Hamburger Schachklub von 1830 e.V.

Königlich in Fantasie und Logik

Offener Spielbetrieb, auch für Gäste: Jeweils Dienstag & Freitag von 18:30 – 22:00 Uhr bieten wir einen offenen Spielabend an! Wir freuen uns über alle Interessierten, die uns kennenlernen möchten. Wir bitten um Anmeldung über schachklub@hsk1830.de.

HMM 2025 (Bezirksliga D, HSK 16) – 1.Runde: „same procedure as last year“

Wie im vergangenen Jahr trafen wir in der ersten Runde auf HSK 17, wiederum als Heimmannschaft und beide Mannschaften verstärkten sich erneut am Brett 8 durch einen Ersatzspieler. Damit war es aber auch mit der Übereinstimmung zum Vorjahr vorbei, auch wenn sich beide Mannschaften im Wesentlichen aus den Spielern des Vorjahres zusammensetzen. Der kleine, aber feine Unterschied war in der Mannschaftsmeldung, dass wir unseren konstant erfolgreichen Spitzenspieler, Arne Alpers, an eine Stadtligamannschaft verloren haben und HSK 17 sich durch einen starken Spieler, Philipp Cramer, an Brett 2 verstärken konnte. Auch wenn wir eine starke Mitspielerin, Bettina Meyer, für Brett 1 bekommen haben, so machte dies in diesem Wettkampf noch nichts aus, da sie verhindert war und zugleich auch unser Brett 3, Sebastian Weihrauch, krankheitsbedingt ausfiel. Also rutschen wir alle im Brett nach oben, was in der etwa gleichen Spielstärke beider Mannschaften schon auf den Ausgang des Wettkampfes entscheidend sein konnte. Der größte Unterschied zum Vorjahr, in dem alle Partien lange und zäh ausgekämpft wurden, war aber, dass in diesem Jahr vier Partien durch Black-Outs entschieden wurden, so viele, wie ich aus keinem der 8 Vorjahres-Wettkämpfe erinnere.

Den Anfang machte die Partie Knut Sieckmann gegen Thomas Woisin an Brett 4. In einer spanischen Partie (Abtauschvariante) verlief die Eröffnung ausgeglichen. Schwarz machte im 8. Zug eine lange Rochade, auf die Weiß nun seinen Angriff konzentrierte.

Bis zum 19. Zug verlief die Partie „fast immer“ ausgeglichen. Dann drohte in nachfolgender Stellung 19. Td1 Weiß Matt auf der Grundlinie zu setzen.

Schwarz antwortete mit  19. … De6?? was nach 20. Td8 zum Dameverlust für Schwarz führt und Schwarz gab die Partie verloren.

Bei der Nachanalyse der Partie ergab sich nach dem 15. Zug von Schwarz für Weiß eine Interessante Angriffsvariante, die leider übersehen wurde und mich daher zur Beurteilung der Eröffnung mit „fast immer“ ausgeglichen veranlasste.

Nach 15. … Lxe3 wählte Weiß den „einfachen“ Zug 16. gxf3, dabei hätte das Ignorieren des schwarzen Läufers sehr gut gekontert werden können mit 16. Tfb1! Dc3 17. Dc5 Dd4 18. Dxc6 Kc8 19. Dxb7 Kd7 20. Sb6+ usw.

Letztlich führt es bei genauer Spielweise zu einer Mehrfigur und drei weiteren Bauerngewinnen. Weiß wäre also nicht auf den Black-Out angewiesen gewesen.

Als Zweite beendeten ihre Partie die beiden Ersatzspieler, Oliver Reiner – Reinhard Ahrens,  an Brett 8. Sie kommen aus der gleichen Mannschaft, HSK 22, und sitzen dort sogar nebeneinander. Verständlich, dass sich beide bei allem Einsatz nicht weh tun wollten und sich kurz vor dem 30. Zug friedlich durch Zugwiederholung auf Remis einigten. Dabei hatte Reinhard sich bis zum 23. Zug einen leichten Vorsprung in der Partie durch einen Mehrbauern – zugleich ein kommender Rand-Freibauer – herausgearbeitet. Doch die Umsetzung dieses Vorteils in eine gewinnbringende Stellung hätte wohl noch gut 20 Züge gebraucht, wie meine Nachanalyse ergab.

