Hamburger Schachklub von 1830 e.V.

Königlich in Fantasie und Logik

Offener Spielbetrieb, auch für Gäste: Jeweils Dienstag & Freitag von 18:30 – 22:00 Uhr bieten wir einen offenen Spielabend an! Wir freuen uns über alle Interessierten, die uns kennenlernen möchten. Wir bitten um Anmeldung über schachklub@hsk1830.de.

Bundesliga: GM Rasmus Svane kommentiert!

GM Rasmus Svane – GM Gawain Jones
Bundesliga 2022/23 (5. Runde Hamburger SK-Münchener Schachclub 1836), 04.02.2023

Die Partie zum Nachspielen und Download.

Der Partiekommentar von Rasmus nachvollzogen im Video von Conrad Schormann, Perlen vom Bodensee.

GM Rasmus Svane beim Bundesliga-Wochenende in Hamburg. Foto: André Schulz

Die folgende Partie stammt aus unserem Mannschaftskampf gegen den Münchener Schachclub 1836. Bisher lief die Saison enttäuschend und der HSK konnte nur drei Mannschaftspunkte aus fünf Matches sammeln, nämlich mit einem Sieg gegen Schönaich und einem Unentschieden gegen die Schachfreunde Berlin. In diesem Jahr gibt es mit Schönaich und Deggendorf (nur) zwei klare Abstiegskandidaten und etwa acht bis zehn weitere Teams, die darum kämpfen, nicht auf den beiden anderen Abstiegsplätzen zu landen. Zu diesen Teams gehört in diesem Jahr bisher auch der HSK, weshalb es umso wichtiger war, dass wir mit dem Münchener SC gegen einen unserer Konkurrenten mit einem Mannschaftssieg (endlich) gut in die Saison kommen.

Das HSK-Team am Wochenende: untere Reihe von links: GM Frederik Svane, GM Leon Luke Mendonca, IM Nico Zwirs, GM Nihal Sarin, GM Rasmus Svane; obere Reihe von links: GM Thies Heinemann, GM Gabor Papp, GM Luis Engel, Mannschaftsführer Reinhard Ahrens. Foto: Torsten Szobries

1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 d5

Vor dem Wochenende und am Abend vor der Partie hatte ich mir gedacht, dass ich an Brett 2 entweder gegen Gawain Jones oder Ivan Saric spielen werde. Beide spielen mit Schwarz als Haupteröffnung Königsindisch, weshalb ich mich am Abend vor der Partie in der Vorbereitung darauf konzentriert habe. Gegen Jones habe ich gute Erinnerungen an Königsindisch, denn in meiner ersten Saison 2012/2013 für den HSK konnte ich damals noch als 15–jähriger Underdog eine meiner bis heute schönsten Partien gegen ihn mit einem schönen Angriff inklusive Turmopfer gewinnen (Interview von Conrad Schormann mit Rasmus und Frederik Svane inkl. Partie bei Chessbase). Als ich am Samstag um 12 Uhr nach Veröffentlichung der Paarungen und Einsteigen in den Zug von Lübeck nach Hamburg gesehen habe, dass ich gegen Jones spielen muss, habe ich mich insofern auf seine zweite Eröffnung Grünfeld vorbereitet, da ich schon dachte, dass er eher meiner Vorbereitung in Königsindisch aus dem Weg gehen und mich mit Grünfeld überraschen möchte. Zum Glück ist es mir in der kurzen Vorbereitungszeit gelungen eine gute Variante für die Partie gegen ihn auszusuchen, da er sich dort nicht an seine Heimanalyse erinnern konnte.

4.cxd5 Sxd5 5.e4 Sxc3 6.bxc3 Lg7 7.Sf3 c5 8.Lb5+

Das gilt eine sehr sichere Variante, die vor ein paar Jahren auch häufiger von Spielern gespielt wurde, die mit Weiß nur Remis haben wollen. In den letzten Jahren gab es hier aber ein paar neue Ideen für Weiß, gegen die man sich mit Schwarz etwas auskennen muss.

