Es hätte nicht besser laufen können für Tom (Tom-Frederic Woelk), schaffte er am Samstag Nachmittag doch mit einem sicheren Weiß-Remis gegen Spitzenspieler GM Alexander Motylev (2600 Elo) nicht nur seine dritte und letzte IM-Norm zu erfüllen, sondern überstieg er gleichzeitig auch noch die virtuelle Elo-Marke von 2400.

Kurzum Tom bringt den IM Titel unter Dach und Fach.

Herzlichen Glückwunsch an Tom, der nach seiner erfolgreichen Ausbildung ein Studium in Leipzig aufgenommen hat und sich sichtlich gelassen in seinen ersten Semesterferien gab – in Vorfreude Zeit für starkes Schach und 2.Schachbundesliga Nord zu haben!

Zeitsprung zurück auf 14:00 Uhr, Samstag, den 22.03.2025 in der Grundschule Kronshagen. Hier soll sich an diesem Wochenende die Meisterschaft in der 2.Bundesliga Nord entscheiden. Wirklich Spannung kam in diesem Jahr bisher nicht auf, zu überlegen marschierte das Star-Ensemble des Sfr. Wolfhagen durch den Liga-Alltag. Alle möglichen Mannschaftspunkte (18/18) wurden zu dem Zeitpunkt aufgelesen, womit  Sfr. Wolfhagen “fast” uneinholbar an der Spitze lag. Es musste lediglich ein Mannschaftspunkt her, um “ganz sicher” nach Mannschaftspunkten vor den Schachfreunden Berlin in die 1.Liga aufzusteigen.

Sfr. Wolfhagen sollte auch unser Gegner sein und neben Tom ging es auch für unseren groß aufspielenden Wiener Konstantin (Peyrer – wir erinnern uns, im Hamburg Wochenende standesgemäß mit 2/2!) um eine Norm, hier allerdings eine GM Norm (!), sofern 1,5/2 Punkte an diesem Wochenende erreicht würden.

Flashback:

14:02 die Runde wird angepfiffen, Brett 6, 7 und 8 eröffnen ihre Partien… doch was war dem Schiedsrichtergespann im Tumult der Grundschule entgangen?

Sfr. Wolfhagen war nur mit 3 von 8 Großmeistern an den Brettern und hätte somit noch nicht antreten dürfen! Somit mussten auch die verleibenen Wolfhagener an ihren Brettern ihre Zeit laufen lassen. Skurril aber eben 2.Liga. Es bleibt unklar woran es bei der Reise der Wolfhagener haperte oder ob die kurzfristige Spielortverlegung der Kieler den zumeist aus dem Ausland anreisenden Großmeistern zusetzte. Letztlich wurden die Wolfhagener Bretter nach ca. 20 min komplementiert. Unsere Normenjäger konnten also nochmal durchatmen, würde doch ein Kampfloses Ergebnis alle Normen-Träume platzen lassen.

Es entwickelten sich spannenden Partien an fast allen Brettern. Lediglich der GM Li Min Peng  hatte nach dem Anreise-Chaos keine Lust zu spielen und bot remis an, was unser Brett 5 Khoi (Pham) mit Schwarz spielend dankend annahm. Jakob zündete den Pirc-c6,Da5 von IM Vladyslav Larkin an und stand früh in einer gewohnt lodernden Stellung auf Gewinn. Ebenso überraschte Eline (Roebers) ihren jungen aber erfahren Gegner GM Platon Galperin in einer scharf angelegten Schottischen Partie.

Im Glanz der Normenjäger entpuppte sich als Tagessieger neben Tom der ganz stark und kreativ aufspielende Isaac (Garner) gegen GM Volodymyr Vetoshko. Nicht nur, dass Isaac die ungewöhnliche Eröffnungsbehandlung seines Gegners mit einer kreativen eigenen Idee konterte, lehnte Isaac auch frühzeitig ein Remis Angebot seines hochkarätigen Gegners ab bevor er die Partie einseitig und zu seinen Gunsten gestaltete. Hut ab Isaac für Kampfgeist, Eröffnungswitz und Spielfreude! Für mich neben Toms Remis die Partie des Tages!

Der Autor der Zeilen stand zwar aussichtsreich und laut Computer sogar auf Gewinn – aber ohne diesen wirklich selbst zu sehen war es doch eine recht verdienter Sieg an Brett 7 für IM Egor Bogdanov, der mir nach dem grandios ausgerichteten HSK Sommeropen 2024 damit die zweite Niederlage innerhalb eines Jahres zufügte ;-). Die erste Enttäuschung gab es leider bei Elines Brett, wo die schwer zu durchschauende weiße Gewinnstellung leider zugunsten des schwarz-spielenden Großmeisters kippte.

Zwischenstand 1,5 – 2,5 für Wolfhagen.

So liefen nur noch Jakobs Partie an Brett 8. Maltes Partie an Brett 3, Toms Partie an Brett 2 und Konstantin an Brett 1 gegen Elo-Schwergewicht GM Vladimir Onischuk.

Leider konnte Konstantin sein gutes Eröffnungsspiel nicht in etwas zählbares ummünzen. Mir schien als hätte Konstantin gegen das weiße Königsindisch im Anzug bequem Ausgleich bis ins frühe Mittelspiel erzielt, um dann doch in typischer Königsindischmanier ausgetrickst zu werden. Letztendlich gewinnt die Erfahrung von GM Vladimir Onischuk und Konstantin musste im verlorenen Damenendspiel die Segel streichen.