Schwarz am Zug  23. Txh4 und gewinnt einen Bauern.

Dann ging es weiter mit den Black-Out-Partien. Ich musste wegen unser fehlenden Spitzenbretter gegen Manfred Stejskal an Brett 3 ran. Bei der Begrüßung stellten wir beide fest, dass wir bei Manfreds bald 30jähriger Mitgliedschaft und meiner in diesem Jahr wohl erreichenden 60jährigen Mitgliedschaft noch nie in einer Wettkampfpartie aufeinandergetroffen sind. Manfred begann mit einer Schottischen Eröffnung, die mir durchaus vertraut war. Im 12. Zug zog Manfred h3, was mich zu einer längeren Analysephase veranlasste mit der Fragestellung: „Kann ich mit dem Läufer auf h3 schlagen und so den Weißen König seines Bauernschutzes entblößen?“ Nach langer Überlegung, deren Zeit mir später zum Partieende fehlte, entschied ich mich für „Nein“. Hätte ich die richtige Zugreihenfolge gefunden, dann wäre es doch mit Partie-Remis gegangen, so aber entschied ich mich für das Schlagen des auf b3 zurückgezogenen Läufers.

12. … Lxh3 13. gxh3? S7g6! 14. Sd2 Sf4 15. Sf3 Sxf3+ 16. Kh2 Dh6 usw.

Danach kam ich stellungsmäßig unter Druck, konnte mich jedoch daraus durch Figurentausch befreien und erreichte eine ausgeglichene Stellung und auch meinen 40. Zug vor der ersten Zeitkontrolle. Manfred hatte inzwischen fast eine Stunde mehr auf der Uhr als ich. Also beschloss ich, die nächsten Züge schneller anzugehen – sehr zu meinem Verhängnis!

Also Angriff, ohne zu lange nachzudenken: 41. … Td4??

Kaum hatte ich die Figur gesetzt, als es mir durch den Kopf schoss: „Du hast Sg4+ übersehen.“  Nur Manfred nicht! Ich zog zwar ebenso schnell dann 42.  …  Kf6 um Kf8 oder Kg8 zu umgehen, was nach Te8+ zur Springergabel führt. Doch damit fällt statt meines Turmes nun der Springer auf c6. Ich gab die Partie auf.

Damit war der erste Black-Out von Thomas ausgeglichen.

Jetzt kam wieder eine normal beendete Partie: Remis durch Vereinbarung an Brett 7.

So wie wir es aus dem Vorjahr von Frederik Fuhrmann kennen, spielte er eine sichere Schwarz-Partie, du nur einmal in eine ungünstige Stellung kam, die sein Gegner, David Otero Dominguez, aber nicht ausnutze.

18. Dg5? (Sxe7! wäre möglich gewesen, da bei Schlagen mit der Dame eine Bauerngabel folgt. Nach dem Bauerngewinn wäre aber der Ausbau des Vorteils sehr mühsam gewesen).

Nun wiederum eine weitere Black-Out-Partie – immer schön im Wechsel mit den „normalen“ Partien:

Brett 2: Alexander Hildebrandt – Philipp Cramer, der wohl das erste Mal auf seine Mannschaftskameraden stieß und sich erst einmal zu seinem Platz durchfragen musste. Dass er aber eine Verstärkung für seine Mannschaft ist, bewies er eindrucksvoll. Hilfestellung gab ihm dabei etwas Alexander, in seiner manchmal unorthodoxen Spielweise. Im Sizilianer (2. Zug c3) unterlief ihm bereits im 6. Zug eine Ungenauigkeit, an der er bis zur Aufgabe im 36. Zug immer knabberte. Andererseits nutzte Philipp seine Chance und fesselte Alexander immer an der Verteidigung seiner schlechter werdenden Stellung.

6. Sb4! von nun an wird das Feld d3 zentrales Angriffs- und Einengungsfeld von Schwarz. Da auch noch der Bauer b2 im weiteren Partieverlauf fällt, ist sowohl d2 und a3 von der schwarzen Turmphalanx auf der d-Linie angegriffen. Die Stellung vor dem Partieende, Weiß am Zug:

36. Kd1?? Txe3! Partie-Aufgabe.

Und nun wieder eine „ordentliche“ Partie mit einem herausgespielten Figurengewinn und einer klugen Wanderung des Königs auf die nicht mehr zu deckenden Bauern des Gegners:  Nico Müller – Gunnar Klingenhof (Spanische Partie).