8…Sc6 Schwarz muss das Läuferschach mit dem Springer blockieren und mit diesem Zug Druck auf das weiße Zentrum ausüben. enn stattdessen z.B. 8…Ld7 kommt spielt Weiß 9.Tb1 und steht schon besser, weil Weiß sein Bauernzentrum gut unter Kontrolle hat und Schwarz das typische Grünfeld-Druckspiel gegen das Zentrum fehlt.

9.0–0 9.d5 ist ein anderer Versuch in der Variante und wurde unter anderem von Viswanathan Anand in seinem WM-Match gegen Boris Gelfand 2012 gespielt, hier gleicht Schwarz nach 9…Da5 10.Tb1 Lxc3+ 11.Ld2 a6! nach einigen scharfen Varianten laut Theorie aber auch aus.

9…0–0 10.Le3 in den letzten Jahren wurde die Variante mit 8.Lb5+ hauptsächlich an dieser Stelle durch den Versuch 10.Lxc6 bxc6 11.Dc2 wiederbelebt. Das ist eine Variante ohne viel Risiko für Weiß in der Schwarz einige genaue Züge kennen muss, um letztendlich in einer aus praktischer Sicht leicht unangenehm zu spielenden Stellung mit ungleichfarbigen Läufern auszugleichen. Unter anderem Matthias Blübaum hat mit dieser Variante bei der Europameisterschaft 2022 einen wichtigen Sieg gegen Velimir Ivic auf seinem Weg zum Europameistertitel eingefahren. Die beste Fortsetzung für Schwarz ist hier 11…cxd4 12.cxd4 Lg4 13.Se5! Dxd4! 14.Lb2 Db6 15.Tab1 Lxe5 16.Lxe5 Da5! 17.Lc3 Dc5 und Schwarz hält mit einigen weiteren genauen Zügen das Gleichgewicht, die Variante kann aber ohne gutes Theoriewissen für Schwarz etwas schwierig zu spielen sein.

10…Lg4 11.Lxc6 bxc6 12.Tc1 Das ist der etwas weniger bekannte kleine Versuch, den ich in der kurzen Vorbereitungszeit für diese Partie ausgesucht hatte. Unter anderem der russische Eröffnungsexperte David Paravyan spielt diese Variante sehr gerne in Blitzpartien, weswegen ich in der Vorbereitung schnell einschätzen konnte, dass Schwarz hier noch einige genaue Züge kennen muss um vollständig auszugleichen.

12…Da5 13.Dc2 Le6 Jones hatte bisher schon etwa 20 Minuten für seine ersten Eröffungszüge investiert, weshalb dieser sehr menschliche Zug wenig überraschend für mich kam. Der Computer schlägt stattdessen 13…f5!? als besten Zug für Schwarz vor. Das ist eine typische Idee im Grünfeld-Inder, trotzdem ist der Zug für Menschen besonders gegen einen vorbereiteten Gegner nicht sehr intuitiv und es ist wenig überraschend, dass Jones mir in der kurzen Nachbesprechung nach der Partie sagte, dass er hierüber nicht wirklich nachgedacht hatte. Weiß hat hier einige verschiedene Züge, z.B. Db3+, exf5, Sd2 oder Sg5, die Engine gleicht für Schwarz aber überall nach scharfen Varianten aus.

14.a4 Tab8 15.Tb1 Da6 bis hierhin hatte ich die Stellung noch in der Vorbereitung auf dem Bildschirm mit dem Wissen, dass Weiß ausgeglichen bis leicht besser steht. Jetzt wusste ich aber nur noch, wie ich auf die Zugfolge Lc4 gefolgt von Da6 reagieren sollte, sodass ich nach stattdessen erst Da6 einiges an Zeit investierte, mich aber am Ende entschied in gleicher Weise wie gegen Lc4 fortzusetzen. 15…Lc4 16.Tfc1 Da6 17.Se1 war die Variante, die ich noch in meiner Vorbereitung gesehen hatte und ist sehr ähnlich zur Partiefortsetzung.

