Frank Knauer berichtet über die Runden 4 und 5:
Runde 4
Gegnerin in Runde 4 war die Serbin Emilia Lazovic, ELO 1690, Charlotte spielte mit Schwarz. Aufs Brett kam eine Najdorf-Varinte, die objektiv ausgeglichen ist, in der Schwarz aber die etwas aktiviere Stellung hat. Dementsprechend wurde die Stellung von Charlotte lange geknetet bis der Gegnerin ausgerechnet im 41. Zug unmittelbar nach der Zeitkontrolle ein entscheidender Fehler unterlief, der ersatzlos einen Bauern einbüßt:
Stellung nach 41. Sd2?
Nach 41…Dd3 hat Weiß keine vernünftigen Züge mehr, die schwarze Dame gelangt nach c2 und der weiße a-Bauer geht verloren: De1 Dc2 43. Db1 oder Sc4 und 42… Dxa4
Die Parte mündete dann in ein gewonnenes Damenendspiel, das Charlotte ohne Probleme gewann. Nach der verlorenen Partie vom Vortag ein wichtiger Sieg, nicht nur fürs Punktekonto, sondern auch fürs Selbstvertrauen!
Runde 5
Vormittags vor der Runde stand auf meiner To-Do Liste Postkarten und die passenden Briefmarken zu besorgen. Großeltern mögen noch solche analogen Kommunikationsmittel. Der naheliegende Gang zum nächstgelegenen Zeitungskiosk verhalf dann zwar nicht zu Postkarten, aber zu der Info man möge es doch beim nächsten Tabacchi versuchen (Tabacchi sind in Italien die staatlich lizenzierten Verkaufsstellen für Rauchwaren, die offensichtlich auch Postkarten, aber keine Zeitungen verkaufen). Beim nächsten Tabacchi erstand ich dann 2 großformatige Postkarten, der Verkäufer erklärte mir, aber die passenden Briefmarken müsse ich auf dem Postamt kaufen, er habe nur Marken für ein privates Postunternehmen, das nicht ins Ausland versendet. Also ging es weiter zum Postamt, dort herrschte reger Betrieb. Nach Ziehen einer Wartenummer war ich dann eine halbe Stunde später dran, erklärte mein Anliegen (‘francobolli per Germania’)und reichte meine Postkarten über den Tresen, mit denen die Frau am Schalter dann erstmal in einem Hinterzimmer verschwand. Nach 5 min wieder kommend erklärte mir die Frau ( ‘parle italiano?”, ‘un poco’ } freundlich auf italienisch dass ich meine Briefmarken beim Tabacchi kaufen müsste, der Grund dafür blieb im Dunkeln und mein italienisch ist dann doch zu schlecht um weitere Diskussionen anzuzetteln. Es folgte ein Gang zu einem weiteren Tabacchi, dort sicherheitshalber 2 weitere Postkarten im Normalformat gekauft, keine passenden Briefmarken vorrätig, also wieder zurück zum Postamt, Nummer ziehen, hinsetzen. Offensichtlich hatte man mich dort aber bereits wieder erwartet, ich wurde sofort an den Schalter gebeten (‘Signore,prego!’), dort lagen bereits 2 passenden Briefmarken für mich bereit, und ich konnte mich dankend verabschieden.
Fazit: Irgendwie funktioniert in Italien irgendwann doch alles und meine To-Do Liste wurde erfolgreich abgearbeitet!
Ebenso erfolgreich verlief Charlottes Partie in der 5. Runde mit einem Start-Ziel Sieg. Charlotte hatte weiß gegen die Mongolin Bayaara Bilguun, ELO 1712. Erneut wurde ein Najdorf-Sizilaner gespielt. Auch dank der ausgezeichneten Vorbereitung von Dirk erlangte Charlotte in der Eröffnung schon deutlichen Vorteil, bald eine Gewinnstellung, gewann entscheidend Material und die Partie:
Stellung nach 28. Sxd6: Nach 28… Txd6 29 .c5 Txd5 30. Lxd5 Sxd5 31. Td1 verliert Schwarz wegen der Mattdrohung auf der Grundreihe auch noch den Springer, 1:0 Auch nach 28… Sxd5 29. cxd6 Sxb6 30. Tc8+! Sxc8 ist die hübsche Pointe 31. d7 und Schwarz kann die Umwandlung des Bauern nicht mehr verhindern!
Stand nach 5 Runden 3,5/5: Ergebnisse bei Chess-Results
Anmerkung der Rekation:
In der sechsten Runde verlor Charlotte leider eine umkämptfe Partie gegen die starke französische WFM Manon Schippke und spielt nun in der siebten runde gegen Lilla Virag Kiraly aus Ungarn. Wir sind weiter Daumen drückend aus der Hamburger November-Kälte dabei! Hoffentlich macht der deutsche Nachwuchstrainer Bernd Vökler mal ein Foto von Charlotte, denn die Eltern dürfen nicht mit in den Spielsaal und auf der offiziellen Homepage habe ich keine Fotos gefunden…