Zwischenstand 1,5 – 3,5 für Wolfhagen.

Sehr solide hingegen Malte mit Schwarz in seinem abgelehnten Damengambit gegen GM Vitaly Sivuk. Hier gab es kein Durchkommen des Großmeisters auch weil sich Malte jederzeit umsichtig verteidigte und die Stellungsbewertung vermutlich nie die Toleranzgrenze von leicht besser für Weiß bis Ausgleich verließ, top Malte!

Zwischenstand 2 – 4 für Wolfhagen.

Es blieb “time-to-shine” für unsere anderen Youngsters Jakob und Tom. Jakobs Brett hatte sich inzwischen etwas abgekühlt und endete (in für mich nicht verständlicherweise) in einem remislichen Turmendspiel mit Bauer mehr für Jakob, der jedoch wegen der Schwarzen Aktivität nicht ins Gewicht viel. Auch wenn Jakob nicht ganz zufrieden war, zeigt es doch wie schön Sfr. Wolfhagen auch hier ins Schwitzen geriet.

Zwischenstand 2,5 – 4,5 für Wolfhagen.

All eyes on Tom – letzte Partie – GM Alexander Motylev mit 20min gegen Toms 40min im remislichen Turmendspiel mit leichten Stellungs- und Hebelvorteilen für den Großmeister. Tom machte es geschickt, spielte selbstbewusst und schnelle seine Verteidigenden Abwartezüge, die bekanntlich am schwersten sind – zumal wenn es um viel geht. Letztendlich lief GM Alexander Motylev die Zeit davon und er riskierte mit 2min nichts mehr womit die Punkteteilung besiegelt war. Glückwunsch Tom für die Nervenstärke und dem erreichen von >2400 Elo bei so starker Gegnerschaft.

Der Sonntagmorgen war nur noch ein kleines Schaulaufen, ging es doch um nichts mehr und es wurden frühzeitig die Punkte bei Eline, Konstantin und Isaac geteilt. “Die Weißspieler von Werder Bremen hätten schlecht geschlafen” wobei unser Wahl-Hamburger-Wiener Konstantin den Hambuger Dom vorzog als mit Weiß gegen das solide Ragozin von Collin Colbow anzukämpfen. Ob wirklich der Dom besucht wurde, bleibt ein Geheimnis unseres Misteriösen Wiener gute-Laune Kämpfers :-D.

Tom als nun “frisch gebackener IM” demonstrierte eindrucksvoll wie man mit Schwarz problemlos gegen GM hohen Kalibers remisiert. Laut Isaac würde Tom neuerdings nicht mehr gehen sondern eher schweben… so witzelten HSK2 Spieler noch auf der Busfahrt Richtung Spielsaal am sonnigen Sonntag morgen.

Jakob kämpfe wieder lange, lehnte Remis ab (großartig!) um letztendlich doch in einer Punkteteilung zu landen. Den Sieg auf dem Brett und der zuletzt laufenden Partie hatte der Autor der Zeilen, der durch ein widerstandslose behandeltes Tarrasch überraschend leicht zu einer “one-sided” Partie zu gelangen mit Gewinnstellung aus der Eröffnung bis ins Endspiel hinein nur um den Sieg durch einen Flüchtigkeitsfehler wegzuwerfen. Schach ist halt‘ ein Hoch-konzentrationsspiel, letztlich überwiegen aber die vielen positiven und ausgekämpften Partien im Hamburger Kader!

Captain und Motivator Merijn titelte im Vorfeld bereits “Jüngstes je aufgestelltes HSK2 Team” – womit er nicht nur recht behielt, sondern dem ein oder anderen etablierten Gegner und Titelträgern so manche Ängste und turbulente Spielzeiten am Brett bescherte.

Finally: Souveräner 4.Platz für HSK2!

Merijn, Tom und Malte, die sich die MF Rolle oder Aufgaben diese Saison teilten haben HSK2 über die Saison hinweg glatt zu einem erfolgreichen Mittelfeldplatz und sicherem Klassenerhalt getragen – was nicht selbstverständlich nach der Zusammenlegung der Nord/Süd mit den West/Ost Staffeln war!

Abschlusstabelle Saison 2.Bundesliga Nord 2024/2025:

Ein herzlicher Dank gilt auch Evi (Zickelbein) und Reinhard (Ahrens) sowie Norbert (Schumacher), die tatkräftig an einer Vielzahl von Aktionspunkten unterstützen – sei es beim Heimwochenende, geschickten Tipps zu Hotels/Heimspielvorbereitungen oder auch Aushilfsspielern aus HSK3 und Abstimmungen ging.

HSK2 bedankt sich bei seiner Fan-Gemeinschaft, das Anfeuern & Mitfiebern und freut sich auf viel kämpferisches Schach in der nächsten Saison 2025/2026!

Für HSK2, Frank Bracker

 

 

Anmerkung der Redaktion: Danke euch, HSK 2 ❤️: eine tolle Teamleistung, immer gute Stimmung, Normensegen und immer wunderbare Berichte für die Homepage – vorbildlich und ein Aushängeschild für den HSK! 🏆