Hamburger Schachklub von 1830 e.V.

Königlich in Fantasie und Logik

Offener Spielbetrieb, auch für Gäste: Jeweils Dienstag & Freitag von 18:30 – 22:00 Uhr bieten wir einen offenen Spielabend an! Wir freuen uns über alle Interessierten, die uns kennenlernen möchten. Wir bitten um Anmeldung über schachklub@hsk1830.de.

Kreisklasse C, HSK 28 gegen Sasel V : Festungsbau in der Schellingstraße

15.02.2024. Auch unseren zweiten Mannschaftskampf der Saison bestreiten wir in unserem Klubhaus in der Schellingstraße. Erneut ist uns der Terminkalender gewogen: Es gibt am heutigen Abend wieder nur diesen einen Mannschaftskampf im Klubhaus. Wir können uns also mit viel Platz und in ruhiger Atmosphäre an die Bretter setzen.

Während die Saseler bei ihrem letzten Mannschaftskampf gegen Volksdorf mit 1,5 : 6,5 böse geschubst wurden, konnten wir in der ersten Runde mit 5,5 : 2,5 recht souverän gewinnen. Auch diesmal gilt es zu siegen, und die Mannschaftspunkte in der heimischen HSK-Festung zu behalten. In der letzten Saison konnten unsere HSK-Mannschaften ligaübergreifend (Stadtliga bis Basisklasse) von den Heimkämpfen gegen nicht HSK-Mannschaften 52 % gewinnen, 16 % liefen ins Unentschieden und 32 % wurden verloren. Von den Auswärtskämpfen wurden lediglich 46 % gewonnen, 16 % liefen ins Unentschieden und 38 % wurden verloren. Ob man da von zufallsbedingten Schwankungen, normalem Heimvorteil oder tatsächlich schon vom Festungs-Charakter sprechen will, bleibt erstmal jedem selbst überlassen.

Um kurz nach 19:00 Uhr werden die Uhren freigegeben. Etwaige qualvolle Umarmungen durch Sorgen des Alltags werden vergessen, und das Leben spielt sich für die nächsten Stunden im Labyrinth der Schachstellungen ab.

Unser Horst Feis spielt gegen Jürgen Fricke. Wie in der ersten Runde spielt Feis mit Schwarz und erneut kommt er gut aus der Eröffnung. Im Verlauf der Partie kann Feis seinem Gegner dann zwei Bauern abknöpfen und findet sich schließlich mit zwei Mehrbauern im Doppel-Turmendspiel wieder. Neben materiellem Vorteil hat Feis auch die aktiveren Türme. Mit verdoppelten Türmen spielt Feis auf der halboffenen c-Linie gegen einen rückständigen weißen Bauern auf c2. Die gegnerischen Türme sind an passive Verteidigungsaufgaben gebunden. Feis schiebt seinen d-Bauern nach vorne und erhöht den Druck. Der weiße Versuch, einen der Türme aktiver zu stellen, scheitert an einem taktischen Stolperstein. Weiß verliert im 33. Zug einen Turm und damit die Partie. Nach unter einer Stunde vermeldet Feis seinen Sieg. 1:0 für uns.

Die Engländer haben die Europäische Union verlassen. Im kontinentalen Europa hat ihre Englische Eröffnung aber weiterhin einen treuen Befürworter: Auch in dieser Partie setzt Rolf Lohkamp mit 1.c4 Englisch aufs Brett. God still save the Queen. Es kommt innerhalb der Englischen Eröffnung zum Botwinnik-Aufbau mit Bauern auf c4, d3, e4 sowie einem fianchettierten Königsläufer. Sein Gegner Michael Voye spiegelt den Aufbau. Symmetrische Stellung. Als die Damen vom Brett kommen, wird auf gewaltsame Bauernhebel verzichtet und stattdessen wird gentlemen-like das Remis vereinbart. Auch diese Partie ist nach knapp unter einer Stunde beendet. 1,5 : 0,5 für uns.

