Hamburger Schachklub von 1830 e.V.

Königlich in Fantasie und Logik

Offener Spielbetrieb, auch für Gäste: Jeweils Dienstag & Freitag von 18:30 – 22:00 Uhr bieten wir einen offenen Spielabend an! Wir freuen uns über alle Interessierten, die uns kennenlernen möchten. Wir bitten um Anmeldung über schachklub@hsk1830.de.

DVM U16 in Kiel oder: „Operation Gold“

Meisterkonferenz der DVM U16 (Finale Runde 7, Dienstag 26.7.22):

8:30Uhr: Anpfiff der finalen Runde! Die U16 des HSK spielt als Tabellendritter (9MP) in der letzten Runde gg den Tabellenführer SK Münster (11MP). Zeitgleich spielt der Tabellenzweite Mattnetz Berlin (ebenfalls 9MP) gegen Essen-Katernberg (8MP).

11:53Uhr: Doppelschlag von Jakob und Andrés! 2:0 Führung für den HSK!! Der HSK ist dabei, den bislang souveränen Tabellenführer zu stürzen! Im Parallelkampf muss Mitkonkurrent Mattnetz Berlin arg kämpfen für ein benötigtes hohes Ergebnis. „Feuer frei“ heißt es von HSK Seite aus! Sie pushen jetzt auf Gold!

Rückblende: 4 Tage zuvor (Anreise zur DVM, Freitag 22.7.22)

Die diesjährige DMV U16 fand zusammen mit der U20w und der U20 in der Jugendherberge in Kiel statt. Ausrichter war der SK Doppelbauer Kiel von 1910 e.V., dem ich aufgrund des hohen Einsatzes bei Organisation und Turnierdurchführung ein großes Lob aussprechen möchte. Vor allem die Ausrichtung dreier großer Turniere verdient großen Respekt. Dennoch würde ich mir wünschen, dass sich in Zukunft wieder mehrere Standorte als Ausrichter bewerben, um den einzelnen Altersklassen ihre eigene Bühne bieten zu können. Bei drei gleichzeitig stattfindenden Turnieren kann es natürlich auch zu Platzschwierigkeiten kommen, wie es bei uns der Fall war. Die Jugendherberge konnte nicht alle Teilnehmer und Betreuer aufnehmen. Leider Gottes versuchte das Partnerhotel auf Kosten der Kids so viel Umsatz wie möglich zu machen und überbuchte ihr Kontingent schamlos in der Hoffnung bei Stornierungen immer noch Vollauslastung vermelden zu können. Ein solches Verhalten ist tatsächlich in der Hotellerie üblich, aber bei einer Jugendmeisterschaft eine sehr gewagte Prognose, da man mit nicht allzu vielen Stornierungen rechnen kann. So kam es am Anreisetag dazu, dass Minderjährige Teilnehmer teilweise um ein Uhr nachts noch ein Ausweichhotel in Kiel aufsuchen mussten. Vor allem unsere langjährigen Freunde und Konkurrenten von den Schachzwergen Magdeburg wurden so gleich um ihre Titel Chance gebracht, da Sie erst um 2.30 Uhr in der Früh eine Unterkunft erhielten und somit die erste Runde als klarer Favorit direkt verloren. So etwas habe ich in 26 Jahren DVM noch nicht erlebt und dieses „Partner-Hotel“ sollte nie wieder in irgendwelchen Ausrichterplänen mit auftauchen. Aber jetzt zum Sportlichen:

Unser diesjähriges U16 Team bestand aus Jakob Weihrauch, Felix Kort, Da Huo, Andrés Mauricio Reyes-Mantilla und Elias Mandelkow. Betreut werden sollte das Team von mir, Oliver Frackowiak. Eigentlich hatte ich 2017 aus privaten und beruflichen Gründen der „ewigen Jagd nach Gold“ schweren Herzens den Rücken gekehrt. Allerdings immer mit der Hintertür, bei einem passenden Angebot von der U16 von Real Madrid, nochmal in der spanischen Primera Division, in Schachkreisen nur liebevoll „La Liga“ genannt, arbeiten zu wollen. Aber zu den beiden „Corona DVMs“ in Sommer 2021 und 2022 konnte ich einfach nicht nein sagen. Früher lag die Goldmedaille nämlich unterm Weihnachtsbaum, nun konnte man den Titel mit Sonnenbrand am Strand feiern… Das wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Zumindest ein Hauch von „La Liga“!

