Donnerstagabend, das sind wir gewohnt. Doch eigentlich war nichts wie sonst. Wie würde Schach jetzt wohl laufen? Eines war riesig, unsere Freude auf diesen ersten Wettkampf seit Corona Ausbruch. Ich komme mehr als pünktlich gegen 18.30 Uhr und treffe als erstes einen alten Bekannten wieder: Werner Krause, der nun für Königsspringer spielt, da er dort wohnt und der Weg ins Spiellokal für ihn so akzeptabler ist. Trotzdem begrüßen wir uns herzlich und stellen gemeinsam fest, wie schön es ist, endlich wieder am Brett sitzen zu dürfen.
Alle Spieler sind überpünktlich, der große Turniersaal ist nur für uns da. So sind weite Abstände zwischen den Brettern möglich, Fenster bleiben offen, so wird für frische Luft gesorgt. Schach in Coronazeiten hat eben doch auch etwas Neues. Völlig neu für uns ist die Bedenkzeit 1 Std plus 30 Sek pro Zug. Sebastian Kurch erklärt noch kurz ein paar Verhaltensregeln und dann werden die Bretter freigegeben. Zuletzt hatten wir am 27.2. gegen Harburg gewonnen, was würden wir in diesem halben Jahr verlernt haben?
Irgendwie setzte nun doch Normalität ein. Es war still im Turniersaal. Sebastian hatte als Devise “alle spielen auf Sieg” ausgegeben, der DWZ Unterschied zu unseren Gegnern erlaubte diese Vorgehensweise. Was das eigentlich heißen soll, ist mir nicht wirklich klar, aber beherzigen wollte ich es unbedingt.
Am ersten Brett spielte ich nun mit Schwarz gegen Hans-Siegfried Seemann. “Auf Sieg spielen” heißt wohl zunächst Mal die Initiative übernehmen. Ich wählte Russisch, eigentlich hatte ich damit in den letzten Turnierpartien keine guten Erfahrungen gemacht, aber dennoch. Hans-Siegfried spielte 3.d3, sicher ein schwacher Zug, vor allem aber ein sehr passiver Zug. Somit hatte ich schon im dritten Zug das Gefühl, Ziel 1 Initiative an mich, erreicht zu haben. Die nächsten Züge sollten mir recht geben, Hans-Siegfried ließ noch Ld2 und Le2 folgen, ich hingegeben kam zu d5 und beherrschte das Geschehen. Der nächste Schritt ist nun, den Druck in was Zählbares zu wandeln, auch dies gelang mir, ich gewann einen wichtigen Bauern auf d3 und spielte nun freiweg gegen den weißen König und seine schlecht stehenden Figuren. Hans-Siegfried verlor ein bisschen den Überblick und stellte einen Springer ein: Ich nahm ihn, er gab auf. Nach gut einer Stunde führten wir 1:0.
Der Blick auf die verbliebenen Bretter ließ mich Gutes ahnen. Wir sollten mindestens noch eine Partie gewinnen, standen in den beiden anderen auch sehr ordentlich. Tatsächlich gelang es nun Sebastian Kurch am vierten Brett gegen Volker David, seine Mehrfigur, die er schon lange hatte in einen Sieg zu wandeln. Diese Partie war eigentlich schon vor meiner entschieden, aber manchmal braucht man eben ein bisschen länger, um sich in sein Schicksal zu ergeben. Wir führten 2:0.
Fast gleichzeitig hatte es auch Nils Spiller am zweiten Brett gegen Hans Schulz geschafft. Nils hatte die ganze Zeit die aktivere Stellung, bei gleicher Figurenzahl standen seine Bauern und verbliebenen Leichtfiguren doch deutlich besser. Gerade die Bauern auf d- und e-Linie, die keine Gegenüber mehr hatten, schienen doch ein Garant für ein erfolgreiches Weiterspielen. Und so geschah es dann ja auch. Eine wirklich schöne Partie von Nils brachte uns den dritten Punkt. 3:0 für uns, besser hätte es nicht laufen können.
Jetzt lief nur noch die Partie am dritten Brett, vor einem Jahr hätte ich gesagt, das könnte auch eine Klubturnierpartie gewesen sein. Mit Weiß Werner Krause gegen Christian Wolf. Doch, wie oben erwähnt, Werner spielt jetzt für Königsspringer. Irgendwie wollte Christian dem alten HSK Mitglied wohl nicht zu viel Böses tun, die Partie plätscherte so vor sich hin. Am späten Ende ein Remis.
Wir hatten unseren ersten Wettkampf mit 3½:½ gewonnen. Doch viel wichtiger war, wir hatten uns endlich mal wieder getroffen und richtig Schach am Brett spielen dürfen. Wir freuen uns schon auf die verbleibenden drei Runden, werden viel rotieren, damit alle Gelegenheit haben zu spielen. Armin Meibauer