Hamburger Schachklub von 1830 e.V.

Königlich in Fantasie und Logik

Offener Spielbetrieb, auch für Gäste: Jeweils Dienstag & Freitag von 18:30 – 22:00 Uhr bieten wir einen offenen Spielabend an! Wir freuen uns über alle Interessierten, die uns kennenlernen möchten. Wir bitten um Anmeldung über schachklub@hsk1830.de.

HMM 2024 (Bezirksliga D, 9. Runde): HSK 16 gegen Barmbek 3, nach auweia (in Runde 8) nun juchheirassa !

Und wie in jeder Runde hat unser Mannschaftsfreund Andreas Schild, Mitglied dieser Mannschaft seit der ersten Stunde, einen wundervollen Bericht erstellt. Für den unermüdlichen Einsatz am Brett und am Schreibtisch möchte ich mich herzlich bedanken und freue mich schon auf das nächste Jahr.  Ich danke der ganzen Mannschaft für eine tolle Saison und freue mich auf eine schöne Feier zum Saisonausklang. 

Und nun viel Spaß bei der Lektüre, Euer Nico Müller

Im Vorfeld des letzten Mannschaftswettkampfes sah es für HSK 16 zunächst nicht berauschend aus. Von 11 Mannschaftsmitgliedern hatten nur drei fest für den letzten Termin zugesagt und zwei weitere hätten auch gerne verzichtet, sich dann aber wegen der prekären Situation doch zum Einsatz bereit erklärt. Das war auch bitter nötig, denn mit Barmbek 3 kam ein nominell sehr stark besetzter Kader zu uns ins Schachzentrum, der die vergangenen Runden fast immer mit acht Spielern aus der Mannschaft ausgekommen war. Zudem sind in der Vergangenheit immer starke Vertretungen angereist, wenn es gegen den HSK ging. Im „worst case“-Szenario wäre es dann zu folgenden DWZ-Paarungen gekommen:

1960 : 2033, 1768 : 1781, 1608 : 1834, 1604 : 1751, 1560 : 1754, 1525 : 1641, 1433 : 1771, 927 : 1704 unsere drei letzten Spieler sind Ersatzspieler (Artur Lerm, Oliver Reiner ein zweites Mal nach der ersten Runde und Colin Hildebrandt von unserer Reserveliste). Im späteren Verlauf stellte sich heraus, dass das ein wahrlicher Glücksgriff unseres Mannschaftsführers, Nico Müller, war.

Mir schwante schon, dass ich ein weiteres Mal den Ausruf „auweia“ in meinem Bericht werde nutzen müssen.

Doch es kam ganz anders! Schon bei Vorlage der gegnerischen Mannschaftskarte heiterten sich meine Gesichtszüge auf, denn auch Barmbek 3 war mit „gerupfter“ Mannschaft angereist und so ergab sich dann folgende DWZ Konstellation:

1960 : 1834, 1768 : 1754, 1608 : 1641, 1604 : 1704, 1560 : 1633, 1525 : 1254, 1433 : 920, 927 : 1484, also 4 : 4 von der theoretischen Leistungsstärke her.

Der Ablauf der Partien verlief wie folgt: zuerst beendeten alle HSK-Weißspieler ihre Partien, dann folgten die Schwarzspieler. Oliver Reiner machte den erfolgreichen „Sack des HSK 16“ als letzter Spieler zu. Als Ersatzspieler in Runde 1 hatte er schon sehr lange für uns gekämpft.

Den Anfang mit einer Partiebeendigung machte überraschend Colin als jüngster HSK 16 Spieler, der seinen um 500 DWZ Punkte stärkeren Gegner in einer „Blitzpartie“ in 17 Zügen elegant Matt setzte und im Nachgang von seinem in Urlaub weilenden Vater Alexander ein „Sonderlob“ erhielt: „der arme Gegner!“ Bereits im fünften Zug (!) hatte sich Colin einen positionellen Vorteil erarbeitet und den im 14. Zug trotz eines Bauern weniger an Material auf „uneinholbare“ 18 Punkte ausgebaut, den der Gegner im 15. Zug auf ein zweizügiges Matt für Colin ausbaute. Colin sah dieses Matt und gewann durch ein „Lehrbuch-Matt“ die Partie, bravo!