16.Tfc1 16.Se5 war ein anderer Zug über den ich nachgedacht hatte, hier gefiel mir 16…c4 mit der Idee Tb3 aber nicht so gut für Weiß, weil ich nach Tb3 gerne mit Sd2 reagieren können möchte.; 16.dxc5!? Laut Computer ist es am besten diesen Bauern einfach zu schlagen, zu diesem Zeitpunkt habe ich darüber aber nicht ernsthaft nachgedacht. Nach 16…Dc4 ist die weiße Idee mit 17.Tfc1 Txb1 18.Dxb1 Dxa4 19.Sd4 ⩲ einen Bauern zu opfern, um den Springer auf das schöne Feld d4 ziehen zu können, zusätzlich steht die schwarze Dame im Abseits und Weiß kann z.B. demnächst die schwachen Bauern auf c6 und a7 mit Db7 angreifen.

16…Txb1 17.Txb1 Lc4 es kam etwas überraschend für mich, dass er freiwillig die Türme tauschte und mir damit die offene b-Linie überließ anstatt mit Lc4 anzufangen, es ist aber sehr verständlich, weil Schwarz jetzt Ld3 droht und es schwierig ist, im Vorhinein einzuschätzen, dass 18.Se1 ein sehr starker Verteidigungszug ist. Für Menschen ist es oberflächlich gesehen nicht leicht zu verstehen, dass Weiß hier etwas besser steht und beim Abendessen nach der Partie meinten meine Mannschaftskollegen Gabor Papp und Leon Luke Mendonca unabhängig voneinander beide, dass sie dachten, dass die Stellung ausgeglichen oder nicht besser für mich ist und ich keinen Vorteil aus der Eröffnung geholt hätte. Schwarz hat das Läuferpaar und die aktiver aussehende Stellung, tatsächlich habe ich aber jetzt sein aktives Spiel mit Ld3 verhindert und es nicht leicht für Schwarz Züge zu finden, die seine Stellung verbessern. Weiß hat ein schönes Bauernzentrum und in einigen Zügen bin ich bereit dxc5 zu spielen ohne viel Gegenspiel auf der d-Linie und langen Diagonale zuzulassen und wenn Schwarz selbst auf d4 schlagen sollte wird der Bauer auf c6 sehr schwach und ich drohe ihn danach mit Tc1 und Dxc6 zu gewinnen.

18…Td8 19.h3 19.dxc5 war an dieser Stelle auch schon möglich und auch gut, ich habe aber keinen guten nächsten Zug für Schwarz gesehen und dachte deswegen, dass ich mir erstmal mit h3 ein Luftloch machen und somit meine Stellung verbessern kann.

19…Dc8 ein sehr natürlicher Zug und der Zug, den ich hauptsächlich erwartet hatte. Die Engine schlägt hier stattdessen zwei instruktive Arten vor sich zu verteidigen, die ich während der Partie beide nicht gesehen habe:

19…Da5!? verhindert langfristig dxc5, weil c3 dann angegriffen ist und ist ein sehr guter prophylaktischer Zug. Als nächstes kann Schwarz sich mit h6 ein Luftloch machen. 19…h6!? war direkt auch möglich mit der Idee nach 20.dxc5 g5 zu spielen und sich ein Luftloch zu machen und die schwarzen Felder am Königsflügel besser unter Kontrolle zu kriegen.; 19…cxd4 20.cxd4 Lxd4? es war wichtig zu sehen, dass der Zentrumsbauer nicht einfach hängt, hier gewinnt Weiß nämlich dank seines mit h3 geschaffenen Luftlochs auf konkrete Weise. 21.Lxd4 Txd4 22.Tb8+ Kg7 23.Dc3 e5 24.Sf3+– und Td1 wird einfach mit Kh2 beantwortet. Der Bauer auf e5 ist angegriffen und Db4–b8 ist auch manchmal eine Angriffsidee.

