In der ersten Runde stand für uns ein Heimspiel gegen Billstedt-Horn auf dem Programm. Bereits im letzten Jahr war dies unsere Auftaktpaarung, damals allerdings als Auswärtsspiel. Der gesamte Kader meldete sich frühzeitig spielbereit, sodass wir in Bestbesetzung in den Saisonauftakt gehen konnten – mit mir als nicht spielendem Mannschaftsführer. Ein Umstand, der sich noch als nützlich erweisen sollte, aber der Reihe nach:
Für mich begann der Abend schon suboptimal mit deutlich volleren Straßen und einem dementsprechend leicht verzögerten Eintreffen im Klub um kurz nach halb sieben. Beim Betreten des Turniersaals dann die Überraschung: im ganzen Raum waren nur 8 Bretter aufgebaut; und Dieter Wichmann war für HSK 25 gerade dabei, sich für seine Mannschaft und den parallel angesetzten Mannschaftskampf gegen Bramfeld über den ganzen Saal verteilt einzurichten. Er hatte wohl übersehen, dass für HSK 24 auch ein Heimspiel anstand. Alles kein Problem –in Rekordzeit waren 8 Bretter, Figurensätze und Uhren aufgebaut und eingestellt sowie 16 Partieformulare und Schreibunterlagen rausgesucht (Partieformulare mit Durchschlag sind aktuell leider aus). Damit waren wir dank tatkräftiger Mithilfe von Afonso Rodrigues und des gesamten Teams kurz vor 19 Uhr fertig und startbereit. Sogar unsere langjährige Mannschaftsführerin und heutige Überraschungsbesucherin Katja Stolpe half mit. Erstes Durchatmen – aber nur kurz, denn ein Billstedter Spieler teilte mir sodann mit, dass sich ihr Mannschaftsführer so ca. 10 Minuten verspätet und damit auch die Mannschaftsaufstellung des Gegners noch nicht vorliegt. Nach kurzer Beratung verständigten wir uns darauf, die Bretter zunächst bis 19:10 Uhr nicht freizugeben und auf Stefan Tatliak zu warten. Für mich also genug Zeit, schon einmal unseren Teil der Spielberichtskarte auszufüllen. Katja Stolpe übernahm inzwischen die Begrüßung der Anwesenden und gab für den zweiten Mannschaftskampf pünktlich um 7 die Bretter frei.
Unbeeindruckt von unserem Zugeständnis, mit der Brettfreigabe zunächst zu warten, begann kurz nach 19 Uhr das gegnerische Brett 1 David Tesch seine Partie (unser Brett 1 Holger Wohlleben war noch nicht da), sodass ich mich entschied, auch die übrigen Bretter entsprechend freizugeben, was wiederum nicht alle – zugegeben zum Teil stark schwerhörige – Mitspieler des Gegners mitbekamen. Die Partien bei HSK 25 gegen Bramfeld hatten ja bereits begonnen, weshalb eine entsprechend lautstarke Ansage ohne Störung der übrigen Spieler nicht möglich war. Der Großteil der gegnerischen Spieler klebte nun am Stift ihres inzwischen eingetroffenen Mannschaftsführers, um herauszufinden, wie er denn nun wohl aufstellen würde – interessante Prozedur. Als die Aufstellung aufgeschrieben war, suchte jeder Spieler sein Brett auf. An Brett 8 war Willi Meyer – mit über 90 Jahren und starker Schwerhörigkeit sicher etwas in der Wahrnehmung der bisherigen Vorgänge eingeschränkt – nun gänzlich ungehalten darüber, dass von seiner Zeit schon fast eine Viertelstunde vergangen war und verlangte lautstark und unter wüsten Beschimpfungen von seinem Gegner Bernd Schmechel, die Uhr zurückzustellen, was wir mit Verweis auf die vorherige Freigabe der Bretter ablehnten. Um die Angelegenheit ohne weitere Beeinträchtigung der laufenden Spiele zu klären, bat Nils Altenburg dankenswerterweise die beiden Mannschaftsführer und Mitspieler (Willi Meyer und Bernd Schmechel) nach draußen bzw. in die Bibliothek, wo gerade Alexander Bodnars Training stattfand. Wir erklärten Willi Meyer noch einmal die Situation, die zur Freigabe der Bretter geführt hat und baten darum, dafür doch nicht die Spieler „als Blödmann“ o.ä. zu beschimpfen – darauf die überraschend klare Antwort von Willi Meyer: „Leck mich am A****, hab‘ ich gesagt!“. Ich konnte mir trotz allen Ernsts der Lage ein Lachen nur schwer verkneifen und sah auch in den Gesichtern der unfreiwillig zu Zeugen gewordenen Trainingsgruppe Bodnar eine Mischung aus Amüsement und ganz vielen Fragezeichen, was hier gerade passiert. Willi Meyer sah sein Fehlverhalten dann umgehend ein und entschuldigte sich bei Bernd, auf dass endlich Ruhe einkehren möge im Turniersaal. Diese wurde dann zunächst noch von den für alle sehr deutlich hörbaren Rückkopplungsgeräuschen der Hörgeräte eines Billstedter Mitspielers (ich dachte erst, die Beleuchtung sei defekt) und in der Folge von einer Art „Singsang“ Willi Meyers unterbrochen. Schließlich meldete Felix noch eine defekte Uhr (seine Zeit lief nicht). Katja schmiss unterdessen die Küche, kochte Kaffee und Tee – man könnte fast sagen „Willkommen zurück!“.
