Luis Engel steht kurz vor seiner finalen GM-Norm! Das ist eigentlich alles, was man über die Vorschlussrunde der Christoph Engelbert Gedenkturniere wissen muss. Nachdem er in der achten Runde Lubomir überzeugend mit den weißen Steinen schlagen konnte, reicht ihm in der finalen Runde ein Remis, um sich die begehrte letzte GM-Norm und damit den GM-Titel zu sichern.
IM-Turnier
Die Partie der beiden Führenden Jens Ove und Matthias endete sehr schnell mit einem Remisschluss. Beide haben bisher ein starkes Turnier gespielt und wollen es anscheinend nicht mit zu viel Risiko gefährden.
Besonders dramatisch ging es in der Partie zwischen Eelke und Zigurds zu. Dazu werfen wir einen Blick auf die Endstellung
Der letzte Zug von Schwarz war e1D?? Zigurds mit den weißen Steinen gab auf. Doch hier hätte der lettische GM einen studienartigen Remisweg gehabt, hätte er nur gesehen, dass nach b8D!! Db1+ Ka6 Dxb8 eine Pattstellung entstanden ist. Ein Beispiel, dass auch sehr starke Spieler nicht vor solchen Fehlern geschützt sind. Stattdessen hätte übrigens e1 mit der Umwandlung in einen Turm für Schwarz gewonnen, da dann der König auf a6 nicht mehr patt ist.
Guilherme bleibt in diesem Turnier weiter glücklos, gegen Hannes hatte er mit den schwarzen Steinen die ganze Zeit eine schlechtere Stellung zu verwalten. Das tat er durchaus zäh und einfallsreich, doch an folgender Stelle verließ ihn die Genauigkeit.
Guilherme spielte Db4 und nach e6 ist die Stellung hoffnungslos. Chancen auf einen Kampf hätte hier noch das Angebot eines Damentauschs mittels Tc4 gegeben.
In der Partie zwischen Martin und Arne wurde folgendes Endspiel diskutiert
Dieses Endspiel sieht aus wie es ist…komplett ausgeglichen. Doch Weiß hat noch einige Ideen, da der Läufer grundsätzlich als stärker gilt, wenn in einem Endspiel Bauern an beiden Flügeln stehen. Andererseits hat Weiß natürlich die schwächere Bauernstellung, das fällt aufgrund des gut platzierten Läufers auf c3, jedoch nicht sonderlich ins Gewicht. Schwarz muss die richtige Aufstellung finden.
Die da aus meiner Sicht wäre, f5 und den König nach e6 stellen. Dann kommt der weiße König nicht mehr in die Stellung und das Remis kann abgemacht werden. Arne entschied sich jedoch für Kf8, kein Fehler, doch wenig später schaffte es der weiße König in die schwarze Stellung und die Partie war praktisch nicht mehr zu halten.
Julian musste gegen Tom eine ziemlich unangenehme Stellung zusammenhalten.
Weiß steht eindeutig besser, doch Julian verteidigte sich hier zäh und aktiv mit Td8! Und konnte den halben Punkt festhalten. Trotzdem bleibt das Gefühl, dass Tom in diesem Turnier einige Punkte mehr hätte haben können. Oder um es mit Matze zu sagen: Wenn du die Stellungen anfängst richtig weiterzuspielen, dann bist du ja richtig stark!
Matze und Jens Ove führen weiter mit 5,5 Punkten, dicht gefolgt von Eelke mit 5 Punkten.
GM-Turnier
Bei Malte und Spartak ist verständlicherweise etwas die Luft raus. Beide hatten kein optimales Turnier und so war die schnelle Punkteteilung keine Überraschung.
Über diese Stellung sagte Lubo im Anschluss seiner Niederlage gegen Luis. „Diese Stellung war so grauenhaft! Ich habe noch versucht mit der langen Rochade, aber es war nichts mehr zu machen.“. Wenn Luis erst mal den Weg zum Sieg spürt, dann lässt er nicht mehr locker! Damit steht der junge Hamburger bei grandiosen sechs Punkten und kann in der letzten Runde mit einem Remis seine finale Norm unter Dach und Fach bringen.
In Felix‘ Partie mit Schwarz gegen Sipke, sah man wo Luis seine Zähigkeit gelernt hatte. Felix geriet früh unter Druck, seine Stellung schwankte lange Zeit zwischen sehr schlecht und verloren. Doch er verteidigte sich sehr stark, was gegen viele Spieler mit Sicherheit zumindest ein Remis gebracht hätte, doch nicht gegen Sipke, der Felix geduldig ausspielte.
Laut oberflächlicher Engineanalyse war es bereits dieser Zeitpunkt, als Felix statt Lg4 das Zentrum direkt mit c6 hätte anknabbern sollen. Mir war die Stellung die ganze Partie über nicht klar, doch die Engine sieht nach Lg4 kaum Land für Schwarz.
Im Duell zwischen Dirk mit Weiß und dem wiedererstarkten Eduardas hatte Dirk eigentlich den schönen Vorteil des Läuferpaars nach der Eröffnung. Doch die Dinge wurden komplizierter, bis sich die Partie in folgender Stellung zuspitzte.
Eduardas fand die starke Fortsetzung Lxg3!! die einen hübschen Angriff und den anschließenden Sieg vorbereitete.
Bei insgesamt 8 gespielten Partien und 7 Remis konnte Georgios bisher keinen Sieg für sich verbuchen. Caissa scheint in diesem Turnier nicht auf seiner Seite. Auch diese Partie, in der er seine Dame opferte, bildete keine Ausnahme
Hier gibt die Engine klaren Vorteil an und solange man nicht matt ist, sollten zwei Leichtfiguren und ein Turm für die Dame mehr als ausreichend sein. Hier könnte Schwarz sich zum Beispiel mit Le8 nach f7 bzw. h5 verbessern und anschließend die Türme auf der e-Linie verdoppeln. Alles leichter gesagt als getan. Auch hier hätte Weiß, also Jari, sicher noch Kampfchancen gehabt, doch es scheint so, dass Georgios auch in dieser Partie einen möglichen Gewinn vergeben hat.
Die Tabelle wird von Luis angeführt, nur dank der besseren Feinwertung vor Sipke. Beide 6 Punkte, dicht gefolgt vom Besieger der beiden Führenden Eduardas, der mit einem letzten Sieg, dank der besseren Feinwertung die Chance auf den ersten Platz und damit auf 750 Euro hat!