20.Sf3 20.dxc5 war an dieser Stelle schon der etwas bessere Zug mit der taktischen Idee, dass nach 20…De6 21.Sf3! funktioniert, was ich während der Partie als Idee gesehen habe. Nach Ld3 funktioniert nämlich 21…Ld3 22.Dxd3! Txd3 23.Tb8+ Lf8 24.Lh6+– und Schwarz verliert wegen seiner Grundreihenschwäche. Mir gefiel es aber stattdessen mit Sf3 weiterhin die Spannung zu halten, im Nachhinein war das jedoch ein kleiner Fehler, weil ich jetzt nicht mehr dxc5 wegen Ld3 drohe.

20…Da6?! 20…h6 war der etwas bessere Zug, wonach Weiß aber trotzdem etwas Vorteil hat und seine Stellung mit Zügen wie Tc1, a5 verbessern kann und Ideen wie dxc5 oder Se5 vorbereiten kann. 21.Tc1 ⩲

21.dxc5 Ich möchte nicht mit Se1 die Stellung wiederholen und Se5 führt an dieser Stelle auch nicht überzeugend zu Vorteil, weshalb hier der richtige Zeitpunkt gekommen ist, den Bauern rauszuschlagen.

21…Le2 21…Ld3 wird mit 22.Td1 beantwortet, war aber trotzdem der beste Zug für Schwarz. Nach 22…h6 (22…Lxc2? 23.Txd8+ Lf8 24.Lh6+–) 23.Db3 spielt Schwarz 23…Dc8 24.e5 Le4 25.Txd8+ Dxd8 26.e6 Ld5 und sollte in diesem Endspiel wegen des Läuferpaars gute Chancen auf Remis haben.

22.Te1 Ich hielt es für eine gute Idee mit diesem Zug den Abtausch auf f3 zu forcieren und die Stellung durch den Abtausch des lästigen weißfeldrigen Läufers etwas zu klären. Eine andere Option war 22.Db3 . In der Partie hatte ich aber etwas Respekt vor 22…Dd3?! mit der Idee Dxe4 sowie noch stärker Dxb1+ gefolgt von Td1+ und einem besseren Endspiel für Schwarz. Ich hatte hier 23.Sd4 Lxd4 24.cxd4 Dxe4 gesehen, es gelang mir aber nicht einzuschätzen, dass Weiß nach 25.Te1 La6 26.Dc3+– trotz gleichen Materials wegen der schwachen schwarzen Felder schon positionell auf Gewinn steht, es folgen Züge wie Lh6 und Weiß nimmt den Bauern auf e7 unter Beschuss kombiniert mit Spiel gegen den schwachen König.

22…Lxf3 23.gxf3 h5?! sehr natürlich, weil Schwarz früher oder später wegen der schwachen Grundreihe ein Luftloch braucht, hier war es jedoch schon angesagt sehr konkret zu spielen und ein Endspiel anzustreben, dass unangenehm aber noch Remis zu halten sein wird. 23…Dd3!? 24.Dxd3 Txd3 25.Tb1 f5! 26.Tb7 Kf7 27.Txa7 Txc3 und Schwarz hat wegen der Bauern c5 und c6 sehr gute Remischancen, weil der weiße a-Bauer nicht vom Läufer unterstützt werden kann ohne dass der c-Bauer verloren geht.; 23…Da5!? 24.Td1 Txd1+ 25.Dxd1 Dc7 26.Dd2 Kf8 und Schwarz hat sehr gute Remischancen, weil seine Stellung trotz des weißen Mehrbauern schwierig zu durchbrechen sein wird.

