der Stellung recht wohl. Im 36. Zug steht ein relativ ausgeglichenes Springerendspiel mit jeweils fünf Bauern auf dem Brett. Ich habe leichten Raumvorteil im Zentrum und den etwas aktiveren Springer. Insgesamt also die gefühlt leicht angenehmere Stellung; aber nichts womit man die Remisbreite verlassen könnte. Aufgrund des 2:4 Rückstandes und der Brisanz des Ligaspiels suche ich aber noch nach Wegen, irgendwie den vollen Punkt zu holen. Tatsächlich schafft mein Springer es, gefährlich am gegnerischen Damenflügel einzudringen und in der Konsequenz im 55. Zug einen Bauern zu gewinnen. Nach einer weiteren groben schwarzen Ungenauigkeit ist die schwarze Stellung dann kaum noch zu halten. Es folgt noch ein langes Manövrieren, aber nach 84 Zügen kann ich den Springertausch forcieren, was ein klar gewonnenes Bauernendspiel zur Folge hat. Mein Gegner Günter Kaiser gibt auf. Nur noch 3:4 gegen uns.

Martina Gerdts’ Partie ist die letzte laufende Partie des Abends. In einer frühen Partie-Phase bin ich zufällig ihrem Gegner Timo Steinhauer unten im Klubhaus begegnet. Über seine Partie sagte er da kurz, dass noch alles okay sei, er sich aber mit der Stellung nicht so wirklich wohl fühle. Da schien es für Martina also noch gut zu laufen. Später sollte es aber schwieriger für sie werden.
Die in Indien ursprünglich als Elefant bekannte Spielfigur hat ihre Gangart ein wenig verändert und heißt im Deutschen mittlerweile Läufer. Die Engländer nennen ihn bishop (dt. Bischof). Im Französischen heißt er „le fou“, also „der Verrückte“ oder schachlich eher „der Narr“. Martina wählt bei einem ihrer Läuferzüge leider die französische Auslegung. Auf Ld6 scheint der Läufer gut zu stehen, aber nach einer Taktik ihres Gegners verschwindet der Läufer nahezu kompensationslos vom Brett. Martina spielt weiter, aber am Ende kann ihr Gegner den Vorteil verwerten. Endstand 3:5 gegen uns.

Mit dieser Mannschafts-Niederlage wurde unser Abstieg besiegelt. Nächste Saison gehts für uns also in der Kreisklasse weiter. In fast allen Ligaspielen der Saison war durchaus mehr drin. Von daher ist der Abstieg schon bitter, weil er vermeidbar war, und weil nur ein einziger Mannschaftspunkt zum Klassenerhalt gefehlt hat. Auf der anderen Seite haben wir während der Saison einzelne Partien immer wieder durch einfache und einfachste Fehler eingestellt, sodass wir uns über den Abstieg nicht beschweren dürfen. Soweit ich das sehe, ist die Stimmung in der Mannschaft aber trotz der Niederlage und trotz des Abstieges sehr gut. Wir blicken auf eine HMM-Saison mit schönen Schach-Abenden zurück und gehen nächste Saison frohen Mutes in die Kreisklasse.

Jörg Spreu

Endstand der Kreisliga C:

Herzlichen Glückwunsch an die beiden Aufsteiger, Union 3 und HSK 20!

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