24.01.2023. Nach der Niederlage gegen HSK XX in der ersten Runde geht es nun in der zweiten Runde auswärts gegen Barmbek V. Stunden vor dem Ligaspiel aber erst noch eine schlechte Nachricht. Eckhard Scheider (vorgesehen an Brett 1) muss aufgrund wichtiger familiärer Angelegenheiten kurzfristig absagen. Im Windhundverfahren kann Horst Feis kontaktiert werden. Er füllt kurzfristig die gelichtete Reihe.
Ich (Jörg Spreu) fahre mit der U-Bahn bis Dehnhaide. Dort begrüßt mich ein Graffiti mit dem Schriftzug: “Nein sagen lernen”. Darunter war in anderer Schrift hinzugefügt worden: “Ja, mach ich”. Zu Fuß weiter zur Spielstätte, dem Stadtteilzentrum Basch. Als ich ankomme, sind der gegnerische Mannschaftsführer Leon Baruth und unser Rolf Lohkamp schon da. Ein netter Empfang durch den gegnerischen Mannschaftsführer und bei sehr guter Stimmung fangen wir drei schon mal an, die Bretter aufzubauen. Auch der mittlerweile ebenfalls eingetroffene Dieter Wichmann hilft noch beim Aufbauen. Schöner Spielsaal. Jeder bekommt seinen eigenen Spieltisch, später kann im Nebenraum analysiert werden.
Auch der Gegner ist ersatzgeschwächt. Auch bei Barmbek fehlt der etatmäßig an Brett 1 gesetzte Spieler und muss ersetzt werden. Außerdem ist der an den hinteren Brettern spielende DWZ-starke Luis Martinez nicht dabei. Vergleicht man die einzelnen Bretter nach DWZ, sind wir daher trotz unseres ausgefallenen DWZ-stärksten Spielers überraschenderweise insgesamt wohl in der Favoritenrolle.
Unser Horst-Jürgen Feis spielt mit Schwarz und Caro Kann gegen Benjamin Winter. Im Schwerfiguren-Endspiel agiert Feis erfolgreich gegen einen rückständigen weißen Bauern auf d4. Der Bauer wird abgepflückt. Einige Züge später kann ein weiterer Bauer erobert werden und Feis die Partie letztendlich gewinnen. Ende letzten Jahres habe ich mit Horst Feis in einer Gruppe des Klubturnieres gespielt. Das Turnier verlief wenig erfolgreich für ihn und auch das Auftaktspiel der HMM 2023 hatte er verloren. Daher freut es mich ganz besonders für Horst Feis, dass er mit einem schönen Sieg gegen einen DWZ-stärkeren Gegner die Durststrecke beenden konnte.
Der Barmbeker Dietrich Krüger spielt bei vielen Turnieren mit und ist vielen Spielern bekannt. Am Brett muss sich unser Harald Meyer mit Schwarz mit ihm auseinandersetzen. Das macht Meyer erfolgreich, sodass wir 2:0 in Führung liegen. In individueller Bilanz hat Harald Meyer in der bisherigen Saison gute 1.5 aus 2 geholt.
Unser Rolf Lohkamp kommt mit den weißen Steinen zu seinem ersten Saisoneinsatz. Er spielt gegen Michael Daasch und auch Lohkamp kann einen Sieg erzielen. Subsumieren kann man die Partie unter Doppelangriff, Spieß und materieller Überlegenheit. 3:0 für uns. Ich gucke auf mein eigenes Brett, sehr angenehme Stellung.
Ich gucke auf die Spielberichtskarte, 3:0 für uns. Das wird ein guter Abend.
Im letztem Ligaspiel wurde einem unserer Spieler der sorglose Umgang mit der Dame zum Verhängnis. Auch diesmal wird an einem Brett sorglos mit der Dame umgegangen. Linus Advanis Dame wird Opfer eines bösen Abzugsschachs. Damenverlust im 29ten Zug. Aus einer eh schon schwierigen Stellung wird eine kristallklare Verluststellung. Advani spielt zwar noch weiter, aber zehn Züge später versetzt der Barmbeker Andreas Leinweber dem weißen Monarchen den Todesstoß. Barmbek verkürzt auf 3:1, aber dennoch herrscht Zuversicht bzgl. des Gesamtergebnisses.