24.Kg2 ein guter prophylaktischer Zug, der den Bauern auf h3 im Falle von Dc8 in einigen Varianten überdeckt und den König von der Grundreihe zieht, wodurch Td1 neben anderen Zügen zu einer möglichen Idee für Weiß wird. 24.Td1? funktioniert hier noch nicht wegen 24…Txd1+ 25.Dxd1 Dc8 (25…Lxc3 ist alternativ ebenfalls möglich, weil nach 26.Dd8+ Kg7 27.Dxe7 Dxa4 28.e5 Schwarz mit 28…Da1+ den Bauern auf e5 gewinnt und es somit schafft die schwarzen Drohungen zu parieren. 29.Kg2 Lxe5=) 26.Kg2 Lxc3=

24…Lf6 24…Td3 wäre ein naheliegender Zug, Weiß kann danach jedoch mit 25.De2 den Turm fesseln und in der Folge in ein Endspiel abwickeln, das gewonnen sein sollte. 25…Dc4 26.Td1 Txc3 27.Dxc4 Txc4 28.Td8+ Kh7 29.Td7 Txa4 30.Txe7 Kg8 31.Te8+ Kh7 32.e5 a5 33.f4 Tb4 34.Te7 Kg8 35.Tc7+–

25.Td1 dieser Zug mit einer Abwicklung in ein schwieriges Endspiel für Schwarz ist durch Kg2 jetzt möglich geworden. Noch stärker wäre hier 25.Tb1! gewesen und Weiß erzielt langsam Fortschritte indem er über die b-Linie in die schwarze Stellung eindringt, z.B. 25…Dc8 26.Tb4 mit der Idee Db3 und Tb7.

25…Txd1 26.Dxd1 Dc8 Mit diesem Zug versucht Schwarz sich solide hinzustellen und zu verhindern, dass Weiß, z.B. mit Dd7 in die schwarze Stellung eindringt. Wenn Schwarz es schafft seinen Läufer nach c7 zu manövrieren und e6 oder f5 zu spielen, wird es schwierig sein, die schwarze Verteidigung zu durchbrechen. Deswegen muss Weiß hier die Zeit nutzen und schnell mit f4 gefolgt von f5 die schwarze Bauernstellung am Königsflügel schwächen.

27.Dd3 Le5 27…e6 wird beispielsweise mit 28.f4 Le7 29.Ld4± beantwortet, wonach der Läufer auf d4 lästigen Druck auf die schwarze Königsstellung ausübt und Weiß zu einem geeigneten Zeitpunkt mithilfe von taktischen Mitteln zu f5 kommen sollte.

28.f4 Lc7 29.f5! wichtig, sonst spielt Schwarz im nächsten Zug e6 oder f5 und behält die weißen Felder unter Kontrolle.

29…gxf5 30.exf5 Le5?! sehr logisch, um Ld4 mit verheerenden Konsequenzen zu verhindern, allerdings sollte Schwarz hier konkreter mit 30…e6! versuchen mit dem Abtausch des e- gegen den f-Bauern versuchen die weißen Felder besser unter Kontrolle zu bekommen und evtl. seine Dame nach e6 zu ziehen. 31.Kf3!? (31.De2 exf5 32.Dxh5 De6⩲ mit der Idee Dg6 und Schwarz sollte hier mit gutem Spiel die Stellung noch Remis halten können.) 31…exf5 32.Lf4 Ld8 33.Dd4 Ein interessanter konkreter Versuch den schwarzen König in Probleme zu bringen, auch hier verteidigt sich die Engine nach 33…Le7 34.Lh6 f6 35.Dc4+ Kh7 36.Lf4 Dg8⩲ aber noch. Aus menschlicher Sicht ist diese Fortsetzung zumal in Zeitnot aber sehr schwierig zu finden und es wäre nach 30…e6! auch alles andere als leicht gewesen die entstehenden Stellungen in einer praktischen Partie tatsächlich Remis zu halten.