15. … c6?? 16. Da8+ Kc7 17. Dd8#

Dann folgte der schnelle zweite Streich durch unseren ersten Ersatzspieler, Artur Lerm. Auch hier reichten 20 Züge, um den Gegner zum Aufgeben zu bewegen. In einem Ponziani Gambit, dass ich selbst von meinem Gegner in der vergangenen Runde serviert bekommen hatte, erlangte Artur früh einen Figurengewinn. Durch Abtausch mehrerer Figuren, u.a. Dame und Turm vereinfachte Artur das Spiel, so dass sich die Mehrfigur im beginnenden Endspiel ausgezahlt hätte. Doch bevor es dazu kam, gab sein Gegner die Partie auf.
Der entscheidende Fehlzug des Gegners:

7. … Se4? (Sg4!) 8. Dd5! 0-0 9. Dxe4

Den ersten halben Punkt steuerte Mark Bölke bei, der sich ebenfalls nach wenigen Zügen (17) auf Remis einigte. Die Partie war in dieser Zeit auch immer ausgeglichen verlaufen, so dass dies für Mark und HSK 16 gegen den gegnerischen Mannschaftsführer, mit 100 DWZ Punkten stärker, ein guter Beitrag zum späteren Gesamtergebnis war.

Nach 17. … Dd5 kommt es sicherlich zum Damentausch und dann zu einem mühsamen Endspiel, dass wohl beide vermeiden wollten.

Nun folgte Sebastian Weihrauch als letzter Weißspieler in einer sizilianischen Partie mit einem weiteren Gewinnbeitrag. Bis zum 17. Zug verlief die Partie durchaus ausgeglichen, doch dann verbesserte sich Sebastian kontinuierlich von Zug zu Zug und erreichte mit dem 31. Zug eine dominante Stellung, die zwei Züge später zum Figurengewinn geführt hätte. Dass sahen wohl beide Spieler und der Barmbeker Spieler gab daraufhin die Partie auf.

Der 31. Zug Sc4 führt nach Dc3 mit anschließendem Damentausch zum Gewinn des Läufers f5.

Jetzt waren die HSK-Schwarz-Spieler an der Reihe. Doch bis zu deren Ende dauerte es nun noch eine Weile. Die Partien wurden im Viertelstundentakt nach 21 Uhr beendet.

Ich machte den Anfang der Schwarzspieler mit einem Remis, der dann auch zugleich mindestens das Mannschaftsremis absicherte. Wir führten danach mit 4 : 1 und an den letzten drei Brettern sah es noch durchaus erfolgversprechend aus, so dass wir schon vom Mannschaftserfolg träumen konnten. Damit würden wir auch Barmbek in der Endtabelle überholen.

Meine Partie verlief überwiegend ausgeglichen, bis mir im 34. Zug ein schwacher Zug unterlief, den mein Gegner zum Glück erst im Nachhinein erkannte, aber eben nicht mehr rechtzeitig in der Partie:

34. … Se7? 35. Ld4 Sc6 36. Lc5? (besser Lxe5 mit nachfolgendem T3e3! Und damit Bauerngewinn)

Danach lief die Partie noch drei Züge mit meiner Absicht zur Zugwiederholung, auf die mein Gegner mit dem Remis-Angebot reagierte, was ich annahm.

In der nachfolgenden Viertelstunde kam dann die „Sternstunde“ von Arne Alpers. Beide Spieler hatten in einem Damenbauernspiel bis zum 29. Zug die Springer, einen Läufer und die Dame getauscht und dabei die Bauern in Kettenformation auf dem Brett aufgebaut, die den verbliebenen Türmen wenig Platz zum agieren ließ. Einzig die beiden gleichfarbigen Läufer hatten etwas mehr Bewegungsraum, wobei Arnes Läufer die aktivere Stellung einnahm. Nach längerer Überlegung kam Arnes Entscheidung im Randbereich der a-Linie: „Einfach Läufer reingeopfert, weil mir langweilig war und gewonnen!“ Sebastians Kommentar dazu: „Unglaublich, das war doch totremis, oder nicht? Glückwunsch!“ Antwort: „Ja, einfach Läufer gegen zwei Bauern gegeben.“

Die entscheidende Linienöffnung:

29. … Lxa3 30. Bxa3 Txa3

Danach begann der Kampf auf dem Brett auf den offenen Linien a und b, wobei Arne die a-Linie freigab, um den c-Bauern zu gewinnen und zuließ, dass der Gegner über a7 nun auf der Königsflügelseite den f7-Bauern eroberte. Jetzt entschied die Frage, wer mit seiner Taktik schneller zum Ziel kommt: Schwarz mit seinen nun beiden Freibauern c und b oder Weiß mit seinem Freibauern auf der e-Linie, die Arne für sein „Bauernstreben“ auf die weiße Grundlinie auch freigeben (schlagen des Bauern e6 durch Weiß) musste. Letztlich gewann Arne den Wettlauf:

Die letzten vier Züge: 43. Kb1 c3 44. Txb6+ Kxb6 45. e6 c2+ 46. Kxc2 b1D+ Weiß gibt auf.