Um uns auf die DVM einzustellen, haben wir bereits einige Wochen vor der DVM eine WhatsApp Gruppe gegründet. Wir nannten sie „Operation Gold“! Wie in jedem Jahr ging es um nix anderes für uns. Gesetzt waren wir auf Platz 2. Hinter dem starken Team von Mattnetz Berlin und knapp vor dem SK Münster 32. Aber auch die Teams des ESV Gera und den bereits genannten Schachzwergen aus Magdeburg waren vom DWZ-Schnitt nur knapp hinter uns, so dass uns von Anfang an klar war, dass es zum einen ein verdammt hartes Turnier wird, und zum anderen, dass es wichtig sein wird, jeden Rückschlag direkt wegzustecken und jederzeit nach vorne zu schauen. Meine Schätzung ging dahin, dass man mit 12:2 MP sicher Meister wäre und mit 11:3 MP womöglich die bessere Zweitwertung brauchen würde. Eines nehme ich schon mal vorweg. Ich sollte recht behalten.

Die erste Runde brachte uns ein Duell mit USV TU Dresden. Fürs „Elbe-Derby“ ließen wir Huo, Da aussetzen. Eine erste Runde ist immer knifflig und ich war gespannt, wie die Jungs ins Turnier starten würden. An allen vier Brettern sah ich eine ruhige, abgeklärte Leistung. Andrés und Elias konnten recht schnell gewinnen, und auch Felix gewann sehr überzeugend. Jakob spielte ebenfalls stark am Spitzenbrett gegen Ruben Lutz auf. Ein bisschen Stellungspech führte leider dazu, dass Jakobs Vorteil durch eine taktische Finesse verloren ging. Statt in ein remises Turmendspiel abzuwickeln, entschloss sich Jakob die Spannung auf dem Brett zu behalten, was aber auch ein Verlustrisiko bedeute. So kam es dann leider auch. Nichtsdestotrotz konnten wir mit dem souveränen 3:1 Sieg sehr gut leben!

Die 2. Runde brachte uns die ebenfalls stark gestarteten Breisgau-Brasilianer vom SK Freiburg-Zähringen. Huo, Da rückte für Elias ins Team. Die Jungs zeigten auch in Runde 2 eine überraschende Frühform und wir konnten ein glattes 4:0 hinlegen. Normalerweise braucht man immer ein wenig, um in ein Turnier zu finden. Frühform ist auch nicht immer etwas Gutes. Die Art und Weise aber, wie fokussiert das Team auftrat, sowohl in der Vorbereitung als auch am Brett, gab mir von Beginn an ein sehr gutes Gefühl. Die großen Brocken warteten zwar noch auf uns, aber ich wusste nach Tag 1 direkt, dass wir bereit waren für die „Operation Gold“.

Tag 2 brachte uns direkt das „erste Titelduell“. Das topgesetzte Team des SV Mattnetz Berlin wartete auf uns. Leider klagte unser Brett 2 Felix über starkes Unwohlsein, das einen Einsatz unmöglich machte. Wir entschlossen uns Felix den Vormittag über im Bett ausruhen zu lassen, um vielleicht doch noch im Turnierverlauf auf ihn zurückgreifen zu können. Viele Teams wirft so ein Ereignis vollends zurück. Unser Team schaute aber nur nach vorne, wir wollten das Ding auch so ziehen. Und wir starteten gut! Jakob hatte sich mit Weiß einen leichten Vorteil im Najdorf Sizilaner gegen den starken Gegner Bao Anh Le Bui (sollte mit 6 aus 7 das Turnier abschließen) erspielen. Huo, Da spielte am zweiten Brett ebenfalls groß auf und konnte in einer scharfen Stellung schnell mit Schwarz ausgleichen und schien vom Momentum her auf einem sehr guten Weg zu sein. Andrés hatte seinen geliebten Katalanen auf dem Brett und holte auch einen kleinen Vorteil aus der Eröffnung heraus. Nur Elias musste am vierten Brett mit den schwarzen Steinen noch um Ausgleich im Londoner System kämpfen. Doch ziemlich zeitgleich kam es an allen vier Brettern zu entscheidenden Wendungen. Jakob und Elias mussten aufgrund von schmerzhaften taktischen Fesselungen jeweils den Verlust eines Bauern hinnehmen. Huo, Da dachte seinen König nach d7 entwickeln zu müssen, um Materialverlust zu vermeiden, doch hätte die lange Rochade zu einer angenehmen Stellung geführt. So stand sein König doch arg anfällig. Nur Andrès stand sehr gut, nachdem sein Gegner versucht hatte, seine leicht schlechtere Stellung brachial durch ein Opfer in seine Richtung zu lenken. Doch Andrés sollte danach die Partie recht souverän nach Hause fahren! Leider war das Materialminus an Brett 1 und 4 schon entscheidend, sodass nur Huo, Da mit seiner Kamikazedame zwar noch ein Patt erzwang (siehe Stellung unten), das aber zugleich eine knappe 1,5:2,5 Niederlage bedeutete.