Unser Gerald Deckers spielt mit Weiß gegen Günter Pusch. Im 17. Zug gewinnt Deckers eine Figur. In der Folge tauschen sich größtenteils auf der offenen e-Linie die Schwerfiguren, womit jegliche schwarze Möglichkeiten ausgetrocknet werden. Deckers steht mit Mehrfigur im gewonnenen Leichtfiguren-Endspiel. Sein Gegner denkt sich wohl: “It ain’t over till the fat lady sings” und spielt weiter. Aber am Ende singt sie doch. Deckers gewinnt und es steht 2,5 : 0,5 für uns.

Ich (Jörg Spreu) spiele mit Weiß gegen Thomas Wehner und komme vernünftig aus der Eröffnung. Ich habe keine nennenswerte Schwäche in meinem Mauerwerk, kann meinerseits aber auf der halboffenen d-Linie gegen einen rückständigen schwarzen Bauern spielen. Im 22. Zug kann ich diesen rückständigen Bauern auch erobern. Schwarz hätte hier mit taktischem Mittel vermutlich noch eine Möglichkeit, die Stellung nicht nur zusammenzuhalten, sondern auch mir das Leben schwer zu machen. Schwarz spielt aber einen recht passiven Weg, der es mir erlaubt, mich über den Mehrbauern und den Besitz der einzig offenen Linie zu freuen. Ich besetze mit all meinen drei Schwerfiguren die offene d-Linie. Es kommt zum großen Abtausch und ich verbleibe in einem Turmendspiel mit Mehrbauern. 4:4 Bauern am Königsflügel und 3:2 Bauernmehrheit für mich am Damenflügel. Mein Turm besetzt die d-Linie. Alle Turmendspiele sind Remis, heißt es. Alle sicherlich nicht, aber im Turmendspiel hat der Turm enorme Verteidigungs-Ressourcen. Als allerdings mein Turm die 7. Reihe besetzt, der schwarze Turm passiv auf Tb8 landet, und der schwarze König auf der 8. Reihe festklebt, wird die schwarze Lage immer schwieriger. Schwarz bleibt passiv und ich kann meinen König an die Szenerie heranführen. Für meinen Gegner wird aus einer schwierigen Lage eine aussichtslose. Im 39. Zug der Turmtausch und damit Abwicklung in ein klar gewonnenes Bauern-Endspiel. 3,5 : 0,5 für uns.

Dieter Wichmann spielt mit Schwarz gegen Klaus Stave. Im Damen-Endspiel stehen Wichmanns schwarzer Dame noch zwei verbundene Bauern zur Seite. Die gegnerische Dame ist auf sich allein gestellt, und gibt ihr bestes, um sich der Übermacht zu erwehren. Am Ende muss sie zusammen mit ihrem König aber den Schierlingsbecher trinken. Mit seinem Sieg sorgt Wichmann zum 4,5 : 0,5 und damit zum sicheren Mannschaftssieg.

Omar el Khyari wurde am Vorabend des Mannschaftskampfes von Hypnos, dem Gott des Schlafes, bestraft. Nach zerschreddeter Nacht und langem Arbeitstag ist er nach eigener Aussage nicht der fitteste, als er sich mit den weißen Steinen gegen seinen Gegner Aurilio Hempel ans Brett setzt. Im 12. Zug rochiert sein Gegner, und am Damenflügel decken sich die gegnerischen Leichtfiguren gegenseitig. Aber irgendwie ist das Deckungs-Netz nur mit dünnem Faden gewoben. Das sieht suspekt aus. El Khyari erkennt die Schwachstelle und findet das taktische Mittelchen, um einen schwarzen Bauern abzugreifen. Kurz danach gewinnt el Khyari eine Figur. Als er wenig später sogar zwei Figuren mehr auf dem Brett hat, ist der Drops gelutscht. Sein Gegner spielt noch weiter, gibt dann aber im 43. Zug auf. 5,5 : 0,5 für uns.

