Es gleicht einem Wunder, wie wir den diesjährigen deutschen Meistertitel in der U12 Vereinsmeisterschaft gewinnen konnten. Bei der enttäuschenden NVM, wo das Team mit Bahne Fuhrmann, Arthur Krüger, Zion Malchereck, Bennit Tietz und Luca Brandstrup nur den elften Platz belegte, scheiterten wir deutlich an der Qualifikation für die DVM. Nur dank eines Freiplatzes bekamen wir die Möglichkeit, unser Können bei der deutschen Meisterschaft unter Beweis zu stellen.
Mit einem DWZ Schnitt von 1579 starteten wir als Nummer drei der Setzliste in das Turnier. Gemäß dieser Tatsache und der mageren Ausbeute bei der NVM waren die Erwartungen im HSK mit „Chancen aufs Treppchen“ eher verhalten. Diese Ausgangssituation beflügelte unsere Spieler, da die Favoritenrolle somit eindeutig dem norddeutschen Meister SV Empor Berlin zugesprochen wurde, welcher mit einem DWZ Schnitt von 1731 die Setzliste dominierte.
Die erste Runde stand kurz bevor und eine leichte Anspannung unserer Spieler war zu spüren, da es gegen die Barnimer Schachfreunde ging, gegen die wir ausgerechnet in der letzten Runde der NVM verloren hatten. Die Anspannung verflog schnell, da unser Brett 2 Arthur früh in der Partie eine Dame gewinnen konnte. Auch Luca, Brett 4, nutzte taktische Möglichkeiten zum Sieg. Zion an Brett 3 überspielte seinen Gegner souverän nach früh gewonnenem Mehrbauer. Unser Spitzenbrett Bahne hatte es hingegen deutlich schwerer. Sein Gegner opferte zwischenzeitlich drei Bauern für einen starken Königsangriff. Nach Fehlern von beiden Seiten verteidigte sich Bahne zäh und nutzte die Gunst der Stunde zum Gegenschlag. Am Ende gelang uns damit ein insgesamt sehr souveräner 4:0 Sieg, der unseren Spielern das nötige Selbstvertrauen für die nächsten Wettkämpfe einbrachte.
Luca Alexander Brandstrup (1306) – Maximilian Dominick (1120)
In der zweiten Runde gegen den SV Roter Turm Halle konnten Bahne und Bennit mit Königsangriffen überzeugen. Arthur und Zion hingegen hatten in zwischenzeitlich schlechten Stellungen zu kämpfen. Am Ende retteten sich beide Spieler ins Remis, sodass wir mit dem 3:1 Sieg gut bedient waren.
Mit der dritten Runde gegen die Schachfreunde aus Brackel konnten wir sehr zufrieden sein. Arthur, Zion und Luca spielten insgesamt sehr gute Partien und fuhren schnell drei Punkte ein. Auch Bahne spielte in einer sehr taktischen Stellung eine gute Partie und sorgte mit einem Remis für den 3,5:0,5 Endstand. Nach nur zwei Stunden war dieser Wettkampf vorbei, sodass die Spieler nach der Runde Zeit hatten, sich für die Runde am Nachmittag auszuruhen.
Arthur Krüger (1727) – Samuel Tomasjan (1680)
Nach drei insgesamt sehr souverän gewonnenen Wettkämpfen war es in der vierten Runde so weit. Unser U12 Team hatte sich an Tisch 1 gespielt und durfte nun gegen den favorisierten SV Empor Berlin spielen. Die Anfangsphase brachte das, was wir alle vor der Runde erwarteten: einen harten Kampf. Arthur verrechnete sich früh in der Partie bereits entscheidend, sodass wir die erste Brettniederlage des Turniers hinnehmen mussten. Zion hingegen spielte eine starke Eröffnung und lockte seinen Gegner in einen vermeintlichen Qualitätsgewinn. Sein Gegner hatte diese Rechnung allerdings ohne Zions aktive Figuren gemacht. Mit dem Wiedergewinn der Qualität und einem durchschlagendem Angriff glich Zion den Wettkampf aus, 1:1! Doch sah es weiterhin nicht gut für uns aus. Bahne musste die ganze Partie über eine schlechtere Stellung aushalten und bei Bennit war die Stellung noch sehr zerfahren.
Doch dann sollte es wohl so kommen: An Brett 1 stemmte sich Bahne gegen die druckvolle weiße Stellung. In einem vermeintlich verlorenen Turmendspiel für Bahne willigte der Gegner plötzlich in eine Zugwiederholung ein, 1,5:1,5. Nun hing der Wettkampf an der Partie von Bennit; und diese hatte es in sich! In einer spanischen Struktur spielten beide Seiten auf Sieg. Doch das gegnerische Brett 4 übersah den partieentscheidenden Zug. Bennit behielt die Ruhe und setzte den Gegner in einer sehr stark gesehenen Kombination matt!
