Zwei Partien fanden im kleinen Blitzraum statt, weil sich zur Partie von Stefan Ziefle gegen Jürgen Dümmke auch noch Jens Hüttmann und sein Gegner Andreas Möck gesellten, damit die beiden etwas Gesellschaft hatten:
Hier konnte man noch nicht ahnen, dass hier die schnellste und die längste Partie des Wettkampfes ausgetragen wurden: Stefan Ziefle spielte gegen den Aljechin von Jürgen Dümmke einen wilden Angriff und gab zwischendurch die Initiative und auch ein, zwei Bauern ab. Jedoch war es nicht einfach zu spielen und schließlich opferte Jürgen Dümmke in ausgeglichener Stellung inkorrekt eine Figur, anstatt die Damen zu tauschen. Zwei Züge später konnte Stefan mit einer schönen Kombination das Ruder rumreißen und sich den ersten Sieg in dieser Saison sichern!
Dann gab es aber einen Rückschlag, weil sich Thore Hansen mit Schwarz nicht aus Manfred Bleys Umklammerung lösen konnte. Ich hatte die Stellung eigentlich als vorteilhaft für Schwarz eingeschätzt, weil Thore ein herrliches Feld auf e5 hatte, aber wahrscheinlich hat Weiß durch den Raumvorteil immer Kompensation. Dann ging es aber am Königsflügel heiß her und Großhansdorf konnte ausgleichen.
Mit etwas Humor verfolgten wir schon die ganze Zeit die Partie am zweiten Brett von Simon Demel gegen Holger Schenk. Denn der Großhansdorfer ist Traxler-Experte:
Simon hatte zwischenzeitlich zwei Bauern mehr, musste aber viele Materialtäusche zulassen, so dass schließlich ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern und weiterhin zwei Mehrbauern für Simon entstand. Zwischenzeitlich fürchtete ich schon, dass hier die klassische Punkteteilung unvermeidlich sein könnte, aber dann setze sich Simon doch durch:
Weiß am Zug gewinnt. Wahrscheinlich gibt es mehrere Lösungen, aber die schönste ist diejenige, in der Weiß sieben Mal (!) anbietet, einen Bauern zu nehmen. Und das geht so: 1. c4 b6 2. h6! Kg6 3. Ke5 Kxh6 4. b4! Kg7 5. c5! bxc5 6. b5! cxb5 7. axb5 Kf8 8. b6! Bd8 9. Kd6 Bxb6 10. Kd7 1-0 Ein schöner Sieg und auch für Simon der erste volle Punkt für HSK 14!
Zwischenzeitlich hatte es aber noch weitere Ereignisse an den Brettern gegeben: Insgesamt lief es so gut, dass ich mir eigentlich nur an meinem eigenen Brett Sorgen machen musste! Volker Kröncke holte aus meinem klassischen Holländer nicht viel heraus und nach einigen Verwicklungen stand ich sogar positionell deutlich besser. Doch dann ließ ich mich durch einen Bauernvorstoß, gleichzeitig ein Opfer, am Königsflügel ablenken und gab die einzig offene Linie, die b-Linie, auf. Der Bauer hätte einfach genommen werden können, mit dann deutlichem schwarzen Vorteil. Dann weitere Verwicklungen, eine schlechtere schwarze Stellung und hochgradige weiße Zeitnot. In diesem Moment machte ich mit 32….e2 eigentlich den Verlustzug (anstatt mit Lxc4 das Gleichgewicht zu halten und wenig später Dauerschach zu geben) und bot Remis an. Das warf in Zeitnot Volker Kröncke so aus der Bahn, dass er wenig später die Gewinnzugfolge nicht fand und im 36. Zug alles einstellte. Ein etwas glücklicher, doch erkämpfter Sieg.
Währenddessen hatte man sich in einer weiteren Kampfpartie auf eine Punkteteilung geeinigt: Unser Freund Hans Krieger griff mutig die Königsstellung von Gerd Joppe an, bekam aber dann Angst vor der eigenen Courage und bot Remis. Gerd überlegte natürlich, denn er fühlte, dass der weiße Angriff eigentlich verpufft war und er sogar starkes Gegenspiel hatte, nahm jedoch dann mit Blick auf den äußerst positiven Mannschaftskampf an.
In dieser Stellung fühlt sich Schwarz erst einmal unwohl, weil Dame und beide Läufer gegen den König spielen. Schwer ist es da, nach 30. Dh2 auf den genial aktiven Zug Sxg5! zu kommen! Der Clou: nach 31. Lxg5 kommt Db6+ mit dann wiederum vielen schwarzen Drohungen gegen den weißen König, die in wenigen Zügen zum Matt oder größtem Materialverlust führen. Gerd entschied sich für 30… Tf3 und es folgte 31. Lf2 Kh8 32. Dh6 mit Remisschluss. Die Endstellung ist immer noch deutlich besser für Schwarz, aber das muss man in einer Drucksituation erst einmal gewinnen!
Für den Mannschaftskampf war es ideal, da wir somit schon 3,5 Punkte einsammeln konnten! Den entscheidenden Punkt machte dann zum 4,5 zu unserer großen Freude am achten Brett Annica Garny, die damit nach ihrem Comeback aus dem Studium zu Beginn der Saison ebenfalls ihren ersten vollen Punkt einfahren konnte! Die Partie war etwas durchwachsen, aber Annica hatte immer die Initiative und stellte Klaus Buhlmann laufend vor Probleme, die irgendwann dazu führten, dass Annica entscheidendes Material einsammeln konnte!
An Brett 1 spielte Jamshid Atri eine sehr solide Partie gegen Jens Buhlmann. Aus einer schottischen Partie entstand eine interessantes Mittelspiel, in dem Jamshid alles versuchte, seine leichte Initiative weiter auszubauen. Doch der Großhansdorfer verteidigte sich umsichtig und korrekt, so dass man sich im 52. Zug auf die Punkteteilung einigte.
Es lief dann also nur noch eine Partie, wie oben schon angekündigt: Jens Hüttmann spielte nach Stefan Ziefles schnellem Sieg ganz allein unten im Blitzraum, aber wenigstens leisteten ihm immer wieder die Kiebitze Gesellschaft und ihnen gefiel im Laufe der Zeit immer besser, was sie da sahen: Jens baute seine Stellung kontinuierlich aus und irgendwann fiel auch ein bisschen Material dabei ab. Natürlich wurde wieder fast die gesamte Bedenkzeit ausgereizt auf der Suche nach der sicheren Verwertung der Qualität plus Mehrbauern, aber das gelang schließlich auch souverän zum tollen 6:2 Heimspielerfolg und damit auch dem Sprung an die Tabellenspitze!
Und inzwischen wissen wir leider auch, dass dem HSV ein solches Kunststück zwei Tage später im Derby gegen St. Pauli nicht gelang und unser Team auf den dritten Platz zurückfiel. Da passt es ganz gut, dass wir im März zur fünften Runde bei St. Pauli antreten dürfen!