Die Vorzeichen standen ungünstig. Auf Oles Verhinderung und die Nichtverfügbarkeit der Ersatz-Teammitglieder Liliana und Carsten konnte ich zwar schon zwei Monate vorher reagieren: Ich fragte bei Michael Schenk und Michael Botzet nach. Der erste Michael sagte zu, aber … nach einem Wochen später geführten Telefonat mit Christian Zickelbein stellte sich heraus, dass er nicht mehr für uns spielberechtigt war. Doch der andere Michael sagte zu. Aufstellungsprobleme gelöst? Nein, jetzt ging es erst richtig los: Zwei Tage vorher erkrankte Andreas, Christian requirierte für mich aus der Rerserveliste – deren Mailadressen wohl nicht jedermann zugänglich sind – Mio. Dann am Spieltag musste auch Marianne passen. Dank Christians unermüdlicher Telefonakquise erklärte sich Ferdi kurzfristig bereit uns zu helfen. Ohne Christians Hilfe wären wir wohl mit 0:2 als Hypothek vor Spielbeginn angetreten…
Nach knapp 1,5 Stunden gab es die erste Entscheidung. Peter hatte sich an Brett 2 eine vielversprechende Stellung erarbeitet. Durch einen unglücklichen Fehler verlor er jedoch so viel Material, dass er aufgeben musste, 0:1.
Ein wenig später konnte Ferdi, einer unser drei Ersatzspieler an Brett 7 für uns ausgleichen. Danke Ferdi!
Etwa zur selben Zeit informierte mich Georg an Brett 3 über ein Remis-Angebot seines Gegners. Da die Stellung ausgeglichen war und es für uns an den anderen Brettern ganz gut aussah, hatte ich keine Einwände.
Ein paar Minuten darauf brachte uns Helmut an Brett 5 mit 2,5 zu 1,5 in Führung. Sein Gegner hatte sich mit Schwarz im Mittelspiel einen Turm Vorsprung verschafft und wolle – offenbar im Gefühl eines sicheren Sieges – die Damen abtauschen, um ein bequemes Endspiel zu haben. Aber in der abgebildeten Stellung schlug Helmut nicht – wie offenbar erwartet – dessen Dame mit seinem Läufer, sondern vielmehr mit seiner Dame seinen gedeckten Turm mit Schachgebot. Schwarz musste dann mit seinem Läufer zurückschlagen, und Helmut konnte mit seinem Läufer die schwarze Dame nehmen. Durch diese Zugumstellung konnte Helmut das Materialübergewicht seines Gegners ausgleichen. Mit seinem Läufer auf d4 konnte Helmut dann ungefährdet die wichtige Diagonale beherrschen und im Bauernendspiel einen Bauern zur Dame umwandeln. Der Gewinn war schließlich nur noch Fleißarbeit.
Allerdings verlor zur selben Zeit Wilhelm an Brett 4, es herrschte also wieder Gleichstand. Doch es sollte der letzte (halbe) Punkt sein, den St. Pauli uns abtrotzte.
Michael gewann nach weiteren zehn Minuten an Brett 6 und brachte uns erneut in Führung.
Ich selbst erreichte an Brett 1 folgende Stellung. Wie lautet der Gewinnzug?
Genau, S x e6.
Damit hatten wir bereits einen uneinholbaren Vorsprung. Doch es wurde noch verbissen weiter gekämpft. Mio konnte an Brett 8 mit Schwarz gegen die Berliner Verteidigung der Spanischen Eröffnung bereits zu Beginn viel Raumvorteil und durch Mithilfe seines Gegners sogar seinen Turm gewinnen. Zu siegessicher geworden musste er jedoch den Turm zurückgeben und dazu noch einen Springer. Er ging also mit einem Läufer weniger ins Endspiel. Sein Gegner jedoch war unkonzentriert und spielte viel zu hastig. Daher verlor er durch einen groben Patzer seinen eigenen Läufer und beide führten mit ausgeglichenem Material (Dame und Turm plus Bauern) das Spiel fort.
Mio besaß jedoch einen f-Freibauern und konnte mit sehr viel Geduld, Disziplin und Geschick seinen Turm und seinen König so manövrieren, dass er seinen Bauern der Umwandlung immer näher brachte. Der Gegner gab mit seinem Turm gefühlte 10 Schachs hintereinander mit seinem Turm, führte dadurch jedoch nur Mios König immer näher an seinen Bauern heran und musste schlussendlich aufgeben. Er hatte zum Schluss noch knapp 16 Minuten und Mio 25 Minuten auf der Uhr.
Endstand also 5,5 zu 2,5 für uns und eine 100%-Punkte-Ausbeute (!) der Ersatzspieler. Allen dreien und Christian Zickelbein noch einmal meinen herzlichen Dank!
Ebenso natürlich uns allen ein Dankeschön für die unerwartet erfolgreiche Saison, die uns zum ersten Mal einen Erhalt der Kreisliga auf sportlichem Wege – also nicht aufgrund turnierorganisationsbedingter – Umstände beschert.