20.02.2024. Nach unserem Sieg in der ersten Runde hat Jonny Skibb als erster das Wort “(Wieder-) Aufstieg” durch die Feder fließen lassen. Seinerzeit noch mit einem Fragezeichen versehen. Nach dem zweiten souveränen Sieg im zweiten Mannschaftskampf wird das Fragezeichen langsam zu einem Ausrufezeichen. Mit 4:0 Mannschaftspunkten und gut gepolstertem Brettpunkte-Konto fahren wir in der dritten Runde zu den Barmbekern, die ihre bisherigen beiden Mannschaftskämpfe Unentschieden gestaltet haben. Spielort ist das einladende Sozial- und Kulturzentrum Barmbek-Basch.
Horst Feis hat im dritten Ligaspiel das dritte Mal Schwarz. Die ersten beiden Runden hat er mit 1,5 aus 2 gut gepunktet. Auch diesmal soll Adorjans altes Plädoyer für die schwarzen Steine “Black is okay” bestätigt werden. Und Feis kommt an sich auch vernünftig aus der Eröffnung. Beide Kontrahenten haben noch jeweils Dame, beide Türme, zwei Springer und sieben Bauern auf dem Brett. Feis’ Gegner Aslak Stene hat etwas mehr Raum, aber an sich ist noch alles im Lot. Dann sieht Feis eine Möglichkeit, seine Stellung mit einer taktischen Kombination zu verbessern. Ausgangspunkt der angedachten Kombination ist ein gefesselter gegnerischer Bauer und ein Abzug. Sein Gegner findet aber ein taktisches Gegengift in Form eines Zwischenschachs. Feis könnte den Schaden noch begrenzen, aber er wählt eine falsche Figur für den Abtausch und bleibt mit Minusfigur und schwieriger Stellung zurück. Feis’ Gegner drängt weiter mit Dame, Turm, Springer und Bauer gegen Feis’ bröckelnde Stellung. Nach 23 Zügen und weniger als eine Stunde Spielzeit bleibt Feis nur die Aufgabe. 0:1 gegen uns.
Die frühe Niederlage ist kein guter Start für uns, aber Rolf Lohkamp übernimmt die Aufgabe des Tatortreinigers und gleicht mit den weißen Steinen zum 1:1 aus. Nach gut laufender Eröffnung kann er im 13. Zug einen Bauern gewinnen. Lohkamp steht deutlich angenehmer, aber es ist noch nichts entschieden. Kurz darauf verliert seine Gegnerin Soumya Katamani dann aber eine Figur. Damen tauschen sich ab. Lohkamp besetzt mit einem Turm die 7. Reihe, sein Springer dringt in die gegnerische Stellung ein und am Ende wird die schwache Grundreihe seiner Gegnerin zum Verhängnis.
Dieter Wichmann spielt ebenfalls mit den weißen Steinen. Mit dem Londoner System geht es gegen den Barmbeker Marcus Rogge. Recht früh in der Partie bietet Wichmanns Gegner Remis. Wichmann lehnt mit der zutreffenden Bemerkung ab, dass das Brett noch etwas zu voll sei. Später in ausgeglichener aber noch nicht ausgespielter Stellung werden die Schwerter dann doch zu Pflugscharen geschmiedet. In Anbetracht der in der Welt wütenden Konflikte ist ein “Schwerter zu Pflugscharen” vielleicht gar nicht mal die schlechteste Herangehensweise. Aber hier gehts ja nur um unseren Mannschaftskampf; und da steht es nach Wichmanns Remis 1,5 : 1,5.
Unser Linus Advani spielt mit Weiß gegen den sich auf vielen Turnieren tummelnden Dietrich Krüger. Im 17. Zug kann Advani eine Bauerngabel anbringen und einen gegnerischer Springer aufspießen. Mehrfigur und Gewinnstellung. Im 22. Zug gibt er die Figur allerdings wagemutig zurück. Advani erhält für die zurückgegebene Figur einen Bauern, und dem eh schon etwas entblößten gegnerischen König wird weiterer Schutz geraubt. Es kann zum Angriff auf die angeschossene gegnerische Stellung und auf den verletzlichen gegnerischen König angesetzt werden. Advani kommt in der taktischen Stellung besser zurecht, gewinnt weiteres Material und nach 41 Zügen kann er den Sieg einstreichen. 2,5 : 1,5 für uns.