Nico hatte den Springer-g5-Angriff auf seine f3-Dame mit Dg3 abgewehrt und Gunnar zog die Dame nach 14. … Df6? Damit verließ er den möglichen Schutz seines Sc6, was Nico auch ausnutzte 15. Ld5 und wunderte sich, warum er den Springer nicht zumindest mit einen Qualitätstausch rettete 15. … a5? (Se7 hätte „nur“ zum Qualitätsverlust geführt). Dieser Figurengewinn blieb über das Spiel erhalten und nach Figurentausch ergab sich kurz vor dem 40. Zug nachfolgende Stellung:

Jetzt bot Nico den Turmtausch 40. Tf7 an, den Gunnar auch annahm. Von nun an machte sich der weiße König auf seinen Weg über d2, c3, c4, d5 zum Bauern d6, der nicht mehr zu verteidigen war und Gunnar gab im 52. Zug die Partie auf.

Und was folgt nun?  Wieder eine Black-Out-Partie! Allerdings nicht von unserem Spieler, Mark Bölke (Schwarz), sondern vom Gegner Manfred Mumme (Weiß). Manfred hatte sich nach zunächst ausgeglichener Eröffnung bei seinen letzten beiden Zügen vor dem 17. Zug einen leichten Vorteil verschafft, den Mark mit einem „unglücklichen“ Zug in einen großen Vorteil wandelte:

17. … Tg8?? (18. Lh6 führt zum Matt oder Dameverlust und damit sicherlich zum Ende der Partie. Diese Möglichkeit übersah Manfred und gab Mark noch einmal eine Überlebenschance)

Bis zum 24. Zug blieb Manfred dennoch in leichtem Vorteil, als Mark wiederum einen „unglücklichen“ Zug machte:

24. … Sd6? 25. Tg1 Kf8 26. Lh6+! Marks Kommentar: „Ich bin klinisch tot“. Doch „Schach-Tot“ ist man erst, wenn der Gegner es auch sieht. Und auch dieses Mal gab Manfred Mark eine weitere Überlebenschance, die sich bis zum 36. Zug sogar noch in einen leichten Vorteil für Mark wandelte. Im 55. Zug konnte Mark nun sogar selbst zum Gewinn aufspielen. Doch so viel Glück wäre des Guten wohl zu viel gewesen und so einigten sich beide nach einer langen Partie im 66. Zug auf Remis.

Jetzt lief nur noch eine Partie am Spitzenbrett zwischen Gregor Kock und Philipp Müller. Und diese Partie stach wirklich durch zähes Ringen um leichte Vorteile heraus. In einer B08-Eröffnung (seltene halboffene Spiele) ging es bis zur ersten 40iger Zugkontrolle leicht und stetig für Gregor aufwärts. Im 41. Zug hatte dann Weiß einen Bauern gewonnen, wobei sämtliche Schwerfiguren und jeweils ein Springer und ein Läufer getauscht waren. Es ging also in ein Bauernendspiel mit jeweils einem Läufer und Springer.

Nach weiteren 30 Zügen waren die Springer getauscht und die Bauernzahl reduziert.

Nun kam der entscheidende Schritt von Weiß: 70. b4 cxb4 71. Lxb4 Kxg5 72. Lc5 Kf4 73. Lxd4 Ld7 74. c5 Lb8 75. Lg1 Lc7 (dieser Black-Out macht auch nichts mehr schlechter, die Partie nun aber kürzer) 76. Lh2+ 1 – 0

Fazit des Wettkampfes: HSK 17 hat nach der Niederlage im Vorjahr in diesem Jahr verdient mit 4,5 : 3,5 gewonnen. Für beide Mannschaften gilt aber zunächst, weitere Punkte zu sammeln, um dem Abstieg aus der Bezirksliga D zu entkommen. Von Aufstieg brauchen wir, HSK 16, wohl nicht zu träumen.

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