Nach im Prinzip zwei Jahren Pause startete die 2. Bundesliga am 05./06. März wieder ihren Spielbetrieb. Für die 2. Mannschaft des Hamburger SK ging es nach Lingen an der Ems unweit der holländischen Grenze. Idylle und Landschaft waren weder Grund noch Ziel, sondern zwei Punkte für den Klassenerhalt. Es sollte besser kommen…
Alle Fotos: Roland Voigt
Das Abenteuer 2. Bundesliga begann eher ungünstig, denn zwei Tage vor der dem ersten Kampf meldete sich IM Merijn van Delft krank. So musste in einer Nacht- und Nebelaktion Ersatz gefunden werden und ewiger Dank geht an Roland Voigt und Eline Roebers, die kurzfristig einsprangen und das 5. Brett für jeweils einen Kampf teilten.
Am Freitag Nachmittag setzten sich sechs Spieler aus Hamburg per Bahn in Bewegung, um spät abends Lingen zu erreichen. Neben den altbewährten Kräften Julian Kramer, Georgios Souleidis (gleichzeitig der Schreiber dieser ehrwürdigen Zeilen), Frank Bracker und Roland Voigt, waren die Youngster und Neuzugänge Tom-Frederic Woelk (hochgelevelt aus der 3. Mannschaft) und der deutsche U16-Meister Jeremy Hommer (richtiger Neuzugang) mit dabei. Unser neues Spitzenbrett, der holländische IM Nico Zwirs, stieß kurz vor Lingen in der Bummelbahn hinter Rheine dazu. Am Samstag wurde die Vereinigung durch das Auftreten von Sarah Papp komplett.
Im ersten Kampf der Saison wartete mit der SG Kirchweyhe das nominell stärkste Team der Liga auf uns. Kirchweyhe, wer kennt die Gemeinde hinter Bremen nicht, besteht im Großteil aus serbischen und kroatischen Großmeistern und könnte damit locker in der 1. Bundesliga spielen. Soweit ich mich erinnere, begann der Kampf mit zwei Remis und einer Niederlage. Nico hielt das Spitzenbrett gegen den kroatischen Großmeister Stevic, während Jeremy mit Schwarz seinen ersten halben Punkt für seinen neuen Verein beisteuerte.
Julian hatte an diesem Tag die schwierigste Aufgabe, denn er spielte mit Schwarz gegen GM Ante Brkic (Elo 2607), den nominell stärksten Spieler von Kirchweyhe. Nach spannender Eröffnung und ausgeglichenem aber komplexen Mittelspiel verrechnete sich unser Gute-Laune-Bär und musste die Segel streichen. Die gute Laune war plötzlich weg, aber dafür kam der Mannschaftsführer (wieder der Schreiber dieser ehrwürdigen Zeilen) als Racheengel daher und besorgte den Ausgleich. Meinen Sieg habe ich ausführlich und genüsslich auf meinem YouTube-Kanal kommentiert.
Beim Stand von 2:2 liefen, völlig überraschend, noch vier Partien und ich traute kaum meinen Augen. War da ein Sieg drin gegen die Goliaths aus dem Balkan? Roland hatte sich zwar veropfert, aber Frank stand in einem Turmendspiel mit 1-2 Mehrbauern glatt auf Sieg. Bei Tom-Frederic war die Sache nicht klar oder die Beleuchtung einfach zu duster, ich konnte nur Chaos erkennen. Und bei Sarah sah es nach dem Vormarsch zweier Freibauern tief in die gegnerische Hälfte vielversprechend aus.
Sinisa Saric (2411) – Sarah Papp (2300)
2. Bundesliga Nord: SG Kirchweyhe-Hamburger SK II
Stellung nach 38…a3:
Schaut euch mal bitte diese prächtigen Bäuerchen auf a3 und b3 an! Weiß schob mit 39.e6 seinen Bauern vor, doch Sarah ließ sich nicht beirren und konterte auf der anderen Seite. 39…a2 40.Lxc4 Txc4 41.d6 Dxe6 42.Tfe1 Dd7 43.Txe8+ Dxe8 44.Le5 Dxe5 Sarah rechnete sehr gut und nahm den Läufer auf e5 einfach weg. 45.d7 Jetzt musste man aber eine Lösung für den weit vorgerückten weißen d-Bauern finden.
Diese lautete effektvoll 45…Td4! Holt sich Weiß eine Dame, schlägt der schwarze Turm die Dame und danach sind die schwarzen Bauern nicht aufzuhalten. Auf 46.Txd4 folgt einfach 46…a1D mit Schach und Schlagen auf d4. Auf 46.Dxd4 folgt natürlich 46…Dxd4 mit Schach und Gewinn. Weiß probierte noch 46.Te1, wonach Schwarz verschiedene Möglichkeiten hat, um den Sack zuzumachen. Sarah wählte. 46…Txd7 47.Txe5 a1D+ 48.Te1 Td1 und Weiß gab auf!
Inzwischen hatte Tom-Frederic seine Partie remisiert und Frank sein besseres Turmendspiel locker verwertet. Damit konnten wir die letztendliche Niederlage von Roland verkraften. Nach dem überraschenden und Endorphin auslösenden 4,5:3,5 gegen den Ligafavoriten mutierte ein spontan aufgesuchter Allerwelts-Imbiss, eher wegen Platzmangel in örtlichen Restaurants, zum Gourmet-Tempel. Coke Zero, Pizza, Döner, frittierte Pommes…DGE, was willst du mehr?
Die Geschichte vom Sonntag ist deutlich schneller erzählt, auch weil der Schreiber dieser (ihr wisst schon) Zeilen langsam müde wird. An Brett 5 folgte mit dem Tausch von Eline für Roland die zu Beginn erwähnte Rochade. Gegen die Gastgeber Lingen gingen wir ähnlich favorisiert ins Rennen wie Kirchweyhe gegen uns, doch zum Glück ereilte uns nicht ein ähnliches Schicksal!
An den hinteren Brettern ließen wir überhaupt nichts anbrennen. Gemäß Überlieferung siegte Eline mit Schwarz ziemlich locker gegen FM Josip Gazic (2149).
Jeremy, Tom-Frederic und Sarah taten es Eline gleich. Nico, Julian, meine Wenigkeit und Frank remisierten ihre Partien, so dass am Ende ein ungefährdeter Pflichtsieg mit 6:2 heraussprang.
Nach diesem tollen Auftakt und einem Blick auf die Tabelle können wir erstmal beruhigt in die Zukunft schauen. Die nächsten Kämpfe finden am 30. April/01. Mai zu Hause gegen die Berliner Teams Rotation Pankow und SF Berlin II statt. Mal schauen, ob wir dann sogar die Tabellenführung übernehmen werden?!