Gerald Deckers spielt mit Schwarz gegen Peter Gerbers. Der geschlossene Sizilianer beginnt ruhig, wird dann aber bissiger. Im 20. Zug verliert Deckers einen Zentrumsbauern. Die Schwerfiguren tauschen sich ab, und Deckers findet sich im Leichtfiguren-Endspiel mit Minusbauern wieder. Wohl noch remisträchtig, aber schön ist das nicht. Ob der gegnerische weiße Mehrbauer auf f6 von Deckers abgepflückt worden wäre, oder ob der Bauer Sargnagel-Qualitäten hätte, erfahren wir am Abend nicht mehr. Deckers Gegner hat wohl besseres zu tun, als sich der langen Endspiel-Kneterei zu widmen und bietet Remis. Deckers nimmt aufgrund der ungünstigeren Stellung an. 3:2 für uns.
Omar el Khyari spielt mit den schwarzen Steinen. Sein Gegner Hans Otto Köhler behandelt die Eröffnung vermutlich nicht optimal. El Khyari kommt geschmeidig aus der Eröffnung und kann bereits im 7. Zug einen gegnerischen Bauern abgreifen. Im weiteren Verlauf tauschen sich drei Leichtfiguren-Paare ab. El Khyari spielt mit verdoppelten Türmen auf der halboffenen c-Linie und kann im 31. Zug den weißen c-Bauern verspeisen. Die Damen kommen vom Brett und im 35. Zug kann el Khyari auch noch die Qualität gewinnen. El Khyari hat einen Freibauern und seine Türme sind aktiv. Seinem Gegner fehlt es an Material und Koordination der Figuren. Weitere weiße Bauern purzeln vom Brett und die weiße Lage ist aussichtslos. Im 59. Zug muss das auch el Khyaris Gegner einsehen. 4:2 für uns.
Jonny Skibb bedient sich mit Weiß mal wieder des Königsindischen Angriffes. Sein Gegner John Anthon bringt einen schwarzen Bauern nach d4 und hat Raumvorteil im Zentrum. Davon unbeeindruckt schickt Skibb seine Bauern am Königsflügel gegen den ebenfalls kurz rochierten gegnerischen König. Skibbs Bauern stehen weit vorgeprescht auf f5, g6 und h4. Schwarze Gegenspielversuche am Damenflügel bleiben fruchtlos. Skibbs Dame und seine Leichtfiguren schalten sich in den Angriff gegen den schwarzen König ein. Schwarz versucht seine Stellung zusammenzukleistern, aber am Königsflügel fehlt es den gegnerischen Figuren an Raum und an Koordination. Skibb kann die g-Linie öffnen und seine Schwerfiguren auf der geöffneten Linie verdoppeln. Wenig später ist die schwarze Stellung nur noch eine Ruine. Skibbs Sieg in der sauber geführten Angriffspartie führt zum mannschaftlichen 5:2.
Ich (Jörg Spreu) spiele die letzte laufende Partie des Abends. Mein Gegner Christian Richter eröffnet mit d4, c4, Sc3. Ich entgegne mit Grünfeld-Indisch. Nach anfänglichen Holprigkeiten schätze ich meine Stellung ab dem 11. Zug als mindestens ausgeglichen ein. Kurz später eine gröbere Ungenauigkeit meines Gegners, die ihm seinen d-Bauern kostet und seiner Stellung eine Unwucht beschert. Die Damen werden getauscht, und ich kann einen zweiten Bauern gewinnen. Die Türme tauschen sich auf der d-Linie und auch die Leichtfiguren verschwinden vom Brett. Bauernendspiel mit 7:5-Bauernmehrheit für mich. So eindeutig zu verwerten sind die Mehrbauern allerdings nicht. Der gegnerische König steht deutlich besser. Es folgt ein langes Manövrieren. Als der gegnerische König auf Kh5 landet, kann ich am entgegengesetzten Damenflügel mit …b5 einen Bauern opfern um einen c-Freibauern zu kreieren. Mein Gegner spielt noch etwas weiter, aber die Messe ist gelesen. Im 47. Zug dann seine Aufgabe. Endstand 6:2 für uns.