Zum Schachlichen: In der letzten Saison gab es für uns gegen Billstedt-Horn eine klare 5,5:2,5 Niederlage. In diesem Jahr konnten wir in Bestbesetzung auflaufen, sodass ich im Vorhinein ein knapperes Ergebnis erwartete bzw. mir mit etwas Glück ein Unentschieden oder sogar einen knappen Sieg erhoffte. Arend und Jörg bekamen an Brett 2 und 3 noch vor 20 Uhr jeweils ein Remisangebot, was sie nach reiflicher Überlegung in nicht ausgespielter Stellung gegen stärkere Gegner annahmen. Zwischenstand 1:1. Kurz nach halb 9 gab Nils seine Partie auf. Sein König stand ohnehin schon etwas luftig, dann öffnete er selbst die f-Linie, die im Nachhinein besser geschlossen geblieben wäre. Gegen 21:00 dann die Hiobsbotschaft von Brett 8 – Bernd hatte gegen Willi Meyer quasi einzügig die bis dahin ausgeglichene Partie weggeworfen, als er mit einem Bauernzug die Diagonale zu seinem König öffnete, was Willi Meyer prompt zum Figurengewinn ausnutzte. Holger hielt in einer spannenden Partie an Brett 1 lange gut mit, tauschte dann zwei Leichtfiguren gegen einen Turm und musste dann am Ende doch die Segel streichen – Zwischenstand: 1:4. Felix an Brett 7 hatte schnell Positions- und bald auch Materialvorteil, den er seinem hartnäckigen Gegner durch eigene Unachtsamkeit leider zurück gab und dadurch in einem theoretisch wahrscheinlich noch immer gewonnenen Turmendspiel mit 4 gegen 2 gegnerische Bauern landete. Auch hier konnte Felix seinen Vorteil leider nicht verwerten (er war sichtlich über sich selbst verärgert), sodass am Ende ein Remis heraussprang. Rolf hielt seine Partie an Brett 6 lange ausgeglichen, tappte dann aber in ein Mattnetz, welches sein Gegner findig in der Mitte des Brettes geknüpft hatte. Boris hatte sich an Brett 5 eine komfortable Stellung erarbeitet (wie ich denke mit positionellem Vorteil), den er leider im Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern nicht zum Sieg ausbauen konnte. Passend zum gesamten Abend überhörte sein Gegner am Ende mehrfach das Remisangebot, willigte nach entsprechendem Hinweis aber sofort ein.
Was bleibt als Fazit? Die „4“ hat uns auch in diesem Mannschaftskampf begleitet, 4 Remis, 4 Niederlagen führen am Ende zu einer Niederlage mit 4 Brettpunkten Differenz – Endstand 2:6. Dabei lief heute sicherlich Einiges gegen uns – das soll keine Entschuldigung sein, so ist das nun mal. Außerdem beginnt man ein gutes Haus ja bekanntlich im Keller. Das Team schaut zuversichtlich auf die Saison, wobei in Runde 2 mit HSK 23 sicherlich die nächste große Herausforderung wartet. Auf jeden Fall wird es atmosphärisch angenehmer, wenngleich der Turniersaal am kommenden Dienstag bei drei stattfindenden Mannschaftskämpfen ordentlich gefüllt sein wird. Eine genauere Standortbestimmung wollen wir dann nach dem in Runde 3 anstehenden Bruderkampf gegen HSK 25 vornehmen. Bleiben wir gespannt.