31.De4 Lxc3? In Zeitnot begeht Jones hiermit den entscheidenden Fehler, wonach ich jetzt ein technisch gewonnenes Endspiel erreichen kann. Erzwungen war stattdessen 31…Lf6 und nach 32.Ld4 Dd7 33.a5 a6± kann Schwarz versuchen sich festungsartig zu verteidigen, es liegt aber viel Arbeit vor ihm ohne Garantie auf Erfolg.

32.Dxe7 Dxf5 33.De8+ Kh7 34.Dxc6 Lf6 Ein guter Versuch von ihm, mit dem es bei wenigen Minuten auf der Uhr für mich gar nicht leicht war mit umzugehen. Schwarz droht eingeleitet durch Dg6+ viele Schachs zu geben, was nicht leicht zu verhindern ist.

35.Db7 Mit der Idee, das die Dame b1 und e4 deckt und gleichzeitig den schwarzen Bauern auf f7 angreift. Weiß hat somit für den Moment ein sicheres Feld für den König auf h1 nach Dg6+. 35.Dd6 war der alternative Gewinnweg, über den Zug habe ich jedoch nicht nachgedacht, weil es mir natürlich erschien, die Dame auf einem weißen Feld zu behalten um Schachs zu verhindern. 35…De4+ 36.Kf1 Db1+ 37.Ke2 Dc2+ 38.Dd2! Dxa4 39.Dd5+– und mit der zentralisierten Dame hat Weiß ein sicheres Feld für den König auf f3 und kann seinen c-Bauern nach vorne bringen.

35…Dg6+ 36.Kf3 Ich stehe schon auf Gewinn und bin jetzt derjenige, der in den nächsten Zügen ein paar genaue Züge spielen muss, deshalb war es auf jeden Fall eine gute Entscheidung ein Mal die Züge zu wiederholen, um der Zeitkontrolle näher zu kommen.

36…Df5+ 37.Kg2 Dg6+ 38.Kh1 Le5 bereitet jetzt Df5 vor, da die Dame f7 deckt. Jetzt bietet sich mir aber die Gelegenheit mit 39.Dd5 die Dame zu zentralisieren und gleichzeitig sein Dauerschach weiterhin nicht zuzulassen.

39…Df5 40.Kg2 Dg6+ 41.Kf3 Df5+ 42.Ke2 Kg7 42…Dc2+ wäre die naheliegende Fortsetzung des schwarzen Spiels. Hier ist es sehr wichtig, dass ich mit 43.Ld2!+– statt Dd2 das Schach blockieren kann, was ich ein paar Züge vorher noch nicht gesehen hatte. Im nächsten Zug tauscht Weiß die Damen mit Dd3+ und erreicht ein leicht gewonnenes Endspiel.

43.Ld2 Noch ein genauer Zug, der jegliches Gegenspiel angefangen mit Dc2+ verhindert und jetzt habe ich die Hände frei meinen c-Freibauern nach vorne zu bringen.

43…Df6 44.c6 Lf4 Der beste Verteidigungsversuch für Schwarz, wonach es mir etwas schwer fiel den besten Weg zu finden. Ich investierte hier nach der Zeitkontrolle noch mal 20 Minuten auf der Suche nach dem klarsten Gewinn, entschied mich dann aber letztendlich einfach etwas zu spielen, da ich wusste, dass viele verschiedene Wege gewonnen sind und ich nur riskieren würde die Stellung nicht zu gewinnen, wenn ich meine Uhr zu weit runterlaufen lasse und in Zeitnot noch Fehler mache. 44…Lc7 würde wegen 45.Dg5+ verlieren und das Läuferendspiel ist hoffnungslos.

45.Lxf4 45.Dc4 an diesem Zug hatte ich eine Weile überlegt, ich war aber nicht in der Lage hier eine sehr kurze aber präzise Variante zum Gewinn zu rechnen. 45…De5+ war in der Berechnung mein Problem und ich konnte hier keinen klaren Weg sehen, den Schachs zu umgehen, tatsächlich gewinnt aber einfach 46.Kf1 Lxd2 47.c7 De1+ 48.Kg2+– und Schwarz hat keine Schachs mehr und Weiß bringt seinen Bauern zur Dame. Irgendwie entging mir leider Kf1, weil ich in vielen anderen Varianten daran rechnete stattdessen den König in Richtung Damenflügel zu bringen.