Bennit Tietz (1383) – Paul Freude (1385)
Nach dem abendlichen Siegeressen beim weltbekannten Dönermann in Magdeburg spielten wir am dritten Tag zunächst in Runde fünf gegen das Schachzentrum Bemerode. Bahne zögerte nicht lange und ging in guter Stellung mit einem Figurenopfer früh all-in. Dies zahlte sich gegen seinen starken Gegner mit einer DWZ von knapp 2000 nicht aus, sodass wir ein weiteres Mal in Rückstand gerieten. Wie fast immer in diesem Turnier nutzte Zion die geschwächte Königsstellung des Gegners perfekt aus und gewann. Auch Bennit setzte sein taktisches Können wie in der vierten Runde unter Beweis und bestrafte die Unachtsamkeit seines Gegners konsequent. Nach unsauberer Eröffnung spielte sich Arthur zurück in die Partie und sicherte mit einem Remis den Mannschaftssieg, 2,5:1,5.
In der sechsten Runde spielten wir gegen die zweitstärkste Mannschaft der Setzliste, USV TU Dresden. Wie in jeder Runde gingen wir mit der Einstellung in den Wettkampf, gutes Schach spielen zu wollen. Doch was wir vor der Runde noch nicht wussten: Unser Verfolger Empor Berlin spielte nur 2:2, sodass ein Sieg in dieser Runde vorentscheidend zum Meistertitel reichen könnte! Luca griff in der erhofft komplizierten Partie fehl und musste seinem Gegner nach Figurenverlust die Hand reichen. Zion spielte einmal mehr gegen den geschwächten König und mit einem schönen Angriff auf den schwarzen Feldern sorgte er wieder für den Ausgleich. Nachdem die Damen auf Arthurs Brett getauscht waren, spielten beide Parteien noch lange im Endspiel weiter. Allerdings war nicht mehr viel los – sie trennten sich friedlich, 1,5:1,5.
Es lief die wohl wichtigste Partie des gesamten Turniers. Mit einem Sieg von Bahne wären wir deutscher Meister. Die Spannung im Turniersaal war kaum auszuhalten! In einer Maroczy-Struktur spielte Bahne über 60 Züge eine nahezu perfekte großmeisterliche Partie. Während der Gegner mit allen Mitteln verteidigte und in der Partie fünf Mal Remis bot, sperrte Bahne in der Zwischenzeit den gegnerischen Turm ein und spielte somit auf ein Tor. Mit 118 Zügen und fast sechseinhalb Stunden Spielzeit war es die mit Abstand längste Partie dieser Runde in allen Altersklassen U12-U16. Und endlich war es geschafft: Bahne setzte den Gegner mMatt und wir waren bereits eine Runde vor Schluss deutscher Meister!
Bahne Fuhrmann (1778) – Caius Emilian Kempe (1840)
In der siebten und letzten Runde gegen den SC Kreuzberg ging es für uns zwar nicht mehr um viel, allerdings wollten wir das Turnier gut abschließen und den Meistertitel bestenfalls ungeschlagen feiern können. Bahne war nach seiner Partie des Turniers am Vorabend verständlicherweise noch etwas ausgepowert und musste früh eine Niederlage hinnehmen. Luca kämpfte nach Bauernverlust um das Remis. In einem Turmendspiel drei gegen vier Bauern half ihm sein Gegner aus und bot Remis. Unser Topscorer Zion hatte auch in der letzten Partie einen sehr starken Königsangriff und fertigte seinen Gegner in souveräner Manier ab. Mit 6,5 Punkten aus 7 Partien gewann Zion damit hochverdient den Preis für das beste Brett 3 des Turniers! Arthur nahm dem Gegner in der Zwischenzeit reihenweise Bauern weg, kümmerte sich noch ein wenig um seine Königssicherheit und fuhr dann solide den vollen Punkt ein, 2,5:1,5!
Aaron Lieske (1493) – Zion Malchereck (1504)
Die Überraschung in der U12 war perfekt und mit 14:0 Mannschaftspunkten haben sich die Jungs den Titel absolut verdient!
Ich möchte zum Abschluss dieses Berichts die geschlossene Teamleistung und Mentalität hervorheben. Wer deutscher Vereinsmeister werden möchte, muss vor allem viel an seinem schachlichen Können arbeiten und ist am besten damit beraten, regelmäßig im HSK und zu Hause zu trainieren. Nicht zu unterschätzen sind allerdings auch viele weitere weiche Faktoren rund um das Schachspielen: Das Team muss zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen; viel Schlaf ist essenziell für herausragende Leistungen; und zu guter Letzt sollte jeder Spieler zwar Respekt, aber keine Angst vor dem Gegner haben. Einmal mehr hat sich in Magdeburg in allen Altersklassen gezeigt, dass die DWZ schnell zur Nebensache werden kann, wenn die Einstellung in einem Wettkampf nicht stimmt. Ein gesundes Selbstbewusstsein, also jeden Gegner schlagen zu wollen, aber auch in der Favoritenrolle nicht überheblich zu sein, ist elementar für den Erfolg bei Jugendturnieren. Ein großes Lob geht an jeden Spieler unserer U12-Mannschaft, die alle das Beste aus sich herausgeholt haben, um deutscher Vereinsmeister zu werden!