Patt durch „Kamikaze-Dame“ in der Partie Oliver Stöhr-Huo Da nach Da5+!

Die Enttäuschung war groß und wir brauchten 30 Minuten, um sie abschütteln zu können. Beziehungsweise wir brauchten nur 30 Minuten! Wie eingangs beschrieben, wir wussten, dass es Rückschläge geben würde, die Kunst liegt darin schnell wieder nach vorne zu schauen und neu anzugreifen. An unserer Rechnung hatte sich nichts verändert. Wir glaubten fest daran, dass man mit 12:2 MP sicher den Titel ergattern würde. Also waren wir noch im Geschäft und Felix meldete sich zur Nachmittagsrunde ebenfalls erholt und spielfähig. Also auf ein Neues! Und uns erwartete niemand Geringeres als der amtierende Deutsche U14 Meister von Königsjäger West aus Berlin. Andrés pausierte dieses Mal. Wir erwischten einen guten Start! Jakob, Elias und Huo Da bekamen schnell angenehme Stellungen. Felix, wohl doch noch ein wenig angeschlagen, bekam leider schnell taktische Probleme mit seinem sehr starken Gegner Karim Abed (sollte mit 5 aus 7 abschließen). Dennoch konnten die übrigen drei ihren Vorteil immer weiter vergrößern, so dass wir nach zwei schönen Siegen von Jakob und Elias 2:1 in Führung gehen konnten. Es schien nur eine Frage der Zeit bis Huo Da seine Mehrfigur verwerten sollte, doch ließ er immer mehr Gegenspiel zu, so dass wir und auch Huo Da immer nervöser wurden. Nach 5,5 h Kampf verpasste Huo Das Gegner tatsächlich nochmal die einmalige Remischance, danach sicherte sich Huo Da aber mit einer schönen Schlusskombi doch noch den vollen Punkt zum 3:1 Sieg! Durchatmen! Der Sieg war wichtig für die Psyche und nach einer kurzen Stärkung bei unserem Stammimbiss ging es in die Vorbereitung! Es waren nur noch drei Runden zu gehen, ab jetzt würde jeder Ausrutscher kaum noch zu reparieren sein.

Das Los bescherte uns die Schachfreunde Essen-Katernberg. Wir gingen mit einem DWZ-Schnitt von 140 Punkten mehr als Favorit ins Duell. Aber wir wussten, dass wir niemanden unterschätzen durften. Der Start verlief sehr verheißungsvoll. Jakob und Andrés standen schnell deutlich auf Gewinn, ohne es allerdings schon in Mehrmaterial umgemünzt zu haben. Elias stand im Benoni leicht gedrückt, aber das ist halt so in dieser Eröffnung. Felix dagegen war wieder voll bei Kräften und schien die Eröffnung mehr als sein Gegner verstanden zu haben. Wir standen besser und besser und auch Elias stand nach einem Fehlopfer seines Gegners inzwischen auf Gewinn. Doch war in diesem Kampf unser Zeitmanagement nicht das beste. Nachdem Felix souverän den vollen Punkt eingefahren hatte und ich schon mit einem hohen Sieg rechnete, sollte Jakobs Partie in hochgradiger Zeitnot völlig überraschend zur Niederlage kippen. Andrés gewonnene Stellung wurde auch immer komplizierter und plötzlich musste er mit nur einer Minute einen schwierigen Zug finden, um zu gewinnen. Ansonsten würde er auch die Niederlage einstecken müssen. Leider übersah Andrés in dieser Stellung den Gewinnzug:

Partie Andrés Reyes-Mantilla – Nils Berresheim. Nach 30…Dc7 bleibt Andrés nur ein Zug, um weiterhin auf Gewinn zu stehen. Andrés sah in Zeitnot nichts Besseres als mit 31.Dxb5 die Dame gegen Turm und Springer zu geben und verlor daraufhin. 31.Dc4+!! gewinnt allerdings die Partie! Nach beispielsweise 31..Dxc4 32.Lxc4+, kann schwarz auf c4 den Läufer nicht schlagen wegen 33.Tf8+,Kh7 34.T1-f7+,Kh6 35.Th8#! Aufgrund dessen kann Andrés Material einheimsen und den Sieg für uns nach Hause fahren.

Nach der ausgelassenen Chance, kippte der Kampf fast vollends, da Elias‘ Gegner einen Zug lang auf Gewinn stand. Zum Glück übersah er den Zug, so dass Elias uns wenigstens das 2:2 noch retten konnte. Dieser Punktverlust tat richtig weh. Die Tabelle zeigte folgendes Bild (s.u.). Die Münsteraner waren souverän mit 5 Siegen an der Spitze vor einem Verfolgerfeld bestehend aus vier Teams, die allesamt ganze 3 MP dahinter waren.

Quelle: www.Deutsche-Schachjugend.de

Unser einziger Trumpf war, dass wir gegen Münster noch nicht gespielt hatten, aber wir waren auch noch auf weitere Schützenhilfe angewiesen. Das Los bescherte Münster die Schachfreunde von Essen-Katernberg, die uns gerade so stark geärgert hatten. Wir beschlossen nur auf uns zu schauen. Wir mussten erstmal schnell unsere Wunden lecken, um den Kontakt auf die vorderen Plätze nicht zu verlieren. Denn Runde 6 brachte uns den amtierenden U16 Titelträger, den ESV Gera. Ein sehr schwieriges Duell, gerade nach so einem Rückschlag.

Und es folgte die Reaktion des Turniers. Was die Jungs gegen Gera spielten, war wirklich unglaublich. Nach so einem Tiefschlag überrannten Jakob, Felix, Huo Da und Elias ihre Gegner förmlich. Von den Zahlen her ein ausgeglichener Kampf, aber die Jungs hauten nochmal alles raus, was sie hatten. Ein nie gefährdeter 3,5:0,5 Sieg sprang heraus. Und Münster sollte tatsächlich zeitgleich dem langen Turnier Tribut zollen und kurz mal Schwäche zeigen. Sie holten „nur“ ein 2:2 gegen Essen-Katernberg, die ihrerseits auch ein wirklich starkes Turnier spielten.

Wahnsinn! Irgendwie waren wir noch im Turnier. Alles war nun mega eng, doch sollten wir gegen den bislang souveränen Tabellenführer es selber in der Hand haben, die nötigen MP aufzuholen (siehe Tabelle)!

Quelle: www.Deutsche-Schachjugend.de

Und es ging ein Ruck durchs Team! Zimmer 208 wurde förmlich abgerissen, die Musik laut aufgedreht und lauthals mitgesungen! Wir waren vor der letzten Runde auf Platz drei, hatten das schwerstmögliche Los vor der Brust und unsere Zweitwertung war auch nicht wirklich gut. Egal! Wir alle wussten es in diesem Moment. Nur noch einmal schlafen und wir hätten unser Finale! Wir hatten mit vielen Dingen vorm und während des Turniers zu kämpfen, aber nun würden wir das Match unseres Turniers spielen. Dessen waren wir uns sicher!