45…Dxf4 46.Dc5 Ein genauer Zug. Weiß bringt die Dame hinter den Freibauern, droht c7 und verhindert gleichzeitig Dc1, wonach sich der Gewinn schwieriger gestalten würde.

46…Dxa4 Weil passive Verteidigung mit Dc7 hoffnungslos ist, entscheidet sich mein Gegner dazu den a-Bauern noch mitzunehmen bevor er anfängt Schachs zu geben mit der Hoffnung doch noch ein Dauerschach zu erreichen. 46…De4+ 47.Kd2 Df4+ 48.Kc3 Dc1+ 49.Kb4+– Ein Unterschied ist hier nach den direkten Schachgeboten, dass Schwarz wegen des Bauern auf a4 keine Schachs auf der a-Linie geben kann, sobald der König auf a5 oder a6 steht.

47.c7 De4+ 48.Kd2 Df4+ 49.Kc2 De4+ 50.Kc3 De1+ Ein etwas ungenaues Schach, das einen noch leichteren Gewinn zulässt. Etwas zäher war 50…Df3+ 51.Kc4 Ich laufe wie in solchen Endspiel typisch mit meinem König in Richtung meines Freibauern, der den König vor Schachs schützen kann. Zusätzlich gibt es hier den Spezialfall, dass auch der schwarze Bauer auf a7 den weißen König vor Schachgeboten schützen kann, z.B. wäre es mit der Konstellation mit dem weißen König auf a8 und der weißen Dame auf c6 unmöglich weitere Schachs zu geben, ohne dass der c-Bauer zur Dame geht. 51.Kd3 war die zusätzliche Möglichkeit, über die ich leider nicht nachgedacht habe. 51…Dd1+ 52.Ke3 De1+ 53.Kf4 Dd2+ 54.Kg3+– und Schwarz hat keine Schachs mehr und muss direkt aufgeben.

51…De2+ 52.Kb4 Db2+ 53.Ka5 Da2+ 54.Kb5 De2+ 55.Kc6 Da6+ 55…De6+ 56.Kb7 De4+ 57.Dc6 Db4+ 58.Ka8 wäre eine Beispielsvariante, die meine vorhin beschriebene Idee den König auf a8 zu verstecken illustriert.

56.Kd5 Mit wenig Zeit auf der Uhr entschied ich mich mit dem König wieder zurück zu laufen, da ich nicht sehen konnte wie er hier weiterhin gute Schachgebote geben kann. 56.Kd7 gewann natürlich genauso, z.B. 56…Dd3+ 57.Kc8 De4 58.Kb8 Db1+ 59.Kxa7 Da2+ 60.Kb7 Db3+ 61.Db6 Df3+ 62.Kb8 Df4 Schwarz kann keine Schachs mehr geben, sondern den Bauern nur noch durch Fesselung an der Umwandlung hindern. Somit hat Weiß jetzt Zeit seine Stellung so zu verbessern bis er seinen König weg ziehen kann ohne Schachgebote zuzulassen und den Bauern folglich zur Dame umwandeln kann. 63.h4!? De5 64.f3 Df4 65.Dc5 Dh2 66.Dc3+ Kg8 67.Kb7+–

56…De6+ 56…Dd3+? wäre ein wünschenswertes Schach, scheitert aber an 57.Dd4++–

57.Kd4 Dd7+ 58.Kc3 Dxh3+ 59.Kd2 Dd7+ 60.Kc1 Erst ist der König weit nach vorne bis nach c6 gelaufen um dann bis zurück nach c1 und zu laufen und jetzt endlich hat Schwarz keine Schachgebote mehr zur Verfügung. Ihm bleibt es also nur, die Umwandlung des Freibauern mit der Dame zu blockieren.

