Hamburger Schachklub von 1830 e.V.

Königlich in Fantasie und Logik

Offener Spielbetrieb, auch für Gäste: Jeweils Dienstag & Freitag von 18:30 – 22:00 Uhr bieten wir einen offenen Spielabend an! Wir freuen uns über alle Interessierten, die uns kennenlernen möchten. Wir bitten um Anmeldung über schachklub@hsk1830.de.

Klubturnier C1-Gruppe – Bericht von Bendix Perschk

Bericht Hamburger Schachklub – Klubschachturnier 2023 – Gruppe C1

Von Bendix Perschk, am 04. Dezember 2023

Das diesjährige Klubschachturnier 2023 zog sich von Anfang September bis Ende November. Und ich muss wirklich sagen: Es knisterte allzeit vor Spannung in der Luft! Insbesondere für mich, denn ich spielte ab der ersten Partie um den Gruppensieg. Am Ende wurde ich Erster vor Dr. Tonio Barlage und Christian Wolf, gegen die ich jedoch jeweils verloren hatte! Da diese jedoch beide jeweils einmal verloren und dreimal Remis spielten, hatten beide 6,5 Punkte zu verzeichnen, gegen meine 7! Als ein Tag nach meiner letzten Partie ( Schwarzsieg gegen Stefan Haack, in der ich etwas antiklimatisch in 13 Zügen gewann) das Ergebnis veröffentlicht wurde, gratulierte mir Christian sogar auf Whatsapp und zeigte so wahre Größe! Ein feiner Kerl, der den Gesamtsieg auch verdient gehabt hätte! Aber von Anfang an:

1. Runde – Sieg gegen Jascha Köhnen

In der ersten Runde spielt ich mit weiß gegen Jascha Köhnen und wählte 1.d4, um das Turnier erst einmal „anzutesten“ und sturen Eröffnungen wie Französisch oder Caro-Kann aus dem Weg zu gehen. Ich kam gut in die Partie! Aus dem Katalanischen heraus stelle ich meine Dame früh nach a4 mit Schach, um dem rochierten Turm das d1-Feld zu geben. Im 13. Zug hätte ich bereits gewinnen können, in dem ich mit meiner Königin einfach mal auf c4 schlage… Dieser Zug greift Läufer und Springer gleichzeitig an: Zieht der Springer, stellt Schwarz den Läufer ein. Und auf beide verteidigenden Damenzüge …Dd5 oder … Dd4 ist 14. Ta4! nicht zu verteidigen! Eine schöne Idee, die ich mir merken werde… 

Fast Forward:

Mein 36. Zug Le3! Gewann dann die Dame auf der geöffneten H-Linie und somit auch das Endspiel gegen Turm und Läufer mit Leichtigkeit. Wer will, kann nachrechnen:

 

2. Runde – Sieg gegen Julian Wartenberg

Gegen Julian spielt ich etwas glücklich wieder mit weiß und wieder Katalanisch, obwohl ich eigentlich 1.e4 Spieler bin. Julian spielte geduldig, fast abwartend/lauernd und erinnerte mich von der Ausstrahlung an starke Spieler wie Karpov oder Naiditsch. 

Ich schaffte es früh, das Zentrum zu öffnen. Schwarz stand jedoch leicht besser und hatte potenziell Druck auf die Damenseite. Julian spielte strategisch und positionell klar besser.

Ich gewann dennoch nach harten Kämpfern und durch geschickte Verlagerung der Taktiken auf die Königsseite im 46. Zug mit Matt. Zwischendurch stand Schwarz jedoch klar auf Gewinn und ich bin dem Schrecken davongekommen.

3. Runde – Sieg gegen Nils Altenburg

Nils kam etwa eine halbe Stunde zu spät angefahren und spielt auch etwas fahrig. Ich konnte sein Londoner System mit Schwarz gut beherrschen. Jedoch hätte er mit Springer mal Läufer in der folgenden Position deutlich besser stehen können:

Stattdessen zog er Td1??, welches ich mit …La6! parierte! Weiß muss jetzt durch einen Wirbelsturm a.k.a. eine Folge von forcierten Zügen, an deren Ende er jedoch schlechter steht. Um das Matt auf e2 abzuwenden, spielt Weiß nämlich den einzigen Zug c4, doch statt die Damen abzutauschen, ging ich zurück mit der Dame nach d7 und sein Springer stand schlecht… Eben der Springer, der nun kein Läufer auf c8 mehr zu schlagen hatte! Ich gewann komfortabel.

4. Runde – Niederlage gegen Dr. Tonio Barlage

Tonio ist ein freundlicher und sympathischer Gentleman der alten Schule. Entsprechen spielt er – britisch- elegant – gerne die englische Eröffnung mit Weiß.

Nach klareren Überlegungen in der Eröffnung hatte er mit Weiß das Läuferpaar und mehr Spiel:

Nach 18 Zügen stand Weiß dann klar besser und ich konnte keine Burg bauen mit meinen beiden Springern.

Im Endspiel dann die kuriose Situation: Er spielt Lf8?? Und ich musste nur das offensichtliche Th6 spielen, um die Partie zu remisieren. Stattdessen machte ich mit …g5 einen Riesenfehler! Er zog sofort seinen Läufer hinterer, um den g5-Bauern zu erjagen! Abermals hätte Th6 sofort ausgeglichen, aber ich wollte einfach nicht … ? Wer zweimal eine klar verlorene Position ausgleichen kann uns es nicht tut, der verdient es, zu verlieren.