Recht nüchtern auf die Ausgangslage geschaut, sah es folgendermaßen aus: Ein direkter Sieg gegen Münster würde zumindest die Silbermedaille bedeuten. Unsere Zweitwertung war ohnehin schon leicht besser und durch einen direkten Sieg wären wir deutlich vorne. Der SV Mattnetz Berlin wäre dann aber auch wieder dick im Geschäft, da sie aktuell die beste Zweitwertung aufwiesen. Da die Zweitwertung allerdings so kalkuliert wird, dass die Mannschaftspunkte der gespielten Gegner mit den gegen diese Mannschaft erzielten Brettpunkten multipliziert werden, war es schwierig genau abzuschätzen welches Ergebnis man denn am Ende brauchen würde. Da wir allerdings mit Münster einen Gegner kriegen sollte, der schon 11 MP aufwies, war es klar, dass wir hier noch einen gehörigen Booster, einem (hohen) Sieg vorausgesetzt, erhalten würden. Fürs Rechnen sollten aber andere ran. Wir wollten so schnell wie möglich den Mannschaftssieg perfekt machen und dann erst auf Brettpunkte gehen. Denn eines sollte nicht vergessen werden, mit Münster hatten wir den bis dato stärksten Gegner des Turniers vor der Brust. Überhaupt einen Sieg zu landen würde schwer genug werden, doch irgendwie zweifelten wir keine Sekunde dran. Am Morgen vor der Runde gab es nochmal eine kurze Ansprache und ich sah in wild entschlossene Gesichter fürs „Wunder von Förde“.

Zurück zur Meisterkonferenz (Finale Runde 7, Dienstag 26.7.22):

12:03Uhr: Der HSK pushed mit der 2:0 Führung im Rücken auf ein hohes Ergebnis. Felix Kort stand mit den schwarzen Steinen lange Zeit stark unter Druck. Kurz vor der Zeitnot kann er allerdings zum Gegenschlag ausholen. Die Stellung ist inzwischen höchst unklar. Huo Da dagegen konnte seinen anfänglichen Vorteil nicht weiter ausbauen. Die Stellung sollte Remis sein, doch spielt er weiterhin voll auf Sieg. Denn ein hoher Sieg ist von Nöten, um Mattnetz Berlin weiter unter Druck zu setzen. Ein 2:2 würde allerdings den SK Münster zum Meister machen!

Zeitgleich steht es 0,5:0,5 beim Parallelkampf. An 1 und 4 haben die Berliner kurz vor der Zeitkontrolle deutlichen Vorteil erlangt. An Brett 2 hat Oliver Röhr von Mattnetz allerdings eine Qualität weniger im Endspiel und versucht die verlorene Stellung noch wenigstens Remis zu halten. Auch wenn die SoBo Wertung noch nicht ganz klar ist, ist schon eines gewiss. Sollte Berlin „nur“ 2,5:1,5 gewinnen, würde dem HSK wohl schon ein 3:1 reichen.

12:12Uhr: Berlin geht 1:5:0,5 in Front! Der HSK muss an Brett 2 doch eine Niederlage hinnehmen. Felix wickelte in hochgradiger Zeitnot unglücklich ab und musste entscheidend Material abgeben. Nur noch 2:1 für den HSK. Aber es bleibt weiterhin alles offen!

12:16Uhr: Die Vorentscheidung? Am zweiten Brett im Berlinkampf fällt im gewonnenen Endspiel tatsächlich die Zeit, obwohl mit 30sec Inkrement gespielt wird. 2,5:0,5 für Berlin bei einem ausstehenden gewonnenen Turmendspiel an Brett 1. zeitgleich kann Huo Da im HSK Kampf eine Figur gewinnen zum faktischen 3:1 Sieg. Damit ist jetzt schon klar, dass der sichergeglaubte Deutsche Meister SK Münster auf Platz 3 zurückfallen wird.

12:22Uhr: Die Mathematiker sind sich einig. Bei einem 3:1 des HSK braucht Mattnetz Berlin mindestens ein 3,5:0,5 für den Titel. Ein 3:1 Sieg würde hauchdünn nicht reichen und der HSK sensationell seine Operation Gold „completen“.

12:30Uhr: Es ist entschieden! Der HSK gewinnt 3:1 und muss sich dennoch mit der Vizemeisterschaft begnügen. Mattnetz Berlin gelingt der benötigte 3,5:05 Sieg zur unfassbar knappen, aber verdienten Meisterschaft! Glückwünsche an Berlin! Aber auch an den SK Münster 32, der 6 Runden lang das Turnier dominierte und sich dennoch mit Bronze aufgrund der schlechteren Zweitwertung begnügen muss.