60…Dc8 61.Dg5+ Kh7 62.Dxh5+ Nochmal ein guter technischer Zug, es spricht nichts dagegen erst noch den Bauern mit Schach mitzunehmen, bevor man mit 62…Kg8 63.Dg5+ Kh7 64.Dd8 den Bauern umwandelt. Schwarz hat keine Schachs mehr und nachdem Weiß eine zweite Dame auf dem Brett hat, ist es natürlich leicht dem Dauerschach durch Dazwischenziehen der beiden Damen aus dem Weg zu gehen. Jones gab deswegen hier auf. 1–0

Mit der Partie bin ich sehr zufrieden, es gelingt mir nicht so oft einen so starken Großmeister langsam zu überspielen und die Partie auch bis zum Sieg zu bringen. Ich hatte etwas Glück im Aussuchen der Variante vor der Partie sowie, dass meine Vorbereitung aufs Brett kam und ich damit direkt einen großen Zeitvorteil, einen lästigen kleinen Stellungsvorteil und psychologischen Druck bekam. Er hat in der Mittelspielphase nach der Eröffnung natürlich nicht komplett perfekt gespielt, sich aber lange sehr vernünftig verteidigt, ich habe den Druck aber aufrecht erhalten bis er mit wenig Zeit den entscheidenden Fehler mit Lxc3 gemacht hat und danach habe ich den Vorteil technisch sauber zum Gewinn verwertet.

Der Mannschaftskampf gegen den Münchener SC lief auch endlich richtig gut. Während des Kampfes war es sehr angenehm auf die anderen Stellungen zu gucken und nur bessere oder mindestens ausgeglichene Stellungen zu sehen. Zu wissen, dass wir wenigstens ein oder zwei unserer Stellungen gewinnen sollten, gibt allen in der Mannschaft Ruhe und übt Druck auf die Gegner aus, da wir wissen, dass auf den anderen Brettern Remis auch ein vernünftiges Resultat ist, wenn die Stellung nur ausgeglichen ist. Am Ende gewannen Frederik und Luis ihre Partien auch in schöner Weise und wir konnten einen sehr souveränen und motivierenden 5,5–2,5 Sieg einfahren.Am Sonntag lief es dann ähnlich gut, nach ein paar Stunden hat sich bei Julian abgezeichnet, dass er gewinnen sollte und auch die Stellungen von Leon und Nihal wurden mit der Zeit immer besser und zusätzlich waren sie die stärkeren Spieler als ihre Gegner. Diese drei haben ihre Partien dann gewonnen und der Rest konnte weitgehend ungefährdet seine Partien remisieren, sodass wir wieder einen überzeugenden 5,5–2,5 Sieg einfahren. Nur Luis spielte eine taktisch sehr komplizierte Partie und in Zeitnot sah es aus als könnte er eventuell verlieren, er verteidigte und kämpfte aber sehr stark und hatte nach der Zeitnotphase seine Probleme schon wieder gelöst und hielt die Partie remis.

Ich hoffe, unsere beiden Siege gegen den Münchener SC und gegen Deggendorf sind ein gutes Zeichen für den Rest der Saison und besonders erst mal für die nächsten beiden Wochenenden im Februar in Mülheim und dann im März wieder in Hamburg. Ich würde mir wünschen, dass wir in diesen nächsten zwei bis vier Matches nochmal nachlegen und zeigen, dass der HSK mit der Abstiegsdiskussion in der Bundesliga nichts zu tun haben sollte, sondern, dass wir in das vordere bis sichere Mittelfeld gehören!

Rasmus Svane

 

Die Tabelle der Bundesliga nach der siebten Runde (Viernheim und Remagen haben noch einen Wettkampf weniger). Der HSK hat sich etwas Luft im engen Mittelfeld verschafft. Quelle: Schachbund

 

 

 

 

 

 

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