Unser Gerald Deckers spielt mit Schwarz gegen Leon Baruth. Wie bereits im letzten Ligaspiel spielt Deckers Sizilianisch. Musste er sich das letzte Mal mit dem Grand-Prix-Angriff auseinandersetzen, greift sein Gegner diesmal zum Morra-Gambit mit 2.d4 und 3.c3. Sein Gegner ist wohl kein Freund des ruhigen Spieles. Im 11. Zug opfert er mit Sd5 eine Figur. Deckers nimmt den Fehdehandschuh und das angebotene Opfer mit exd5 an. Es entbrennt ein spannender Kampf. Aber im weiteren Verlauf wird es brenzlig. Der schwarze König bleibt unrochiert und der schwarze Königsläufer kann nicht wirklich entwickelt werden. Die geöffnete e-Linie wird zur Gefahr. Weiße Figuren infiltrieren den Damenflügel und stellen Drohungen auf. Im 18. Zug muss Deckers aufgeben. Barmbek verkürzt auf 3:2.
Ich spiele mit Weiß gegen Jascha Sobirey. Nach 10 Zügen kommen die Damen vom Brett und nach 12 Zügen stehe ich insgesamt schon deutlich angenehmer. Ich dringe mit einem Turm auf der siebten Reihe ein, die schwarzen Figuren wirken paralysiert. Mein Druck auf die gegnerische Stellung wird immer stärker. Aber ich finde den entscheidenden Schlag nicht und die Stellung verflacht. Aber immerhin gehe ich mit einem Mehrbauern ins Turmendspiel. Turm- und Bauernendspiele sind mir ganz angenehm und daher bin ich zuversichtlich, dass trotz großer Remisbreite in Turmendspielen mein Mehrbauer, der aktivere Turm und die bessere Bauernstruktur irgendwie noch zum Sieg gepresst werden können. Mein Gegner ist aber entschlossen, es mir schwer zu machen, und mir unterläuft dann zum Schluss doch noch ein Fehler. Ich gebe meinen gesamten Vorteil weg und die Partie geht ins Remis. Somit 3.5 : 2.5 für uns.
Unser Dieter Wichmann spielt mit Weiß und dem Londoner System gegen Knut Götz. Es zeichnet sich eine ruhige Partie ab, aber dann entfaltet der Barmbeker Druck auf der offenen d-Linie und gegen den auf d2 gefesselten weißen Springer. Nach einer Taktik purzelt dieser Springer dann auch vom Brett. Verluststellung. Wichmann spielt kämpferisch weiter und macht es nochmal spannend, aber am Ende verwertet sein Gegner den Vorteil zum Gewinn. Nach unserer 3:0 Führung kommt Barmbek zurück und gleicht zum 3.5 zu 3.5 aus. Bitter.
Die letzte laufende Partie zwischen unserem mit Schwarz spielendem Jonny Skibb und Günter Pasternak muss also die Entscheidung bringen. Im zwölften Zug werden die Damen getauscht. Skibb hat Raumvorteil im Zentrum und kann einen durch einen Bauern gedeckten Springer auf Sd3 pflanzen. Es kommt zum taktischen Intermezzo. Diverse Figuren kommen vom Brett und es geht ins ungleichgewichtige Endspiel. Skibb mit Läuferpaar und fünf Bauern gegen weißen Turm mit sieben Bauern. Der weiße Turm ist allerdings relativ passiv und es ist Skibb, der noch das eine oder andere probiert. Es reicht aber nur zum Remis und zum mannschaftlichen Endstand von 4:4.
Nach den Partien analysieren einige Barmbeker und einige HSK’ler noch zusammen oder reden einfach über dieses und jenes. Die Barmbeker waren sehr gute Gastgeber und es war ein gelungener Schachabend.
Ende Februar 2023 geht es weiter; dann empfangen wir zu Hause in der Schellingstraße die Schachfreunde Sasel III.
Jörg Spreu