Damit war der Wettkampf gewonnen. An zwei Brettern wurde aber noch um das Endresultat gekämpft.

Annica hatte in einer Königsbauerneröffnung im 20. Zug einen Bauern verloren und kämpfte gegen einen knapp 100 DWZ-Punkte stärkeren Gegner nun um das Remis. Annicas erstes Remis-Angebot hatte der Gegner im 25. Zug wegen des Mehrbauern abgelehnt und seinen Vorteil in den nachfolgenden Zügen auf fast 10 Punkte Stellungsbewertung ausgebaut. Doch mit einem einzigen Zug war der große Vorsprung vertan, obwohl für den schnellen Betrachter der Zug mit Königsangriff gar nicht so schlecht aussah. Danach wollte der Gegner die Dame abtauschen, was Annica umging und dabei die wichtige Diagonale h8 – a1 mit ihrer Dame belegte. Annica hatte bei ihren Verteidigungsanstrengungen viel Zeit verbraucht und war vom Zeitkonto her deutlich in Rückstand geraten. Doch durch die Diagonalen-Beherrschung kam nun der Gegner erheblich ins Grübeln und verbrauchte fast seinen gesamten Zeitvorsprung, bis er dann im 37. Zug bei tatsächlich von Annica erreichter Remis-Stellung selbst das Remis anbot. Ein wirklich gut und zäh erkämpftes Remis für Annica gegen einen starken Gegner!

Die Endstellung:

Nun war nur noch Oliver Reiner gegen einen „altbekannten Schach-Enthusiasten“, Dietrich Krüger, am Spielen. Oliver hat gut 400 DWZ-Punkte mehr als Dietrich. Dennoch gelang es Dietrich in der Eröffnung bis ins Mittelspiel fast 3 Wertungspunkte besser zu stehen mit einem Mehrbauern. Doch im 37. Zug vermasselte Dietrich seinen Vorsprung und Oliver konnte ausgleichen. Von nun an lief es für Oliver besser. Er baute nun selbst einen Vorsprung kontinuierlich aus, tauschte die letzte verbliebene Schwerfigur (Turm) ab und schickte seinem Freibauern nun zur Damenumwandlung. Oliver machte sich dann das „einfache“ Leben selbst schwerer als es war. Er überlegte immer wieder, wie er Dietrichs „Störfeuer“ abwenden konnte, was eigentlich nicht mehr nötig war, denn der Freibauer war nicht mehr einzuholen.

38. Kf5 Lg7? (einfacher wäre der Vormarsch des Bauern gewesen: … c3! und der Bauer kommt zur Damenumwandlung. Im 45. Zug war die Partie dann endgültig für Oliver entschieden).

Wir hatten ein zuvor von mir nicht für möglich gehaltenes 6,5 : 1,5 Endergebnis erreicht. Die Euphorie auf den Zuschauerbänken in der Ferne war entsprechend:

Sebastian Weihrauch: „Strenger Vortrag!“
Alexander Hildebrandt: „Mega Leistung!“
Frederick Fuhrmann: „Glückwunsch!“
Knut Siekmann: „Superklasse – ein großartiges Team!“
Nico Müller: „Wahnsinn, super!“

Nach dem Wettkampf haben wir den 4. Tabellenplatz erreicht, der aber vermutlich noch durch Bergstedt bei deren ausstehendem Wettkampf gegen den Tabellenletzten zurückerobert werden wird.
Bei aller Euphorie über den in unserer neuen Klasse (Bezirksliga) erreichten Platz schwingt doch ein bisschen Wehmut mit, denn Arne Alpers hat mir angekündigt, dass er wohl im nächsten Jahr in einer höheren Mannschaft mitspielen wird. Mit seinen 6,5 Punkten hat er maßgeblich zum Erfolg von HSK 16 beigetragen und nun fast 2.000 DWZ-Punkte erreicht. Ihm sei sein „Aufstieg“ von Herzen gegönnt. Zugleich ist es für unseren Mannschaftsführer eine schwierige Aufgabe, einen adäquaten Ersatz für die nächste HMM zu gewinnen, denn ohne ein starkes Spitzenbrett sieht die Welt doch etwas „schwärzer“ aus. Aber wer möchte nicht doch in so einem begeisternden Team mitspielen?

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