Harald Meyer spielt mit Schwarz gegen den Saseler Roland Mallok (unseren langjährigen Schachfreund beim HSK, Anmerkung der Redaktion). Meyers Gegner wählt eine aggressive weiße Eröffnung und Meyer steht am Ende mit Minusbauer da. Gemäß Theorie hat Meyer die richtigen Züge gefunden, und Theorie sowie Silikon-Monster sagen “alles gut für Schwarz”. Aber es ist halt ein Bauer weniger, was halt irgendwie auch verpflichtet. Im 34. Zug verliert Meyer einen weiteren Bauern, den er aber im 38. Zug wiedererlangt. So steht dann ein Turmendspiel mit 4:4 Bauern am Königsflügel und einem weißen c-Mehrbauern am Damenflügel auf dem Brett. Hatten wir ja schon mal: “Alle Turmendspiele sind Remis”. Der weiße c-Freibauer hat die Brettmitte noch nicht überquert. Meyer kann eigenen Turm und König aktiv halten. Im 48. Zug gewinnt Meyer den weißen c-Mehrbauern zurück und unmittelbar im Anschluss kommt es zum Turmtausch und zum dann ausgeglichenen Bauern-Endspiel. Meyer hat insgesamt eine feine Endspiel-Technik gezeigt, sich zäh verteidigt und wurde mit dem halben Punkt für die gute Leistung belohnt. 6:1 für uns.

In der letzten laufenden Partie des Tages spielt Jonny Skibb mit Schwarz gegen Gerhard Fallsehr. Es kommt zum Springer-Endspiel mit 4:3 Bauernmehrheit für Skibb am Königsflügel und jeweils einem a-Bauern am Damenflügel. Wie so oft strahlt Skibb Ruhe, Zuversicht und Siegeswillen aus. Und auch Skibb zeigt an diesem Abend gute Endspielkünste. Durch den richtigen Bauernzug, geschickte Springermanöver und das Heranführen des Königs zum Damenflügel kann Skibb den gegnerischen a-Bauern gewinnen. Skibbs Gegner wehrt sich noch, aber nach dem weißen Verlust des a-Bauerns ist klar: Skibbs Gegner ist dem Untergang geweiht. Nach 48 Zügen beendet Skibb siegreich die letzte Partie des Mannschaftskampfes. Endstand 7:1 für uns. Den Ruf der HSK-Festung verteidigt.

Auch in der hohen Niederlage waren die Saseler freundliche und respektvolle Gegner und so verlassen Jonny Skibb, der Saseler Roland Mallok und ich gemeinsam als letzte die Spielstätte. Im Eingangsbereich unseres Klubhauses steht eine Kiste mit zu verschenkenden Schach-Büchern. Skibb und ich greifen uns jeweils ein Buch. Skibb holt sich ein Buch über die Französische Verteidigung, bei mir ist es ein Buch über die ungewöhnliche Nordwalder Variante des Königsgambits (1.e4 e5 2. f4 Df6). Für die Bücher schmeißen wir noch was in den Spendenkasten und verabschieden uns allesamt.

Nach zwei Runden stehen wir auf dem zweiten Tabellenplatz. Punktgleich und mit einem halben Brettpunkt weniger als der Tabellenführer Volksdorf. Unsere Liga besteht nur aus acht Mannschaften, wobei sich die Mümmelmannsberger leider aus der Liga zurückgezogen haben. Wir haben also nur noch sieben verbleibende Mannschaften und somit sechs zu spielende Runden. Nach zwei Runden ist schon ein Drittel der Saison gespielt, und nach zwei beeindruckenden Siegen kann bereits der Aufstieg als Ziel postuliert werden. Schon in fünf Tagen gehts zum nächsten Mannschaftskampf auswärts gegen Barmbek VI.

Die Einzelergebnisse:

Quelle: Hamburger Schachverband

Zur Kreisliga C beim Hamburger Schachverband.

 

 

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