In der gestrigen – ans Ende der Saison verschobenen – 3. Runde der Frauenbundesliga gelang dem HSK ein sensationeller Sieg gegen das favorisierte Team aus Schwäbisch Hall, das bis dato verlustpunktfrei gemeinsam mit Baden-Baden einsam an der Tabellenspitze seine Kreise zog!
An jedem einzelnen Brett war der Elo-Unterschied z. T. mehr als 100 Punkte, und doch war bereits beim gemeinsamen Frühstück die klare Meinung: „Wir sind die Underdogs, aber es gibt einige Szenarien, in denen wir was holen können, weil wir so viele Spielerinnen haben, die gegen jede Gegnerin zuschlagen können!“ GM Gabor Papp war bereits mit der Eröffnungsphase sehr zufrieden und zog dann zur Motivation noch Sohnemann Robin seinen Batman-Anzug an, bevor es zur Unterstützung in den Spielsaal ging!
Die Favoritenrolle lag also ganz klar bei der Weltauswahl aus Schwäbisch Hall, aber schon nach 1,5 Stunden konnten die Hamburger vor Ort, Teamchef Andi Albers, GM Gabor Papp und David Chyzynski, sehen, dass da heute etwas gehen könnte. Auch die Fans an den Endgeräten zuhause spürten, dass da heute etwas gehen könnte und die Nachrichtenkanäle zwischen Hamburg und Lehrte liefen heiß. Nach der Eröffnungsphase hatten die Hamburgerinnen an drei Brettern zum Teil deutlichen Vorteil: GM Monika Socko stand sehr komfortabel gegen IM Dinara Saduakoassova, WIM Zsòka Gaàl schon nach 15 Zügen richtig gut gegen GM Nino Batsiashvili und Eline Roebers hätte im 15. Zug gegen die sehr erfahrene IM Lela Javakhishvili mit Sc6 den Sack schon fast zumachen können. An den anderen Brettern war zu dem Zeitpunkt noch nicht so viel los, so dass sich Teamchef Andi Albers sogar zu einer kleinen Siesta ins Hotel begeben konnte.
Als er zurückkam, lief allerdings erst einmal einiges gegen uns Hamburger:
Den Anfang machte aber zunächst WIM Lyubka Genova mit einer Punkteteilung gegen die starke IM Irina Bulmaga, die am Vortrag nicht gespielt hatte und von den Baden-Württembergerinnen aus dem Hut gezaubert wurde.
Kurze Zeit später musste leider unser niederländisches Top-Talent (U18 Meisterin 2022!) Eline Roebers die Segel streichen.
Sarah Papp hatte in einer komplizierten Sizilianisch-Variante gegen IM Meri Arabidze einen Bauern gegeben und auch genug Kompensation. Den Bauern bekam sie zurück, jedoch Schwierigkeiten mit der Figurenkoordination, was schließlich zu Materialverlust und der Niederlage führte.
So guckten die Hamburger Fans also etwas bedrumpelt auf den Zwischenstand von 0,5 zu 2,5, aber der Blick auf die verbleibenden Bretter machte doch noch ein wenig Hoffnung. Auch der Deutsche Schachbund, wieder mit Paul Meyer-Dunker als Berichterstatter vor Ort, machte noch Hoffnung auf ein 3:3.
Und Sarah Papp hatte gleich nach der Partie auch die Gelegenheit, bei Paul Meyer-Dunker über ihre Partie zu sprechen und ihre Zeit beim HSK in der Frauenbundesliga Revue passieren zu lassen:
Im Wettkampf liefen somit nur noch die ersten drei Bretter und diese hatten es in sich:
Den Anschlusstreffer schoss Zsòka Gaàl, die ihren in der Eröffnung erreichten deutlichen Vorteil noch vergrößerte. Es dauerte zwar noch bis zum 57. Zug, bis Nino Batsiashvili ein Einsehen hatte, aber der materielle Vorteil war schon lange sehr groß und Zsòka verwertete ihn sicher und konzentriert.
Und weil es so schön war, hier noch ein Live-Eindruck von der Spannung im Mannschaftskamp: Zsòka hatte grad auf g7 genommen, mit 32 Sekunden auf der Uhr muss Nino Batsiashvili reagieren und ihre Teamchefs Thomas Marschner und Georg Krenedics schauen zurecht etwas besorgt auf die Stellung:
Somit also 1,5:2,5 aus HSK-Sicht und beide Partien an den Spitzenbrettern liefen noch!
Und dann ging es weiter: Monika Socko hatte ihren klaren Vorteil zwischendurch etwas verflachen lassen, stand aber immer besser. Andreas Albers berichtet: Cool war auf jeden Fall, was Rout Padmini nach der Partie erzählte: „Ich konnte locker Remis machen, aber dann sah ich, dass Monika so gut stand und meine Gegnerin unbedingt auf Gewinn spielen musste. Also entschied ich: Partie laufen lassen, Tee trinken und abwarten, bis sie es übertreibt!“ Bei Monika Socko war es mal wieder super kompliziert, es gab sicher mal Rettungschancen, aber die größere Energie hat am Ende verdient gewonnen. Im Hamburger Team ist Monika natürlich einfach eine Bank!
Wenige Züge vor dem entscheidenden Fehler von Dinara Saduakassova in diesem komplizierten Endspiel, das eigentlich zu halten gewesen wäre:
Und wirklich: Rout Padminis Gegnerin Alina Kashlinskaya, die seit sieben Jahren mit Radek Wojtaszek verheiratet ist und jetzt auch die Föderation nach Polen wechselt, hatte angesichts des Punktestandes überzogen und den ein oder anderen Bauern eingebüßt! Damit kam dann der Deckel auf das sensationelle 3,5:2,5 für den HSK, das auf der Grillfeier des SK Lehrte noch ordentlich gefeiert werden konnte. Aber natürlich nicht übertrieben, da am nächsten Tag schon ab 10 Uhr die nächste Runde gegen Bad Königshofen bevorstand!
Und weil es so schön war, hier noch das Endergebnis in seiner vollen Pracht:
Vielen Dank an Paul Meyer-Dunker, der den Wettkampf auf der Seite des Deutschen Schachbundes zusammengefasst hat und auch viele schöne Fotos und Links zu seiner Berichterstattung auf Twitter bringt:
Link zum Artikel beim Deutschen Schachbund.