 

5. Runde – Niederlage gegen Christian Wolf

Nachdem ich mit Schwarz gegen Englisch verlor, wollte ich nun selber nach langer Zeit mal wieder Englisch spielen. Schwarz, aus der Sicht von Christian Wolf, zerlegte mich im 15. Zug mit dem präzisen … d4, wonach Weiß, aus dem Turm, nicht viel Sonne sieht:

Glückwunsch an Christian, der zu jeder Phase der Partie klar besser spielte!

6. Sieg gegen Elvin Bachschisade

Elvin hatte ein durchwachsenes Turnier, scorte er doch, bis er mir begegnete, stolze 0 aus 5! 😉

Doch auch gegen mich sollte ihm der erste Punkt verwehrt bleiben.

Elvin als Weißer spielte gegen mich (Sizilianisch) Die Taimanov-Szén-Variante, mit 5. Sb5! Auf diese sollte Schwarz als Faustregel tunlichst nicht mit 5. …a6 antworten, da er auf den schwarzen Feldern noch zu schwach steht.

Stattdessen wählte ich richtigerweise …d6.

Ich stand etwas besser aus der Eröffnung heraus. Doch nachdem ich dann noch einen extrem vergiftet anmutenden Bauern auf b2 schlug, rochierte Elvin sehr keck!

Schwarz sollte den Turm nicht schlagen. Warum nicht, lieber Leser? 😉 Nun, als Hinweis kann Weiß seinen schwarzfeldigen Läufer aktivieren, sodass die schwarze Dame keine Felder mehr hat. Das sollte eigentlich Erklärung genug sei ☺

Ich schlug daher korrekterweise den a-Turm nicht und spielte stattdessen (etwas ungenau) …Se5, stand früh deutlich besser und gewann nach harten Ringen in 50 Zügen!

7. Sieg gegen David Schacht

David schacht! Ich finde, „schacht“ sollte das offizielle Verb für Schach spielen werden 😀

David hatte einen Plus-Score gegen mich, da er zuletzt im Sekt-Oder-Selters-Turnier mein Caro-Kann zersiebt hatte, in der eine Qualität mehr hatte, ich jedoch einen extrem stabilen Springer im Zentrum, den er anno dazumal geschickt umspielte. Naja, wie dem auch sei, ich spielte Italienisch gegen David. Der Jungspund schaffte es zwar mich mit schwarz zu kitzeln, wurde dann jedoch Opfer seiner eigenen Kreativität. Der folgende Turmzug sieht dubios aus:

Weiß schlägt hier einfach den Läufer und dann den Springer. Meine beiden schönen, zentralen Springer, entfachten danach ein wunderschönes Tango gegen ihn, welches mich an meine schönsten Jahre in Argentinien 2012/2013 (Auslandsjahr…) zurückerinnerte.

Ich zog David also die Ohren lang und stand wieder auf 5 von 7! Alles noch drin!

8. Sieg gegen Klaus van Bargen

Gegen Klaus von Bargen bereitete ich eine Falle im Caro-Kann vor: Den Hillbilly-Angriff!

Als Vorbereitung studierte ich intensiv eine Blitzpartie Carlsen vs. Tomashevsky:

https://www.youtube.com/watch?v=ZQpqM7GEFZw&ab_channel=ChessStudio

Der Punkte ist, das Weiß gar nicht auf e4 zurücknimmt, wie es im CK gewöhnlich ist:

Wie man sieht, führt Carlsen hier die Phalanx der Elitespieler an, die diese Variante schon gespielt haben. 

Klaus spielte nun zurecht …e6 (…g6 auch möglich und besser!), um das Matt auf f7 zu verhindern. Weiß will jedoch nicht Matt setzen, sondern nach Dh4 nebst Sc3 den e4 solange angreifen, bis er fällt. Wenn dann Schwarz höchst gier… äh materialistisch vorgeht, und mit …Dd4 versucht, den e4 zu halten, kommt die Bombe Sf3! nach der schwarz den Springer nicht schlagen kann, da seine Dame lateral gefesselt ist. 

Stattdessen stellte Klaus sich „normal“ auf, und schwarz steht dann auch wirklich besser gegen diese exotische Nebenvariante:

Ich gewann ein interessantes Turmendspiel in 51 Zügen. Die Uhr verhalf mir nervlich sehr!

9. Sieg gegen Stephan Haack

Gegen den sehr netten und aggressiv spielenden Stephan gewann ich kurz und schmerzlos. Ich führte die schwarzen Steine in den Krieg gegen eine Mischung aus Aljechin und Wiener Partie von Weiß:

Team Weiß spielte g4 und steht hier besser. Doch Vorsicht! Nach g4 öffnen sich die weißen Felder auf bedrohliche Art und Weise… ein strategischer Alptraum naht. 

Im 13. Zug, der Unglückszahl, zog Weiß hier extrem übermotiviert dem b7 Bauern eins über die Weihnachtsmütze:

Ein Zug, auf den es, lieber Leser, nur eine Antwort gegeben kann.

Und diese muss ich dir, als starken Schachspieler, bestimmt nicht verraten 😉

Abschließend war es ein wunderbares, lehrreiches und cooles Turnier.

I will be back with more reports,

Euer Bendix

P.S.: Bitte vernetzt euch mit mir auf LinkedIn, und schreibt mir dort doch auch, ob euch mein Bericht gefallen hat.

 

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