Der Titel ist entschieden. Mattnetz Berlin, der SK Münster und wir sind zusammen mit 11:3 MP an der Spitze. Die Zweitwertung macht unsere Berliner Freunde sehr knapp vor uns zum Deutschen Meister. Auch wenn das dramatische Ende sehr schmerzhaft im ersten Moment war, so müssen wir den Berlinern, aber auch den wahnsinnig starken Münsteranern zu einem fantastischen Turnier gratulieren. Und die Tabelle lügt nun mal nicht. Wer am Ende oben steht, hat es verdient, egal wie knapp es letztendlich ist.

In ein paar Tagen wird die Enttäuschung weichen und der Stolz überwiegen. Egal wie groß der Rückschlag jedes Mal war, wir haben ihn schnell wegstecken können und uns immer wieder geschworen bis zum Ende alles rauszuhauen. Wir haben immer gesagt, dass das Turnier Dienstagmittag endet, nicht vorher. Dazu passt, dass wir kein einziges Mal Remis geboten haben im gesamten Turnier, geschweige denn ein Angebot angenommen haben. Ein Patt durch die Kamikaze Dame Huo Da’s sowie ein unvermeidbares Dauerschach bei Felix in Runde 6 waren die einzigen halben Punkte, die wir abgeben sollten im gesamten Turnierlauf. Ansonsten hieß es immer „Do or Die“ für unser großes Ziel.

Was können wir nächstes Mal besser machen? Uns bleibt nichts anderes als an unseren Schwächen zu arbeiten und bei der nächsten DVM wieder neu anzugreifen. Speziell in Sachen Schwarz-Repertoire müssen wir uns verbessern. Gerade in den stressigen Doppelrunden ist es schwer alle Lücken im Repertoire zu schließen, welche uns speziell mit den Schwarzen Steinen häufiger unter Druck setzten. Da müsst vor allem Ihr Jungs zuhause dran arbeiten! Aber auch wir als Verein müssen uns fragen, wie wir talentierten Jugendlichen beibringen können, an ihren Eröffnungen selbst zu arbeiten. Mir scheint manchmal, dass dort den Kids die Werkzeuge fehlen. In Gruppentrainings Eröffnungen zu trainieren halte ich dagegen nicht für sinnvoll, da jeder Spieler andere Stellungstypen bevorzugt. Das Thema muss individuell angepackt werden.

Was kommt als Nächstes? Jakob, Andrés und Elias werden versuchen im U20 Kader bei der nächsten DVM dabei zu sein um den dortigen Titel der aktuellen U20 Truppe zu verteidigen. Huo Da und Felix werden nochmal in der U16 angreifen und auf erneute Goldjagd gehen!

Und ich? Tatsächlich meldeten sich die Verantwortlichen von Real Madrid gestern ,um mir den langen Traum von „La Liga“ zu erfüllen. Ich habe aber direkt abgesagt. Ich erinnerte mich wie im Jahr 1996 Christian Zickelbein auf mich als 12jähriger zukam und fragte, ob ich bei der DVM U13 mitspielen möchte. Ich meinte, „klar, könnte ein Spaß werden!“. Bei den ganzen Einzelmeisterschaften oder Open die ich in den letzten 26 Jahren spielen sollte, wurde die DVM schnell zu meinem Jahreshighlight. Nichts machte mir mehr Spaß als mit Freunden zusammen um die Deutsche Meisterschaft zu kämpfen. Und das für meinen Klub, den Hamburger SK. Mal gewannen wir und lachten zusammen, mal verloren wir und weinten zusammen.  Nach all den vielen Jahren bleibt es mir nur, mich bei Christian, dem HSK, alten Mitstreitern und der aktuellen Truppe zu bedanken. War ein verdammt wilder Ritt bis zur letzten Sekunde! Und Männer, vergesst, nicht. Nach der DVM ist vor der DVM! In 4 Monaten geht es schon weiter. Ab Montag beginnt die Vorbereitung😊 Die Operation Gold ist noch nicht vorbei!

Macht es gut,

Euer Olli

 

 

 

    

 

 

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